Vorsicht vor dem Billig-Urlaub: Ihre alten Social-Media-Posts könnten Sie in der Türkei teuer zu stehen kommen

All-Inclusive Türkeiurlaub: Wie Erdogan-Kritik Sie ins Gefängnis bringen kann

von Gregor Leip (Kommentare: 7)

Metabeschreibung© Quelle: Pixabay/akitada31, mansurtlyakov1, Montage: Wallasch

Die Türkei lockt mit Sonne, Strand und niedrigen Preisen – doch für deutsche Urlauber kann der Trip schnell zur Falle werden. Kritische Kommentare über Erdogan oder den türkischen Staat, selbst Jahre alt, können zu Festnahmen und Haft führen. Hunderte Deutsche sitzen bereits in türkischen Zellen. Wagen Sie den Urlaub trotzdem? Viel Glück!

Von Gregor Leip

Haben Sie diesen Sommer, auch aus Kostengründen, das Billigreiseland Türkei als Urlaubsland ausgewählt? Dann gehen Sie noch einmal in sich und überlegen, was Sie in den letzten Jahren in den sozialen Netzwerken geäußert haben!

Haben Sie möglicherweise sogar die eine oder andere Aussage des türkischen Präsidenten oder Handlungen des türkischen Staates kommentiert? Etwa zu den Besuchen der Hamas-Vertreter bei Erdogan? Oder zum Umgang mit Oppositionellen in der Türkei?

Im KI-Zeitalter ist es ein Leichtes für die türkische Staatsführung, all diese Äußerungen über Stichworte herauszufiltern. Aktuell berichtet Focus, dass die türkische Polizei vier Karikaturisten wegen einer umstrittenen Zeichnung festgenommen hat, die als Beleidigung des Propheten Mohammed angesehen wird.

Wegen der Karikaturen kam es zu Massenprotesten in Istanbul. Aber nicht wegen der Festnahmen der Urheber, sondern Hunderte Demonstranten versammelten sich auf Istanbuls zentral gelegener Istiklal-Straße, riefen „Allah ist groß“ und forderten die Einführung der Scharia.Die türkischen Sicherheitskräfte stellten sich so dar:

„Die Polizei veröffentlichte Aufnahmen von barfüßigen, gefesselten Karikaturisten und betonte: ‚Ihr entkommt weder unseren Sicherheitskräften noch der Justiz.‘“

Das Ganze erinnert an die dänischen Karikaturen vor zwanzig Jahren. Daraufhin kam es weltweit zu Protesten muslimischer Organisationen, vom Boykott dänischer Produkte bis hin zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, bei denen mehr als hundert Menschen starben.

Das Auswärtige Amt in Deutschland gibt regelmäßig Reisewarnungen für Länder heraus und warnt vor Reisen in die Türkei:

„Es gibt weiterhin Fälle, in denen deutsche Staatsangehörige willkürlich festgenommen, mit einer Ausreisesperre belegt oder an der Einreise in die Türkei gehindert werden. Auch Personen, die in der Vergangenheit ohne Probleme ein- und ausreisen konnten, können bei einem erneuten Aufenthalt aufgrund zeitlich weit zurückliegender oder neuer Tatvorwürfe festgenommen werden.“

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Die Berliner Morgenpost titelte zu Türkei-Urlauben schon 2023:

„Touristen sollten jedoch einige Dinge beachten. Andernfalls drohen harte Strafen.“Ein deutscher Zahnarzt wurde mit folgendem Vorwurf konfrontiert: B. habe Präsident Recep Tayyip Erdogan und das Türkentum beleidigt. Statt in seinem Feriendomizil landete der Zahnarzt in einer türkischen Gefängniszelle. Nach einem Monat Untersuchungshaft kam der Deutsche vor Gericht und wurde verurteilt – zu elf Monaten und 20 Tagen Haft wegen Präsidentenbeleidigung und zu weiteren fünf Monaten Gefängnis wegen Volksverhetzung. Dank seines türkischen Anwalts kam B. mit einer Bewährungsstrafe davon und durfte nach Deutschland zurückkehren."

Derzeit sitzen etwa hundert Deutsche in türkischen Gefängnissen oder sind mit einer Ausreisesperre belegt. Auch Teilnahmen an Demonstrationen scheinen auszureichen, um in die Fänge der türkischen Justiz zu geraten.

Es gilt also auch 2025 für deutsche Urlauber, Obacht zu geben. Die türkischen Gesetze entsprechen nicht den demokratischen Gepflogenheiten Deutschlands und allen anderen EU-Staaten. Wer in den Türkei-Urlaub fährt, unterwirft sich freiwillig den türkischen Gesetzesauslegungen.

Und das beinhaltet nicht nur das Verhalten während der Urlaubszeit. Es besteht die Gefahr, dass auch Aussagen und Kommentare des Urlaubers über Jahre zurück zum Verhängnis geraten könnten.

Mit diesem Artikel setze ich mich als Autor selbst auf die Liste derer, die nicht mehr in der Türkei urlauben würden aus Sorge um mögliche Repressalien des türkischen Staates gegen mich.

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