Nachdem man in den letzten zehn Jahren in Politik und Medien mit Massenmigration ins Sozialsystem, Neiddebatten und Diffamierung jeglicher Kritik alles dafür getan hat, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu zerstören, will man diesen nun durch einen Pflichtdienst an der Gesellschaft wieder kitten.
Zunächst ging es „nur“ um eine Wiedereinführung der Wehrpflicht und/oder einen Pflichtdienst für junge Menschen, doch kürzlich hatte „Top-Ökonom“ Prof. Dr. Marcel Fratzscher die Idee, stattdessen ein soziales Pflichtjahr für Rentner einzuführen.
Es war übrigens nicht die einzige Idee Fratzschers zum Thema „Generationengerechtigkeit“. Zusätzlich schlug er vor, dass „gutverdienende“ Rentner zehn Prozent ihrer Alterseinkünfte abgeben sollten, um die Rentenkassen zu entlasten.
Dabei liegt die Grenze zum „gutverdienenden“ Rentner, jenseits derer man zur Kasse gebeten werden soll, bereits bei 902 Euro (ohne Kapitaleinkünfte) beziehungsweise 1.048 Euro monatlich (mit Kapitaleinkünften). Interessanterweise lag die Armutsgrenze für Alleinstehende in Deutschland im Jahr 2024 bei 1.381 Euro, Herr Fratzscher möchte also bereits ein Rentenniveau deutlich unterhalb der Armutsgrenze mit zusätzlichen Abgaben belasten und nennt das dann „Generationengerechtigkeit“.
Eine Person, die so interessante Vorschläge unterbreitet, verdient eine nähere Betrachtung. Marcel Fratzscher wurde 1971 in Bonn geboren, studierte Ökonomie in Kiel, Oxford und an der Harvard University und promovierte 2002 am European University Institute in Florenz zum Thema „On the growing economic interdependence in a global economy“ („Plagiatsjäger“ Stefan Weber arbeitet gerade daran).
Nach einigen Stationen im Ausland arbeitete Fratzscher für die Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main, wobei seine Hauptaufgabe in der Formulierung von Politikpositionen der Zentralbank lag. Daneben unterrichtete er „International Finance“ an der Goethe-Universität Frankfurt. Seit 2013 ist Marcel Fratzscher Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und Professor für Makroökonomie an der Humboldt-Universität Berlin.
In seiner Funktion als DIW-Präsident ist Fratzscher Dauergast in deutschen Mainstream-Medien, in denen er oft und gern seine Meinung verbreiten darf. Vermutlich auch deshalb, weil seine Beiträge eine deutliche ideologische Schlagseite in Richtung grüner Transformation aufweisen:
• Die grüne Inflation ist richtig und wichtig
• Ohne grüne Transformation keine Wirtschaftserholung
• Nicht Energiekosten oder Bürokratie, sondern der Klimawandel ist die größte Bedrohung für die deutsche Wirtschaft
In der aktuellen Situation sorgt jedoch ein anderes Statement Fratzscher für besonders viel Häme in den sozialen Medien. Im März 2016 verkündete er:
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Fratschers Argumentation für ein soziales Pflichtjahr für Rentner entbehrt nicht einer gewissen Logik: Babyboomer tragen die Hauptverantwortung für die aktuellen Zustände, Rentner verfügen über viel (Berufs-)Erfahrung und müssen im Gegensatz zu jungen Menschen nicht für eine Dienstpflicht freigestellt werden, Rentner könnten durch den Dienst an der Gesellschaft auch selbst (unter anderem durch Anerkennung und Gemeinschaft) profitieren. All das ist richtig und aus diesen Gründen engagieren sich bereits viele Rentner freiwillig ehrenamtlich in Vereinen, Kirchen und anderen Organisationen.
Andere sind - mehr oder weniger freiwillig - bei der Betreuung ihrer eigenen Familienangehörigen (Eltern und Enkelkinder) eingespannt. Und selbst wenn ein „Babyboomer“ nach mehr als 30 Arbeitsjahren einfach nur seinen Ruhestand genießen will, sollte das akzeptiert werden.
Damit stellt sich eine ganz andere Frage: Warum fordert Fratzscher ein soziales Pflichtjahr zum Renteneintritt für diejenigen, die bereits jahrzehntelang mit ihrer Arbeit und ihren Steuergeldern, oft auch mit bereits abgeleistetem Wehr- oder Zivildienst und/oder Kindererziehung ihren Dienst an der Gesellschaft geleistet haben?
Aktuell gibt es 630.000 junge Menschen, die weder arbeiten, noch sich in Ausbildung befinden. Im April 2025 gab es 1,8 Millionen erwerbsfähige Arbeitslose im Bürgergeld, weitere 460.000 in „arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen“. Wäre es nicht sinnvoller, hier anzusetzen als bei Rentnern, die bereits jahrzehntelang für die Gesellschaft gearbeitet haben?
Was spricht dagegen, arbeitsfähige Transferleistungsempfänger zu einem Dienst an der Gemeinschaft zu verpflichten? Auch sie müssen nicht von der Arbeit oder Ausbildung freigestellt werden, sie leben von unseren Steuergeldern und tragen so eine direkte Mitverantwortung am desaströsen Zustand unseres Sozialsystems, zumindest einige von ihnen verfügen über Berufserfahrung, auch Transferleistungsempfänger könnten durch einen Dienst an der Gemeinschaft selbst profitieren.
Aus meiner Sicht wäre die Idee eines Pflichtdienstes für arbeitsfähige Transferleistungsempfänger somit naheliegender als die eines Pflichtdienstes für Rentner. Warum nicht für Herrn Fratzscher?
Ein wesentlicher Punkt dürfte die Motivation sein. Jemand, der bereits jahrzehntelang zuverlässig gearbeitet hat, wird dies wohl auch noch ein weiteres Jahr tun ohne aufzubegehren. Eine Person, die andererseits jahrelang aus dem regelmäßigen Arbeitsleben raus ist - oder niemals drin war, dürfte diesbezüglich deutlich größere Probleme haben - und machen. Aber auch bei frisch Berenteten dürfte die Motivation erheblich nachlassen, wenn man sie zur Arbeit zwingen will.
Aus eigener (DDR-)Erfahrung weiß ich, dass man ungeahnte Kreativität entwickeln kann, wenn es darum geht, Zwangsarbeit zu verweigern. Und um nichts anderes als Zwangsarbeit handelt es sich bei jeder Art von Pflichtdienst - egal, in welchem Alter.
So vermelden bereits vor der angedrohten Wiedereinführung der Wehrpflicht die Beratungsstellen für Wehrdienstverweigerung einen stetig steigenden Zulauf. Wäre es deshalb nicht sinnvoller, Rentner besser über freiwillige ehrenamtliche Arbeit zu informieren, Bundeswehr und Sozialarbeit für junge Menschen attraktiver zu machen?
Zu guter Letzt stellt sich mir die Frage, wie Herr Fratzscher sein soziales Pflichtjahr gestalten würde. Aber eigentlich ist die Antwort schon klar. Er würde sich weiterhin seinem Lieblingshobby widmen, das er bereits zum Beruf gemacht hat: anderen Menschen vorschreiben, wie sie zu leben haben. Einmal Planwirtschaftler, immer Planwirtschaftler.
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Kommentar von Steffen Pauli
Die echten Probleme werden dadurch schön "übertüncht". So hat das Volk etwas zu diskutieren (Aufregerthemen sind da einfach Spitze) statt dass man die Ursachen des Mangels angeht:
- mittlerweile miserables Bildungssystem
- viel zu hohe Gymnasialquote, viel zu viele Studenten (die leider nicht mehr studienfähig sind), Bologna-Bachelor-Blödsinn
- und ganz wichtig: Werteverfall - ach du je... Jetzt kommt wieder so ein Konservativer mit deutschen Tugenden daher
Gerade die Generation, die mehrheitlich durch o. g. Tugenden über Jahre den Wohlstand in D hochgehalten/geschaffen hat, soll nun noch dafür bestraft werden.
Mein Vorschlag: Fratzscher sollte mit gutem Beispiel voran gehen und mal ein Jahr so richtig an die Schippe. Mal sehen, wann er anfängt rumzuheulen.
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Kommentar von winfried Claus
In der DDR gab es im Rathaus eine Tür, in der eine dicke alte Frau saß. Das Arbeitsamt von Karl Marx Stadt Dort bekam man die Anweisung wo man sich am Montag zu melden hatte unter Hinweis auf den Assozial Paragraphen.
Dann war man in Zwangsarbeit! Sabotage gehörte natürlich auch dazu!
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Kommentar von stephan manus
Fratzscher /DIW 2014:
"Fachkräftemangel............. In der wissenschaftlichen Diskussion besteht Einigkeit darüber, dass es in Deutschland derzeit keinen flächendeckenden Mangel an Fachkräften gibt.
Diese Meinung herrschte unisono bei allen Instituten.
Es gab in D nie einen Fachkräftemangel. Die illegale Massenmigration erfordert viele zusätzliche Fachkräfte. Falls die nicht vorhanden sein sollten, ist die illegale Massenmigration zu stoppen. Komplizierter ist es nicht, meiner Meinung nach.
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Kommentar von Ostdeutsche
Einen Gesichtspunkt vermisse ich bei allen Berichten über die grandiose Fratzschersche Idee, nämlich zu deutsch: Zwangsarbeit. Wird uns nicht von morgens bis abends verkündet, wie entsetzlich das Dritte Reich war (stimmt ja auch) und daß wir uns hüten sollten, in ähnliche Verhaltensweisen zu verfallen etc. etc.
Ich habe mal nachgelesen. Zum Reichsarbeitsdienst wurden Männer im Alter von 18 bis 25 Jahren verpflichtet. 6 Monate mußten sie in einem Lager verbringen. (Fratzscher ist ja so großzügig, die Rentner nicht in Lager zu pferchen.)
Also: Nicht einmal die damalige Diktatur kam auf die Idee, RENTNER zur Zwangsarbeit heranzuziehen! Zynisch gefragt: War man damals womöglich humaner?