Kleines Update zum großen Unsinn: Zwei-Klassen-Masken, wokes Winnetou-Cancelling und der strukturelle Sumpf der Öffentlich-Rechtlichen

„Das ist halt so“ – Lauterbachs autistische Arroganz und weitere Meldungen aus dem Sommerloch

von Gaia Louise Vonhof (Kommentare: 2)

„Das ist halt so“ als Symbolsatz für elitären Dünkel und eine gefühlte Distanz zum Fußvolk da unten von einer luftigen Höhe aus zehntausend Metern, von der herab es sich so schön ungestört regiert.© Quelle: Pixabay / geralt / Youtube / Welt / NDR /Bild, Montage: Bertolt Willison

Da denkt man, es ist Sommerpause, Saure-Gurken-Zeit für das News-Business, aber nichts da! Drei Skandale füllen das Sommerloch mit täglichen Updates: Winnetou wird gecancelt, Masken sind nicht für alle da und die ARD schafft sich selbst ab, oder doch nicht?

Es flattert eine Meldung ins Haus, die Redaktion denkt „Ungeheuerlich!“ und „Skandal!“ – wir schreiben einen Artikel drüber, aber kaum ist der online, geht es schon weiter.

Diese Skandälchen scheinen sich auszuwachsen zu sich expandierenden Absurditäten. Eigentlich müsste man jeden Tag ein Update schreiben. Oder einen Rundumschlag zum Wochenende, wie jetzt hier:

Beim ersten Aufreger der letzten Woche handelt es sich um die Cancel Culture bei den edlen Apachen, die sich ausweitet aufs ZDF und zu einer absurden Meinungsschlacht wird, dann  – zweitens – um die Geldverschwendung der RBB-Führungsriege, mit der es jetzt nicht mehr nur beim RBB getan ist, und – drittens – um die zur Schau gestellten, maskenfreien Gesichter von Scholz, Habeck und der Hauptstadtpresse im Regierungsflieger nach Kanada, die hier ein Zeichen setzten, dass sie meinen, gleicher zu sein als der Rest der Bevölkerung, nicht zuletzt durch Karl Lauterbachs Kommentar zur Sache in der Bundespressekonferenz: „Das ist halt so.“

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Aber fangen wir bei den Söhnen und Töchtern Manitus an: Eine Nachricht, ein wokes Werte-Wirrwarr um die Demontage meiner Jugendhelden Winnetou und Old Shatterhand, galoppiert durch die Medien.

Nicht genug, dass Ravensburger die Bücher zu „Der junge Häuptling Winnetou“ wegen kultureller Aneignung und Rassismus vom Markt nimmt, nein, das zieht einen ganzen Sturm der Entrüstung nach sich. Also die Entrüstung ist bei den Zuschauern, die linientreuen Medien hingegen legen nach: Auch die ARD will jetzt die Winnetou-Filme aus dem Programm nehmen und on top bat das ZDF via Twitter die Kommentierenden, doch das I-Wort nicht mehr zu benutzen.

Und nein, mit I-Wort ist nicht Idiotie oder Irrsinn gemeint. Hier der „Bitte, bitte“-Tweet, der mittlerweile durch das ZDF selbst gelöscht und ersetzt wurde mit der gouvernantenhaft anmutenden Aufforderung „Gleichwohl bitten wir grundsätzlich, auf die sensible Verwendung von Sprache zu achten.“

Neben vielen Antworten mit Hinweisen darauf, dass und wo das ZDF noch selbst das „I-Wort“ benutze, hier die eindeutige und für sich selbst sprechende Tweet-Antwort:

Inzwischen haben Experten, Vertreter von Vereinen, der Karl-May-Gesellschaft und verblühte Schauspieler das Wort ergriffen und das Sommerloch zu einem Lagerfeuer der Karl-Böse-May-Bücherverbrennung umgestaltet.

Fast könnte man denken, ein findiger PR-Fuchs hätte sich für Ravensburger (der Kinderbuchverlag war zumindest schon lange nicht mehr so im Gespräch wie jetzt) diese Inszenierung ausgedacht. Oder für die, die uns vom eigentlichen Geschehen dieses warmen Sommers kurz vorm „heißen Herbst“ ablenken wollen.

Ungeachtet all dessen bin ich mir sicher: Winnetou hätte wohl seine Silberbüchse gezogen und diese woke Posse allein durch diese Geste beendet mit den Worten „Howgh, ich habe gesprochen!“ – Indianer-Ehrenwort!

Das zweite Geschehen in der Endlos-Skandal-Schleife der Woche:

Scholz und Habeck im Regierungsflieger auf dem Weg nach Kanada, im Tross die Systempresse. Alle ohne Masken. Auch hier überschlagen sich nach der ersten Aufreger-Meldung die nachfolgenden Meinungsverlautbarungen:

Schlimmer noch als der bildliche Beweis, dass manche (die Regierung und ihre hofberichterstattenden Begleitmedien) wohl gleicher sind als andere (das maskierte Volk bis hin zu den Kindern), denn in Flügen ab und nach Deutschland gilt für Otto Normal die Maskenpflicht – es scheint kein Unrechtsbewusstsein für dieses bornierte Regierungsgebaren zu geben, nicht einmal durch nächste, konfrontierende Nähe: Denn selbst die Stewardessen im Flieger mussten Masken tragen. Diese Masken sind dann die weißen Handschuhe der Farbigen beim Dinner der hohen texanischen Gesellschaft. Oder so ähnlich.

Die wenigen nachfragenden Journalisten werden abgespeist mit arrogant hochgezogenen Augenbrauen, dumm-dreisten Erklärungen über PCR-Tests vor Reisebeginn, die sich in Anbetracht von Reisedauer und Ablauf als völlig irrelevant für Regelungen und mögliches Ansteckungsgeschehen herausstellten.

Der entlarvende Gipfel der Herablassung dann Karl Lauterbachs Erklärung auf der Bundespressekonferenz, als er zu dieser Doppelmoral befragt wurde: „Das ist halt so“, was weitestgehend unkommentiert im Sinne von unkritisiert oder unhinterfragt durch die Mainstreampresse bleibt.

„Das ist halt so“ als Symbolsatz für elitären Dünkel und eine gefühlte Distanz zum Fußvolk da unten von einer luftigen Höhe aus zehntausend Metern, von der herab es sich so schön ungestört regiert. Und dafür, dass Doppelmoral und abgehobene Arroganz regieren.

Zum Thema noch eine weiterführende Überlegung: Wenn es nach diesem maskenfreien Flug ein Infektionsgeschehen geben sollte, das die Regierung samt Hofberichterstatter-Tross oder Teile davon durch Corona außer Kraft setzt, dann spricht das tatsächlich für eine Maskenpflicht, die diese Flugzeugladung voll elitären Dünkels dann fahrlässig ignoriert hätte.

Passiert das aber nicht, also keiner infiziert sich nach diesem Flying-Superspreader-Event? Dann ist das ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Maskenpflicht getrost entsorgt gehört. Auch im Herbst. Für alle. Und erst recht bei den Kindern!

Und noch ein weiterer Nachsatz, bevor wir zum dritten, letzten Thema kommen, eigentlich nur ein kleiner Vorschlag: Vielleicht sollte die Führungssriege genauso einen Flug oder eine vergleichbar ähnliche Aktion einmal pro Woche machen, denn genauso fällt dann irgendwann dem letzten Regierungs-Gläubigen auf, dass Verhalten und Maßnahmen irgendwie nicht zusammenpassen, vor allem nicht bei denjenigen, die diese beschließen.

Und die schmierige Nähe zu denjenigen, die als Presse mit im Flieger sitzen und unter anderem all diese Maßnahmen regierungstreu propagieren, wäre gleich mit abgeräumt.

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Aber die System-Medien haben bereits den nächsten Eklat am Hacken, Thema der Woche Nummer drei:

Der Schlesinger-Skandal um die korrupte RBB-Führungsriege weitete sich aus, allen Bemühungen der ARD-Kollegen zum Trotz, diesen als Einzelfall eines abtrünnig gewordenen Medienhauses zu deckeln.

Die ARD wird nicht mehr lange leugnen können, dass der RBB-Skandal um Millionenausgaben auf Steuerkosten, auch für Massagesitze im Dienstauto von Ex-RBB-Chefin Schlesinger, eben keine Ausnahmeerscheinung ist, sondern der Teufel hier nicht im Detail, sondern in der Struktur steckt.

Von den anderen ARD-Anstalten kommen weitere Skandale an die Oberfläche, das kann auch die ARD-Spitze nicht verhindern, die erst kürzlich versuchte, das öffentlich-rechtliche Fehlverhalten beim ARD-Schlusslicht RBB abzuladen, und bei Tagesschau.de verkünden ließen:

„Wir, die Intendantinnen und Intendanten der ARD, haben kein Vertrauen mehr, dass der geschäftsführenden Leitung des Senders die Aufarbeitung der diversen Vorfälle zügig genug gelingt."

Was der Interims-ARD-Vorsitzende Tom Buhrow, selber mit Massagesitzen im Luxus-Dienstwagen und einem ARD-Spitzengehalt von 400 Tausend Euro – selbstredend auf Steuerzahlerkosten – ausgestattet, angesichts seiner eigenen Privilegien vergaß: Ein bisschen RBB-Bashing reicht hier nicht. Nicht das Symptom muss behandelt werden, sondern die Krankheit. Nicht nur der RBB, sondern die gesamte ARD braucht einen Neuanfang.

In der durch Zwangsabgaben finanzierten, öffentlich-rechtlichen Medien-Krake sind im Vergleich zu den Riesengehältern regelrecht kleinlich anmutende Bewirtungs-Betrügereien (umso beschämender und verwerflicher die auch sind) die geringsten der Probleme, die ans Licht kommen, wie eine im norddeutschen Sumpf vor Jahren versenkte Leiche.

So treten jetzt beim NDR Missstände zutage, die, was Berufsbild und -ethos angeht, eine andere Dimension haben als eingereichte Privatdinner einer abgehobenen Führungsperson. Hier geht’s um die Beeinflussung der Berichterstattung.

Mehrere Journalisten des Landesfunkhauses Kiel, die als Zeugen anonym bleiben wollen, sprechen von einem „politischen Filter“ und einem „Klima der Angst“ in den Redaktionen, wie Business Insider kürzlich berichtete.

Berichterstattung werde teilweise verhindert, kritischen Themen frühzeitig die Relevanz abgesprochen. Die Redakteure sprechen davon, dass Führungskräfte wie „Pressesprecher der Ministerien“ agieren würden.

Während von offizieller Seite erstmal abgewiegelt wird (angeblich hätten sich die kritischen Schilderungen als „nicht zutreffend erwiesen“) und nur so viel zugegeben, wie unbedingt nötig, schießt schon die nächste ARD-Tochter quer:

In Sachsen-Anhalt nimmt die Landesfunkhausdirektorin des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), Ines Hoge-Lorenz, ihren Hut und tritt von ihrem aktuellen Amt zurück, bleibt ihrem Pensionsmodell aber treu und wird hausintern in die Hauptredaktion versetzt. Grund ist nach eigenen Angaben „fehlende Transparenz gegenüber dem Sender zu einem beruflichen Detail ihres Ehemannes“.

Hausintern brodelt beim MDR die Gerüchteküche, man nimmt sogar an, dass bereits verdeckte Teams im Hause unterwegs sind, um sich noch schnell reinzuwaschen, bevor der Deckel dem stärker werdenden Druck nachgibt und hochgeht.

Mitarbeiter vermuten, dass in den MDR-Führungsetagen schon Beweise hektisch in Doppelschicht geschreddert würden, eine Stimmung in der Sendeanstalt wie vermutlich im Herbst 1989 in den Redaktionsstuben der "Aktuellen Kamera".

Gerüchte über eine Weiterversorgung von Ex-Programmchef Wolf-Dieter Jacobi machen die Runde, dem Klaus Brinkbäumer folgte, in dessen Zeit als Chefredakteur des Spiegel massive Auflagenverluste und on top die Relotius-Affäre fiel. So etwas wie Boni-Zahlungen soll es beim MDR in der Vergangenheit auch gegeben haben. Vor Jahren - noch zu D-Mark-Zeiten - prahlten Führungskräfte in angeheiterter Runde mit "Gratifikationen" zu Weihnachten in sechsstelliger Höhe.

Postengeschachere innerhalb der Anstalten nach dem Peter-Prinzip, wo auch die abgesägten Führungskräfte weiterhin Bezüge bekommen, bestenfalls zum vollen Gehalt auf dem Abstellgleis stehen.

Bei der Berichterstattung der großen Medien liegt der Schwerpunkt bei den aktuellen Skandalen der ARD-Anstalten auf der Selbstbedienungsmentalität, Vetternwirtschaft und Verschwendungssucht auf Kosten des GEZ-Zahlers. Der eigentliche Skandal wird dabei ausgeblendet, nämlich die regierungsnahe, einseitige Berichterstattung der ARD-Anstalten, die den Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks über Jahre tagtäglich verhöhnt.

Bei Öffentlich-Rechtlichen redet man scherzhaft über „Pensionskassen mit angeschlossenem Sendebetrieb“, wie die FAZ noch kritisch 2016 berichtete. Ist also der MDR der nächste Domino-Stein, mit dem dann die weiteren ARD-Anstalten in einer Art Kettenreaktion in den Skandal-Strudel fallen könnten?

Die zu Zwangsgebühren verpflichteten Steuerzahler haben die Nase zunehmend voll. Während 2018 noch „nur“ 42 Prozent der Bevölkerung für ARD und ZDF nicht zahlen wollten, finden laut einer repräsentativen Umfrage in 2022 über zwei Drittel, genau 68 Prozent der Bevölkerung die Höhe der Zwangsgebühren nicht angemessen, wie Business Insider unter dem irreführenden Titel „So zufrieden sind die Deutschen mit den GEZ-Gebühren“ berichtete. Bei dieser Umfrage wurde allerdings nach der Höhe der Gebühren gefragt, und die generelle Frage ausgespart nach der Angemessenheit der GEZ-Gebühren überhaupt. Diese stellt sich immer mehr.

Drei Meldungen, drei Skandale im Sommerloch. Ihnen allen einen schönen Sonntag!

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