Viele von uns beziehen Stellung und haben den Anspruch, ihre Meinung zu sagen, möchten sich möglichst klug und differenziert positionieren, auch mal Tacheles reden.
Aber irgendwie dreht sich Einiges im Kreis. Es ist geradezu unwirklich, wie alles eskaliert, der Eindruck entsteht, viele sind wahnsinnig geworden. Aber was dagegen tun?
Klar könnte man immer wieder gegen etwas angehen. Aber sich einzubilden, richtig viel bewegen zu können, ist leider eine Illusion. Die Großen machen einfach. Und im Moment hat man wirklich das Gefühl: Die da oben sch… auf alles.
Und da ist es normal und erbaulich, sich mit inneren und äußeren Fluchten zu beschäftigen. Da kann es sich heilsam anfühlen, tagträumerisch zu überlegen, ob und wie man entfliehen könnte, und sei es auch nur für eine gewisse Zeit.
Innere und äußere Flucht. Mal so richtig weg sein. Einfach mal in naher Zukunft die eigene Behausung untervermieten und für ein Vierteljahr abzischen, weg sein, unerreichbar.
Vielleicht Lanzarote, Teneriffa, Gran Canaria und La Gomera. Auf Gomera war ich mal überwintern in den Achtzigern, eine urige und schöne Insel mit schwarzem Sand. Ich war noch nie in Südamerika, trotzdem hatte ich auf Gomera so ein richtiges Lateinamerika-weit-weg-Gefühl. Spannende Natur, rauschendes Meer, tolle und damals günstige Unterkünfte, Gastro und Strandrestaurants, lockere Leute.
Mit dem Flieger geht es über vier Stunden von Deutschland nach Teneriffa und dann setzt eine Fähre der „Olsen Bande“ über. Ich grinste damals schon über diesen nordisch anmutenden Namen – dort in eher südlichen Gefilden „Fred Olsen Ferry Gomera“.
Ich hätte auch Lust, mit dem Auto dorthin zu fahren; Google sagt: „mein Ort – Gomera – 4129 km; Fahrtzeit 52 Stunden und 6 Min“. Beim Überfliegen der Wegbeschreibung heißt es „bei Bordeaux geringer Stau“ und „mäßiger Stau“ kurz vor Sevilla. Ich verstehe Leute, die Fahrer-Jobs haben. On the Road sein.
Das empfinde ich als „lebendig sein“. Sehen, was ist. Wetter, Landschaft, Radio. Aber auf keinen Fall öffentlich-rechtliches Info-Radio. Davon ist der deutsche Reisende auf einer Fähre von Spanien auf die Kanaren aber Gott sei Dank befreit.
Auf bzw. von Gomera aus kann man auch große Weltgeschichte entdecken. Kolumbus' Entdeckungsreise in die Neue Welt startete 1492 in San Sebastian, der Inselhauptstadt Gomeras. Der indigenen Bevölkerung hat er allerdings nicht wirklich Glück gebracht.
Wirtschaftsminister Habeck und Landwirtschaftsminister Özdemir hatten sich vor ein paar Tagen ernsthaft so eine Art Indianergesichtsanstrich verpassen lassen und onkelig von sich gegeben: ,,Ich bin der Robert und das ist Cem, so etwas wie Euer Häuptling, aber in einem anderen Land.“
Aber gut, wenn solche Typen sich selbst entlarven und einen auch mal zum Lachen bringen, danke dafür. Zurück zu den Reiseträumen: Einfach machen und nicht nur davon träumen! Ich höre schon das Meer rauschen und die Wogen an den Strand und die Felsen klatschen. Gerne gehe ich in kleinen Häfen am Kai entlang und schaue mir die Fischerboote und Yachten an.
Jetzt bekomme ich Hunger – früher aßen wir in den Restaurants im Valle Gran Rey Thunfischsteaks mit Kartoffeln oder Kaninchen in Sauce. Und es ist machbar, man muss sich nur aufraffen und losfahren. Natürlich geht das nur, wenn man die finanziellen Mittel dafür übrig hat oder an anderer Stelle einspart.
Wie unfassbar absurd, dass ausgerechnet Habeck, das Aushängeschild woken Getues, ernsthaft mit so einem jovial-altväterlichen Gestus in Tateinheit mit vermeintlich „kultureller Aneignung“ um die Ecke kommt.
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Kommentar von Jan-Heie Erchinger
Danke für Ihre und Eure spannenden Kommentare!!
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Kommentar von E T
Vor Jahren bin ich aus einem gut funktioierenden und schlecht gelauten Land in ein schlecht funktiponieredes und gut gelauntrs Land im Süden längere Zeit in den Urlaub gefahren. Jetzt hat sich die sclechte Laune zur Depression entwickelt und es funktioniert nichs mehr. Jetzt hilft nur die Flucht in die Blasen von nicht depessiver Familie und Freundeskreis. Etwas hilft auch die Erkentnis, dass die Depression durch die Umerziehung erzeugt wurde. Man kann z. B. die weniger stark umerzogenen neuen Bundesländer besuchen.
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Kommentar von Bernhard Rossi
"Das Glück ist eine leichtfertige Person, die sich stark schminkt und von ferne schön ist."
Johann Nepomuk Nestroy (1801 - 1862)
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Kommentar von Thomas Schöffel
Einer meiner Brüder hat was auf Temeriffa gekauft, wir haben ein Haus in Sri Lanka. Solange man hier in Deutschland noch nicht von der Grünstapo abgeholt wird, wenn man was gegen die Staatsführung sagt und solange man noch Geld machen kann, so lange werden wir noch -zumindest in der warmen Jahresszeit- hierbleiben. Achten Sie mal bei ganz normalen Redebeiträgen oder Interviews darauf, wie genötigt sich die Leute zu fühlen scheinen, die üblichen Triggerworte wie Nachhaltigkeit, Klimawandel oder ähnliches unterzubringen. Als ob da unterschwellig die Botschaft: "Ich gehöre zu euch." untergebracht werden soll. Ganz früher mußte der Arm gereckt werden, zurzeiten der Ostzone mußte immer was von Sosialissmuss geschwafelt werden oder Völkerfreundschaft blabala und heute weiß auch jeder, was sie hören wollen. Sprachgebrauch als Unterwerfungsgeste wie schon immer. Manchmal kommt es mir so vor, als ob Interviews gemacht werden, um abzuzählen, wieviel Leute man schon auf seiner Seite hat.
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Kommentar von Schon Unterwegs…
Schöner Artikel über einen Traum. Warum nicht mal auf Zeit ausprobieren ohne in Deutschland alles aufzugeben? Unter dem Stichwort „Langzeitmiete“ in entsprechenden Plattformen findet sich leicht eine Unterkunft auf einer Kanareninsel. Der Blick auf den Wahnsinn der Welt und die Zumutungen in Deutschland wird von hier aus klarer. Die Lebenshaltungskosten betragen ca. 70%, die Menschen sind an ihren Mitmenschen interessiert und freundlich aufgeschlossen. Das Wetter ist ein ewiger Frühling und Sommer. Man trifft interessante und aufgeschlossene Menschen die Deutschland den Rücken gekehrt haben. Außerdem machen 4000km Distanz zu Deutschland ein beruhigendes Gefühl.
Natürlich hat jeder seine privaten Verpflichtungen, seine begrenzten Mittel, seine Arbeitsstelle usw.. In manchen Fällen ist es aber nur die Ratlosigkeit oder die Angst vor dem ersten Schritt. Ich bin froh mich getraut zu haben und schon länger weg.
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Kommentar von Aro61
@alfonso krautner
seit der neuen Gesetzgebung ist es auch und besonders für Unternehmer fast unmöglich, dauerhaft ins Ausland zu ziehen. Ausser Sie sind bereit, sofort auf mehr als die Hälfte ihres Vermögens zu verzichten und dem Staat in den gierigen Rachen zu schmeissen. Das hat die DDR schon gemacht, nicht so subtil, aber genauso erfolgreich.
„Unternehmer, die in ein anderes EU/EWR-Land ziehen, müssen die Steuer sofort zahlen. Es kann lediglich eine Ratenzahlung über 7 Jahre vereinbart werden, aber in diesem Fall wird eine Sicherheitsleistung gefordert. Der Bundesrat hat am 25. Juni 2021 dieser Neuregelung zugestimmt.“ Focus
Apropos, auch in der „upperclass“ gibt es noch Menschen, die ihre Heimat lieben und sich nicht von Idioten wegekeln lassen.
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Kommentar von Alfonso Krautner
Auswandern
Die am schnellsten und am öftesten davon reden, die machen das in der Regel gar nicht.
Die, die es wirklich wollen, machen es einfach, ohne viel Geschwätz.
Die Mitglieder der Kaste der Parallelgesellschaft UpperClass, haben rund um die Erde ihre Zweit- und Dritthäuser, sie können auswählen wo es am angenehmsten zu wohnen und zu leben ist. Deshalb kommt aus dieser Gruppe logischerweise auch keinerlei Widerstand gegen die Entwicklungen in Deutschland.
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Kommentar von Hannes Krautner
„ Aber auf keinen Fall öffentlich-rechtliches Info-Radio. Davon ist der deutsche Reisende auf einer Fähre von Spanien auf die Kanaren aber Gott sei Dank befreit.“
Lesen Sie mal Hotelbewertungen z.B. bei booking com. Eine der wichtigsten Kriterien bei deutschen Urlauber für eine gute Bewertung in ausländischen Hotels ist es, ob überhaupt und wenn ja ausreichend viele deutsche TV-Programme im Zimmer-TV zu empfangen waren.
Das ist wichtig, selbst bei den entlegensten Hotelstandorten auf der Erde.
Befreiung vom deutschen Manipulations-TV, das ist so schlimm wie Entzug bei Drogensüchtigen.
—————-
Die beiden wichtigsten Kriterien bei Hotelbewertungen von Deutschen ist „deutscher TV-Empfang“ und „Klimaanlage“,
zwei Dinge, auf die ich selber stets zu 100 % verzichte.
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Kommentar von E T
Nach dem Motto: einem Ingenieur ist nichts zu schwör schlage ich eine Emigration in die quantitative Wissenschaft vor. Schmidt-Denter hat in einer von ihm selbst als gigantisch bezeichneten europäischen Idenditätsstudie den Wahnsinn quantitativ erfasst. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die Umerziehung gesundheitsschädlich ist. Die Zerstörung des deutschen Naionalbewusstseins führt zwar nicht allein zu einer Depression. Die Widerstandskraft gegenüber psychischen Belastungen sinkt aber messbar. Dem Wahnsinn kann man deshalb den Namen Depression geben. Die treten in Deutschland auch häufiger auf als in anderen europäischen Ländern. Der Vorteil dieser Erkenntnis ist, dass man etwas dagegen unternehmen kann. Man muss nur bekannt machen, dass die Umerziehung zu Depr5essionen führt. Dann fallen die Umerzogenen um wie die Fliegen und verzichten darauf, ihre Kinder umerziehen zu lassen. Eine Auswanderung kann man sich dann sparen, wenn man genügend Geld hat, um sich in bevorzugter Lage ein Haus zu kaufen.
Lit.: U. Schmidt-Denter: Die Deutschen und ihre Migranten.2011
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Kommentar von peter struwwel
Horst-Eberhard Richter: "Flüchten oder Standhalten"; neu 22,90 €, antiquarisch
bedeutend günstiger. "Überall ist es besser, wo wir nicht sind" ist der Titel eines
Films von Michael Klier aus dem Jahr 1989. Liebe Grüße, Herr Erchinger und
vor allem eins: gutes Gelingen - mit mit oder mit ohne Träne im Knopfloch.
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Kommentar von Aro61
na dann einmal eine email in der etwas Positives und so von uns nicht Erwartetes berichtet wird. Ich war die letzte Woche mit meiner Frau zu Museumsbesuchen erstmalig in Holland und da haben wir beide vollkommen verstörende Erfahrungen machen müssen. Ein Land in einem äußeren Zustand der Vollkommenheit. Nach ca. 2 Tagen habe ich meiner Frau eine 20 Euro-Prämie ausgesetzt, wenn sie mir ein Schlagloch, eine Autobahnbaustelle, ein heruntergekommenes Haus, eine Dreckecke, einen Bettler, eine kaputte Strassenlaterne, herumlungernde Ausländer, eine kaputte oder beschmierte Bushaltestelle oder einen überfüllten Mülleimer zeigt. Zum Schluß erweiterte ich mein Angebot auf mit Graffiti beschmierte Hausfassaden oder unfreundliche Holländer. Soviel vorweg, ich musste nichts bezahlen, obwohl wir nicht nur auf dem Land, sondern auch in Den Haag, Amsterdam, Utrecht, Eindhoven und anderen großen Städten unterwegs waren. Selbst die vollkommen intakten Industriegebiete zeichnen sich hier durch eine ansprechende Architektur und hohe Sauberkeit aus. Nebenbei, Supermärkte, Bäcker und Fleischer sind in Holland noch vornehmlich im Stadtzentrum untergebracht.
Wie selbstdisziplinierend eine solche intakte Infrastruktur wirkt, habe ich bemerkt, als es mir als Raucher unmöglich war, eine Zigarettenkippe einfach fallen zu lassen, da es die Einzige gewesen wäre. Da hält man sie dann in der Hand bis zum nächsten, ordentlichen im Fußboden eingelassene Aschenbecher.
Weitere unglaubliche Erlebnisse: Vor den großen Museen oder z.Bsp. einer Tagesbaustelle (auf der immer gearbeitet wurde), wurde der Verkehr grundsätzlich von 4-5 Personen (keine Polizei) per Hand geregelt, um die Auto- und Passantenströme sinnvoll zu regeln.
Bei jedem von uns angesteuerten Parkhaus hätten wir beide gewettet, dass es keine 4 Wochen alt ist, unbegreifliche Sauberkeit und unglaublich saubere Luft💩 !
Das Überqueren der Grenze zu Belgien, Frankreich bzw. Deutschland haben wir ohne das Lesen der Grenzmarkierungen an der verrotteten Umgebung und den Strassenverhältnissen sofort bemerkt. Nicht zuletzt in Deutschland an den 6h Fahrzeit für 400Kilometer Autobahn.
Also kleiner Tipp: Koffer packen (eigenartiger Weise brauchten wir ob der Erziehungsarbeit der holländischen Eltern diesmal kein „only adults hotel“ !) und für ein paar Tage entspannen.
Einziger Nachteil: Leider ist man nach 2 Tagen Deutschland und dem Lesen verpasster deutscher Nachrichten deutlich deprimierter als vor dem Urlaub😺.
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Kommentar von Torsten Kandziora
Ohne Kohle (damit meine ich Typen wie meinereiner) ist das Leben wohl auch auf der sonnigsten Insel so wenig wert wie im eigenen, vergehenden Land. Da bleib ich also daheim und harre der Dinge, die da bald über uns kommen werden. Blicke dem Sturm, der vom "Schwarzen Berg" uns dahinfegen soll in sein grünes Auge.
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Kommentar von Torsten Thomas
Hi Heie, viel Spaß auf der Insel! Du verpasst zwar das Derby aber wettermäßig nichts. Viele Grüße, Torsten
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Kommentar von LanR
Das mit dem Auswandern ist auch bei mit ein Gedankeneexperiment, dass ggf. mal in einem Praxisteil mündet.
Allerdings bin ich der Meinung: Ein EU-Land, das obendrein noch den Euro hat wird, wird "nicht reichen".