Schlachtfeld Europa: Showdown auf deutschem Boden

Debatte in den USA: Wir verteidigen die westlichen Werte notfalls mit der Atombombe

von Tara Grimm (Kommentare: 11)

Können die USA gleichzeitig einen Krieg gegen Russland und China führen?© Quelle: Pixabay / 10634669

Sollten die USA ihrer Aufgabe als Anführer der westlichen Wertegemeinschaft endlich gerecht werden und den Dritten Weltkrieg starten? Nicht nur in Deutschland wird in dieser Debatte über das potenziell atomare Finale der Menschheit scharf geschossen.

Auch in Amerika tobt eine Schlacht zwischen "aufrechten Verteidigern der Demokratie" und "Putin-freundlichen Ego-Pazifisten".

Nach dem Zwischenfall am Dienstag, bei dem eine US-amerikanische Drohne vom Typ MQ-9 circa 60 km südwestlich von Sewastopol ins Schwarze Meer stürzte, hat sich der Ton sowohl in Washington D.C. als auch in Moskau verschärft. Wenig überraschend existieren hinsichtlich der Ursachen des Vorfalls verschiedene Versionen. Die USA behaupten, zwei russische Kampfjets hätten die unbemannte Drohne durch ein Flugmanöver zum Absturz gebracht. Russland bestreitet die Vorwürfe.

Der russische Botschafter in den USA, Anatoly Antonow, spricht inzwischen von einem "vorsätzlichen Angriff auf ein russisches Flugzeug innerhalb des neutralen Luftraums", der eine offene Kriegserklärung gegen die größte Atommacht darstellen würde. Auf dem Twitter-Account der russischen Botschaft heißt es weiter:

„Ein bewaffneter Konflikt zwischen Russland und den USA würde sich radikal von dem Stellvertreterkrieg unterscheiden, den die USA derzeit per Fernsteuerung in der Ukraine gegen uns führt.“

US-Verteidigungsminister Austin informierte auf einer Pressekonferenz darüber, mit dem russischen Amtskollegen Shoigu gesprochen zu haben, lehnte es jedoch ab, Details zu nennen. Allerdings erklärte er, den russischen Verteidigungsminister mehrfach darauf hingewiesen zu haben, dass „Großmächte Vorbilder für Transparenz und Kommunikation zu sein haben“.

Er versicherte außerdem, die USA würden auch weiterhin „dort fliegen und operieren, wo auch immer internationale Gesetze dies erlauben“.
Während Austin um Deeskalation bemüht zu sein scheint, droht der Fraktionsführer der Demokraten im US-Senat, Chuck Schumer, dass dieses „aggressive Agieren russischer Kampfjets (...) im Wiederholungsfall zu einer ungewollten Eskalation führen könnte.“

Noch deutlicher drückte es Lindsey Graham aus: Der unter den Republikanern als RINO (Republican In Name Only dt. Republikaner nur dem Namen nach, Anm .d. Red.) bekannte US-Senator forderte Joe Biden auf, „Putins Kampfflugzeuge abzuschießen, sollten diese sich je wieder einem in internationalen Gewässern befindlichen amerikanischen Objekt nähern“.

Laut Shane Goldmacher von der New York Times stellt die Ukraine-Frage ein weiteres Symptom für die tiefe Spaltung der Republikanischen Partei dar. Eine Einschätzung, die zweifellos korrekt ist, angesichts der Tatsache, dass die Zahl der republikanischen Politiker, welche den Krieg in der Ukraine nicht länger vorbehaltlos unterstützen, stetig wächst.

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Vor kurzem hat Fox News-Moderator Tucker Carlson alle republikanischen Präsidentschaftskandidaten für die Wahl 2024 gebeten, ihre Haltung zum Thema "Ukraine" darzulegen. Zu seiner Überraschung habe sich, bis auf wenige Ausnahmen, die keine Antwort übermittelt hätten, „praktisch jeder republikanische Präsidentschaftskandidat, von Donald Trump (...) bis Ron DeSantis, Greg Abbott, Kristi Noem, Vivek Ramaswamy (...), gegen die Idee eines heißen Krieges mit Russland ausgesprochen.“

Wie Carlson in seiner Sendung am Mittwochabend ausführte, habe DeSantis, Gouverneur von Florida, den Krieg in der Ukraine sogar als einen „territorialen Disput“ bezeichnet, eine Kategorie, die sich bezüglich der nationalen Sicherheitsinteressen der USA noch nicht einmal unter den fünf „Top-Positionen“ befände.

Bereits in der Sendung am 13. März hatte Carlson das Statement von Donald J. Trump veröffentlicht. Die Frage, ob er einen „Regime-Wechsel in Russland“ unterstütze, habe der 45. Präsident eindeutig verneint und stattdessen „einen Regime-Wechsel in den Vereinigten Staaten“ gefordert. Dieser sei weitaus wichtiger, da die Biden-Administration diejenige sei, „die uns in dieses Chaos gestürzt hat“. Darüber hinaus habe sich Donald J. Trump für unverzügliche Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine ausgesprochen.

Das bedeutet, so schlussfolgert Carlson in der gestrigen Sendung, dass jeder der republikanischen Kandidaten für das Präsidentenamt eine unbefristete Finanzierung des Krieges in der Ukraine, der darauf ausgerichtet ist, Russland auf ewig zu bekämpfen, ablehnen werde.

Und damit würden sie mit der überwältigenden Mehrheit der amerikanischen Wähler übereinstimmen, die keinen Krieg führen wollen, selbst wenn sie für diese Haltung von den politischen Kommentatoren in den Mainstreammedien als "illoyale Amerikaner" bezeichnet würden, so wie es kürzlich bei Kevin McCarthy, dem neuen Sprecher des Repräsentantenhauses der Fall war, als er eine Einladung des ukrainischen Präsidenten Selenskyj ausschlug.

Einen ähnlichen Ruf hat auch Douglas McGregor. Der Politikwissenschaftler, Militärtheoretiker und ehemalige Colonel der US-Armee vertritt bereits seit längerem eine ausgesprochen kritische Haltung zum Ukraine-Krieg sowie zu der Rolle, welche die USA in diesem Zusammenhang spielen.

Im Interview mit Tucker Carlson gab er am Mittwochabend das folgende bemerkenswerte Statement ab:

„Die Ukrainer werden zerschmettert. Selbst die Washington Post und die New York Times fangen jetzt endlich an, die Wahrheit zu drucken. Ihre Verluste sind schrecklich. Wir haben mit angesehen, wie die Russen quasi drei separate Armeen, die von den Ukrainern aufgestellt worden waren, zerstört haben. Und alle fangen nun an, sich zu fragen, was da eigentlich tatsächlich vor sich geht. Die Wahrheit kommt heraus, nämlich dass dieser Krieg nicht von Russland begonnen wurde. Dass Russland uns gebeten hat, nicht zu versuchen, die Ukraine in die NATO zu schieben. Wir haben Russland ignoriert, und Russland hatte sehr deutlich gemacht, dass sie ihre nationalen Interessen verteidigen würden. Alles, was sie wollten, war ein neutraler Status für die Ukraine."

Auf die Frage, wie die USA einen Krieg gegen Russland und gleichzeitig womöglich auch gegen China führen sollten, antwortete McGregor:

„Das ist nicht zu leisten. Es ist schon gegen Russland nicht zu leisten. (...) Wir sind auf dem Weg in den Bankrott. Das amerikanische Volk fühlt das. Eine Bankenrettung wie früher wird es nicht geben. (...) Das Letzte, was die Amerikaner jetzt brauchen, ist ein Krieg. Nicht länger diese politische und militärische Inkompetenz, Unfähigkeit, Korruption. (...)“

Und weiter:

Ich bin (...) besorgt wegen der Möglichkeit, dass wir tatsächlich eine direkte Konfrontation mit den Russen provozieren könnten. Tucker, wir haben bereits gesehen, dass die Russen bereit sind zu kämpfen. Sie haben bereits die Teilmobilisierung durchgeführt. Sie haben zügig Millionen von Männern ins Feld geschickt. Wir sind nicht in der Lage, das zu tun. Wir können nicht mal Nachwuchs für unsere Streitkräfte rekrutieren. Die Linken haben die US-Streitkräfte zerstört. Wen wollen wir denn auf den Arm nehmen? Unsere Bestände an Munition und Ausrüstung, die wir über Jahre hinweg angelegt haben, sind aufgebraucht, obwohl wir nicht mal in den Krieg gezogen sind. Das ist Wahnsinn.“

Soweit Douglas McGregor.

Ob es nun Wahnsinn oder ein eben zu akzeptierendes, weil unumgängliches Risiko ist, den Dritten Weltkrieg heraufzubeschwören, möge jeder für sich entscheiden, während er seinem Kind in die Augen sieht.

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