Ich fahre gerne Maurer-Porsche

Der Individual-Verkehr im eigenen PKW wird verteufelt

von Jan-Heie Erchinger (Kommentare: 7)

Jetzt will Ford in Köln tausende Stellen streichen. Traurig. In Deutschland ist das Klima für Industrie und deren Arbeitsplätze von grünen Auto-Feinden sehr verschlechtert worden.© Quelle: PIxabay/ Ralph's_Fotos

Ich mag Autos. Ich bin mir sicher, dass man mit E-Fuels, also Kraftstoffen, die beispielsweise durch Strom mit einem möglichst hohen Anteil erneuerbarer Energien aus Wasser und CO2 hergestellt werden, eine ganze Menge hinbekäme in Richtung Dekarbonisierung bei Verbrennern.

Einige halten das CO2 Thema für aufgebauscht, manche Leute sind überhaupt schon genervt vom Thema Dekarbonisierung, weil es so brachial auf allen Kanälen und ohne Unterlass gespielt wird, dass es uns allen mitunter aus den Ohren rauskommt.

Ich kann diese Abwehr-Reaktion mittlerweile gut verstehen. Man kann es einfach manchmal nicht mehr aushalten. Als gäbe es nur dieses eine Thema. Trotzdem bin ich überzeugt, dass CO2-Einsparung eine gute Sache ist.

Ich kann fast sagen, dass ich Autos nicht nur mag, sondern dass ich manche geradezu lieb habe. Ganz ehrlich, ich streichle auch meine geliebte Karre und flüstere: „Danke, wie brav Du mich bewegst. Du hast schon so lange keine echten Zickereien mehr gemacht, mein lieber alter Wagen. Guter Junge.“

Jetzt will Ford in Köln tausende Stellen streichen. Traurig. In Deutschland ist das Klima für Industrie und deren Arbeitsplätze von grünen Auto-Feinden sehr verschlechtert worden.

Seit 1926 produziert das traditionsreiche amerikanische Unternehmen Ford in Deutschland. Erst in Berlin, heute unter anderem in Köln.

Ford Capri, Knudsen Taunus, Granada Coupé mit 2,6 Litern – gerade bei Youngtimer- und Oldtimer-Treffen bekomme ich bei coolen Fords Herzklopfen.

Mein erster Wagen war ein Ford Taunus – 2-Türer in hellblau. Für 120 DM mit einem halben Jahr Tüv – 1600 ccm, Bj. ca. 1976. Abgekauft von einem Rocker, der den Wagen als „Winterauto“ gefahren hatte.

Als 19-Jähriger cruiste ich stolz mit dem Taunus durch die Gegend, bis dass der TÜV euch scheidet. Ich meine mich zu erinnern, dass ich wirklich geheult hatte bei der finalen Abgabe auf dem Schrottplatz.

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Kolumnist Toddn Kandziora hatte übrigens auch einen echt schönen Taunus. Wir beide geraten da schnell ins Schwärmen.

In den 90ern hatte ich die Ehre einen alten, gelben Capri 2 – auch aus den 1970ern – zu fahren. Eine echt lange Schnauze, trotz Turbo-Huckel allerdings fast gar keine Kraft. Ein tonnenschwerer Capri mit überschaubaren 70 PS ist auch ein Beweis von Humor!

In dieses Capri Coupé mit großer Heckklappe bekam ich ein Schlagzeug plus E-Piano und Gesangsanlage rein; eine Art Kombi. Voll alltagstauglich. Wenn ich mir heute die Capri 2-Werbungen auf Youtube angucke: segelnde und surfende Sport-Typen mit hübschen Frauen. Sehr schön; das ist meine Welt; Lebensfreude pur. Und na klar; auch sympathisch unetabliert.

Nicht ohne Grund hießen Opel Manta oder Ford Capri, auch der extrem schöne Scirocco 1 etwas selbstironisch-proletarisch „Maurer-Porsche“, weil sie eben bezahlbar waren.

Klar hätte ich noch lieber einen echten 911er. Aber ich kann beides feiern.

Die echten Sportwagen und die nur eher sportlich aussehenden. Und es gab den Capri auch in fetter motorisiert. Die Legende Walter Röhrl hat damit große Erfolge bei Rallyes eingefahren.

Ich kann gut verstehen, dass Menschen an alten Autos schrauben, diese Nostalgie und diese Freude über Schönes und geliebte Dinge, hier klassische Automobile, ist einfach erbaulich. Leider habe ich das Schrauben nie wirklich gelernt.

Warum streicht Ford jetzt so massiv Stellen? Nochmal: Ich bin überzeugt davon, dass es gar nicht nur mit der Umwelt, sondern mit einer konkret autofeindlichen Grundeinstellung vieler Politiker in Deutschland zu tun hat. Der Individualverkehr im eigenen PKW wird oft geradezu verteufelt. Und damit eine Lebenseinstellung.

Bei Diskussionen in sozialen Netzwerken versuchte man mir zu erklären, dass die Entlassungen eher mit amerikanischer „Hire and Fire“-Problematik zu tun haben, weniger mit den Grünen.

Ich rufe rumpelstilzchenhaft aus: Nein, nein, nein!

Geplante Autobahnen werden nicht fertig gestellt, das Parken wird in vielen Städten immer mehr erschwert, selbst Ampelschaltungen bekommen diese Leute vorsätzlich so hin, dass man irgendwann gar keinen Bock mehr hat, in die Stadt zu fahren.

Aber dann motzen sie über Amazon und Amazon-Besteller oder wundern sich, dass die Innenstädte mit hohem Leerstand immer trister werden. Nur noch Billig-Ketten.

Ganz klar brauchen manche in unseren Städten kein Auto. Können sie doch so machen. Ich habe nichts dagegen. Fahre selbst gerne Rad oder steige auch mal in den Zug. Aber man braucht doch das Autofahren bei uns nicht so zu bekämpfen, wie es einige machen.

Und schlussendlich führt dieses Autos-Schlecht-Machen, Autofahrer behindern und finanziell Drangsalieren auch zu konkreten Entlassungen. Wir leben in einem Autoland. Volkswagen, BMW, Porsche, Mercedes, Audi, Opel, Ford, Tesla, Smart...

Ich finde schade, dass es Wartburg und Borgward nicht mehr als Automarken bei uns gibt. Da wäre mal wirklich eine Wiedergeburt fällig. Ich würde mich sehr freuen.

(Quelle: privat)

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