Einige halten das CO2 Thema für aufgebauscht, manche Leute sind überhaupt schon genervt vom Thema Dekarbonisierung, weil es so brachial auf allen Kanälen und ohne Unterlass gespielt wird, dass es uns allen mitunter aus den Ohren rauskommt.
Ich kann diese Abwehr-Reaktion mittlerweile gut verstehen. Man kann es einfach manchmal nicht mehr aushalten. Als gäbe es nur dieses eine Thema. Trotzdem bin ich überzeugt, dass CO2-Einsparung eine gute Sache ist.
Ich kann fast sagen, dass ich Autos nicht nur mag, sondern dass ich manche geradezu lieb habe. Ganz ehrlich, ich streichle auch meine geliebte Karre und flüstere: „Danke, wie brav Du mich bewegst. Du hast schon so lange keine echten Zickereien mehr gemacht, mein lieber alter Wagen. Guter Junge.“
Jetzt will Ford in Köln tausende Stellen streichen. Traurig. In Deutschland ist das Klima für Industrie und deren Arbeitsplätze von grünen Auto-Feinden sehr verschlechtert worden.
Seit 1926 produziert das traditionsreiche amerikanische Unternehmen Ford in Deutschland. Erst in Berlin, heute unter anderem in Köln.
Ford Capri, Knudsen Taunus, Granada Coupé mit 2,6 Litern – gerade bei Youngtimer- und Oldtimer-Treffen bekomme ich bei coolen Fords Herzklopfen.
Mein erster Wagen war ein Ford Taunus – 2-Türer in hellblau. Für 120 DM mit einem halben Jahr Tüv – 1600 ccm, Bj. ca. 1976. Abgekauft von einem Rocker, der den Wagen als „Winterauto“ gefahren hatte.
Als 19-Jähriger cruiste ich stolz mit dem Taunus durch die Gegend, bis dass der TÜV euch scheidet. Ich meine mich zu erinnern, dass ich wirklich geheult hatte bei der finalen Abgabe auf dem Schrottplatz.
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Kolumnist Toddn Kandziora hatte übrigens auch einen echt schönen Taunus. Wir beide geraten da schnell ins Schwärmen.
In den 90ern hatte ich die Ehre einen alten, gelben Capri 2 – auch aus den 1970ern – zu fahren. Eine echt lange Schnauze, trotz Turbo-Huckel allerdings fast gar keine Kraft. Ein tonnenschwerer Capri mit überschaubaren 70 PS ist auch ein Beweis von Humor!
In dieses Capri Coupé mit großer Heckklappe bekam ich ein Schlagzeug plus E-Piano und Gesangsanlage rein; eine Art Kombi. Voll alltagstauglich. Wenn ich mir heute die Capri 2-Werbungen auf Youtube angucke: segelnde und surfende Sport-Typen mit hübschen Frauen. Sehr schön; das ist meine Welt; Lebensfreude pur. Und na klar; auch sympathisch unetabliert.
Nicht ohne Grund hießen Opel Manta oder Ford Capri, auch der extrem schöne Scirocco 1 etwas selbstironisch-proletarisch „Maurer-Porsche“, weil sie eben bezahlbar waren.
Klar hätte ich noch lieber einen echten 911er. Aber ich kann beides feiern.
Die echten Sportwagen und die nur eher sportlich aussehenden. Und es gab den Capri auch in fetter motorisiert. Die Legende Walter Röhrl hat damit große Erfolge bei Rallyes eingefahren.
Ich kann gut verstehen, dass Menschen an alten Autos schrauben, diese Nostalgie und diese Freude über Schönes und geliebte Dinge, hier klassische Automobile, ist einfach erbaulich. Leider habe ich das Schrauben nie wirklich gelernt.
Warum streicht Ford jetzt so massiv Stellen? Nochmal: Ich bin überzeugt davon, dass es gar nicht nur mit der Umwelt, sondern mit einer konkret autofeindlichen Grundeinstellung vieler Politiker in Deutschland zu tun hat. Der Individualverkehr im eigenen PKW wird oft geradezu verteufelt. Und damit eine Lebenseinstellung.
Bei Diskussionen in sozialen Netzwerken versuchte man mir zu erklären, dass die Entlassungen eher mit amerikanischer „Hire and Fire“-Problematik zu tun haben, weniger mit den Grünen.
Ich rufe rumpelstilzchenhaft aus: Nein, nein, nein!
Geplante Autobahnen werden nicht fertig gestellt, das Parken wird in vielen Städten immer mehr erschwert, selbst Ampelschaltungen bekommen diese Leute vorsätzlich so hin, dass man irgendwann gar keinen Bock mehr hat, in die Stadt zu fahren.
Aber dann motzen sie über Amazon und Amazon-Besteller oder wundern sich, dass die Innenstädte mit hohem Leerstand immer trister werden. Nur noch Billig-Ketten.
Ganz klar brauchen manche in unseren Städten kein Auto. Können sie doch so machen. Ich habe nichts dagegen. Fahre selbst gerne Rad oder steige auch mal in den Zug. Aber man braucht doch das Autofahren bei uns nicht so zu bekämpfen, wie es einige machen.
Und schlussendlich führt dieses Autos-Schlecht-Machen, Autofahrer behindern und finanziell Drangsalieren auch zu konkreten Entlassungen. Wir leben in einem Autoland. Volkswagen, BMW, Porsche, Mercedes, Audi, Opel, Ford, Tesla, Smart...
Ich finde schade, dass es Wartburg und Borgward nicht mehr als Automarken bei uns gibt. Da wäre mal wirklich eine Wiedergeburt fällig. Ich würde mich sehr freuen.
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Kommentar von Dirk Bermanseder
Es ist erstaunlich, dass selbst freie Journalisten, von der Notwendigkeit CO2 einzusparen, überzeugt sind. Es wäre vielleicht sinnvoll, wenn Sie sich damit mal ein wenig auseinandersetzen, dann dürfte schnell klar werden, daß die Geschichte zur "Decarbonisierung" auf einer Lüge basiert.
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Kommentar von Karl Eduard
Ja, so ist es. Man muss einfach Bezin im Blut haben um zu verstehen was es bedeutet in einem handgeschalteten Benziner ohne all die elektronischen Helferlein, geschweige denn einem E-Motor, auf der linken Spur der Autobahn dahin zu cruisen. Was die jüngeren Generationen, die sich bereitwillig die Mär vom menschgemachten Klimawandel aufbinden lassen, ganz offensichtlich nicht verstehen: niemand plant 40 Mio PKW in Deutschland auf Elektroantrieb umzustellen - was ganz nebenbei auch ohne Atomkraftwerke nicht möglich wäre - der Plan ist das der Pöbel gar kein Auto mehr fährt. Für die Eliten und ihre Speichellecker gibt es Elektroautos, der Rest kann dann tatsächlich in Oldtimern umherfahren - bis auch diese irgendwann ganz verboten werden.
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Kommentar von Jan-Heie Erchinger
Vielen Dank für ihre Kommentare!!
Erstmal lieber Toddn... so ein schoener und wahrer Kommi: ja Capri 1 - Taunus aus 73 - auch Manta 1 ... Commodore Coupe' - Granada / Consul Coupe' oder auch Limo ... gerade bis ca. 76.... echt traumhaft.
Und genau so ist es - im Motorraum richtig Platz. Ford & Opel waren echt cool... ich mag auch andere Vintage-Karren; Bulli, Ente, Kaefer auch schrullige Franzosen wie R 15 (Manta-Form mit Raumschiff Enterprise Innenraum) uva.!!!
Dennis; Corvette - gerne little Red Corvette - super.
Ja; ganz sicher ist noch nicht alles forschungsmäßig ausgereizt. Mir geht es vor allem darum, dass E-Fuels zumindest fuer Autos geradezu schlecht geredet werden.
Weil, genau wie beschrieben, manche gruen eingestellte Leute, das Autofahren generell schlecht machen wollen und die Vermeidung von Fahrten und Bestrafung von Auto Fahrern fuer diese Regelwuetigen ganz oben auf der Agenda steht.
Ganz sicher bin ich mir, dass nicht nur bei uns sondern weltweit noch viele Jahrzehnte Verbrenner gefahren werden.
Es waere absolut richtig, das konstruktiv zu akzeptieren und immer mehr weniger-carbonisierende Kraftstoffe anzubieten ... bzw. das Herstellen dieser in CO2 Bilanz zu optimieren.
Gruene sollte man auf keinen Fall waehlen... der Spruch mit dem Panzerfahren an der Ostfront ist absolut richtig, Dennis!
Danke Herr Wellmann!!!
Hallo J.S. - nein ich reihe mich definitiv nicht in Klima Hysterie ein. Selbst bei Anerkenntnis eines Problems mit CO2 halte ich die Panik-Politik angefeuert durch letzte Generation oder FFF fuer absolut conraproduktiv.
Forschung kann nur bei gut funktionierender Wirtschaft finanziert werden. Ob die Klima-Leute es nun einsehen oder nicht; die Auto-Industrie ist immer noch sehr wichtig fuer uns in Deutschland.
Sehr gut und bildend finde ich das Youtube Video von Prof. Ganteför von der Uni Heidelberg 'Die Klimadebatte...' - er stellt die These auf, dass wir nur mit optimaler Ausnutzung der Kernergie und deren Verbesserung, langfristig klar kommen. Spannend. Beste Gruesse an alle!
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Kommentar von J.S.
Einerseits ignorieren Sie, Herr Erchinger, die wissenschaftlich strittige Debatte um die Rolle des Atmosphären-CO2 und reihen sich ein in den klimahysterischen Zeitgeist-Chor; andererseits beklagen Sie in Ihrem Artikel die Folgen dieses Mitmachens von den Zuvielen.
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Kommentar von Jürgen Wellmann
Dankeschön für diesen schönen Einstieg in den Sonntag.
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Kommentar von Torsten Kandziora
Bester Jan-Heie, auf diesen deinen Artikel muss ich als FORD-TAUNUS-KNUDSEN HC-Fan wie Capri-1 Fan jetzt antworten. Da bleibt mir gar nichts anderes über. Und es ist schön und tut gut, einmal nicht über den Wahnsinn dieser Zeit zu schreiben, sondern über Autos. Insbesondere solch schöner Autos, wie sie einst u. a. in Köln gebaut wurden.
Was die in Deutschland produzierten Ford Taunus Modelle jedoch anbelangt, da zählen für mich eher die TC-Baujahrreihen von 1971 bis 1975, Den nach 1975 gebauten Modellen fehlt meines Erachtens der besondere Charme. Soll heißen, die, man verzeihe mir meine Wortwahl, wohlgeformten, super-sexy Karosseriekurven insbesondere meines ehemaligen puren Wahnsinns auf vier Rädern. Ein Ford Taunus Coupé GT Modell von 1972. Ein Stahlgewordener matchboxgelber Traum. Ausgestattet mit einem 2,3 Liter Sechszylinder-V-Motor und mehr als hundert PS. Meine Güte, was vermisse ich sein blubberndes Motorengeräusch kurz nach dem zarten Antreten auf das Gaspedal. Was ich nicht vermisse ist sein Spritverbrauch. Einmal Braunschweig-Berlin und zurück kosteten mich damals mindestens 120 DM für Benzin. Aber war der Spaß nicht irgendwie „unbezhalbar" den wir damals mit diesen „Kisten" hatten!?
Dann die Bauweise, wie Einfachheit der Fordmotoren. Die überschaubare Elektrik. Den gegebenen Möglichkeiten, selbst Hand anlegen zu können, wenn etwas kaputt ging. Ich erinnere mich an den Winter 83. Morgens um halb sieben bei minus 10, vielleicht waren es auch 12 Grad müde zur Arbeit. Der Wagen sprang sofort an. Doch hatte ich den Frostschutz im Kühlwasser vergessen und nicht bemerkt, das ich ohne Öl fuhr. Nach nicht einmal 10 Kilometern Fahrt dann der finale Motorschaden.
Mit dem Bus zurück nach Hause. Einen Kumpel größerer Fordfan und zudem Sammler angerufen. Dieser hatte noch einen V-6 Motor aus einem Capri „rumliegen“. Für 200 DM konnte ich ihn kaufen. Am nächsten Tag gemeinsam und in wenigen Stunden den alten Motor raus, den neuen (gebrauchten) rein. Drähte, Kabel, Leitungen angeschlossen, gestartet und die Katze schurrte. Ich vermisse die Zeiten. Heute, wo wir doch nicht einmal mehr eine defekte Birne für den vorderen Scheinwerfer zu wechseln in der Lage sind, da der Motorraum völlig zugebaut ist. Wenn überhaupt für den Autobesitzer ohne Spezialwerkzeug erreichbar.
Ach ja, nicht vergessen. Ein "altes" Auto zu hegen und zu pflegen, solange wie möglich zu behalten und zu fahren ist sovielmal ökologischer als ein neues zu kaufen. Denn für jedes neu produzierte Fahrzeug, insbesondere für ein Elektroauto, berauben wir unsere Erde ihrer Ressourcen. Von der Kinderarbeit zur Gewinnung extrem schädlicher Materialien für E-Batterien, der Zerstörung der Umwelt ganz abgesehen.
Ja danke für deinen Artikel und die schönen Erinnerungen an die schönen Autos, die ich durch diesen jetzt habe.
PS: An alle Mantafahrer und Opelfans. (Ausser den"TOTEN HOSEN") Da ich nie einen besaß kann ich wenig über diese schreiben. Aber schick, gut anzuschauen waren diese auch. Ohne Frage. Aber auch bei den Mantas nur die Baureihe 1. Ist klar.
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Kommentar von Corvette Driver Dennis
E-Fuels werden m.E. maximal einen Nischenmarktsegment bleiben. Entweder muss dafür sehr viel Ackerfläche in Anspruch genommen werden, wodurch es zu einer starken Konkurrenz zum Anbau von Nahrungssmitteln kommen würde. Oder es müssten zusätzlich sehr, sehr viele Photovoltaik und Windkradftanlagen gebaut werden, aus deren Strom unter hohen Energieverlusten Wasser in Wasserstoff umgewandelt wird.
Die Regierungen wollen auch gar nicht, dass Verbrenner durch E- Fuels bzw. E-Autos komplett ersetzt werden. Sie wollen viel weniger Autoverkehr und die Flottenzahl deutlich absenken. Im Programm der Berliner Grünen z.B. steht bereits seit jahren, dass sie den privaten Autoverkehr mindestens um 60-70 % gegenüber dem Stand von heute absenken und die Fahrzeugzahl Minimum halbieren wollen.
In Zukunft werden nur noch Bessergestellte ein eigenes Auto besitzen. Die unteren 40-60 % der heutigen Autoeigentümer werden in absehbarer Zeit, spätestens nach 2030, keinen eigenen Wagen halten.
Die können dafür dann Panzer fahren an der Ostfront wenn es nach den Grünen geht.