Toddn Kandzioras Wochenrückblick 08/2021

Der neun Pfund schwere Hammer in die Fresse

von Toddn Kandziora (Kommentare: 2)

Gespaltene Meinungen zu Corona - Ablehnung und Unverständnis von Freunden.© Quelle: Pexels / Jeswin Thomas

Die Zeiten sind hart und wir Menschen tragen schwer. Wem erzähle ich das nach einem Jahr befohlener Finsternis. Derzeit fühle ich mit denjenigen von euch, die in Städten leben müssen, in denen seit Anfang dieser Woche das Verweilen auf einer Parkbank verboten ist. Ich bedauere diejenigen, die beim frühmorgendlichen Joggen einsam auf weiter Flur die Schutzmaske tragen müssen.

Die Zeiten sind nicht nur hart, sie sind ungerecht. Doch nicht für alle. Ein paar wenige verdienen sich dieser Tage goldene Nasen. Aber goldene Nasen sind unter Masken nicht leicht auszumachen und von der „golden Gun“, mit der die beste Kanzler*in aller Zeiten jetzt die ganze Weltbevölkerung beglücken will, von dieser will ich erst gar nicht schreiben. Das könnte Ärger geben.

Eben frage ich mich, wie viele „Freund*innen“ ich nach dieser Kolumne auf Facebook morgen wieder weniger haben werde. Die Anzahl der Entfreundungen wird Gradmesser der Schärfe meiner wöchentlichen Kolumne. Im Durchschnitt sind es jetzt schon drei bis fünf Abgänge. Nach meiner fünften Kolumne waren es am Tag darauf ein enttäuschtes Dutzend, das die soziale Netzwerkfreundschaft mit mir nicht aufrechterhalten wollte. Die Handvoll Grobiane, die ich wegen indiskutabler Beleidigungen meiner Schreibe selbst entfernte, nicht mitgerechnet.

Was wurde mir seit letztem Jahr nicht alles nahegelegt: Ich soll das Land verlassen, wenn es mir hier nicht gefällt. Ich soll aufhören zu heulen, zu unken und alles schlecht zu machen. Ich soll mich wegen Depressionen behandeln lassen, besser doch gleich einweisen. Ich soll mich den rechten Aluhüten und Verschwörungstheoretikern entsagen, bevor ich verloren bin und doch wieder den guten, den anständigen, den Gesundheitsbewussten und „wertvollen Menschen“ anschließen.

Ja mein Güte. Bin ich den innerhalb eines Jahres zu einem Ungeheuer mutiert? Bin ich wirklich ein blinder und dumm-rechter Mensch geworden? Ein unanständiger? Ein nicht verantwortungsvoller Gefährder? Kurzum. Ein böser Mensch? Zumindest könnte ich von Amtswegen schon bald als „nicht wertvoller“ Mensch geächtet sein. Denn nur der Mensch, der sich impfen lässt, ist ein  besonders wertvoller Mensch. Und dafür gibt es seit Januar ausgewiesene Urkunden.

Nun, ich werde mich nicht impfen lassen. Jedenfalls nicht freiwillig. Und so werde ich diesen Sommer dann wohl auch keinen EU-Impfpass erhalten. Ein Dokument, das mir ein Mindestmaß an alten Freiheiten und genommener Freiheitsrechte zurück zu geben in der Lage ist. Möglicherweise werde ich somit auch dieses Jahr keine Lesung geben dürfen. Ich werde in keine Kneipe gehen, kein Restaurant betreten und keinen Club besuchen können. Ich werde vielleicht sogar keine Bibliothek und keine Behörde betreten dürfen. Werde ich eigentlich ohne diesen Impfpass einen Termin bei meinem Hausarzt bekommen? Ich weiß es nicht. Vielleicht dann ja durch die Hintertür.

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So manch Kritik von guten Menschen verletzt. Ist dazu geeignet, die Seele zum Brennen bringen. Besonders schmerzt es, wenn Ablehnung und Unverständnis von Freunden aus dem richtigen Leben stammen. Und manchmal trifft einen so eine Kritik wie ein Neun-Pfund-Hammer direkt in die Fresse. Das Gefühl kennt ihr doch auch oder? Habt ihr sicherlich selbst schon einmal erfahren müssen. Unabhängig davon, ob ihr sogenannte „Coronagläubige“ oder „Coronaleugner“ seit. Es trifft ja beide Seiten. Und hart.

Noch vor einem Jahr konnten wir frei miteinander reden, uns austauschen. Wir schätzten uns als Freunde, Kollegen oder Sportsfreunde. Wir vertrauten untereinander. Wir lebten, arbeiteten, spielten miteinander. Jetzt gehen wir anders miteinander um. Wir misstrauen generell erst einmal dem anderen. Könnte er eine andere Meinung haben als ich? Ist sie eine Merkel Wählerin? Ist er Impfbefürworter oder -gegner? Würde die Nachbarin mich denunzieren, wenn ich morgen, an meinem Geburtstag mit zwei Freunden im Garten Würste grille? Können die Nachbarn von gegenüber durch den Vorhang uns beim Skatspielen ausmachen und wegen Missachtung der „Gesundheitsmaßnahmen“ die Polizei rufen? Unser Miteinander ist seit einem Jahr ein völlig anderes geworden. Und mit anders meine ich erschreckend anders. Mal jetzt Butter bei die Fische: Wir verhalten uns inzwischen wie Menschen sich in Diktaturen auch oft verhalten. Ich habe viele Freunde und Bekannte in meinem Alter aus der „ehemaligen“. Die schlagen in dieser Hinsicht noch ganz andere Töne an. Wie diese klingen, das könnt ihr euch sicher vorstellen.

Ich bin vorsichtig geworden. Glaubt mal nicht, dass ich meine persönliche Meinung darüber ausbreite, was ich über diesen Staat und seine Eliten denke. So blöd bin ich dann auch wieder nicht. Es reicht schon, dass ich zugebe, Augenzucken zu bekommen, wenn die beste Kanzler*in aller Zeiten über den digitalen EU-Impfpass faselt. Ein in der Planung befindliches digitales Projekt, das Geimpften (besonders wertvollen) Menschen wenige Grundrechte zurück gewährt. Da lässt das „Stockholm-Syndrom“ doch schön grüßen.

Fast schon entlarvend finde ich da die Forderung der Grünen, ein Ministerium für gesellschaftlichen Zusammenhalt nach der Herbstwahl auf die Beine zu stellen. Wenn denn diese Bundestagswahl überhaupt stattfindet. Darauf würde ich derzeit keine Kiste Bier mehr wetten. Wahrscheinlich wird das dann eher so eine Art Ministerium zur Überwachung gesellschaftlichen Aufmuckens. In einem solchen würde meiner einer nicht einmal einen Putz-Job bekommen. Aber die ein oder andere Antifantin aus gutem Hause wird sich dort nach erfolgreichem Abschluss auf der Gender-Universität ihres Vertrauens sicherlich auf einer qualifizierten Führungsposition installieren lassen.

Tote Fische schwimmen bekanntlich immer mit dem Strom. Aber irgendwann versiegt jede Quelle und dann werden die Fische überleben, die sich frühzeitig von ihren Flossen verabschiedet haben und gelernt haben, auf dem Trockenen zu kriechen um irgendwann, viel später wieder aufrecht gehen zu können.

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