Ein Staat hat zu funktionieren, nicht mehr, aber auch nicht weniger

Die gekaperte Würde möchte bitte aus dem Bundestag abgeholt werden

von Parviz Amoghli (Kommentare: 7)

Die Würdelosen haben die Würde gekapert und machen nun damit Politik© Quelle: Pixabay/ 4941

Es quiekt und quietscht im Bundestag und in den Ministerien. Auf den Gängen und in den Büros wird gelärmt, getanzt und gesungen. Die bunte Republik präsentiert sich als Kindestagesstätte. Aber was hat das mit ernsthafter Politik und der Würde des Hohen Hauses bzw. des Amtes zu tun?

Die besten Deutschen aller Zeiten lassen die Sau raus und uns via Social Media an ihren Faxen teilhaben. Der Bürger allerdings hat selbige dicke. Er muss schließlich ausbaden, was die in den Körpern mittelalter Männer und Frauen gefangenen Spielkinder für Politik halten.

Nun kann man natürlich sagen: Was soll’s? Der Staat macht sich locker, ist doch eigentlich eine schöne Sache. Doch weit gefehlt. Ein Staat hat sich nicht locker zu machen, erst recht nicht in dieser lächerlichen Art und Weise. Ein Staat hat zu funktionieren, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Damit ein Staat diese Aufgabe erfüllen kann, braucht es allerdings eine gewisse Portion Ernsthaftigkeit. Die quietschige Gesangseinlage der Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, die albernen Clips einer Emilia Fester oder die infantilen Kindereien des Auswärtigen Amtes sind das Gegenteil von Ernsthaftigkeit. Das ist Sandkasten und Planschbecken.

Entsprechend sieht dann auch der Staat des Bunten Deutschlands aus. Die Bundesrepublik, einst bekannt für ihre biedere Nüchternheit, ist zur Lachnummer verkommen, im In- und Ausland.

Gleichzeitig versuchen die Mächtigen, und auch das passt zur Infantilität der Mächtigen, sich als besonders erwachsen zu präsentieren. Am liebsten, indem sie sich bis über beide Ohren im Pathos suhlen.

Bestes Beispiel dafür ist die Würde des Menschen. Sie ist eine Art umgestalteter Nazikeule. Ist man argumentativ am Ende, gibt es immer noch die Menschenwürde. Sie steht ganz oben auf der Phrasenliste der parlamentarischen Zeitgeistritterschaft. Das allerdings ist umso lächerlicher, als dass diese Gestalten es noch nicht einmal schaffen, der Würde ihrer Ämter oder nur der Gebäude in denen sie arbeiten, gerecht zu werden.

Nehmen wir den Reichstag. Der wuchtige Bau am Spreeufer ist von Beginn an Stein gewordene deutsche Geschichte. Von der Emanzipation des Bürgertums Ende des 19. Jahrhunderts über die Revolution 1918/19 bis hin zur Eroberung 1945 durch die Rote Armee, für die der Reichstag das Zentrum deutscher Staatlichkeit bedeutete.

Selbst als Ruine nach dem Reichstagsbrand 1933 und während des Kalten Krieges ließ die Strahlkraft dieses Gebäudes nicht nach. So ist es nicht übertrieben, wenn wir den Reichstag als mindestens ähnlich bedeutend für Deutschland klassifizieren wie den Kölner oder Speyrer Dom.

Wer jetzt allerdings glaubt, all die Emilia Festers, Saskia Eskens, Ricarda Langs und Karin Göring-Eckhardts dieser Republik tragen der Würde des Reichstags Rechnung, der sieht sich getäuscht.

Im Gegenteil, die besten Deutschen aller Zeiten fahren mit jedem weiteren Video fort, eben diese Würde nach Kräften zu besudeln. Wobei zu befürchten ist, dass dahinter kein sozialrevolutionärer Impuls steht, sondern, dass die Protagonisten der Bunten Republik charakterlich und intellektuell nicht in der Lage sind, die Bedeutung des Hohen Hauses zu verstehen und ihr gerecht zu werden. Das legt zumindest ihre Außendarstellung nahe, sie spiegelt die innere Haltung.

Ein anderes Beispiel: Das Auswärtige Amt. Mitte August lädt dieses mit einem wenig ernsthaften Video zum Tag der offenen Tür ein. Mitarbeiter vollführen als vermeintliche Zauberer allerlei Schabernack, und am Ende steigt eine lachende Annalena Baerbock aus dem Lift.

Und das in einer Zeit, in der Deutschland in einen Krieg involviert ist. Aber selbst, wenn man diesen Umstand außer Acht lässt – ein solcher Auftritt gehört sich nicht für eine derart traditionsreiche Institution wie das Auswärtigen Amt. Man denke nur an die großen Namen, die dem Amt Glanz und Würde verschafften. Von Rathenau über Stresemann bis hin zu Hans-Dietrich Genscher.

Man könnte sogar Joschka Fischer in diese Aufzählung mit hineinnehmen. Dessen Außenpolitik mag man bis heute kritisch sehen, aber es bestand nie ein Zweifel daran, dass er die Bedeutung und die Würde des Postens, den er bekleidete, begriffen hat. Heute hingegen sitzt Annalena Baerbock im Auswärtigen Amt (AA). Und die zieht nicht nur gerne eine Schnute, wenn es nicht so geht, wie sie das will, sondern verwandelt das AA zudem in eine Jahrmarktsbude.

Freilich, sowohl dem Reichstag wie dem AA werden die Albernheiten der Volksvertreter beziehungsweise Ministerien nicht wirklich etwas anhaben können. Was schert es eine deutsche Eiche, wenn sich ein Wildschwein daran reibt. Aber ach, wäre es doch nur ein Wildschwein, ein so stolzes und würdevolles Tier.

Doch die, die sich derzeit in den Institutionen der Republik austoben, wissen nicht, was Würde ist. Sie haben keinen Begriff davon.

Sonst würden sie Andersdenkende nicht als „Sozialschädlinge“ und die Mehrheitsgesellschaft nicht als „Kartoffeln“ bezeichnen und Vergewaltigung wäre wieder ein Kapitalverbrechen.

Die Würdelosen haben die Würde gekapert und machen nun damit Politik. Das kann und wird nicht gut ausgehen.

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