Dem dummen Michel das Geld sprichwörtlich aus der Nase gezogen

Die große Corona-Abzocke: Testcenter ergaunern eine Milliarde Euro

von Gaia Louise Vonhof (Kommentare: 1)

Achtung Kontrolle! Fragwürdige Zahlen, nicht nachvollziehbare Testergebnisse – Im Rahmen korrupter Geschäftemacherei mit Corona-Testzentren gehen Ermittler der Polizei bundesweit von einem Schaden von mehr als einer Milliarde Euro aus.© Quelle: Pixabay / ShepherdMedia

Was wird von Corona in den Geschichtsbüchern hängen bleiben? Die Skandale, Betrügereien und Bereicherungen sind jedenfalls erste Anwärter, einen prägenden Eindruck hinterlassen zu haben.

Die Ungereimtheiten springen immer mehr ins Auge. Sie lassen sich längst nicht mehr alle unter den Teppich des Vergessens kehren, den Politik und Gesetzgebung den Pharmafirmen und Maskenherstellern ausgerollt haben: Glücksrittertum auf Steuerzahlerkosten, krumme Maskendeals und Vakzin-Hamsterkäufe. Und das sind nur zwei Beispiele eines noch viel größeren Korruptions-Kaleidoskops.

Die Geschichte der korrupten Geschäftemacherei beginnt, als deutschlandweit Testzentren wie Fliegenpilze aus dem Boden schossen. Neben den vielen Kollateralschäden der Pandemiezeit, sei es wirtschaftlicher und persönlicher Art, kann man die Betreiber dieser Testzentren als Nutznießer der Pandemie bezeichnen, wahlweise auch als wirtschaftliche Corona-Trittbrettfahrer.

Alle zusammen haben sie fette Gewinne eingefahren. Mitmenschen, die es schneller als andere und womöglich auch skrupelloser verstanden haben, sich die neuen Regeln und Gesetze zu vergolden. Und wer einmal Blut geleckt hat, kann oft nicht mehr damit aufhören, sich die Taschen so richtig vollzustopfen. Raffinesse meets Gier.

Aktuell wird gegen Franz-Josef Wernze, einen der reichsten Deutschen und Chef der größten Steuerkanzlei Deutschlands, ermittelt, wie Tagesschau berichtet.  Wernze besitzt viele hundert Unternehmen oder ist an ihnen beteiligt.

Eine seiner Firmen betreibt ein Testzentrum, direkt am Stadion von Drittligist Victoria Köln, den Wernze auch sponsert. Auffällig wurde dieses Testzentrum nicht nur, weil es täglich bemerkenswert hohe Testzahlen ans Gesundheitsministerium in NRW meldete. Vielmehr wurde dieses Testzentrum durch verschwindend niedrige Positivraten bei den übermäßig vielen gemeldeten Fällen dann selbst zum Verdachtsfall.

Reporter von WDR, NDR und Süddeutsche Zeitung haben sich die Arbeit gemacht und an mehreren Tagen all jene Menschen beobachtet, die zu dieser Teststelle kamen. So wurden am Freitag, dem 13. Mai, 52 Fußgänger und 101 Autos gezählt, die sich auf den Weg gemacht hatten, sich testen zu lassen. Gemeldet hat die Teststelle ans Ministerium für diesen Tag jedoch, 2.670 Bürgertests durchgeführt zu haben.

Ähnlich hoch auch die Zahl am Montag, dem 16. Mai: Real kamen aber nur 55 Fußgänger und 123 Autos. Das wirft Fragen auf und kein gutes Licht auf die offenbar unzureichenden Kontrollen durch die zuständigen Behörden.

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Die Gier konnte gar nicht zu groß sein: Als seit Anfang Mai bundesweit die Anzahl der Tests zurückging, weil vielerorts keine negativen Tests mehr vorgelegt werden mussten, konnte diese Teststelle ihre Anzahl der Tests noch um circa zehn Prozent steigern – von 2.320 auf 2.680 Testmeldungen täglich ans Ministerium.

Teststellenbetreiber bekommen derzeit für jeden Bürgertest 11,50 Euro vom Staat erstattet. Nach Angaben der ARD meldete Wernzes Teststelle bei Victoria Köln allein in 2022 mehr als 234.000 Bürgertests, was Einnahmen von fast 3 Millionen Euro bedeutete.

Damit nicht genug, besonders auffällig – oder müssen wir „dreist“ sagen? – wurde es, als bei deutschlandweit durchschnittlich fünf Prozent Positivtestungen am Stadion von Victoria Köln gerade mal 0,2 Prozent positiv Getestete zusammenkamen.

Da kann schon deshalb etwas nicht stimmen, weil selbst die besten Schnelltests eine Falsch-Positiv-Rate von 0,3 Prozent haben. „Das heißt, selbst unter 1.000 nicht-infizierten Personen müssten schon drei Tests positiv sein“, errechnete bei vorherigen Abrechnungsskandalen in NRW der Virologe Oliver Keppler von der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

Erstes Zwischenfazit: Der Corona-Pfad der letzten zwei Jahre ist gesäumt von Testzentren und gepflastert mit Skandalen und Unregelmäßigkeiten.

Schon im Mai 2021 gab es einen ausgewachsenen Skandal, inklusive Durchsuchungen und Verhaftungen. Die Firma Medican hatte überhöhte Zahlen ans Ministerium gemeldet und falsch abgerechnet. Der Schaden wurde seinerzeit von der Staatsanwaltschaft mit schätzungsweise 25 Millionen Euro beziffert.

Um „erhöhte Sachkosten“ soll es gegangen sein, was im Juni 2021 herauskam. Was nichts anderes meint, als dass viele Testzentren dem Staat für die eingekauften Schnelltests mit 6 Euro mehr als dreimal so viel pro Stück weiterberechneten, obwohl sie diese für unter 2 Euro eingekauft hatten.

Im Februar 2022 meldete eine Teststelle in Köln allein 10.000 Bürgertests – und hatte unglaubwürdiger Weise keinen einzigen positiv Getesteten darunter. Und das mitten in der Omikron-Welle.

Als die dann abgeflacht war, wurde im April 22 bekannt, dass mehrere Gymnasien ihren Bildungsauftrag allzu offensichtlich mit dem Wunsch verbanden, mit den test- und maskengeplagten Kids ein Zusatzgeschäft zu machen. Sie hatten in der Nähe ihrer Schulen oder sogar auf den Schulgeländen Testzentren errichtet und dafür beim Bund achtmal so viel wie für Selbsttests in den Schulen abkassiert.

Das Netz aus Korruption und Bereicherung, featured by Corona-Pandemie, wirkt deutschlandweit. Die ohnehin schon fragwürdigen Regelungen und deren Auswüchse sowie das offensichtliche Unvermögen der Behörden, diese wenigstens ausreichend zu kontrollieren, mündeten vielerorts in einer Art Selbstbedienungsmentalität.

Das Berliner LKA vermutet jetzt einen Milliarden-Betrug mit Corona-Testcentern in Deutschland. Allein in Berlin sind fast 400 Verfahren im Zusammenhang mit gefälschten Abrechnungen in Corona-Testcentern anhängig. Eine hohe Dunkelziffer wird für sehr wahrscheinlich gehalten. Ermittler der Polizei gehen zudem bundesweit aktuell von einem Schaden von mehr als einer Milliarde Euro durch Testzentren und die kriminelle Gier ihrer Betreiber aus. Das allein ist ein Skandal.

Aber der eigentliche Skandal dieser skrupellosen Geldmacherei wird gar nicht erst benannt: Die vermeintlich kostenlosen Tests sind alles andere als das: Der Steuerzahler buckelt die ganze Last. Und ganz gleich, ob Stäbchen in der Nase oder nur auf dem Papier: Die Nasenparty hat bisher schon über zwölf Milliarden Euro gekostet.

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