Von Gregor Leip
Im Sommer 1914 stolperte Europa in den Ersten Weltkrieg – nicht durch diesen einen Akt der ultimativen Aggression, sondern durch eine Kette von Fehlentscheidungen, starren Allianzen und unkontrollierbaren Eskalationsdynamiken.
Christopher Clark beschreibt in seinem Werk „Die Schlafwandler: Wie Europa 1914 in den Krieg zog“ diese Tragödie als kollektives Versagen: Jede Großmacht reagierte auf vermeintliche Bedrohungen mit militärischer Entschlossenheit, aus Angst, Schwäche zu zeigen. Das Netz aus Bündnissen zog alle in den Abgrund, während Diplomatie als Zeichen von Nachgiebigkeit verpönt war.
Eine rhetorische Frage: Was macht die westliche Politik gegenüber der Ukraine heute anders? Die bedingungslose Unterstützung für Präsident Wolodymyr Selenskyj, gepaart mit einer Flut von Waffenlieferungen – von Panzerabwehrraketen bis hin zu Langstreckenwaffen –, treibt den Westen in eine gefährliche Eskalationsspirale.
Politiker wie Roderich Kiesewetter (CDU) und andere „Kriegstreiber“ wie der Kanzler selbst nebst Grünen wie Anton Hofreiter, fordern in westlichen Parlamenten ,mittlerweile eine Nibelungentreue gegenüber der Ukraine und ihren Machthabern und immer mehr Bewaffnung –… offenbar ohne sich über die Konsequenzen im Klaren zu sein. Oder weiß man darum und nimmt sie in Kauf? Soweit möchte man gar nicht denken.
Muss man es erwähnen? Vielleicht schon: Grundsätzlich ist Krieg in jeder Form ist ein Monster, und die Politik der immer extremeren Bewaffnung führt uns auf direktem Weg in eine Welt aus Blut, Rotz und Scheiße – in eine globale Katastrophe.
Das Verhalten der Herrschenden des Westens erinnert seit der russischen Invasion der Ukraine im Februar 2022 erschreckend an die Eskalation und diesen Dominoeffekt von 1914.
Historiker wissen es viel genauer, hier nur die Kurzfassung: Damals eskalierten Konflikte zwischen Kleinstaaten durch die Garantien großer Mächte: Österreich-Ungarn mobilisierte gegen Serbien, unterstützt von Deutschland; Russland griff ein, um seinen slawischen Verbündeten zu schützen. Frankreich und Großbritannien wurden durch Bündnisverpflichtungen hineingezogen. Jeder Schritt war immer nur „defensiv“ gemeint, doch das Ergebnis war ein Anpfiff zu einem Gemetzel biblischen Ausmaßes.
Auf der Suche nach Parallelen wird man leider schnell fündig: Die NATO und die EU haben die Ukraine zum Bollwerk gegen russische Expansion erklärt, mit Garantien, die an die starren Allianzen von 1914 erinnern. Deutschland, als größte europäische Wirtschaftsmacht, hat Milliarden in Waffenlieferungen investiert – von Leopard-Panzern über Iris-T-Luftabwehrsysteme bis hin zu Forderungen nach Taurus-Marschflugkörpern, die tief ins russische Territorium reichen könnten.
Diese Lieferungen werden als „notwendig“ für Europas Sicherheit verkauft, doch sie verlängern einen brutalen Abnutzungskrieg, ohne eine realistische Aussicht auf einen Sieg der Ukraine.
Man soll mit historischen Vergleichen immer vorsichtig sein, aber die Eskalationslogik ist tatsächlich identisch: Jede neue Waffenlieferung soll Abschreckung signalisieren, provoziert jedoch russische Gegenmaßnahmen – von verstärkten Raketenangriffen auf ukrainische Städte bis hin zu Drohnenschwärmen.
Die Rhetorik der Ukraine-Alliierten (Allianz der Willigen) – die jede Vorsicht als Schwäche brandmarkt – erinnert an die Kriegsbegeisterung vor 1914, als Diplomatie und Verhandlungen als Verrat galten. Kiesewetter und seine Mitstreiter, darunter Politiker wie Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) oder Anton Hofreiter (Grüne), treiben eine Politik voran, die den Krieg nicht beendet, sondern ihn in eine unkontrollierbare Richtung lenkt. Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wie weit der Kanzler schon mit diesen Plänen liebäugelt.
Die westliche Gefolgschaft gegenüber Selenskyj ist ein weiterer Aspekt, der an die Schlafwandler erinnert. Wie die Allianzen von 1914 wird die Unterstützung für die Ukraine nicht hinterfragt: Kritik an Selenskyjs Regierung – sei es an Korruptionsvorwürfen, der Einschränkung von Pressefreiheit oder der Verfolgung politischer Gegner – wird im Westen unterdrückt, um die Einheit der Willigen zu wahren, als wäre er etwas Fragiles und Magisches. Aber wahrscheinlich ist er genau das: Extrem fragil gegenüber ernsthafter Kritik.
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Kriegspropaganda mag notwendig sein, aber Deutschland ist nicht im Krieg. Auch wenn Verteidigungsminister Pistorius und Co diesen Moment offenbar ersehenen, damit dieser irritierende Schwebezustand beendet werden kann.
Die Ukraine, geschwächt durch jahrelange Kämpfe, ist abhängig von westlichen Geldern und Waffen. Anstatt auf Verhandlungen zu drängen, die den Krieg beenden könnten, haben sich EU und Bundesregierung auf weitere Aufrüstung für die Ukraine geeinigt. Taurus-Systeme könnten russische Städte direkt bedrohen.
Die immer gleiche Argumentation der Kriegstreiber, dass nur maximale militärische Unterstützung die Ukraine retten könne, ignoriert die historische Lektion, dass militärische Eskalation selten zu klaren Siegen führt. Stattdessen schafft sie einen Teufelskreis: Jede neue Waffe führt zu einer russischen Gegenmaßnahme, die wiederum neue westliche Lieferungen rechtfertigt. Diese Spirale erinnert an die Mobilmachungen von 1914, als jede Seite ihre Truppen verstärkte, in der wahnwitzigen Überzeugung, dass dies den Gegner zur Vernunft bringen würde – mit katastrophalen Folgen.
Die Schlafwandler von 1914 hatten nicht die Absicht, einen Weltkrieg zu entfesseln, doch ihre Entscheidungen machten ihn unvermeidlich. Heute stehen wir vor einer ähnlichen Gefahr. Die Waffenlieferungen an die Ukraine haben den Krieg verlängert und die Fronten verhärtet. Natürlich muss man fragen, wie weit Russland gegangen wäre, wenn es diese westliche Unterstützung nicht gegeben hätte. Aber noch viel mehr muss man sich die Frage gefallen lassen, warum es nicht in doppelter Intensität Friedensbemühungen und diplomatische Bemühungen gab, die hunderttausenden das Leben gerettet hätten.
Russland, trotz seiner militärischen Schwächen, verfügt über ein nukleares Arsenal, das jede Eskalation existenziell bedrohlich macht. Die NATO, durch ihre Garantien an die Ukraine, riskiert eine direkte Konfrontation mit Russland – ein Szenario, das niemand kontrollieren kann.
Politiker die jede diplomatische Initiative als „Appeasement“ verunglimpfen, ignorieren, dass nur Verhandlungen der einzige Weg sein können, um größeres Leid zu verhindern. Jede neue Welle von Waffenlieferungen treibt uns näher an den Rand eines globalen Konflikts. Die Ukraine wird nicht durch mehr Waffen gerettet, sondern durch mutige Diplomatie, die einen Kompromiss sucht – so schmerzhaft er auch sein mag.
Die Schlafwandler von 1914 waren gefangen in einer Logik aus Stolz, Angst und Bündnisverpflichtungen. Was unterscheidet die europäischen Regierungschefs heute von diesen Männern am Vorabend der Katastrophe? Sie haben das Internet, sie tragen Telefone, leichter als eine Tafel Schokolade mit sich herum und sind auch sonst in Stunden an jedem Ort der Welt und machen dennoch dieselben Fehler!
Aber tappen sie tatsächlich nur wie Blinde in dieselbe Falle oder ist alles noch viel Schlimmer und der fundamentale Unterschied besteht am Ende daran, dass sie diesen Krieg am Ende sogar wollen? Die Führer von 2025 sind keine blinden Schlafwandler wie 1914 – sie haben Zugang zu Echtzeit-Info, nuklearen Realitäten und historischen Lehren. Die bedingungslose Unterstützung für Selenskyj und die immer extremere Bewaffnung der Ukraine sind eine bewusste politische Entscheidung, die vor allem eines offenbart:
Den Regierungen des Westens – allen voran die Merz-Regierung und die CDU-EU-Kommissarin von der Leyen – riskieren maximalen Schaden am Wohl ihrer Bevölkerung. Und man muss ernsthafte Zweifel daran haben, dass sie nicht wissen, was sie tun. Auch der Autor von „Schafwandler“ sieht keine Parallelen zwischen 1914 und dem Ukrainekrieg.
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Kommentar von Joly Joker
Folgt man als Regierung jedem schiefen Vergleich eines Schreiberlings.... Es gibt zu jedem Schritt im HEUTE Stolperer aus der Vergangenheit.
Damals war das Reich eingekesselt von feindlichen Großmächten. Heute ist keines dieser Reiche eingekesselt - und alle haben Nuklearwaffen zur Sicherung. Das haben sie nicht erwähnt.
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Kommentar von S Benayas
Der Schwarzfels-Fritze macht doch nur seinen Job, für den er fürstlich entlohnt wurde.
Wer da was anderes erwartet hat, der ist grenzenlos naiv...
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Kommentar von Max Meier
Der Auslöser des 1. WK war der Mord am österreichischen Thronfolger und nicht die "Mobilisierung Österreichs gegen Serbien".
Der Einmarsch der Russen in die Ukraine hat bekanntlich auch eine jahrelange Vorgeschichte.
Die jetzige Situation unterscheidet sich von der 1914 in einigen entscheidenden Punkten: Krieg ist in den westlichen Bevölkerungen weitgehend unpopulär. Es gibt unter jungen Männern keinerlei Kriegsbegeisterung und auch kaum Wehrtüchtigkeit. Die westlichen "Führer" sind großmäulige Häuptlinge ohne Indianer.
Allerdings dürften unsere westeuropäischen Führer anno 2025 weniger Verantwortungsfühl und Hemmungen haben, zum Krieg zu blasen, denn sie verachten ihre Völker und können - im Gegensatz zu den früheren Monarchen - als entwurzelte "Anywheres" heutzutage jederzeit in sichere Gefilde (USA) flüchten.
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Kommentar von Carl Peter
Schon gut, immer schön höflich bleiben und das mit allerhand Sympathie ausgestattete Bild des Schlafwandlers anwenden - selten nur wandelt einer im Schlaf auf dem Dachfirst und stürzt in den Tod.
Allermeistens wird im normalen Alltag aufgewacht ...
und jetzt verstehe ich das Bild endlich richtig:
Es wird gar nicht mehr im normalen Alltag aufgewacht und man gibt den ewigen Schlafwandler - oder noch schlimmer, der Schlafwandler wandelt so, als wäre er wach, was keiner merkt, weil alle so wandeln.
Dann merkt auch keiner, was dabei alles kaputt geht, sich selbst eingeschlossen.
Es kommt aber noch sehr viel schlimmer, wenn das Schlafwandeln simuliert wird, und das so durchaus wachbewusste Schlafwandeln zur gesellschaftlichen Pflicht wird - dann schlafwandelt man auch in den Krieg und zerstört alles, was man ja sonst im normalen Alltag nicht tun würde.
Jetzt könnte man auf die saudumme und strafbewehrte Idee kommen und sagen Deutschland erwache, aber wie schon gesagt, man ist ja schon dementsprechend wach und wie schon erlebt, es nützte zu nichts.
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Kommentar von Franz Schlappack
Immer wieder liest man, der 1. WK war garnicht so ungewollt. Klar ist, egal bei welchem Krieg man wird sagen, man wolle ihn nicht aber müße ja. Wenn das sagt, aber meint, man will ja aber könne nicht einfach, dann fingiert man einen Grund. Genau so passierte es dann all zu häufig. Angebliche russische Angriffe in Polen, die dann keine waren könnten ein Testbalong sein, wie die Menschen bei der Nachricht reagieren oder verzweifelte Versuche. Fakt ist die angeblichen russischen Angriffe, würden so nicht stattfinden, was wirklich passiert ist, wird absichtlich nicht aufgeklärt. So weiß man selbst bestens was los ist, und kann gut schaun, ob das Volk mit zieht, reagieren dies Falsch kann man das ja auf die Medien schieben, reagieren es positiv, dann kann es losgehen. Hinterher interessiert der falsche Grund nicht mehr, der Krieg ist/war bereits Tatsache.
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Kommentar von T S
Auch anno 1914 war die Welt schon längst global.
Das Tempo mag damals technisch noch ein anderes gewesen sein, aber in den Hirnen hat sich bis heute nicht viel geändert. Ebensowenig wie in den 3000 Jahren zuvor.
Im Grunde ist der Mensch nach wie vor nur ein triebgetriebenes Tier, nur daß es neuerdings Taschenwischdatschhirnprothesen mit sich herumzuschleppen pflegt.
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Kommentar von winfried Claus
Niemand hat versagt! Die Hochfinanz hatte immer die Mittel, die Politik zu kaufen oder zu erpressen, oder einfach in die Irre zu führen. Sie besitzen die Medien und verhetzen das Volk. Ein kleiner Mord, ein Aufreger und schon brüllen die Bellizisten los! Wenn Pazifisten Bellizisten töten würden, zur Hochfinanz dringen sie kaum durch, dann sind es keine Pazifisten mehr, doch der Krieg kann nicht statt finden.
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Kommentar von Manfred Sonntag
Meinungsforscher Petersen vom Allensbach-Institut: "Ich entnehme unseren Umfragen aus den vergangenen 80Jahren, dass die Deutschen trotz aller Lippenbekenntnisse zur sozialen Marktwirtschaft den Gedanken einer freien, sich selbst organisierenden Wirtschaft und Gesellschaft nie wirklich akzeptiert haben". Das heißt, dass natürlich auch die Demokratie nie wirklich gewollt war, sondern es wurde, jedes Jahr mehr, nur so getan als ob. Das führte dazu, dass spätestens ab 1998 vor den Wahlen gelogen wurde das die Balken sich bogen um 1 Minute nach der Wahl das Gegenteil zu behaupten. So vom Friedensengel Fischer und dessen Einsatz für den ersten völkerrechtswidrigen Krieg Deutschlands nach 1945 über Kulturbanausin Merkel (mediale Bücherverbrennung eines Buches welches sie selbst nie las) bis zum Lügenbaron Merz, dem Großmeister der Scharlatane. Dieses Umfeld sorgte schon 1914 zu einem Boom der Speichellecker wie dem Untertan Diederich Heßling. Leider muss ich konstatieren, dass diese Entwicklung in einigen großen Ländern Westeuropas ähnlich verlaufen ist. Denn sonst wäre die Brüsseler EU-Diktaturmaschinerie nicht möglich gewesen. Jetzt können wir nur noch auf uns selbst, auf Trump und seine Administration und bzw. oder den lieben Gott hoffen, dass wir weiter in Frieden leben können.
Treffen wir uns deshalb alle zu FREE EUROPE unter dem Thema "Reformation 2.0" am 31.10.2025 (findet in ganz Europa statt)!