Sind die Geister der Vergangenheit zurück?

Die Schlafwandler von 1914 und die Kriegstreiber von 2025

von Gregor Leip (Kommentare: 8)

Die Eskalation in weiten Schritten© Quelle: Youtube/hr, Youtuebe/Tagesschau, Screenshots, Montage: Wallasch

Aber tappen sie tatsächlich wie Blinde nur in dieselbe Falle oder besteht der fundamentale Unterschied daran, dass sie diesen Krieg am Ende sogar wollen?

Von Gregor Leip

Im Sommer 1914 stolperte Europa in den Ersten Weltkrieg – nicht durch diesen einen Akt der ultimativen Aggression, sondern durch eine Kette von Fehlentscheidungen, starren Allianzen und unkontrollierbaren Eskalationsdynamiken.

Christopher Clark beschreibt in seinem Werk „Die Schlafwandler: Wie Europa 1914 in den Krieg zog“ diese Tragödie als kollektives Versagen: Jede Großmacht reagierte auf vermeintliche Bedrohungen mit militärischer Entschlossenheit, aus Angst, Schwäche zu zeigen. Das Netz aus Bündnissen zog alle in den Abgrund, während Diplomatie als Zeichen von Nachgiebigkeit verpönt war.

Eine rhetorische Frage: Was macht die westliche Politik gegenüber der Ukraine heute anders? Die bedingungslose Unterstützung für Präsident Wolodymyr Selenskyj, gepaart mit einer Flut von Waffenlieferungen – von Panzerabwehrraketen bis hin zu Langstreckenwaffen –, treibt den Westen in eine gefährliche Eskalationsspirale.

Politiker wie Roderich Kiesewetter (CDU) und andere „Kriegstreiber“ wie der Kanzler selbst nebst Grünen wie Anton Hofreiter, fordern in westlichen Parlamenten ,mittlerweile eine Nibelungentreue gegenüber der Ukraine und ihren Machthabern und immer mehr Bewaffnung –… offenbar ohne sich über die Konsequenzen im Klaren zu sein. Oder weiß man darum und nimmt sie in Kauf? Soweit möchte man gar nicht denken.

Muss man es erwähnen? Vielleicht schon: Grundsätzlich ist Krieg in jeder Form ist ein Monster, und die Politik der immer extremeren Bewaffnung führt uns auf direktem Weg in eine Welt aus Blut, Rotz und Scheiße – in eine globale Katastrophe.

Das Verhalten der Herrschenden des Westens erinnert seit der russischen Invasion der Ukraine im Februar 2022 erschreckend an die Eskalation und diesen Dominoeffekt von 1914.

Historiker wissen es viel genauer, hier nur die Kurzfassung: Damals eskalierten Konflikte zwischen Kleinstaaten durch die Garantien großer Mächte: Österreich-Ungarn mobilisierte gegen Serbien, unterstützt von Deutschland; Russland griff ein, um seinen slawischen Verbündeten zu schützen. Frankreich und Großbritannien wurden durch Bündnisverpflichtungen hineingezogen. Jeder Schritt war immer nur „defensiv“ gemeint, doch das Ergebnis war ein Anpfiff zu einem Gemetzel biblischen Ausmaßes.

Auf der Suche nach Parallelen wird man leider schnell fündig: Die NATO und die EU haben die Ukraine zum Bollwerk gegen russische Expansion erklärt, mit Garantien, die an die starren Allianzen von 1914 erinnern. Deutschland, als größte europäische Wirtschaftsmacht, hat Milliarden in Waffenlieferungen investiert – von Leopard-Panzern über Iris-T-Luftabwehrsysteme bis hin zu Forderungen nach Taurus-Marschflugkörpern, die tief ins russische Territorium reichen könnten.

Diese Lieferungen werden als „notwendig“ für Europas Sicherheit verkauft, doch sie verlängern einen brutalen Abnutzungskrieg, ohne eine realistische Aussicht auf einen Sieg der Ukraine.

Man soll mit historischen Vergleichen immer vorsichtig sein, aber die Eskalationslogik ist tatsächlich identisch: Jede neue Waffenlieferung soll Abschreckung signalisieren, provoziert jedoch russische Gegenmaßnahmen – von verstärkten Raketenangriffen auf ukrainische Städte bis hin zu Drohnenschwärmen.

Die Rhetorik der Ukraine-Alliierten (Allianz der Willigen) – die jede Vorsicht als Schwäche brandmarkt – erinnert an die Kriegsbegeisterung vor 1914, als Diplomatie und Verhandlungen als Verrat galten. Kiesewetter und seine Mitstreiter, darunter Politiker wie Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) oder Anton Hofreiter (Grüne), treiben eine Politik voran, die den Krieg nicht beendet, sondern ihn in eine unkontrollierbare Richtung lenkt. Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wie weit der Kanzler schon mit diesen Plänen liebäugelt.

Die westliche Gefolgschaft gegenüber Selenskyj ist ein weiterer Aspekt, der an die Schlafwandler erinnert. Wie die Allianzen von 1914 wird die Unterstützung für die Ukraine nicht hinterfragt: Kritik an Selenskyjs Regierung – sei es an Korruptionsvorwürfen, der Einschränkung von Pressefreiheit oder der Verfolgung politischer Gegner – wird im Westen unterdrückt, um die Einheit der Willigen zu wahren, als wäre er etwas Fragiles und Magisches. Aber wahrscheinlich ist er genau das: Extrem fragil gegenüber ernsthafter Kritik.

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Kriegspropaganda mag notwendig sein, aber Deutschland ist nicht im Krieg. Auch wenn Verteidigungsminister Pistorius und Co diesen Moment offenbar ersehenen, damit dieser irritierende Schwebezustand beendet werden kann.

Die Ukraine, geschwächt durch jahrelange Kämpfe, ist abhängig von westlichen Geldern und Waffen. Anstatt auf Verhandlungen zu drängen, die den Krieg beenden könnten, haben sich EU und Bundesregierung auf weitere Aufrüstung für die Ukraine geeinigt. Taurus-Systeme könnten russische Städte direkt bedrohen.

Die immer gleiche Argumentation der Kriegstreiber, dass nur maximale militärische Unterstützung die Ukraine retten könne, ignoriert die historische Lektion, dass militärische Eskalation selten zu klaren Siegen führt. Stattdessen schafft sie einen Teufelskreis: Jede neue Waffe führt zu einer russischen Gegenmaßnahme, die wiederum neue westliche Lieferungen rechtfertigt. Diese Spirale erinnert an die Mobilmachungen von 1914, als jede Seite ihre Truppen verstärkte, in der wahnwitzigen Überzeugung, dass dies den Gegner zur Vernunft bringen würde – mit katastrophalen Folgen.

Die Schlafwandler von 1914 hatten nicht die Absicht, einen Weltkrieg zu entfesseln, doch ihre Entscheidungen machten ihn unvermeidlich. Heute stehen wir vor einer ähnlichen Gefahr. Die Waffenlieferungen an die Ukraine haben den Krieg verlängert und die Fronten verhärtet. Natürlich muss man fragen, wie weit Russland gegangen wäre, wenn es diese westliche Unterstützung nicht gegeben hätte. Aber noch viel mehr muss man sich die Frage gefallen lassen, warum es nicht in doppelter Intensität Friedensbemühungen und diplomatische Bemühungen gab, die hunderttausenden das Leben gerettet hätten.

Russland, trotz seiner militärischen Schwächen, verfügt über ein nukleares Arsenal, das jede Eskalation existenziell bedrohlich macht. Die NATO, durch ihre Garantien an die Ukraine, riskiert eine direkte Konfrontation mit Russland – ein Szenario, das niemand kontrollieren kann.

Politiker die jede diplomatische Initiative als „Appeasement“ verunglimpfen, ignorieren, dass nur Verhandlungen der einzige Weg sein können, um größeres Leid zu verhindern. Jede neue Welle von Waffenlieferungen treibt uns näher an den Rand eines globalen Konflikts. Die Ukraine wird nicht durch mehr Waffen gerettet, sondern durch mutige Diplomatie, die einen Kompromiss sucht – so schmerzhaft er auch sein mag.

Die Schlafwandler von 1914 waren gefangen in einer Logik aus Stolz, Angst und Bündnisverpflichtungen. Was unterscheidet die europäischen Regierungschefs heute von diesen Männern am Vorabend der Katastrophe? Sie haben das Internet, sie tragen Telefone, leichter als eine Tafel Schokolade mit sich herum und sind auch sonst in Stunden an jedem Ort der Welt und machen dennoch dieselben Fehler!

Aber tappen sie tatsächlich nur wie Blinde in dieselbe Falle oder ist alles noch viel Schlimmer und der fundamentale Unterschied besteht am Ende daran, dass sie diesen Krieg am Ende sogar wollen? Die Führer von 2025 sind keine blinden Schlafwandler wie 1914 – sie haben Zugang zu Echtzeit-Info, nuklearen Realitäten und historischen Lehren. Die bedingungslose Unterstützung für Selenskyj und die immer extremere Bewaffnung der Ukraine sind eine bewusste politische Entscheidung, die vor allem eines offenbart:

Den Regierungen des Westens – allen voran die Merz-Regierung und die CDU-EU-Kommissarin von der Leyen – riskieren maximalen Schaden am Wohl ihrer Bevölkerung. Und man muss ernsthafte Zweifel daran haben, dass sie nicht wissen, was sie tun. Auch der Autor von „Schafwandler“ sieht keine Parallelen zwischen 1914 und dem Ukrainekrieg.

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