Süddeutsche Zeitung als Demokratie-Wächterin? Nein– die einseitige Berichterstattung spaltet die Gesellschaft

Die Süddeutsche Zeitung wird 80 Jahre – Steinmeier gratuliert vollkommen grundlos

von Gregor Leip (Kommentare: 2)

80 Jahre SZ überschattet von Jahren der Schande© Quelle: Pixabayx/wal_172619

Zum 80. Jubiläum der Süddeutschen Zeitung feiert Steinmeier sie als „Hüterin der Demokratie“. Doch ihre Berichterstattung zu Migration, Corona, Ukraine und AfD zeigt: Die SZ vertieft Spaltungen und schadet der demokratischen Debatte.

Das muss Satire sein – Frank-Walter Steinmeier zum 80. Geburtstag der Süddeutschen Zeitung:

„Ich bin überzeugt: Gerade jetzt, in diesen unruhigen und beunruhigenden Zeiten, gerade jetzt brauchen wir diese Art von Journalismus. Denn wir erleben ja, dass viele Menschen angesichts von Krisen, Veränderungen, Kriegen und Desinformation ein besonders großes Bedürfnis nach Orientierung haben. Und wir erleben zugleich, dass die ökonomische Logik der sozialen Medien – blitzschnell verkürzen, zuspitzen, skandalisieren, polarisieren und eskalieren –, dass dieser rücksichtslose Kampf um Klicks gerade nicht geeignet ist, das Bedürfnis nach Orientierung zu erfüllen.“

Die Süddeutschen Zeitung als Leuchtturm – die Nebelwand wünscht man sich kaum dichter.

In seiner Rede zum 80-jährigen Jubiläum der Süddeutschen Zeitung (SZ) feiert Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Zeitung als „liberale, unabhängige und staatsferne Wächterin der freiheitlichen Demokratie“. Er lobt ihren „freien, aber verantwortungsbewussten Journalismus“, der Orientierung biete, Missstände aufdecke und die demokratische Debatte fördere. Meint er das wirklich ernst und wer glaubt das noch?

In dieser Zeit muss man sich öfter fragen, ob die vortragenden etablierten Polit- und Medienvertreter selbst noch glauben, was sie den Bürgern auftischen. Naheliegender erscheint, dass sie um ihre Münchhausen-Erzählungen wissen, aber diese einer höheren Sache wegen billigend in Kauf nehmen.

Denn bei näherer Betrachtung zeigt sich doch, dass die SZ in zentralen politischen und gesellschaftlichen Fragen – von der illegalen Massenmigration über die Corona-Pandemie bis hin zum Ukraine-Krieg und der Berichterstattung über die Alternative für Deutschland (AfD) – eine einseitige, moralisierende und polarisierende Haltung einnimmt, die die demokratische Öffentlichkeit schwächt und nicht stärkt.

Und der Demokratieabbau für sich genommen wird ja von diesen Akteuren nicht einmal bestritten. Aber Schuld daran sind „Nazis“. Und „Nazi“ ist, wer eine andere Auffassung hat und diese öffentlich und demokratisch kundtun will. Entgegen Steinmeiers überschwänglicher Lobeshymne gefährdet die SZ durch ihre Berichterstattung die Demokratie.

Steinmeier betont zum Jubiläum, die SZ sei ein Medium, das „Fakten prüft, Lügen entlarvt“ und „die Welt in ihrer ganzen Vielfalt und Widersprüchlichkeit abbildet“. Doch die Berichterstattung zur illegalen Massenmigration, insbesondere seit der Flüchtlingskrise 2015, zeigt ein anderes Bild: Die SZ hat sich als Sprachrohr einer moralisch aufgeladenen Willkommenskultur positioniert, die kritische Perspektiven bekämpft.

Statt die Herausforderungen – etwa die Belastung sozialer Systeme, kulturelle Spannungen oder Sicherheitsrisiken – differenziert darzustellen, dominierte ein antideutsches Narrativ der uneingeschränkten und bedingungslosen Humanität, das abweichende Meinungen als fremdenfeindlich abstempelte.

Ein frühes Beispiel ist die Berichterstattung über die Silvesternacht 2015/16 in Köln: Sexuelle Übergriffe gegen eine vierstellige Zahl deutscher Frauen, Vergewaltigungen, bandenmäßig organisierte Diebstähle von Nordafrikanern, über tausend Anzeigen bei der Polizei. Während die Neuen Medien zeitnah über die sexuellen Übergriffe durch Migranten berichteten, zögerte die SZ, die ethnische Herkunft der Täter klar zu benennen, und fokussierte stattdessen knapp eine Woche später auf so etwas, wie die Gefahr einer Instrumentalisierung durch rechte Gruppen.

Am 10. Januar 2016 veröffentlichte die Zeitung zudem eine Entschuldigung, sie hatte eine Illustration gezeigt, welche die tatsächlichen Ereignisse grafisch wiederspiegeln sollten: „Eine schwarze Männerhand greift zwischen zwei weiße Frauenbeine“, wie der Spiegel zitierte.

Der damalige Chefredakteur schrieb zur vielkritisierten Illustration:

„Sie bedient stereotype Bilder vom 'schwarzen Mann', der einen 'weißen Frauenkörper' bedrängt“ und kann so verstanden werden, als würden Frauen zum Körper verdinglicht und als habe sexuelle Gewalt mit Hautfarbe zu tun. Beides wollten wir nicht.“

Was die vielen Opfer der Übergriffe und Vergewaltigungen nicht wollen, unterscheiden sich demnach von dem, was der SZ-Chefredakteur nicht wollte. Die Frauen wollen nicht von Nordafrikanern vergewaltigt und sexuell auf das Übelste bedrängt und obendrein noch ausgeraubt werden.

Die vielfache Unterlassung der SZ, Fakten klar zu kommunizieren, widerspricht ohne jeden Zweifel Steinmeiers Ideal der „sachlichen und wahrheitsgemäßen“ Berichterstattung. Aber was soll das dann? Sie trägt dazu bei, dass Bürger sich bevormundet fühlen – ein Angriff auf das Vertrauen in die demokratische Öffentlichkeit.

Während der Corona-Pandemie präsentierte sich die SZ als Bastion der Wissenschaftlichkeit – doch oft war das Gegenteil wahr: Die Berichterstattung war paternalistisch und marginalisierte abweichende Meinungen.

Steinmeier lobt die SZ dafür, dass sie „Fehler offenlegt und korrigiert“. Doch in der Corona-Berichterstattung zeigte sie sich unmenschlich und unnachgiebig in ihrer Unterstützung staatlicher Maßnahmen, ohne diese kritisch genug zu hinterfragen.

Nur ein markantes Beispiel ist die Berichterstattung über Lockdowns und Impfpflichtdebatten. Die SZ stellte staatliche Vorgaben schnell als alternativlos dar, während Kritiker – etwa an Schulschließungen oder der Impfpflicht – als „Querdenker“ oder „Verschwörungstheoretiker“ diffamiert wurden.

Das Urgestein der SZ, Heribert Prantl, erklärte im Mai 2021 ganz im Sinne der Bundesregierung in einer SZ-Videokolumne: „Früher waren Querdenker Vorwärtsbringer. Das war vor Corona. Jetzt wird der Begriff von Menschen gekapert, die den Rechtsstaat in Frage stellen. Dem muss man widerstehen.“

Warum muss man das?

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Im November 2021 lautete eine Schlagzeile der SZ: „Pandemie der Ungeimpften“. Hier noch ein Beispiel von vielen weiteren: Im November 2021 schrieb die SZ:

„Droht die Spaltung der Gesellschaft, wenn man Ungeimpften ihr kindisches Recht aufs Ungeimpftsein nimmt? Quatsch. Diese Leute rauben den Vernünftigen die Freiheit – und die Regierungen haben auch noch gekuscht vor ihnen.“

Dabei ignorierte die Zeitung wissenschaftliche Debatten, etwa zur Wirksamkeit von Lockdowns, die auch in internationalen Medien wie The Lancet thematisiert wurden. Auch diese Einseitigkeit widerspricht elementar Steinmeiers Forderung nach einem Journalismus, der „Zusammenhänge erklärt“ und „Unklares klärt“.

Denn statt „Kompromissbereitschaft und Zusammenhalt“ zu fördern, vertiefte die SZ-Spaltungen, indem sie legitime Fragen als unverantwortlich abtat. Die SZ als Erfüllungsmedium des Corona-Regimes.

Im Kontext des Ukraine-Kriegs zeigt sich ein weiteres schwerwiegendes Defizit der Süddeutschen Zeitung: die Tendenz zu einer einseitigen, kriegsbefürwortenden Haltung, die diplomatische Lösungen und differenzierte Analysen in den Hintergrund drängt.

Steinmeier lobt die SZ für ihre „soziale, emotionale und praktische Intelligenz“. Doch ihre Berichterstattung hat vielfach eine emotionale Aufladung betrieben, die rationale Debatten mehr als nur erschwert. Ein Beispiel ist die Darstellung der deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine. Die SZ unterstützte die Lieferung schwerer Waffen und stellte Kritiker als Putin-Versteher dar.

Am 19. April 2022 schrieb die Zeitung:

„Der Krieg geht in eine neue Phase – die ukrainische Armee benötigt dringend schwere Waffen. Wer kann sie liefern? Welche Systeme können ukrainische Soldaten bedienen?“

Fragen nach der Gefahr einer nuklearen Eskalation oder der Effektivität von Sanktionen wurden kaum diskutiert. Stattdessen dominierte ein Narrativ, welches die Unterstützung der Ukraine als moralische Pflicht darstellte. Georg Mascolo versuchte sich in der SZ gleich mal mit einem Framing. Wer sich – das ist die Übersetzung: – gegen Waffenlieferungen ausspreche, der sei ein Feind der Demokratie.

„Moskau setzt auf die Lügendividende – und unterspült mit Fake News die Fundamente der Demokratie in Deutschland. Warum wird nicht mehr getan?“

Ein weiteres Beispiel für die demokratiefeindliche Berichterstattung der SZ ist aber auch ihr Umgang mit der Alternative für Deutschland (AfD). Steinmeier betont, dass Journalismus „mit Respekt vor den Institutionen der Demokratie“ agieren solle.

Doch die SZ hat wiederholt eine diffamierende Sprache gewählt, die die AfD und ihre Wähler pauschal delegitimiert, anstatt sich inhaltlich mit deren Positionen auseinanderzusetzen.

Ein Beispiel ist ein Kommentar – wieder von Heribert Prantl – der die AfD antidemokratisch markierte: „Die AfD ist eine demokratisch gewählte antidemokratische Partei.“

Statt die Gründe für den Aufstieg der AfD – etwa Unzufriedenheit mit etablierten Parteien oder Ängste vor Migration – zu analysieren, wird die Partei einfach mal als rechtsextrem markiert und dargestellt.

Diese pauschalen Diffamierungen ignorieren, dass die AfD in nicht wenigen Punkten – etwa der Kritik an Corona-Maßnahmen oder der EU-Politik – Themen anspricht, die auf besondere Weise eine Nähe zum Bürger beweist, welche die Partei demokratisch legitimiert. Die SZ verstößt auch hier gegen Steinmeiers Forderung nach einem Journalismus, der „Mut zur Differenzierung“ zeigt. Indem sie die AfD und ihre Wähler als illegitim darstellt, schließt sie Millionen von Bürgern aus der demokratischen Debatte aus.

Dies nährt das Gefühl der Entfremdung und stärkt genau jene populistischen Kräfte, die die SZ kritisiert. Steinmeier betont, die SZ „öffnet Räume, in denen eine Gesellschaft sich über sich selbst verständigen kann“. Doch die genannten Beispiele zeigen, dass die Zeitung längst Teil einer Gegenbewegung zu so einer Verständigung ist.

Die Berichterstattung der SZ ist schon grundsätzlich von moralischer Überhöhung geprägt, die abweichende Meinungen delegitimiert und die Gesellschaft spaltet. Durch ihre einseitige Berichterstattung vertieft die SZ gesellschaftliche Spaltungen. Anstatt „Kompromissbereitschaft und Zusammenhalt“ zu fördern, verstärkt sie Gegensätze zwischen „richtig“ und „falsch“, „moralisch“ und „unmoralisch“.

Ein demokratiefreundlicher Journalismus lebt sogar zwingend von der Vielfalt der Perspektiven. Doch die SZ vertritt eine einheitliche Linie auf Regierungskurs und agitiert vielfach aggressiv gegen die Opposition. Auch das schränkt die freie Debatte ein und schwächt die demokratische Meinungsbildung.

Steinmeier nennt die SZ eine „Wächterin der Demokratie“. Es könnte kaum falscher sein. Insbesondere die pauschale Diffamierung der AfD und ihrer Wähler untergräbt das Prinzip der demokratischen Inklusion. Ein wirklich demokratiefreundlicher Journalismus müsste sich der Vielfalt der Meinungen öffnen, legitime Sorgen ernst nehmen und komplexe Themen differenziert darstellen.

Die SZ sollte sich nach 80 Jahren vielmehr fragen, wie sie aus der moralistischen Blase wieder herauskommt, in die sie bis auf den Grund abgetaucht ist. Diese Zeitung war einmal eine gute, als hier noch Typen wie Alexander Wallasch einen brillanten Text wie diesen hier veröffentlichten. Diese Zeiten sind längst vorbei.

 

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