Great Protest Britain – Massenboykott der Gasrechnungen

„Don‘t pay, UK!“ – Bämm-Antwort der Engländer auf explodierende Gaspreise

von Gaia Louise Vonhof (Kommentare: 2)

Mal schauen, wie diese anonyme Menschenmenge der Verweigerer jetzt geframt und durch die Medien diffamiert werden soll. Als Gaspreis-Schwurbler oder gar Gasrechnungs-Leugner?© Quelle: dontpay.uk/ Pixabay / 0fjd125gk87 , Magnascan, frycyk01 I Montage Alexander Wallasch

Ziviler Ungehorsam gegen unbezahlbare Gas-Preissteigerungen. In Großbritannien nimmt eine Initiative Fahrt auf: Der Aufruf „Don‘t pay, UK!“ wächst rasant, die Unterzeichnenden wollen die am 1. Oktober greifenden Gaspreiserhöhungen einfach nicht bezahlen.

Fast Hunderttausend sind jetzt schon dabei. Ein schwer zu diffamierender, passiver und friedlicher Widerstand, der Konzerne und Politik an die Verhandlungstische zwingen soll. Was, wenn das Schule macht?

In Kanada protestieren die Trucker. In den Niederlanden die Bauern. Auch in Deutschland gab es angriffslustige Anti-Corona-Massen-Demonstrationen wie die vom 1. August und 29. August 2020 in Berlin. Aber die fielen medial kaum ins Gewicht. Und wenn, dann meistens nur mit der Pfui-Warnung verbunden, dass es sich bei Protestierenden um Nazis und Schwurbler handeln würde, frei nach dem Motto: Spiel nicht mit den Schmuddelkindern … um die kümmert sich schon der Verfassungsschutz.

Ganz anders in Großbritannien, wo der britische The Guardian sich gerade ausführlich mit der Idee eines Aufruhrs gegen sprunghaft ansteigende Gaspreise beschäftigt hat: „Don’t pay, UK“, zahle nicht, Großbritannien.

Die Aktion soll am Ende zu einer Art Massenboykott der Energiepreissteigerungen führen. Es wird dazu aufgerufen, einfach die Gasrechnungen nicht mehr zu bezahlen.

Auf der Internetseite https://dontpay.uk der Initiatoren ist zu lesen, dass damit Energieunternehmen in Bedrängnis gebracht werden sollen und die Konzerne „an einen Tisch gebracht und gezwungen werden, diese Krise zu beenden“. Die Initiative fordert „eine Senkung der Energierechnungen auf ein erschwingliches Niveau“.

Ziel ist, bis zum 1. 0ktober 1 Millionen Unterschriften zu sammeln, bereits jetzt haben über 100.000 Briten ihre Bereitschaft erklärt, gegen die Preissteigerungen in den Krieg zu ziehen.

„Don’t Pay, UK“ gibt auf der Website bekannt:

„Wir werden unsere Lastschriften ab dem 1. Oktober kündigen, wenn wir ignoriert werden. Diese Maßnahme werden wir ergreifen, wenn bis dahin eine Million Unterschriften eingegangen sind.“

Und weiter:

„Unser Druckmittel ist, dass wir eine Million Menschen versammeln werden, die sich verpflichten, nicht zu zahlen, wenn die Regierung am 1. Oktober eine weitere massive Erhöhung vornimmt. (…) Selbst, wenn nur ein Bruchteil derjenigen von uns, die per Lastschrift zahlen, ihre Zahlungen einstellt, wird dies ausreichen, um die Energieunternehmen in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen, und das wissen sie.“

Auch in Großbritannien also ein angekündigter kalter Winter, wo sich nach offiziellen Analysen die Preisobergrenzen für den Durchschnittshaushalt mehr als verdoppeln werden.
Vielleicht ist es kein Zufall, dass gerade Großbritannien mit so einer Idee aufwartet? Denn die Idee der massenhaften Zahlungsverweigerung ist dort nicht neu, sie speist sich aus einer Referenzerfahrung in den späten 80er und 90er Jahren.

Damals weigerten sich in UK mehr als 17 Millionen Menschen, das waren über ein Drittel der Bevölkerung, die "Poll Tax", eine einkommensunabhängige Kopfsteuer zu zahlen.

Die Verweigerung war damals überraschend erfolgreich und führte letztlich zum Abgang von Premierministerin Thatcher, die dabei gar nicht mehr wie eine „Eiserne Lady“ ausschaute. Die Maßnahmen wurden rückgängig gemacht.

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Die „Don‘t Pay, UK“-Initiatoren bleiben aus nachvollziehbaren Gründen anonym. Die Unterschriften verstehen sich als Willensbekundung, sich dem Rechnungs-Boykott ab Oktober anzuschließen, falls die Regierung keine „radikalen Maßnahmen“ ergreift.

Mit radikalen Maßnahmen sind hier nicht die Preiserhöhungen gemeint, sondern Maßnahmen, die dem wirksam und merklich entgegenwirken, die Armut, Verelendung, leere Familienkassen und kalte Winter-Wohnzimmer verhindern sollen. Die Initiative spielt hierfür auf der gesamten Social-Media-Klaviatur: Auf Twitter gibt’s mittlerweile fast 13.000 Retweets der Kurzanleitung zum Handeln:

Im Wesentlichen geht es also darum, den Energie-Unternehmen die Einzugsermächtigungen zu entziehen.

Was hierbei aber auf keinen Fall vergessen werden darf: Es geht nicht um ein „nicht wollen“, sondern darum, dass viele die Rechnungen gar nicht bezahlen können, selbst wenn sie dazu bereit wären.

Was in Großbritannien Fahrt aufnimmt, könnte auch woanders Schule machen, die Welle aufs Festland bis nach Deutschland überschwappen. Die utopischen Gasrechnungen, die als Folge einer ideologisierten Ampel-Politik auch hier in die Haushalte flattern werden, schweben wie ein Damoklesschwert über der Bevölkerung.

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Nicht zu vergessen ist, dass diese Energiepreiserhöhungen, ob in UK oder hier, nicht nur die Privathaushalte treffen werden, sondern auch Firmen, Unternehmen, Selbständige, Gastronomien, Kulturbetriebe, Kneipen, den Einzelhandel, die gesamte Infrastruktur.

Wo diese Spirale dann hinführt für diese Unternehmen und Firmen, und als Folge davon wieder die Konsequenzen für jeden Einzelnen, mag man noch gar nicht bis zu Ende denken im Moment.

Wie sehen die Erfolgschancen aus? Möglicherweise sind ja unbezahlbare Energierechnungen als gemeinsames Symbol für drohende Armut, Insolvenzen, Zahlungsunfähigkeiten das kleinste gemeinsame Vielfache, das es braucht, dass sich eine kritische Masse findet für ein wirksames „Stopp“ an die Politik, die dazu geführt hat.

Mal schauen, wie diese anonyme Menschenmenge der Verweigerer jetzt geframt und durch die Medien diffamiert werden soll. Als Gaspreis-Leugner oder etwa als Gasrechnungs-Schwurbler?

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