Als Begründerin des "Gender-Mainstreaming" gilt Judith Butler

Ein Aufruf zum Widerstand gegen das Gendern

von Tara Grimm (Kommentare: 7)

Wurden kritische Stimmen zu Beginn der Ausbreitung des „Gender-Mainstreaming“ noch mit der Begründung belächelt, die absurden Theorien hätten keinerlei gesellschaftliche Relevanz, stehen diese heute im Zentrum aller globalistischen Leitlinien.© Quelle: Pixabay / rihaij

Das Gendern soll Normalität sein, aber es erinnert eher an eine Vergewaltigung. Mit Hilfe der Sprache ist man in die Köpfe der Menschen eingedrungen, um sie auf „die neue Normalität“ einzustellen.

Einem Volk oder gar der gesamten Menschheit das kulturell-historisch gewachsene Maul zu verbieten, ist für totalitäre Machthaber langfristig gesehen überaus ineffizient. Eine solche Vorgehensweise bindet für die innenpolitische Kontrolle anderweitig dringend benötigte staatliche Ressourcen und führt außerdem zu Widerstand.

Besser, als den Mund zu verbieten, ist es daher, die Sprache zu verbiegen. Denn Sprache ist nicht nur identitätsstiftend und somit eine entscheidende Grundlage für das Stabilität gewährende Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb von Gruppen oder auch Nationen. Sprache ist darüber hinaus die unverzichtbare Voraussetzung für jede kritische, also selbstbestimmte Auseinandersetzung mit der herrschenden Realität.

Was nicht mehr gesagt wird, wird irgendwann auch nicht mehr gedacht – der Schatz am Ende des Regenbogens für jeden Diktator. Die vielleicht berühmteste Abhandlung über den Einfluss von Sprache auf die politisch gesteuerte Abrichtung einer ganzen Gesellschaft stammt vom jüdischen Philologen Viktor Klemperer, der in seinem Werk „LTI - Notizbuch eines Philologen (Lingua Tertii Imperii)“ die Sprache des Dritten Reiches sowohl dokumentierte als auch sezierte. „Die Sprache lügt nicht“, lautet der Titel einer Arte-Dokumentation über Klemperer, der „Zeugnis ablegen und gleichzeitig Widerstand leisten [wollte] gegen die Verunglimpfung seiner geliebten deutschen Sprache.“

Sind Klemperers Analysen auch heute noch von Bedeutung?

Die Antwort liegt auf der Hand beziehungsweise entfaltet sich vor unser aller Augen und Ohren. Formulierungen wie „alternativlos“, das Wort „Leugner“ in jeder möglichen thematischen Verbindung oder auch die negative Umdeutung des Begriffs „Freiheit“ sind Beispiele für gezielte Manipulationen auf sprachlicher Ebene.

Doch das Feld der Sprachideologen ist nicht auf kurz- bzw. mittelfristige Manipulation begrenzt. Insbesondere bei der Vorbereitung von einschneidenden gesellschaftlichen Umbrüchen liegt der Fokus aus den oben genannten Effizienzgründen auf der langfristigen Umerziehung der Menschen.

Ein Themenkomplex, der diesen Vorgang besonders deutlich abbildet, betrifft die Gender-Ideologie. Wurden kritische Stimmen zu Beginn der Ausbreitung des „Gender-Mainstreaming“ an deutschen und internationalen Universitäten noch mit der Begründung belächelt, die absurden Theorien hätten keinerlei gesellschaftliche Relevanz, stehen diese heute im Zentrum aller globalistischen Leitlinien.

Von der sprachlichen Neufassung der deutschen Straßenverkehrsordnung, bei der u.a. aus Fußgängern „zu Fuß Gehende“ wurden, bis zur Bild-Schlagzeile vom 31.3.2023 „Tagesschau treicht das Wort ‚Mutter‘“ dauerte es fast auf den Tag genau zehn Jahre. Und bei aller Kritik wagt es inzwischen wohl niemand mehr, die aufgezwungenen Monstrositäten wie „gebärende Person“ oder „Cis-Mann“ als „Dummdeutsch“ zu bezeichnen, wie es noch 2003 der „Spiegel“ in einem Artikel über die sprachlich vergewaltigte Straßenverkehrsordnung tat.

Der Prozess des Implementierens der neuen Doktrin wurde derart erfolgreich vollzogen, dass Gendersternchen im Schulunterricht und Sprechpausen im Staatsfunk zwar von der Mehrheit der Menschen nach wie vor abgelehnt werden, Beschwerden der Zuschauer oder gar Klagen von Eltern jedoch ergebnislos in der undurchdringlichen Pufferzone des Systems verenden. Das Gendern verletze weder das Erziehungsrecht der Eltern noch die Vorgaben der Amtssprache, urteilte kürzlich ein deutsches Gericht laut einem Bericht des ZDF. „Mit genderneutraler Sprache gehe keine politische Meinungsäußerung einher“, heißt es dort.

Und weiter:
„Es sei den Kindern grundsätzlich zuzumuten, mit den Auffassungen und Wertvorstellungen einer pluralistischen Gesellschaft konfrontiert zu werden, auch wenn diese möglicherweise im Widerspruch zu eigenen Überzeugungen stünden.“

Wie die Urteilsbegründung hier unmissverständlich offenbart, spielt die Gender-Ideologie also längst keine zwar durchaus berechtigte, aber gesellschaftlich eben untergeordnete Rolle mehr, wie es angesichts des sich als „queer“ bezeichnenden Anteils von geschätzten 7,4 Prozent der Deutschen angemessen wäre.

Nein, im Gegenteil. Die Theorie, nach der die geschlechtliche Identität eines Menschen grundsätzlich nicht biologisch bestimmt, sondern als soziales Konstrukt erlernt wird, gehört im besten Deutschland, das es laut Steinmeier jemals gegeben hat, zu den „Wertvorstellungen einer pluralistischen Gesellschaft“.

Wirft man derzeit einen Blick ins Netz oder auf die globalen Meldungen der Mainstreammedien, könnte man beinahe den Eindruck gewinnen, dies sei wahr. Und es stellen sich mehrere Fragen:

Was genau bringt Menschen dazu, ihre Kinder auf sogenannten „familienfreundlichen Drag-Shows“  auf eine Weise sexualisieren zu lassen, die noch vor wenigen Jahren als absolut indiskutabel galt?

Wie kommt es, dass US-amerikanische Medien plötzlich den verhassten Zweiten Verfassungszusatz verteidigen, wenn es um die Bewaffnung der „Trans Community“ geht?

Wo liegen die Ursprünge dieser zum sogenannten „wokeism“ gehörendenden Ideologie, den Achse des Guten so treffend eine „Erweckungsbewegung“ nennt, deren „Priesterseminare die Eliteuniversitäten des Landes [sind]“ und bei der die „Missionare in angesehenen Nachrichtenredaktionen [arbeiten]“?

Und wer oder was stand am Anfang dieser Absurdität, die man als Dekadenz einer gleichermaßen übersättigten wie verdummten Konsumgesellschaft abtun wollen würde, wäre da nicht dieses koordiniert erscheinende Vorantreiben durch Gesellschaftswissenschaften, Politik und Medien?

Als theoretische Begründerin des "Gender-Mainstreaming" gilt die US-Amerikanerin Judith Butler mit ihrem Buch „Das Unbehagen der Geschlechter“ aus dem Jahr 1990, in welchem sie „das ‚Frausein‘ zu einem reinen kulturellen Konstrukt“ erklärte.

Doch Frau Butler hat diese These nicht erfunden. Was an den Universitäten nicht gelehrt wird, ist der wahre Ursprung der im Sinne des Wortes widernatürlichen Kopfgeburt, bei der sämtliche biologische Fakten ignoriert werden.

Die Geschichte begann bereits im Jahr 1965. Sie wurde u.a. 2006 von der „FAZ“ und 2004 vom britischen „Guardian“ erzählt, aus dem im Folgenden zitiert werden soll.

1965 wurden Janet und Ron Reimer aus Winnipeg/Kanada Eltern von Zwillingen. Den später in einem Buch von John Colapinto zusammengetragenen Fakten zufolge brachten sie ihre Söhne Bruce und Brian sieben Monate später in ein Krankenhaus, um die in Nordamerika übliche Beschneidung vornehmen zu lassen. Bei Brian verlief der Routineeingriff wie geplant. Bei Bruce wurde der Penis derart schwer verletzt, dass er mittels der damaligen chirurgischen Möglichkeiten nicht gerettet werden konnte.

Die Eltern waren verzweifelt, und als sie einige Monate später den Arzt und Wissenschaftler John Money in einer Fernsehsendung sahen, glaubten sie, eine Lösung gefunden zu haben. Money stellte in der Sendung „seine radikalen neuen Theorien über die Geschlechtsbildung“ vor. „Er hat gesagt, es könne sein, dass Babys neutral geboren werden und man ihre Geschlechtsidentität ändern könnte“, erinnerte sich Janet Reimer später.

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Die Eheleute wandten sich schriftlich an Money. Er antwortete zügig und erklärte, er sei zuversichtlich, dass Bruce erfolgreich als Mädchen aufgezogen werden könne. Der „Guardian“‚ schreibt dazu:

„Aus einer experimentellen Perspektive würde Brian Reimer die perfekte Kontrollgruppe abgeben: Sein genetisches Erbgut war mit dem von Bruce identisch. Der einzige Unterschied war der, dass einer als Mädchen aufgezogen wurde und der andere als Junge.“

Am 3. Juli 1967 wurde aus Bruce „Brenda“. Money schickte die Familie mit der strikten Anweisung nach Hause, weder mit dem einen noch mit dem anderen Zwilling über die Wahrheit zu reden. Doch die Schwierigkeiten begannen umgehend. Laut Janet Reimer habe „Brenda“ schon mit zwei Jahren versucht, sich die Kleider vom Leib zu reißen. „Oh, mein Gott, sie weiß, dass sie ein Junge ist und will keine Mädchenkleidung tragen“, habe sie damals gedacht.

Während der Schulzeit setzten sich die Probleme fort. Über die Jahre hinweg mussten „Brenda“ und Brian an regelmäßigen Therapiesitzungen mit John Money teilnehmen. Diese seien, Colapinto zufolge, schon bald zu „schrecklichen Begegnungen verkommen, durch die die beiden Kinder schwerwiegend traumatisiert wurden“.

Im Zentrum von Moneys „Geschlechtsumwandlung“ habe offenbar das Präsentieren von „explizit sexuellen Bildern“ gestanden. Und David Reimer, wie sich „Brenda“ später nannte, erinnerte sich auch an folgende Szenen:

„Ich wurde von Money angeschrien ... er forderte mich auf, meine Sachen auszuziehen, und ich habe das einfach nicht gemacht. Und er schrie (...). Ich dachte, er würde mir eine Abreibung verpassen. Also zog ich meine Kleidung aus und stand dann zitternd da.“

Der „Guardian“ beschreibt weitere grauenvolle Vorkommnisse, von denen die Zwillinge später berichteten, und die toxische Mischung aus Lüge und Gewalt führte letztlich dazu, dass „Brenda“ versuchte, sich das Leben zu nehmen. Nach einer der Sitzungen mit Money entschied sich Ron Reimer, „Brenda“, die zu diesem Zeitpunkt bereits weibliche Hormone einnahm, die Wahrheit zu sagen.

Innerhalb weniger Wochen beschloss „Brenda“, zu ihrem natürlichen Geschlecht zurückzukehren. Aus „Brenda“ wurde David. Dank der Fortschritte in der plastischen Chirurgie konnte man im Laufe von fünf Jahren einen eingeschränkt funktionierenden Penis rekonstruieren. Im Alter von 23 Jahren lernte David eine alleinstehende Mutter von drei Kindern kennen und heiratete sie.

Doch die Normalität im Leben der Zwillinge, wenn es eine solche überhaupt je gegeben hat, endete schon bald. 2002 starb Brian Reimer an der Überdosis eines Medikamentes, welches man gegen die bei ihm diagnostizierte Schizophrenie verschrieben hatte.

David Reimer, der erst Bruce und dann „Brenda“ gewesen war, nahm sich zwei Jahre später das Leben. Der „Guardian“ zitiert ihn mit den folgenden Worten:

„Ich würde einfach alles dafür geben, zu einem Hypnotiseur zu gehen, damit er mir meine gesamte Vergangenheit auslöscht. Denn es ist Folter. Was sie mit deinem Körper angestellt haben, ist manchmal lange nicht so schlimm wie das, was sie deinem Geist angetan haben.“

Diese Leidensgeschichte hat die Theorie von einer „Geschlechteridentität“, welche nicht biologisch bedingt, sondern beliebig wählbar ist, auf grausamste Weise widerlegt. Es ist bemerkenswert, dass sie den Siegeszug des „Gender-Mainstreaming“ dennoch nicht verhindern konnte.

John Money, der Wissenschaftler, über den der „Guardian“ schreibt, er sei ein besonderer Befürworter von „bisexuellem Gruppensex“ gewesen und habe Inzest und Pädophilie „unterstützt oder jedenfalls nicht verurteilt“, verkaufte seine Studie zunächst als „durchschlagenden Erfolg“. Aber auch nach dem Bekanntwerden der Katastrophe fanden sowohl seine Theorie als auch sein Vorgehen im Fall von Brian und Bruce zahlreiche Unterstützer in der Wissenschaftsgemeinde.

Einer von ihnen war der US-amerikanische Autor und Herausgeber John Heidenry, der 1998 für seine „Pionierarbeit auf dem Gebiet der Schwulen-Rechte-Bewegung“ das Ehrendiplom des Institutes für fortgeschrittene Studien der menschlichen Sexualität verliehen bekam. Er nannte die Schilderungen der Reimer-Zwillinge „empörend und beleidigend“ und beschuldigte Brian, unter einem „Fehlerinnerungssyndrom“ zu leiden.

Auch Judith Butler scheint sich an dem Schicksal von Brian und Bruce Reimer nicht gestört zu haben. Dass sie davon keine Kenntnis gehabt haben könnte, dürfte angesichts der thematischen Schnittmenge mit Moneys Thesen auszuschließen sein. Darüber hinaus lehrte sie Anfang der 90er Jahre an der in Corona-Zeiten überaus bekannt gewordenen Johns Hopkins University, an der auch John Money von 1951 bis zu seinem Tod im Jahr 2006 als Professor für Kinderheilkunde und klinische Psychologie tätig war.

„Die EU und Deutschland haben sich dem ,Gender Mainstreaming' verpflichtet“, meldete die „FAZ“.

Und weiter hieß es:

„Dieser Politik liegt die Behauptung zugrunde, Geschlechtsrollen seien nur erlernt. Propagiert und durchgesetzt hat das der Feminismus, doch am Anfang steht ein Menschenversuch (...)“

Es ist kaum zu übersehen, dass dieser Versuch auf einer anderen Ebene nie beendet wurde. Mit Hilfe der Sprache ist man in die Köpfe der Menschen eingedrungen, um sie auf „die neue Normalität“ einzustellen. Eine Normalität, in welcher der Staat „die Lufthoheit über die Kinderbetten“ hat, Männlichkeit „toxisch“ ist und Frauen, welche sich nicht vorbehaltlos der Trans-Ideologie anschließen wollen, im Staatsfunk ungestraft als „Scheißhaufen“ bezeichnet werden dürfen.

Im Jahr 2010 veröffentlichte die „Welt“ einen Artikel zum 50. Todestag von Viktor Klemperer, in welchem sich der folgende überaus interessante Absatz befindet:

„Neben solchen präzise beschriebenen und analysierten Einzelbeobachtungen, an denen man sein Sprachgefühl auch im 21. Jahrhundert noch schärfen kann, wies er schon 1946 auf eine verheerende Fortwirkung des nationalsozialistischen Wahns von der ,Volksgemeinschaft' hin (...). Denn die auch heute in der deutschen Politik weit verbreitete Vorstellung, Staat oder Gesellschaft müssten den Einzelnen so weit wie möglich betreuen, also zu seinem echten oder vermeintlichen Glück zwingen, leitet sich direkt ab aus der NS-Ideologie. Auf Punkt gebracht klingt das bei Klemperer so: ‚Was tut eine vollkommene Gefolgschaft? Sie denkt nicht, sie fühlt auch nicht mehr - sie folgt.‘“

Herbert Grönemeyer versteht „die Aufregung ums Gendern“ nicht und hält es „für absolut richtig und wichtig“. Halten wir uns an Viktor Klemperer und leisten wir Widerstand.

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