Empörung ist angesagt – Aber es muss auch mal eine Pause geben, danach geht‘s weiter

Ein großer Brocken gegen den täglichen Diffamierungswahnsinn

von Jan-Heie Erchinger (Kommentare: 2)

Ich verdränge die Gedanken an die Politik. Ich verdränge den grünen Irrsinn. Und ich verdränge, wie andere diffamiert werden. Aber ich kann es für den Moment nicht ändern und will mal etwas Schönes für die Seele erleben.© Quelle: Jan-Heie Erchinger

Ausgerechnet Alice Schwarzer, einer verdienten Frauenrechtlerin, über die man ja unterschiedlich denken kann, macht man hanebüchene Vorwürfe. Eins ist sie garantiert nicht: Eine Frau, die achselzuckend Vergewaltigungen hinnimmt oder vorsätzlich verharmlost.

Aber genau so etwas wurde landauf, landab seit der Friedensdemo am letzten Samstag in Berlin auf allen Kanälen behauptet. Es ist die Volksverpetzer-Strategie: Jemandem etwas Heftiges unterstellen, um damit von berechtigten, legitimen und kritischen Ideen dieses Menschen abzulenken.

Diskreditieren – darum geht’s.

Das Gleiche war beim Runtermachen von Dr. Maaßen auch zu beobachten. Und auch hier immer von den gleichen Leuten. Diese miesen Kampagnen werden immer häufiger, bald wird ohne Pause diffamiert. Empfindlich darf man hier nicht sein, sonst leidet die Seelenhygiene und der Blutdruck geht hoch,

Aber wie kommt man da raus? Wie ist Ihre Strategie, diesem Wahnsinn zu entfliehen? Für die Betroffenen gibt es kein Entkommen. Aber was machen die Zuschauer, die nicht helfen können, sondern nur mitleiden?

Einfach das Radio aus dem Fenster schmeißen? Kein deutsches Öffentlich-Rechtliches mehr gucken? Ich versuche immer wieder, ein paar Stunden dieser verrückten Politik zu entfliehen. Oft ist das schwierig, die Empörung zu schnell auf dem Siedepunkt. Aber heute war seit langem mal wieder dahingehend ein erfolgreicher Tag.

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Ich habe mich erfolgreich ablenken können von der Beschallung durch diese unglaubliche Diffamierungs-Kampagne. Aufstehen 7.00 Uhr – zwingend ordentlich duschen! Ich dusche nicht jeden Tag, aber an einem Tag im Skigebiet ist die Wahrscheinlichkeit, nach einem heftigen Sturz ins Krankenhaus eingeliefert zu werden, zumindest nicht wirklich weglügbar.

Und es wäre doch arg peinlich, wenn eine gut aussehende Krankenschwester vorsichtig den uralten Ganzkörper-Overall, den ich aus einer Art Zwang und Nostalgie nicht wegwerfen kann, mit der Schere aufschneiden müsste, um, sagen wir mal, meinen linken Plattfuß freizulegen, um dann die Nase zu rümpfen.

Genau das muss ausgeschlossen werden. Danach ins Auto, ich brauche ca. 60 Minuten, deswegen behaupte ich auch gerne angeberisch, ich wohnte letztlich „im Ski-Gebiet". Auf der Autobahn weist schon nach 15 Minuten der deutsche Berg majestätisch den Weg.

Der Brocken ist so ein starker und harter Bursche, er hat viele Jahrtausende auf uns Menschen im Harz-Umfeld gewirkt, hat uns inspiriert, mystische Hexen-Geschichten vom Blocksberg zu erfinden … obwohl, wer weiß, wahrscheinlich stimmt auch einiges.

Ich freue mich immer sehr über die ZDF-Krimi-Serie „Harter Brocken“, die in St. Andreasberg spielt. Eine der wirklich unterhaltsamen Produktionen unseres berechtigt unter Kritik stehenden öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Also – fürs Protokoll: Es ist 8.45 Uhr, und heute am vierten März 2023 ist keine auch nur kleinste Wolke am Himmel zu sehen. Ich parke auf dem großen Parkplatz am Wurmberg-Lift. Der 4er-Sessellift am Hexenritt läuft schon, um mich herum ist jedes zweite Auto aus Holland. Glücksgefühl.

Ich weiß noch, wie die Diskussionen ca. 2015 liefen. Was? Das Skigebiet soll eine Beschneiungsanlage bekommen? Das ist doch umweltfeindlich und die Landschaft würde vermeintlich zerstört. Außerdem, so die Thesen spaßbefreiter Ski- und Alles-Hasser, sei ja durch den Klimawandel eh nicht mehr damit zu rechnen, dass man hier öfter mal zum Ski fahren käme.

Seit 2017 fahre ich hier definitiv regelmäßig Abfahrtski, gerne antizyklisch an einem Wochentag vormittags. Manchmal sogar noch im April. Ich kann einfach nur „Danke" sagen. Danke, dass ihr es gemacht habt. Danke Macher.

Nach dem großen Baumsterben durch Borkenkäfer und Dürrejahre sehe ich erfreulicherweise schon einiges Grün nachwachsen. Klar, es sieht heftig aus, aber ich beginne mich daran zu gewöhnen. Von mir aus sollten allerdings bitte alle Baumleichen gefällt werden.

Ich rutsche aus dem Lift Richtung Seilbahn Bergstation. Deutlich höre ich von hier aus das Tut-Tut der Brockenbahn. Ich schaue vom Wurmberg auf den Brocken, unser deutscher Berg zum Greifen nah, ich sehe die Rauchwolke der Brockenbahn.

Jetzt erst mal runter wedeln. Skikenner lächeln oft wissend, wenn sie mich wedeln sehen. Ich bin beim Fahrstil in den Achzigern hängen geblieben. Parallelschwung.

Manchmal fahre ich im Carving Stil, aber am liebsten so, wie ich es als Kind in den Siebzigern gelernt habe. Mein Onkel Joachim konnte am besten Ski fahren – eine echte Sportskanone aus Innsbruck in Tirol.

So; unten angekommen, nur kurzes Anstehen, eine Minute und es geht schon wieder hoch. Da fährt eine Mutter mit ihrem sehr Kleinen, er fährt an einer Leine. Der weiße Schnee und die tollen bunten Klamotten der Ski- und Snowboard Fahrer sind eine Augenweide im gleißenden Sonnenlicht.

Wieder oben. Ich denke kurz und sehnsüchtig an Innsbruck, Stubaier Gletscher, Zillertal, Hintertux. Ich bin oft in den Alpen Ski gefahren, mache das, so Gott will, bald wieder. Aber ich fahre hier und heute in unserem Harz. Die ehemalige Zonengrenze, der Kolonnenweg, ist da unten in Sichtweite.

Da hinten steht der majestätische Brocken (1141 m ü. NHN) in Sachsen-Anhalt, ich lächle vom höchsten Berg Niedersachsens aus – von unserem Wurmberg (971 m ü. NHN). Danke Gorbatschow für die Deutsche Einheit. Wie oft habe ich mich schon gefreut, dass ich das erleben konnte.

Ja, ich verdränge die Gedanken an die Politik. Ich verdränge den grünen Irrsinn. Und ich verdränge dann auch, wie andere diffamiert werden. Aber ich kann es für den Moment nicht ändern und will mal etwas Schönes für die Seele erleben. Ich nehme mir die Auszeit von der täglichen Empörung einfach. Und kann es jedem empfehlen, der auch so eine Möglichkeit hat, Luft zum Atmen zu gewinnen.

(Quelle: privat)

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