Die derzeitigen Entscheidungsträger, leben in einer eigenen Welt, in der das Militärische glorifiziert wird

Ex-Polizeichef Ulf Küch: Die deutsche Bevölkerung muss endlich aufwachen

von Ulf Küch (Kommentare: 5)

Unsere Familie hat in den Weltkriegen 1914-1918 und 1939-1945 insgesamt 21 junge Männer auf dem „Feld der Ehre“ verloren.© Quelle: Privat / Youtube / Netflix / Im Westen nichts Neues, Montage Bertolt Willison

Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und dem damit einhergehenden Fall des „Eisernen Vorhangs“ lebten wir Europäer zunächst sorglos und genossen eine scheinbar friedensreiche Zukunft.

Die Völker waren der vielen in Europa ausgetragenen Kriege müde und man hatte sich sozial und wirtschaftlich weitestgehend konsolidiert.

Der Blick zurück ist dennoch hilfreich: Dass hinter den Kulissen schon um die Jahrhundertwende daran gefeilt wurde, übereinander militärisch herzufallen, ist mittlerweile historisch belegt. Ebenso die Tatsache, dass die dann 1914 folgende apokalyptische Katastrophe dazu geführt hat, dass Kaiserreiche hinweggefegt wurden, über die Köpfe der Menschen hinweg am Reißbrett neue Länder entstanden; so wurden die Pulverfässer für die Zukunft aufgestellt.

Gemeint sind hier exemplarisch der Nahe Osten, der Balkan und auch Europa, das mit den Folgen des Versailler Vertrages zu kämpfen hatte, dessen unsägliche Entscheidungen bis heute immer wieder zu Krisen führen. In keinem Fall wurde man dem Willen der Bevölkerung Ansatz gerecht. Vielmehr ging es darum, wirtschaftliche und strategische Machtinteressen zu manifestieren und diese von Fall zu Fall auch skrupellos mit Gewalt umzusetzen.

Zwischen 1871 und 1914 waren die europäischen Großmächte zumindest vordergründig noch in der Lage, mit Geschick, aber auch einer Grundhaltung zur friedlichen Koexistenz, den Menschen Sicherheit zu gewährleisten. Der Adel an den Hebeln der Macht hatte es verstanden, für eine gewisse Ausgewogenheit zu sorgen. Die Außenpolitik war mitunter sogar kosmopolitischen Intentionen geschuldet und man hielt sich in dieser gerade in Deutschland von Bismarck geprägten Zeit an gewisse Regeln.

Als nun im auslaufenden 19. Jahrhundert der österreichische Kaiser Franz Josef I. meinte, dass ein Land gelegentlich einen Krieg führen sollte, auch wenn damit gerechnet werden müsse, diesen zu verlieren, da begann diese Haltung der Einsicht, Krieg sei die tatsächliche Fortsetzung der Politik, wieder zu weichen.

Mit jener Haltung, die ich heute in meinem Land leider bei vielen Politikern, Intellektuellen und auch Künstlern im Geiste des „gerechten Krieges“ sehe, stellt sich aber auch im 21. Jahrhundert die jeweilige Regierung über die Interessen der meisten Menschen, also der Angestellten, Arbeiter, Beamten, friedliebenden Mittelschichten, Handwerkern und Gewerbetreibenden.

Es wird derzeit überdeutlich, dass die Entstehung des unsäglichen Ukrainekrieges verschwiegen, die derzeitigen Folgen von beiden Seiten schöngeredet und für die eigene Bevölkerung beschwichtigt werden. Die Entscheidung über „Krieg und Frieden“ wird der Öffentlichkeit erneut abgenommen. Die Wünsche der Völker haben auf fast alle politische Entscheidungen in Berlin, Brüssel und Washington, Moskau, Peking, Nord-Korea keinerlei Einfluss.

Hinter zumeist verschlossenen Türen werden weitreichende Entscheidungen getroffen, von denen wir nie etwas genaues erfahren, es aber letztlich mit Blut und Geld auszubaden haben.

Auch die derzeitigen Entscheidungsträger, denen es leider in Person an Format und Bildung zu fehlen scheint, leben in einer eigenen Welt, in der aktuell das Militärische glorifiziert wird und man vollkommen den Blick auf die Realität verloren hat.

Anders kann ich mir es nicht mehr erklären, wie gerade Deutschland, welches ja nun als Staat genügend Unheil in Europa und der Welt angerichtet hat, sich jetzt daran macht, einen Konflikt anzuheizen, an dessen Entstehung und letztlichem Scheitern (Minsker-Abkommen) wir ja besonders beteiligt gewesen sind (Frau Merkel und Herr Steinmeier).

Jetzt so zu tun, als wenn der Russe unser Feind sei und wir, so Frau Baerbock, mit Russland im Krieg sind, ist ebenso falsch wie töricht. Das russische, das ukrainische und jetzt das deutsche Volk sind nicht gefragt worden, ob wir gegeneinander in den Krieg ziehen möchten. Alles reduziert sich auf politische Hasardeure und im Schlepptau einer Lobby wirtschaftlicher Interessen.

Ich bin mir durchaus bewusst, dass einige, die persönlich ja ohnehin nicht in den Krieg ziehen müssen, mir jetzt mit „Verteidigung der Demokratie“ oder sonstigen schwülstigen humanistischen Argumenten antworten werden. Aber das zieht hier nicht. Das hat schon im Balkankrieg nicht gezogen und war für Afghanistan betrachtet auch ein übler Treppenwitz. Die glorreiche US-amerikanische Armee und die Bundeswehr nebst ihren Verbündeten wurden dort von einer Handvoll Mujahedin quasi rausgeworfen.

Und wo ist nun die Verteidigung am Hindukusch? Afghanistan kehrt wieder ins Mittelalter zurück. Ist damit die Verteidigung unserer Demokratie jetzt auf der Krim, oder in Nord-Korea, dem Irak, Syrien, Mali, oder auch wieder in Afghanistan vorzunehmen?

Es ist an der Zeit, dass die deutsche Bevölkerung aufwacht und die 4. Gewalt, als das Gros der Presse, sich wieder an ihren eigentlichen Auftrag erinnert. Derzeit beobachte ich leider eher eine mundgerechte politische Berichterstattung.

Und nun zum Schluss: Ich bin weder Pazifist noch Phantast. Aber was hier gerade der Öffentlichkeit zelebriert wird und fatale Folgen für die Sicherheit Europas und der Welt haben kann, muss doch dazu führen, das Kriegsgeschrei einzustellen und sich mit Hilfe der UNO zusammenzusetzen. Der weise Henry Kissinger hat neulich einige kluge Gedanken und Vorschläge dazu gemacht. Warum, so frage ich mich, wird das nicht aufgegriffen.

Oder hat sich das Denken im Sommer 1914 erneut in deutschen Politikerhirnen festgesetzt, „jetzt zuschlagen zu müssen, ergo jeder Schuss ein Russ`?“ Interessanterweise wird ja von honorigen deutschen Ex-Generälen und ehemaligen Heeresinspekteuren vor diesem „Abenteuer“ gewarnt.

Unsere Familie hat in den Weltkriegen 1914-1918 und 1939-1945 insgesamt 21 junge Männer auf dem „Feld der Ehre“ verloren!

Es darf keine deutschen Panzer und Soldaten mehr außerhalb unseres Bündnisses geben.

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