Der Kanzler eignet sich ukrainische Schicksale an – und opfert sie einem Krieg, den Diplomatie beenden könnte

Feldjäger Merz treibt 18-jährige Ukrainer in den Schützengraben

von Gregor Leip (Kommentare: 6)

Eine unheilvolle Vereinigung© Quelle: Youtube/Phönix, Screenshot

„Wir brauchen jeden bis hin zum Militärdienst“: Merz’ Appell an Selenskyj entlarvt eine fatale Schicksalsgemeinschaft, die Deutschland in den Abgrund zieht. Merz’ Worte sind ein Meisterwerk der Verschleierung. Er spricht von „anpacken und mithelfen“, als ob der Krieg ein Bauprojekt sei. Bis hin zum „Militärdienst“ – das ist der Euphemismus für Sterben an der Front.

Bundeskanzler Friedrich Merz hat kürzlich den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj aufgefordert, die Ausreise junger ukrainischer Männer nach Deutschland zu stoppen:

„Ich habe ihn gebeten, dafür zu sorgen, dass diese jungen Männer im Land bleiben, weil sie im Land gebraucht werden und nicht in Deutschland. Wir brauchen jeden, der anpacken kann, mithelfen kann bis hin zum Militärdienst in der Ukraine.“

Das klingt auf den ersten Blick so pragmatisch, ja geradezu fürsorglich – als ob der Kanzler nur das Beste für die Ukraine und Deutschland im Sinn hätte. Doch bei genauerer Betrachtung ist das eine menschenverachtende zynische Heuchelei: die Instrumentalisierung junger Leben als Kanonenfutter.

Muss man das einem 70-jährigen Deutschen erklären, der mutmaßlich noch in den Trümmern des Zweiten Weltkriegs gespielt hat? Wie passt das zusammen, beim Holocaust-Gedenken in Tränen auszubrechen und sich wenig später hinzustellen und eine Generation junger Männer in den Heldentod zu schicken?

Krieg vernichtet Menschen auf Schlachtfeldern, zerstört ganze Gesellschaften irreparabel und sprengt moralische Grenzen. Merz’ Statement verstärkt den Wahnsinn aktiv. Krieg ist das ultimative Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Er tötet nicht nur physisch, sondern er zerstört Seelen, Familien und ganze Kulturen für viele Generationen. Das mussten deutsche Familien besonders leidvoll erfahren.

In der Ukraine sterben täglich junge Männer in Schützengräben, unter Artilleriefeuer oder durch Drohnenangriffe oder sie werden physisch und psychisch schwer verletzt. Diese jungen Männer werden nicht „gebraucht“, wie Merz es formuliert, sondern geopfert und weggeschlachtet!

Die Gefallenen hinterlassen Witwen, Eltern, Großeltern, Waisen und traumatisierte Überlebende. Die Zahlen sprechen eine grausame Sprache: Hunderttausende ukrainische Soldaten sollen bereits gefallen oder verwundet sein. Das sind keine Statistiken, das sind Väter, Söhne, Brüder – Menschen mit Träumen, die in Rotz, Blut und Scheiße verenden.

Krieg ist verwerflich, weil er jede Form von Menschlichkeit auslöscht – der Weihnachtsbaum im Schützengraben ist eine Perversion! Krieg zwingt Menschen, zu töten oder getötet zu werden, schafft Hassgenerationen und rechtfertigt Grausamkeiten. Und wofür? Für territoriale Ansprüche, die auf beiden Seiten mit Propaganda aufgeladen werden.

Krieg löst keine Konflikte, er multipliziert sie. Er kostet Billionen, die stattdessen in Bildung, Gesundheit oder Klimaschutz fließen könnten. Stattdessen finanzieren wir – auch mit deutschen Steuergeldern – Waffen, die weitere Gräber füllen. Und diplomatische Bemühungen werden behandelt geradezu wie Verbrechen gegen die Menschlichkeit!

Als US-Präsident Trump das Gespräch mit Putin suchte, traf er sich auch mit den europäischen Partnern, die geradezu entsetzt oder mindestens konsterniert darüber schienen, dass Trump diesen Krieg vielleicht beenden könnte. Und sie machten Trump ein teuflisches Angebot, das er kaum ablehnen konnte und das ihn und seine MAGA-Bewegung mutmaßlich schwer korrumpiert hat:

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Sie garantierten den USA, dass diese sich mit Waffenverkäufen an die europäischen Partner eine goldene Nase verdienen. Waffen, welche die EU bezahlt, in die Ukraine schickt bzw. die europäischen Armeen massiv aufrüstet. „Make America great again“ sah sich in der Folge außerstande, dieses Billionen-Geschenk abzulehnen.

Merz’ Appell, die jungen ukrainischen Männer festzuhalten, ist deshalb besonders perfide, weil er die Flucht vor dem Tod als egoistisches Verhalten darstellt. Diese jungen Männer „werden im Land gebraucht“, sagt Merz – und schließt explizit den „Militärdienst“ ein. Aber was bedeutet das übersetzt? Es heißt: Bleibt da und verreckt für einen Krieg, den zu beenden wir nicht in der Lage waren (um es irgendwie noch neutral auszudrücken). Merz ignoriert, dass viele dieser Männer nicht freiwillig fliehen, sondern schlicht überleben wollen.

Merz’ Bitte an Selenskyj macht ihn zum Komplizen. Merz’ Worte sind ein Meisterwerk der Verschleierung. Er spricht von „anpacken und mithelfen“, als ob der Krieg ein Bauprojekt sei. Bis hin zum „Militärdienst“ – das ist der Euphemismus für Sterben an der Front.

Er verschweigt die deutschen Waffenlieferungen. Diese Waffen verlängern den Krieg, fordern mehr Tote und zerstören mehr Infrastruktur. Rüstungskonzerne wie Rheinmetall boomen. Aktienkurse steigen, während ukrainische Dörfer brennen. Krieg ist Geschäft. Und es gibt nur ein wirksames Gegenmittel: ultimative Diplomatie. Diplomatie bis zum Erbrechen. Und eben nicht Beihilfe zu einer fortschreitenden Mobilmachung.

Besonders absurd und enthüllend ist Merz’ Gebrauch des Wortes „Wir“. „Wir brauchen jeden, der anpacken kann“, sagt der deutsche Bundeskanzler. Wer ist dieses „Wir“? Ist es die Ukraine, die verzweifelt Soldaten für die Front braucht? Merz ist Kanzler Deutschlands, nicht der Ukraine. Er hat kein Mandat, über das Schicksal ukrainischer Bürger zu entscheiden – weder zivil noch militärisch.

Dieses „Wir“ ist eine dreiste Aneignung: Es vermischt deutsche Interessen mit ukrainischen, als wären wir eine Art gottgewollte Schicksalsgemeinschaft. Aber Gott hat damit nichts zu tun. Und an der Stelle ist es zudem verräterisch. Denn dieses „Wir“ von Merz deutet darauf hin, dass der deutsche Kanzler diese ominöse Schicksalsgemeinschaft bereits verinnerlicht hat und automatisch mitdenkt. Das erscheint dann wieder auf maximale Weise bedrohlich für die Geschicke Deutschlands.

Merz spricht, als ob „wir“ alle dasselbe Schicksal teilen – doch deutsche Söhne sterben nicht in Donezk. Bisher jedenfalls nicht. Merz benutzt „Wir“, um Verantwortung zu übernehmen, die er nicht hat, und Schuld zu übernehmen, die Deutschland nicht hat.

Merz’ Statement ist verwerflich, weil es Leben entwertet, Heuchelei betreibt, Rechte verletzt, Krieg verlängert und eine moralische Bankrotterklärung bedeutet. Der Bundeskanzler ignoriert, dass Frieden durch Verhandlungen kommt, nicht durch Leichenberge. „Wir“ brauchen dringender denn je neue Friedensinitiativen, Waffenstillstandsbemühungen, neutrale Vermittler (z. B. Brasilien, Indien).

Deutschland sollte Brücken bauen, nicht Gräben vertiefen. Jeder Tag Krieg ist ein Tag zu viel. Diese jungen Männer gehören nicht an die Front – sie gehören ins Leben. Ob in der Ukraine, in Deutschland oder wo auch immer sie Sicherheit finden.

Merz’ Worte sind nicht nur falsch – sie sind ein Skandal. Sie enthüllen die hässliche Fratze des Krieges: Politiker in sicheren Büros liefern die Jugend ans Messer. Krieg ist verwerflich, weil er immer die Falschen tötet und die Falschen bereichert. Zu jeder Zeit.

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