Bundeskanzler Friedrich Merz hat kürzlich den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj aufgefordert, die Ausreise junger ukrainischer Männer nach Deutschland zu stoppen:
„Ich habe ihn gebeten, dafür zu sorgen, dass diese jungen Männer im Land bleiben, weil sie im Land gebraucht werden und nicht in Deutschland. Wir brauchen jeden, der anpacken kann, mithelfen kann bis hin zum Militärdienst in der Ukraine.“
Das klingt auf den ersten Blick so pragmatisch, ja geradezu fürsorglich – als ob der Kanzler nur das Beste für die Ukraine und Deutschland im Sinn hätte. Doch bei genauerer Betrachtung ist das eine menschenverachtende zynische Heuchelei: die Instrumentalisierung junger Leben als Kanonenfutter.
Muss man das einem 70-jährigen Deutschen erklären, der mutmaßlich noch in den Trümmern des Zweiten Weltkriegs gespielt hat? Wie passt das zusammen, beim Holocaust-Gedenken in Tränen auszubrechen und sich wenig später hinzustellen und eine Generation junger Männer in den Heldentod zu schicken?
Krieg vernichtet Menschen auf Schlachtfeldern, zerstört ganze Gesellschaften irreparabel und sprengt moralische Grenzen. Merz’ Statement verstärkt den Wahnsinn aktiv. Krieg ist das ultimative Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Er tötet nicht nur physisch, sondern er zerstört Seelen, Familien und ganze Kulturen für viele Generationen. Das mussten deutsche Familien besonders leidvoll erfahren.
In der Ukraine sterben täglich junge Männer in Schützengräben, unter Artilleriefeuer oder durch Drohnenangriffe oder sie werden physisch und psychisch schwer verletzt. Diese jungen Männer werden nicht „gebraucht“, wie Merz es formuliert, sondern geopfert und weggeschlachtet!
Die Gefallenen hinterlassen Witwen, Eltern, Großeltern, Waisen und traumatisierte Überlebende. Die Zahlen sprechen eine grausame Sprache: Hunderttausende ukrainische Soldaten sollen bereits gefallen oder verwundet sein. Das sind keine Statistiken, das sind Väter, Söhne, Brüder – Menschen mit Träumen, die in Rotz, Blut und Scheiße verenden.
Krieg ist verwerflich, weil er jede Form von Menschlichkeit auslöscht – der Weihnachtsbaum im Schützengraben ist eine Perversion! Krieg zwingt Menschen, zu töten oder getötet zu werden, schafft Hassgenerationen und rechtfertigt Grausamkeiten. Und wofür? Für territoriale Ansprüche, die auf beiden Seiten mit Propaganda aufgeladen werden.
Krieg löst keine Konflikte, er multipliziert sie. Er kostet Billionen, die stattdessen in Bildung, Gesundheit oder Klimaschutz fließen könnten. Stattdessen finanzieren wir – auch mit deutschen Steuergeldern – Waffen, die weitere Gräber füllen. Und diplomatische Bemühungen werden behandelt geradezu wie Verbrechen gegen die Menschlichkeit!
Als US-Präsident Trump das Gespräch mit Putin suchte, traf er sich auch mit den europäischen Partnern, die geradezu entsetzt oder mindestens konsterniert darüber schienen, dass Trump diesen Krieg vielleicht beenden könnte. Und sie machten Trump ein teuflisches Angebot, das er kaum ablehnen konnte und das ihn und seine MAGA-Bewegung mutmaßlich schwer korrumpiert hat:
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Sie garantierten den USA, dass diese sich mit Waffenverkäufen an die europäischen Partner eine goldene Nase verdienen. Waffen, welche die EU bezahlt, in die Ukraine schickt bzw. die europäischen Armeen massiv aufrüstet. „Make America great again“ sah sich in der Folge außerstande, dieses Billionen-Geschenk abzulehnen.
Merz’ Appell, die jungen ukrainischen Männer festzuhalten, ist deshalb besonders perfide, weil er die Flucht vor dem Tod als egoistisches Verhalten darstellt. Diese jungen Männer „werden im Land gebraucht“, sagt Merz – und schließt explizit den „Militärdienst“ ein. Aber was bedeutet das übersetzt? Es heißt: Bleibt da und verreckt für einen Krieg, den zu beenden wir nicht in der Lage waren (um es irgendwie noch neutral auszudrücken). Merz ignoriert, dass viele dieser Männer nicht freiwillig fliehen, sondern schlicht überleben wollen.
Merz’ Bitte an Selenskyj macht ihn zum Komplizen. Merz’ Worte sind ein Meisterwerk der Verschleierung. Er spricht von „anpacken und mithelfen“, als ob der Krieg ein Bauprojekt sei. Bis hin zum „Militärdienst“ – das ist der Euphemismus für Sterben an der Front.
Er verschweigt die deutschen Waffenlieferungen. Diese Waffen verlängern den Krieg, fordern mehr Tote und zerstören mehr Infrastruktur. Rüstungskonzerne wie Rheinmetall boomen. Aktienkurse steigen, während ukrainische Dörfer brennen. Krieg ist Geschäft. Und es gibt nur ein wirksames Gegenmittel: ultimative Diplomatie. Diplomatie bis zum Erbrechen. Und eben nicht Beihilfe zu einer fortschreitenden Mobilmachung.
Besonders absurd und enthüllend ist Merz’ Gebrauch des Wortes „Wir“. „Wir brauchen jeden, der anpacken kann“, sagt der deutsche Bundeskanzler. Wer ist dieses „Wir“? Ist es die Ukraine, die verzweifelt Soldaten für die Front braucht? Merz ist Kanzler Deutschlands, nicht der Ukraine. Er hat kein Mandat, über das Schicksal ukrainischer Bürger zu entscheiden – weder zivil noch militärisch.
Dieses „Wir“ ist eine dreiste Aneignung: Es vermischt deutsche Interessen mit ukrainischen, als wären wir eine Art gottgewollte Schicksalsgemeinschaft. Aber Gott hat damit nichts zu tun. Und an der Stelle ist es zudem verräterisch. Denn dieses „Wir“ von Merz deutet darauf hin, dass der deutsche Kanzler diese ominöse Schicksalsgemeinschaft bereits verinnerlicht hat und automatisch mitdenkt. Das erscheint dann wieder auf maximale Weise bedrohlich für die Geschicke Deutschlands.
Merz spricht, als ob „wir“ alle dasselbe Schicksal teilen – doch deutsche Söhne sterben nicht in Donezk. Bisher jedenfalls nicht. Merz benutzt „Wir“, um Verantwortung zu übernehmen, die er nicht hat, und Schuld zu übernehmen, die Deutschland nicht hat.
Merz’ Statement ist verwerflich, weil es Leben entwertet, Heuchelei betreibt, Rechte verletzt, Krieg verlängert und eine moralische Bankrotterklärung bedeutet. Der Bundeskanzler ignoriert, dass Frieden durch Verhandlungen kommt, nicht durch Leichenberge. „Wir“ brauchen dringender denn je neue Friedensinitiativen, Waffenstillstandsbemühungen, neutrale Vermittler (z. B. Brasilien, Indien).
Deutschland sollte Brücken bauen, nicht Gräben vertiefen. Jeder Tag Krieg ist ein Tag zu viel. Diese jungen Männer gehören nicht an die Front – sie gehören ins Leben. Ob in der Ukraine, in Deutschland oder wo auch immer sie Sicherheit finden.
Merz’ Worte sind nicht nur falsch – sie sind ein Skandal. Sie enthüllen die hässliche Fratze des Krieges: Politiker in sicheren Büros liefern die Jugend ans Messer. Krieg ist verwerflich, weil er immer die Falschen tötet und die Falschen bereichert. Zu jeder Zeit.
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Kommentar von stephan manus
Liebe junge Ukrainer, bitte geht zurück, bitte Selenki lass sie nicht mehr ausreien. "Wir brauchen jeden, der anpacken kann, mithelfen kann bis hin zum Militärdienst in der Ukraine.“
Meiner Meinung nach steht das Projekt Ukraine deutlich vor seinen deutschen Interessen. Deutsche Interessen vertritt die Regierung m.E. nicht. Das ist offensichtlich.
Egal ob wir deren Korruption finanzieren, egal, ob sie unsere Infrastruktur (Nord Stream) in die Luft sprengen, egal was sie deren eigener Zivilbevölkerung im Osten angetan haben.............Das Projekt Ukraine steht für die CDU an erster Stelle. Alles andere ist nachrangig. Der Iwan muss besiegt werden.
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Kommentar von Eugen Karl
@van Dyk - Das ist genau der Punkt. Wer Wehr"pflicht" will, muß auch den Einsatz von Soldaten im Kriege wollen. Das gilt natürlich auch für Ukrainer. Aber es ist für Merz eine zweischneidige Angelegenheit; denn die deutschen Betroffenen sehen so sehr genau, was schon bald auch mit ihnen geschehen könnte.
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Kommentar von Wilfried Van Dyk
Nur mal so ein Gedanke.
Aufgrund der Wehrpflicht, die man hier in Deutschland wieder aktivieren will, kann Merz gar nicht anders.
Wie will er den Deutschen die Wehrpflicht erklären - der Russe wird ja die NATO mit 32 Mitgliedsstaaten angreifen und bis zum Atlantik durchmaschieren - aber junge Ukrainer ihr Land verlassen dürfen.
Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich jedes Wort in dem Artikel unterschreiben würde!
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Kommentar von Carl Peter
Autoerotischer Selbsttötungsunfall - im weitesten Sinne ganz nah
Früher war alles billiger - ein blöder Satz, weil er zwar richtig und wahr ist, aber man genauso lapidar sagen könnte:
Früher ist eben nicht Heute und dass früher ein Brot auch mal 1 Million kostete, also nach kriegsgemässen Umständen teurer war, als heute.
Oder spielt uns heute die menschliche Phantasie einen bösen Streich - eine Klinik der Kriegsverletzungen unter Berücksichtigung des masturbatorischen Aspektes hat es meines Wissens noch nie gegeben, obwohl es sich im künstlerisch-kulturellen Aspekt seit Jahrhunderten ständig anbietet, und dort auch bis zum...und erschöpfend thematisiert wird.
Frieden ist heute Kitsch, also state of the art Friedenskitsch, nicht weil piefigen Bürgern schon das kitschige Sofa unterm Arsch brennt, sondern weil sie es selbst anzünden, das scheint alle existierenden und auf Selbstheilung abzielenden therapeutischen Ansätze zu verhindern.
Aber zurück zum Thema - wir wohnten früher in Berlin neben einem Peitschenladen und als zenpraktizierender Idiot der Menschheitsfamilie bin ich überzeugt, dass Menschen alles haben sollen, was sie wollen, wenn sie sich nicht gegenseitig dazu zwingen, und erstmal rein assoziativ blieben wir damit in allen Belangen unverletzt und unbehelligt.
Eine Peitsche von Bismarck und Zirkus bis von Sado nach Maso käme uns nicht ins Haus, die Angst vor dem eigenen Leiden, Schmerz und Tod übertragen wir nicht auf ein echtes oder künstlerisch-kulturelles Faszinosum von Krieg und Weltuntergang für Alle.
In der Mehrheit ist man wehrlos und unbewaffnet und verlangt nach Soldaten als Stellvertreter in einem Krieg, die sich dafür zur Verfügung stellen und Töten und töten lassen - und in einem Krieg geht man immer davon aus, dass die andere Seite angefangen hat, oder vor einem Krieg, dass die andere Seite anfangen will, also Frieden eigentlich nur allgemeiner Stillstand bedeutet.
Abschließend eine Info für in Russland (Vorsicht: Putin ist nicht Russlnd) einmarschieren wollende/müssende deutsch-muslimische Soldaten: Allein in Moskau soll es über 3 Millionen Muslime geben, also aufpassen, wo ihr hinschiesst.
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Kommentar von Eddy Nova
WIR ?
Ich halte es da wie Chrupalla 'Mir hat Putin nichts getan' & 'meine Feinde' verorte ich eher in Brüsssel & Berlin , denn Moskau. Ich tippe minimo 40 % aller Deutschen werden das ähnlich sehen.
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Denkfehler 2 des GröFaz Merz dürfte das WIR bezüglich der Ukrainer sein. Wieviel Prozent der 'formal Ukrainer' würden im persönlichen Ernstfall eigentlich für Zelenskyys Horden & wieviel Prozent für pro Russia Einheiten kämpfen wollen.
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Ich glaube nicht das jeder 'formal Ukrainer' der die Ukrain verlassen hat pazifistische Gründe hegte - der Prozentsatz derer die nur nicht gegen ihre russischen 'Brüder' in den Krieg ziehen wollen dürfte relativ groß sein.
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Zu UDSSR Zeiten bestand faktisch Wahlfreiheit was im Pasaporte unter Ethnie eingetragen wird.Eheleute entschieden sich mehrheitlich für eine Ethnie sofern die im Ursprung unterschiedlich war - einige Berufsgruppen definierten sich über eine gemeinsam gewählte Ethnie.
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Beleg : rein ethnisch betrachtet sind 3/4 Chefs der Volksrepubliken eigentlich Ukrainer - Zelenskyy's Armeeführung besteht dagegen rein ethnisch betrachtet mehrheitlich aus ethnischen Russen !
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Fazit : Schritt 2 der Merz Aussage wären sicher Deportationen vermeintlicher Ukrainer aus dem EU Gebiet - was machte den Fatzke eigentlich so sicher das Zelenskyy und nicht Russia profitiert.
Dazu kommen nicht wenige 'Wirtschaftsukrainer' die sich vor 4 ,5 Jahren noch als waschechte Russen definierten.
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Der Denkfehler der pro Zelenskyy Bagage liegt meiner Anssicht nach in der Annahme einer klaren ethnischen Unterscheidbarkeit zwischen Russen & Ukrainern. Dem ist nicht so ...
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Kommentar von Ego Cogito
"Soldaten sind keine Mörder, von Konstantin Fechter
Wer die Garanten der eigenen Souveränität als Mörder diffamiert, bietet seine Freiheit all denen an, die weniger Skrupel haben. Für den Schriftsteller Kurt Tucholsky als Einzelperson mag das einst eine eskapistische Verlockung gewesen sein. Für Staaten besteht dieser Luxus nicht. Wer sich zur Beute macht, wird als solche behandelt werden."
Quelle: Cato