Es geht ums Reisen, doch bei dieser Sendung, den Gästen und Plasberg möchte man sofort abhauen

„Hart aber fair“ live aus dem Penny-Markt – Aber kein Penny für einen vernünftigen Gedanken

von Gaia Louise Vonhof (Kommentare: 1)

Dieser Billigmarkt der gleichgeschalteten Gedanken kommt maximal teuer für den GEZ-Gebührenzahler. Vor allem, wenn man im Nachhinein den Lern- oder Unterhaltungseffekt oder gar Nutzen dieser Sendung in Betracht zieht.© Quelle: ARD / Screenshot

„Es wird chaotisch, es wird voll, es wird teuer“ – so baut Frank Plasberg in seiner Anfangsmoderation von „Hart aber fair“ gestern Abend die Spannung auf. Der Sommerurlaub der Deutschen war damit gemeint, nicht die Sendung und schon gar nicht das Land selbst. Dieses Deutschland am Rande des Nervenzusammenbruchs, chaotisch planlos regiert, voller Menschen, die hier ihr Glück suchen und ihre Claims abstecken und teuer in einer Rezession, welche die sozialistische Regierung der Bundeskanzlerin eingeleitet hat und die jetzt von ihrem ehemaligen Finanzminister vollendet wird.

Aber all das hört man bei Plasberg natürlich nicht. Plasberg und "Hart aber fair" als Teil des öffentlich-rechtlichen Big-5-Zwangsgebührenregierungsfernsehens: Plasberg, Will, Illner, Maischberger und Lanz.

Aber beamen wir uns doch vom großen Ganzen zurück in dieses kleine armselige Schaufenster vor der immer gleichen Netto-versus-Penny-Markt-Kulisse: Direkt voll war es vor den Fernsehern in den deutschen Wohnzimmern, die Sendung hatte einen schon vulgär zu nennenden Marktanteil von 10,5 Prozent mit 2,5 Millionen Zuschauern.

Aber dieser Billigmarkt der gleichgeschalteten Gedanken kommt maximal teuer für den GEZ-Gebührenzahler, vor allem, wenn man im Nachhinein den Lern- oder Unterhaltungseffekt oder gar Nutzen dieser Sendung in Betracht zieht: nämlich keinen. Es sei denn, man betrachtet diese Sendung als Einschlafhilfe, Aber dafür gibt es jetzt von Wick den dreifachen Russen. Kennen sie nicht diese neuen politisch so unkorrekten Weichgummis "ZZZ Quil Gute Nacht" der Russenfreunde bei Wick?

Chaotisch? Davon kann bei „Hart aber fair“ überhaupt keine Rede sein. Die ganze Sendung verläuft spannungsfrei im geregelten PR-Sprech, keine einzige Frage, kein Redebeitrag wirklich kontrovers oder an die Wurzeln der Themen des Abends gehend.

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Es ging um den Sommerurlaub der Deutschen, um hunderte gecancelte Flüge durch Lufthansa und Co zum Start der Urlaubssaison, um Mondpreise wegen Mietwagenknappheit und um die Fragen, warum die Reisebranche so überrascht schien vom „plötzlichen“ Reisewillen der Menschen jetzt im Sommer.

Plasbergs Gäste waren Jutta Dallmeier, Besitzerin von vier Reisebüros, mit dem Motto „Es macht keinen Sinn, Schuldige zu suchen“ in ihrer Papptüte. Jeder Passagier könne mithelfen. In erster Linie habe der Staat geholfen, Corona war für die ganze Branche hart – so Claudia Möller, B‘90/Grüne. Mit solchen Äußerungen durfte die Tourismusbeauftragte des Bundestages ein bisschen PR für ihren Arbeitgeber machen, ohne wirklich Gehaltvolles einzubringen.

Schriftstellerin Amelie Fried, die zum Thema auch nichts groß weiter beizutragen hatte, außer ihres halbwegs prominenten Gesichts und der Hammernachricht, dass sie mit dem Auto in den Toskana-Urlaub fährt, mit gutem Gewissen, da sich ihre Familie gerade einen Hybrid geleistet hat. Sie könne nicht verstehen, „warum die Airlines alle so unvorbereitet sind“.

„Nach der Corona-Flaute haben wir uns intensiv vorbereitet, alle müssen ihr Bestes geben.“ Darauf besteht Matthias von Randow vom Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) mit standardisierter PR-Rhetorik.

Auch für die Behebung des Arbeitskräfteknappheit an den Flughäfen, durch den es zu diesen chaotischen Zuständen an den Flughäfen gekommen sei, hätte er eine Idee: Derzeit stünden 2.000 ausgebildete Arbeiter in der Türkei bereit, die in der Gepäckabfertigung einspringen könnten, um den Personalmangel zu beheben.

Das Problem sei, dass nach deutschem Recht in jedem Einzelfall zunächst geprüft werden müsse, ob für diese Arbeit nicht auch auf dem deutschen Arbeitsmarkt Personal zu finden ist.

Schon eingeschlafen? Ich erzähle trotzdem weiter:

Reisebürobesitzerin Jutta Dallmeier, aus ihrer Berufspraxis sprechend, liefert ein kurzes Bild, wohin die Arbeitskräfte abgewandert sind und warum. Die seien in andere Branchen gegangen, mussten in den letzten Jahren Beratungen zum Virus verkaufen statt Reisen, und mit wütenden Kunden, die ihr Geld nicht bekommen haben, umgehen. Viele haben sich nach drei Jahren permanentem Krisenmanagement verabschiedet. Oder betreiben sie jetzt ein Testcenter? Nein, die Migranten, die schon länger hier leben, waren schneller, pfiffiger, risikobereiter.

Viele Saisonkräfte, die in der „Urlaubsbranche“ gearbeitet haben, kommen auch nicht wieder, haben sich umorientiert in Richtung Zukunftsjobs, sind eingestiegen zum Beispiel in die Logistikbranche.

Wer bis dahin noch nicht abgeschaltet hat, verplempert seine Zeit weiter mit zum Beispiel Ramelows – Quatsch, der Mann heißt „von Randow“ – also mit dessen Ausführung zu bracheninternen Tarifbezahlungen in München, „die gar nicht so schlecht sind“, und dass die Gewerkschaften ja ihre Jobs machen würden.

Keine harten Nachfragen, kein heißes Grillen, stattdessen maximale Fairness gegenüber den eingeladenen PR-Organen, die hier ausreichend Zeit bekamen, sich in solch uninteressanten Details und Nebenschauplätzen zu zergehen, und ein bisschen über ihren eigenen Urlaub herumzuplänkeln.

Urlaubsstimmung bei “Hart aber fair“, der letzten Sendung vor der Sommerpause: Offenbar im Vorrausch zum Toskana- der Südengland-Urlaub belabert und bestätigt man sich gegenseitig und gibt sich ein paar Urlaubstipps, dabei offenbar jeglichen Mehrwert fürs Publikum aus dem Auge verlierend.

Eine Sendung mit dem billigen Beigeschmack einer durchorganisierten Pauschalreise, mit Plasberg als Stichwortgeber, der irgendwann zum Ende hin kurz eine kritische Frage antäuscht, was gleich wieder vergessen ist, weil man vorher schon weggedämmert ist, der auch niemandem wehtut damit und allen Beteiligten in ihren bequemen Sesseln einen schönen PR-Erfolg beschert. Auf Steuerzahlerkosten.

Wie hätte diese Sendung noch gerettet werden können? Eine Chance wäre vielleicht gewesen, man hätte das Format statt vom Penny-Markt aus dem Bahnhof gesendet, da wäre dann auch überdurchschnittlich aufgeregtes Publikum vor Ort gewesen, alle mit Neun-Euro-Tickets ausgestattet, und die bringen schon die passende Laune mit für Frank Plasberg: schlechte.

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