Toddn Kandzioras Wochenrückblick 17/2021

Ich gebe ihnen mein Ehrenwort…

von Toddn Kandziora

Die Gendersprache getrimmte Nachrichtensprecherin flüstert mir in mein Reptiliengehirn.© Quelle: Pixabay / Quim Muns

Guten Tag. Heute möchte ich Ihnen, meinen Leserinnen und Lesern mitteilen, ich bin in der letzten Woche schon am frühen Morgen ein wenig verwirrt durch einen weiteren, einsam-traurigen Tag gewankt und dabei nicht nur einmal mit dicken Kopf am Küchentürrahmen hängen geblieben. Ja, fast bin ich im Angesicht der derzeitigen Gesamtbildlage auch ein klein wenig wütend geworden. Um nicht völlig meine Contenance zu verlieren, bin ich zu Beginn der Woche dazu übergegangen meinen Konsum täglicher Horror-Show-Nachrichten auf wenige Minuten am Tag zu reduzieren. Wurde mein Leben dadurch ein besseres? Nein. Wurde es nicht. Es wurde eher recht mysteriös.

Das kennen Sie doch sicher auch. Der Radiowecker holt sie pünktlich, sagen wir um sieben Uhr mittels vermehrt obskur erscheinender Frühnachrichten aus dem Träumen und kaum das eine Gendersprache getrimmte Nachrichtensprecherin den ihr vorgelegten Text in unser aktiviertes Reptiliengehirn* flüstern kann, brauchen sie nicht nur einen neuen Radiowecker, sondern auch noch ein neues Schlafzimmerfenster. Gut, ich übertreibe. Das Fenster war wegen einer lauen Nacht und gesunder Landluft weit geöffnet. Doch einen neuen Radiowecker brauche ich jetzt trotzdem. Mein alter, der landete nämlich auf der Dorfstraße und wurde nach seinem Rauswurf sogleich von einem vorbeikommenden Trecker überfahren. Behaupte ich jetzt einfach mal.

Trotz des herben Verlustes eines alten Radioweckers und meinem reduzierten Konsum gesundheitsgefährdender Nachrichten habe ich den ein oder anderen Aufreger der letzten Tage nicht verpasst. Leider. Denn selbst das wenige an Informationen reichte aus, um das Blut in den Ohren rauschen zu hören. Jeden Tag werden uns neue Schreckensszenarien verkündet, damit das Reptiliengehirn die Kontrolle über unser Verhalten behält. Damit wir gar nicht mehr darüber nachdenken, ob zwei und zwei noch vier ist, so wie es früher einmal war.

Damit wir, wie es verkündet wird, akzeptieren, dass zwei und zwei heute das neue drei zu sein hat. Es gibt so viel in dieser Zeit, was mich verschreckt. Dazu gehört unter anderen die lustige Kobold Baerbock. Die neue, frische und hübschere Frau, so wird mir gesagt. Ich solle ihr doch mal eine Chance geben. Sollte ich? Nöh. Sie wäre die zweite Frau, die ohne meine Stimme zur Kanzlerin gekrönt wird. Ob ich das nun gut finde oder nicht.

Frau Baerbock soll sehr hoch im allgemeinen gesellschaftlichen Diskurs stehen. Sie soll intelligent sein. Wird behauptet. Sie soll die Frau sein, die das gespaltene Land wieder vereint und aus der großen Krise führen kann. Ich soll weiterhin auch glauben, dass die GRÜNEN laut verschiedener Umfragen Atlantikbrücken affiner Institute derzeit in der allgemeinen Wählergunst vier Prozentpunkte vor der immer mehr schwächelnden CDU liegen.

Und damit ich solch exorbitanten Werten Glauben schenke, sie im hinteren Hirnstamm als Wahrheit abspeichere, werden sie so oft wie möglich wiederholt. Solange, bis zumindest eine Mehrheit der Bevölkerung auch glaubt was ihr da zum Frühstück serviert wird. Damit nach Realisierung des großen, feucht-grünen Traumes am Wahlabend, wenn Frau Baerbock den antirassistischen, klimaneutralen Elektrothron in Berlin besteigt bei der grünen Wählerschar laut gejubelt werden darf und auf der anderen Wählerseite, der der Abgehängten, zumindest der Glaube an eine verlorene zwar, aber eine ehrliche und gerechte Wahl erhalten bleibt.

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Anschauen konnte sich wer wollte – zumindest zu Beginn der Aktion von #wirmachendicht – zweiundfünfzig verschiedene Filmchen mit bekannten bis weniger bekannten Schauspielern aus dem deutschsprachigen Raum. Was von Regisseur Dietrich Brüggemann als Satire gedacht war, das entwickelte sich zum Aufreger dieser Woche. Zumindest für diejenigen im Land, die mutmaßlich am 29. September zur Kanzlerinnenkrönung in frenetischen Jubel ausbrechen werden.

Die guten Menschen waren von den verschiedenen Beiträgen nicht amüsiert und warfen den Teilnehmern gedankliche Nähe zu Querdenkern und AFD vor. Vieles wurde Regisseur und Schauspielern vorgeworfen und da Satire im Jahre 2021 nur als solche gelten darf, wenn sie von den Protagonist*innen der heutigen Meinungsvielfalt stammt, wie Jan Böhmermann einer ist, so gab es erwartungsgemäß einen gewaltigen Sturm aus Gülle und Jauche über die Köpfe der falschen Satiriker.

Und siehe da, nur kurze Zeit später – das Virus versteht nun einmal keinen Humor – waren nur noch ihrer 32 Beiträge im Netz abrufbar. Manch Schauspielerin soll ihren Beitrag aufgrund von Morddrohungen entfernt haben. Anderen wurde mit Auftragskündigungen bis Auftrittsverboten gedroht.

Vieles wurde inzwischen zu #wirmachendicht geschrieben, mehr noch gesagt und im Fernsehen berichtet. Auch ich hatte in einem sozialen Netzwerk Dampf abgelassen und meinen halbscharfen Senf dazu abgegeben. Das ich diese Aktion nämlich gut fand und manch Gesagtes des standhaften Regisseurs, einigen der Mitwirkenden und insbesondere von Schauspieler Jan Josef Liefers sofort unterschreiben würde. Insbesondere, was Liefers als ehemaliger DDR-Bürger zur wohlfeilen Meinungsfreiheit in heutiger Zeit zu sagen hatte. Aber da hörten die guten Menschen jenseits des Grabens schon nicht mehr zu, da ihr Urteil über Aussage und Schauspieler bereits feststand.

Die Meinungsfreiheit. Welch wahrhaftig schönes Wort. Ursprünglich – mittlerweile hat der Begriff im Gleichschritt Richtung neuer Normalität seine Bedeutung verloren. Vielleicht ist das Schicksal. Sind schon andere schöne Wort oder wohlklingende Begriff so erdrosselt worden?

Mir fallen falsche Versprechungen und falsch abgegebene Ehrenworte ein. So oft schon wurden vor laufenden Kameras geheuchelte Zusagen gemacht.  Tausende von Beteuerungen. Halbgare Verkündungen und frisierten Prognosen. Letztendlich nichts als leere Worthülsen beim Griff nach der Macht oder um die erlangte Macht zu erhalten. Wir alle kennen diese schönen Worte und Versprechungen zur Genüge.

Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen? Die Renten sind sicher? Niemand wird wegen Corona seinen Arbeitsplatz verlieren? Der zweite Lockdown wird der letzte sein? Es wird keine Impfpflicht geben? Im Sommer werden wir wieder gemeinsam draußen an Biertischen sitzen und lachen? Es gilt die Reisefreiheit? Jeder hat das Recht seine Meinung zu sagen? Aber natürlich. Sicher doch. Alles klar.

All das wird uns gesagt und wir hören es nur zu gerne. All das wird gerne gesagt, um uns eine Runde mehr auf Abstand zu halten. Uns, die kleinen Leute von den großen, den wichtigen und bedeutenden Herrschaften. Wir, die wir alle vier Jahr wählen dürfen.

Aber es werden täglich mehr, die nicht mehr bereit sind ihr überflüssiges Kreuz auf das Papier zu bringen. Die Partei der Nichtwähler ist längst zur größten Partei im Land geworden. Aber diese Partei die gar keine ist, ist ohne Bedeutung. Weder in der Politik noch im Bundestag. Und diese Nichtwählerpartei wird von Tag zu Tag stärker – es gibt einfach keine Partei mehr, die sich um die Interessen der der Abgehängten und Arbeitslosen, der Hartzer, der Armen und des heutigen Prekariats kümmert, die sich sorgt um den Bodensatz der Gesellschaft.

Kommen wir nun zu etwas Traurigem. Manch einer hat heute keine Energie mehr für eine weitere Runde im Laufrad. Mag es am Lockdown, den sich abkühlenden Herzen, dem Verlust eines geliebten Menschen oder der Arbeit liegen. Es mag tausend Gründe geben aufzugeben. Doch gibt es immer einen weiterzumachen. Das Leben an sich. Ich kenne bis heute niemanden persönlich, der an Corona verstorben ist. Aber ich kenne inzwischen Menschen, die vielleicht auch wegen Corona aufgaben. Die ihr Leben selbst beendet haben und jetzt tot sind. Genauso tot sind, wie diejenigen, die am Virus verstarben.

Wie viele weitere Menschen die aus welchen Gründen immer verstarben. Sei es durch Krebs, Herzinfarkte, Schlaganfälle. Durch einen Auto- oder Motorradunfall. An Drogen, Zucker, Fett oder Alkohol. Durch dies und das sterben Menschen. Jeder und irgendwann ganz sicher. Das ist ein Pflichtfach für jeden Menschen. Heute jedoch, so scheint es mir, ist dieses Pflichtfach zu einem Nebenfach geraten, das kaum jemanden noch interessiert, kaum jemand bereit ist zu belegen. Nur wenige Menschen interessiert die Auseinandersetzung mit dem Tod. Dem eigenen schon mal gar nicht.

Er wird verdrängt, auf Nebenschauplätze des Lebens verlegt. Durch Corona, so scheint es mir, ist ein Tod außerhalb des Virus in der Öffentlichkeit nicht existent oder vorstellbar. Doch die meisten Menschen sterben nicht an Corona. Dennoch befindet sich die Gesellschaft mittels des Virus in einem künstlich erhaltenen Angst- und Panikmodus. Zu viele Menschen agieren, handeln und leben heute mittels eines aktivierten Reptiliengehirns. Vielleicht leben sie auf falsch gelegten Fährten ein falsches Leben. Ich weiß es nicht. Ich kann nur vermuten. Und ich vermute daher einmal, seit geraumer Zeit werden es mehr Menschen, die glauben, nicht mehr bereit zu sein, einen für sie falschen Weg zu gehen. Das ist so schade und traurig. Denn das Leben ist der Weg. Das Leben ist nicht falsch, kann nicht falsch sein. Gerne hätte ich so in letzter Zeit zu Menschen gesprochen, die sich gegen das Leben entschlossen haben.

Warum wird nicht darüber berichtet, dass viele Menschen ihr derzeitiges Leben nicht länger ertragen können. Ich ahne es. Und da wir im besten Deutschland aller Zeiten Meinungsfreiheit haben werde ich nicht über meine Ahnung schreiben. Eins noch zum Schluss: Vergesst euer eigenes Leben nicht. Lebt. Egal was sie euch erzählen oder verbieten wollen. Lebt euer Leben. Es ist es jede Mühe wert.

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