Eine Studentin meines Seminars in spe (WS 21/22) schrieb mir als Kommentar darunter, dass es sie interessieren würde, wie ihre Mitkommilitonen das bewerten würden. Offenkundig stand sie meiner Meinung ablehnend gegenüber.
Ich halte mich selbst für einen offenen und diskussionsbereiten Menschen. Also antwortete ich offenherzig, dass wir das gerne im Kurs ‚kurz‘ diskutieren könnten.
Daraus ergab sich dann eine lebhafte und interessante Diskussion im Seminar. Ein normales und gesittetes politisches Gespräch.
Mir wurde zwar durch meine Zustimmung, die europäischen Außengrenzen nicht für jeden offenhalten zu wollen, einiges unterstellt. Ich konnte allerdings meine Meinung differenziert darlegen und nahm genauso gegenteilige Einstellungen und daraus resultierende Wortmeldungen und Argumente wahr, die ebenfalls geäußert wurden.
Es ging in der Diskussion dann auch um die von mir befürwortete Optionspflicht bezüglich der doppelten Staatsbürgerschaft bei Ländern außerhalb der EU und unseres westlichen Kulturkreises. Ich bin der Meinung, dass man sich in diesem Fall bis zum 23. Lebensjahr für eine Staatsbürgerschaft entscheiden sollte. Diese Meinung wurde mir vorgeworfen, man hatte das 'gegoogelt´.
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Ich vertrete dies auch öffentlich mit dem Parteiprogramm unserer kleinen Partei ´Die Haie – Partei mit Biss´, für die ich bei den letzten Kommunalwahlen sogar in den Gemeinde- und Ortsrat gewählt wurde.
Letztlich schienen manche der Studierenden der Meinung zu sein, dass ich damit fremdenfeindlich argumentiere.
Diesen Vorwurf der vermeintlichen Fremdenfeindlichkeit meinerseits weise ich allerdings in aller Form zurück! Für mich sind alle Menschen gleich viel wert. Ich lehne z.B. Rassismus einhundertprozentig ab.
Meine musikalischen Idole und Einflüsse als Profi-Musiker von Aretha Franklin über Prince bis Oscar Peterson beweisen besonders, dass solche Unterstellungen bei mir jeder Grundlage entbehren.
Es ist an dieser Fachhochschule Praxis, dass die Studierenden nach dem Seminar den Dozenten bewerten.
Jetzt hatte ich dieses konkrete Seminar mittlerweile schon zwanzig Mal in den vergangenen zehn Jahren gehalten. Mein Kurs und ich wurden von den meisten Studierenden bei der sogenannten ´Evaluierung´ zwanzig Mal meistens zwischen sehr gut und gut bewertet.
Ich konnte immer meine Erfahrungen und Kernkompetenzen in das Seminar einbringen, gleichzeitig mit den Studierenden kreativ arbeiten – die Stimmung in den zehn Jahren war oft wirklich gut!
Ganz klar koche ich auch nur mit Wasser. Manches bringe ich gut, bei anderem mag es Luft nach oben geben, ich bin nicht perfekt!
Fachlich behaupte ich selbstbewusst, dass das Seminar bei mir viele der Studierenden konkret weiterbrachte, inspirierte, Anregungen gab, bildete! Für ihre zukünftigen Arbeitsfelder ist einiges dabei und ich bekam und bekomme das immer wieder zurückgemeldet!
Ich bin stolz auf die Arbeit im Seminar, auch ich habe in der Lehrfunktion dazugelernt. Sehr gerne würde ich das weitermachen!
Auch das Seminar im letzten Wintersemester lief trotz dieser kleinen Diskussion konstruktiv ab. Ich konnte einige sehr gute Noten geben und war auch im Vergleich zu den anderen zwanzig Semestern mit den Ergebnissen sehr zufrieden.
Dann wurde ich in der Evaluierung von manchen teilnehmenden Studierenden mit mangelhaft bewertet. Den Evaluierungszettel gaben allerdings nicht alle ab.
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Ich bin der Meinung, dass einige Studierende aufgrund meiner eher Helmut-Schmidt-artigen Meinung zum Thema Migration gegen mich mobil gemacht haben. Für mich stellt es sich so dar, dass man mir planvoll einen Evaluierungsdenkzettel verpassen wollte.
Parallel dazu wurde offensichtlich meine vorgesetzte Professorin mit Negativem über mich konfrontiert. Auch das erscheint mir organisiert angeschoben worden sein.
Nachdem ich nach den Evaluierungsergebnissen auf diese Professorin zuging, teilte sie mir gleich mit, dass es ihr gegenüber schon Wortmeldungen zu meiner Person und meinem Seminar durch Studierende gegeben hätte.
Wir vereinbarten darauf ein Gespräch, was coronatechnisch via Zoom am Rechner ablief.
Mich wundert heute noch, dass wir völlig alleine sprachen, anwesend waren lediglich die Professorin und ich.
Natürlich versuchte ich konstruktiv und in Ruhe die Beschwerden zu entkräften. Ich fand, dass ich schlüssig argumentierte und das Ganze in freundlichem Vortrag.
Kurz danach bekam ich einen Brief, dass der Lehrauftrag nicht zum Sommersemester verlängert würde. Grundsätzlich würden sie den Pool an Lehrenden vergrößern und in Zukunft vielleicht im Wechsel anbieten, dann würde man auch wieder auf mich zukommen.
Jetzt, im Juli 22, ist man jedenfalls noch nicht auf mich zugekommen. Usus war aber immer, dass die Termine im zukünftigen Wintersemester ungefähr jetzt schon abgestimmt wurden. Insofern befürchte ich, dass nichts mehr kommt. Schade.
Ich habe hier den Eindruck, dass einmal mehr die Meinungsfreiheit im Bereich der Lehre konkret eingeschränkt wird. Ich entsprach mit meiner Meinung offenkundig nicht einer gewünschten Grundhaltung, die man von Lehrenden in diesem Hause erwartet.
Erleichternd für das Haus: Lehrbeauftragte haben hier keinen Anspruch auf Erteilung eines erneuten Lehrauftrags. Nach zwanzig Semestern wurde ich gecancelt? Eine neue Kultur reißt hier ein, die meiner Meinung nach zu nichts Gutem führen kann.
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Kommentare
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Kommentar von Jan-Heie Erchinger
Vielen Dank für ihre fairen und auch solidarischen Kommentare.
Es ist m M nach so, dass gewisse Uni-FH-Macher letztlich vor ihren Studierenden einknicken.
Man hat richtig Angst davor, dass auch ´andere Meinungen´ aus dem demokratischen Spektrum
vorkommen und vermeintlichen Unfrieden in der Gender-Ideologie-Harmonie stiften könnten.
Freiheit der Lehre und die inflationär eingeforderte ´Vielfalt` ist was anderes.
Wirklich bedenklich und erschütternd.
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Kommentar von Grit Lang
Einfach eine traurige Entwicklung... Konstruktiven Meinungsaustausch gibt es nur noch selten. Auch muss man manchmal akzeptieren, dass man zu bestimmten Themen unterschiedlicher Meinung ist. Den Menschen deshalb mit der fachlichen Eignung auzugrenzen ist kontraproduktiv bis zum geht nicht mehr. Aber Dachkönnen setzt sich durch. Es wird Menschen geben , die Ihre Arbeit zu schätzen wissen und vielleicht finden Sie answo die große Nachfrage oder es klärt sich doch noch, was ich Ihnen von ganzen Herzen gönne.
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Kommentar von Matthias Papke
Die Frage ist doch: Wie kann man verhindern, dass Personal nach den politischen Präferenzen des Verantlichen ausgewählt wird? Der Art. 33 Abs. 2 GG schreibt ja vor, dass nur Eignung, Leistung und Befähigung eine Rolle spielen dürfen, schließt eine politische Auswahl also gerade aus. Diese Vorschrift gilt aber wohl nicht für Lehrbeauftrage (oder etwa doch? Dann könnte ein gerichtlicher Weg vielleicht erfolgreich sein), sondern nur für Beamte und Arbeitnehmer.
Um eine Politisierung der Hochschulen zu vermeiden, die nur Nachteile bringt (die DDR war ja wohl auch wissenschaftlich deshalb so erfolglos, weil politisch ausgewählt wurde; wären politisch Unerwünschte in D während der nat.-soz. Regierung nicht verjagt worden, wäre die A-Bombe jedenfalls nicht in den USA entwickelt worden, möglicherweise gäbe es sie bis heute nicht und wir müssten uns nicht von Russland auf der Nase herumtanzen lassen; möglicherweise wäre D heute das wissenschaftlich erfolgreichte Land der Welt), müsste wohl eine Klausel in die Hochschulgesetze eingefügt werden, die die Kriterien des Art. 33 in einfachgesetzlicher Form für alle Beschäftigungsverhältnisse festschreibt. Anders wird das Problem kaum zu losen sein.
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Kommentar von Jan-Heie Erchinger
Danke für Ihre Kommentare!
Ja, ich habe den Kontakt gesucht. Bleibe auch dran.
Einige kamen auch auf mich zu und gaben mir fair Zuspruch.
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Kommentar von OStR Ing.-Wiss. Peter Rösch
Das mag FÜR SIE eine neue Erfahrung sein . . .
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Kommentar von Joachim Winter
Ich würde auch einmal den Kontakt mit den Studenten suchen. Ich kann mir nämlich vorstellen, dass eine erkleckliche Zahl von Ihnen mit diesen Vorgängen nicht mehr einverstanden sind
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Kommentar von Joachim Winter
ich meinte natürlich die Free speech Union, Die von dem ebenfalls betroffen Journalisten Toby Young gegründet wurde und mittlerweile eine schlagkräftige Organisation darstellt
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Kommentar von Joachim Winter
In England kümmert sich die Frisbee Union um solche Fälle. Die gehen für ihre Mitglieder vor Gericht, wenn sie das Gefühl haben, gecancelt worden sein. In Deutschland würde ich mich an die good Government Gewerkschaft von Marcel Luthe wenden. Auch und besonders um ein Exempel statuieren zu lassen. Viel Glück!
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Kommentar von Alexander Schilling
Stromlinienförmigere Mitbewerber, die eine Gelegenheit wittern, den sprichwörtlichen Fuß in die Türe zu bekommen, stehen wohl schon Schlange; und bevor alle Stricke reißen, wird sicherlich ein rüstiger Senior in die Bresche springen, um auf ehrenamtlicher Basis die studierende Jugend nicht "im Stich" zu lassen...
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Kommentar von Sven-Uwe Urban
Sie beschreiben eine Entwicklung, die schon lange vor Corona begonnen hat. Und während manche Menschen, wie Sie, wegen der falschen 'Haltung', zum Opfer werden, sind viele Andere bemüht sich den lauten Minderheiten anzupassen und unterzuordnen.
Im Ergebnis fühlt unsere Gesellschaft sich immer mehr an wie meine Kindheit und Jugend in der DDR. Man zieht sich mit seiner Meinung 'ins Private' zurück. Und dumme Minderheiten haben die Oberhand.