500.000 Unterzeichner des Friedensmanifestes

Im Zonenrandgebiet

von Toddn Kandziora (Kommentare: 18)

„Im Einsatz für den Frieden sollten Parteigrenzen keine Barrieren sein.“© Quelle: Pixabay / Wikilmages

Der eiserne Vorhang ist zurück. Die Toten des Krieges sind sechsstellig geworden. Und im deutschen Radio wird so etwas wie ein begrenzter atomarer Erstschlag diskutiert. Sind wir alle wahnsinnig geworden? Nein, nicht alle. Sogar eine Minderheit.

Während ich heute meinen Morgenkaffee trank und aus dem Küchenfenster hinaus in den Regen schaute, da ging mir ein Lied der Band „International“ durch den Kopf. Deren Musiker stammten ebenfalls aus dem früheren Zonenrandgebiet zwischen Harz und Heideland. So hieß dann auch das Lied, das wir in den frühen Achtzigerjahren aus biergeschmierten Kehlen auf Partys oder vor der Bühne mitgrölten: „Zonenrandgebiet“.

„Zonenrandgebiet“. Für uns, die Bewohner an der ehemaligen mitteldeutschen Grenze war das mehr als ein Gefühl. Hüben wie drüben. Es hatte etwas Beklemmendes, am Zonenrand zu leben.

Dieses bedrückende Gefühl brachte mir heute Morgen das Hören einer politischen Sendung im Deutschlandfunk zurück. In dieser wurde – wie inzwischen selbstverständlich geworden – unter Frauen über dringend notwendige Panzerlieferungen und weitere Waffenlieferungen an die Ukraine gesprochen. Kein Wort über den Umstand, dass außer Deutschland einzig Portugal noch bereit wäre, 3 (drei!) Leopard-Panzer in die Ukraine zu entsenden.

Selbst das kampfbereite NATO-Mitglied Polen, welches, was seine Kriegsbereitschaft gegen Russland anbelangt, sehr deutlich zu vernehmen ist, hatte eine zugesprochene Lieferung von vierzehn Leopard-2-Panzern wegen vermeintlich schlechten Zustands und mangelnder Einsatzfähigkeit infrage gestellt.

So steht Deutschland nun, von guten Freunden nackig gemacht, wie ein begossener Gartenzwerg bibbernd ob der kommenden Ereignisse ein weiteres Mal allein im europäischen Vorgarten.

Derart vorgeführt werden es dann in ihrer Mehrzahl auch diesmal wieder deutsche Panzerketten sein, die von deutschem Boden aus an die Ostfront rollen, um den Iwan zu bekämpfen. Hatten wir alles schon einmal. Hatten wir auch schon öfter. Jedes Mal hat es den deutschen Michel nicht nur Land und Menschen gekostet. Doch ist der deutsche Michel nicht nur im Vergessen einsame Weltklasse. Auch im Verdrängen der eigenen unliebsamen Vergangenheit.

Doch hatte ich dies leidige Thema letzte Woche schon und es zieht nicht wirklich hörbar durch deutsche Lande. Wer nicht hören will, der muss fühlen. So war es immer. So wird es wieder sein.

Zurück zum wehrbereiten Radiogeschwätz am frühen Morgen. Der Moderatorin und ihrer zugeschalteten Expertin für wokes Waffengeschwafel und krude NGO-Interessen waren zu „ihrem“ Freiheitskrieg Zweifel wie die meinen fremd, nicht ein Wort des Bedenkens wert.

Ihnen war völlig schnuppe oder entgangen, dass die deutsche Bevölkerung selbst nach GEZ-gefördertem, aktuellen ARD-„Deutschlandtrend“ zu 64 Prozent mögliche Kampfjet-Lieferungen ablehnt. Nur 23 Prozent stimmen dafür.

Doch wie laut des Volkes Seele auch tickt, die Herrschenden hören uns nicht mehr zu. Die Bombe ist es, die zu ticken hat. Deren Takt wir zu lauschen haben. In diesem Sinne sprachen und tauschten sich Moderatorin wie Expertin über eine Weiterführung des Krieges aus.

Und darüber, dass Russland nicht nur aus den ukrainischen Gebieten gedrängt werden – wozu für die beiden selbstverständlich die Krim zählte –, sondern vollständig besiegt werden müsse. Warum? Damit von russischem Boden keine Gefahr mehr für den Westen drohe. So traute ich dann meinen Ohren kaum, als dann tatsächlich noch im Überschwang der Worte von der Möglichkeit eines begrenzt atomar geführten Krieges fabuliert wurde.

Einem, wenn es denn darauf ankäme, letztendlich notwendigen auch atomaren Konfliktes, den wir bereit sein sollten, für „unsere“ Werte und Freiheit auf „uns“ zu nehmen. In diesem Moment des von mir Gehörten stand ich förmlich aufrecht im Bett. Hatte ich das eben Gehörte vielleicht nur, umrahmt von 99 Luftballons, geträumt?

Ich stellte das Radio lauter. Sie redeten sich förmlich in atomare Rage. Sprachen sich in ihr eigenes Hirnarmageddon. Gefährlich, gefährlich. Denn mit ihrem „wir“ meinten die beiden Damen hörbar nicht allein sich selbst. Sie meinten, und man verzeihe mir meine Worte, „drauf geschissen“, tatsächlich die gesamtdeutsche Bevölkerung. Und sie meinten den ganzen freien Westen, den es gegen Putinrußland zu behaupten gelte. Meine Güte. Da frage ich mich doch, nehmen die Drogen? Und wenn ja, welche und warum schon so früh am Morgen?

Übrigens, die größte Zustimmung für Waffenlieferungen kommt von GRÜNEN und der FDP. Verwunderlich dann eher, das AfD-Anhänger mit 86 Prozent und Anhänger der LINKEN zu 81 Prozent einer möglichen Kampfjet-Lieferung an die Ukraine ablehnend gegenüberstehen.

Möglicherweise habe ich an diesem Morgen kurz vor sieben Uhr im Radio ja einem Spartenprogramm für die kriegsbereite Minderheit der deutschen Bevölkerung gelauscht. Dem kleinen, wiedererwachten Bevölkerungsanteil, der es wie auch immer schaffte, nicht nur Regierung und Medien zu okkupieren, sondern zudem auch die Führung im wirtschaftlichen Bereich zu übernehmen.

Interessant auch in diesem Zusammenhang, wie versucht wird, die Unterstützung der Petition „Manifest für Frieden“ sowie die Demonstration am 25. Februar vor dem Brandenburger Tor zu spalten, indem auf Sahra Wagenknechts Ablehnung bezüglich einer Anteilnahme des AfD-Vorsitzenden Tino Chrupalla medial „rumgehackt“ wird.

Wie und wo auch immer sich hier Wagenknecht und Chrupalla geäußert haben sollen. Das interessiert mich nicht. Ich habe unterschrieben. Und gut ist. Ebenso, wie inzwischen eine halbe Million anderer Menschen in unserem Land. Menschen die nicht die Meinung teilen, dass mehr Waffen Frieden schaffen.

Tino Chrupalla hatte den Aufruf schon vor Tagen über Twitter geteilt und dazu geschrieben: „Ich habe diese Petition für den Frieden unterzeichnet. Im Einsatz für den Frieden sollten Parteigrenzen keine Barrieren sein.“ Damit ist doch alles gesagt.

Sollten die Verrückten in Regierung, Medien und Wirtschaft auf beiden Seiten des wieder errichteten Eisernen Vorhanges gänzlich dem Wahnsinn verfallen und die roten Knöpfe drücken, dann ist jede Stadt, jedes Dorf, jeder Ort Europas ein „Zonenrandgebiet“.

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