Migration

Joker-Argument „Klima-Flüchtling“

von Wolfgang Brümmer (Kommentare: 12)

Klimarettung ist ein komplexes Thema und lässt sich nicht mit billigem Kleber bewerkstelligen.© Quelle: Pixabay/ TheDigitalArtist

Immer häufiger sprechen die Klima-Aktivisten von der Figur des „Klima-Flüchtlings“. Was 2015 noch Asylant hieß, Wirtschaftsflüchtling oder Migrant, wird heute umgelabelt in „Klima-Flüchtling“.

Von Wolfgang Brümmer

Die Figur des „Klima-Flüchtlings“, der einen Asylanspruch hat, erscheint realiter als eine taktische und gerade nicht moralische Unterstützung einer Einwanderungspolitik ohne Koordinatenkreuz. Der Begriff „Klima-Flüchtling“ erweist sich als eine sehr ambivalente Größe und als ein nicht zu Ende gedachter Joker im Meinungsstreit. Klimaflüchtlinge weltweit: Klimawandel als Fluchtgrund.

Noch darf bezweifelt werden, dass es reale und reelle Klimaflüchtlinge gibt. Bis dato. Es ist eine Fortschreibung einer „moralischen“ Linie. Lange Zeit hieß das linke Diktum: Der Westen hat sich an der Dritten Welt versündigt und seinen Reichtum zu Lasten der unterentwickelten Länder, wie sie früher genannt wurden, gemacht.

Aktuell schiebt sich eine ähnliche Waage, die Klima-Waage, in den Vordergrund, bewehrt mit den Lehren und Schriften der UNO, des Weltklimarates, des Syntheserberichts des IPCC und der engagierten NGOs wie Oxfam usw.

Milliardäre, die sich keine materiellen Güter mehr kaufen mögen, kaufen sich Ruhm, Bedeutung, Macht und tun dafür Geld raus. Andere gründen wohlklingende Stiftungen und sammeln Geld, von reich bis arm. Finanzämter müssen die Sachen absegnen, Banken müssen die Kapitalströme lenken, Steuerparadiese spielen für Superreiche selbstredend eine Rolle, man will ja nicht das ganze Geld einsetzen. So entsteht ein Dickicht von logistischer und finanzieller Unterstützung für alles, was protestiert und Klima-Proteste sind ein prima Feld, lässt es sich doch mit dem Weltuntergang spielen.

Der Begriff Klima-Flüchtling ist ein Kampfbegriff

Der Begriff des Klima-Flüchtlings ist bei genauer Betrachtung ein Kampfbegriff, ein linker, selbst auch dann, wenn es den Akteuren nicht bewußt ist. Aktuell rückt das Postulat einer „Klima-Gerechtigkeit“ in den engeren Fokus. Wieder drängt sich das Gefühl in den Vordergrund, es ginge den Klimafightern nicht um die Sache, nämlich den Klima-Wandel abzufedern, sondern viel mehr darum, den Genuss eines bohemian-ähnlichen Lebens moralin anzureichern.

Das Narrativ geht so: Die reichen Länder des Westens haben das Klima seit 1850 überlastet und die armen Länder der dritten Welt sind jetzt den nachfolgenden Klima-Katastrophen überantwortet. Deswegen soll der Westen nicht nur in eine Art Askese oder Genügsamkeit getrieben werden, bis hin zur Deindustrialisierung, sondern gleichzeitig die Finanzmittel aufbringen, die das Überleben von Milliarden klimabedrohten Menschen sichert.

Allerdings: Ebenso wie der Sozialismus kein Rezept anbot, den notwendigen Mehrwert zu produzieren, um die Welt sozialer zu machen, haben die heutigen Klima-Sozialisten keine realistische Vorstellung, wie sie 8 Milliarden Menschen egalitär versorgen könnten. Die uralte Idee, den Reichen alles wegzunehmen, die nicht totzukriegen ist, und die sich selber seit 150 Jahren permanent falsifiziert hat, klingt aus den immer jüngeren Mäulern zwar jünger, aber umso dämlicher als historische Erfahrungen, ohne sie zur Kenntnis zu nehmen und sie zu studieren, beiseite geschoben werden. Fakt ist: Die zitierten Luxusyachten der Superreichen kann niemand essen.

Wenn in Deutschland die Säulen Maschinenbau, Chemie und Automobilbau, aber selbst auch die florierende Tourismus-Industrie, ins Straucheln gebracht werden, spüren das zuerst die selbsternannten Umverteiler, in dem sie nämlich mit leeren Händen dastehen.

Seitdem es Propaganda im engeren Sinne als Massenphänomen der Durchsetzung politischer und ideologischer Ziele und Machtansprüche gibt, ist kein Argument zu blöd, in sich zu widersprüchlich oder gar falsch. Wem geht es wirklich um die Sache und nicht in Wahrheit darum, im öffentlichen Getöse und Gebrülle seine Siege davonzutragen und Mister Wichtig oder Misses Wichtig zu sein? Früher blieben die eigentlich im Zentrum stehenden Arbeiter, die Proletarier, die Armen auf der Strecke, heute droht das Klima auf der Strecke zu bleiben.

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Wie eh und je stehen die „Aktionen“ für die gute Sache im Vordergrunde, wer will sich schon die Hände dreckig machen? Statt selber den Ozean eigenhändig von Müll und Plastik zu befreien, wird geschrien, wie schlimm alles ist und „Aktionen“ dazu gemacht: Irgendwelche Müllmänner sollen es richten. Sie selber sind nur die moralischen Apostel, die auf Missstände aufmerksam machen. Statt in die Klimaforschung zu gehen und konstruktiv Probleme anzugehen, wird mit Untergangsszenarien Angst gemacht und es werden Schuldzuweisungen verteilt: an alle anderen. Die politische Vorteilssuche verdrängt allzu oft das Ringen um die bessere Lösung.

Die „Schuld“ des Westens?

Um 1800 trug die Erde 1 Milliarde noch sehr bescheiden lebende Menschen. Bis 1900 stieg die Weltbevölkerung auf 1,65 Milliarden und heute auf ca. 8 Milliarden, Tendenz steigend. Und diese 8 Milliarden Menschen haben heute durch die enorme Medienvernetzung größere, wenn nicht gar explodierende Luxusansprüche. Vom menschengemachten Klimawandel einfach so daherzureden, macht allein aus diesem Grund keinen Sinn. Der Umweltverbrauch von 100 Menschen ist 100mal so groß wie der Verbrauch von einem Menschen usw. 8 Milliarden Menschen, die heute ein Smartphone besitzen, reisen und ein Leben lang konsumieren wollen, mit leichter Arbeit und allen Sozialsicherungen für ihre Familien. Das ist in der Tat eine echte Herausforderung für die Wirtschaft und für die Umwelt.

Wer dem Westen unbedingt eine „Schuld“ reinwürgen will, wie es viele westliche Aktivisten ganz fanatisch (trainiert von den uralten logistischen Protestakteuren und deren Ideen) tun wollen, der muss in sein Kalkül die Ursachen einstellen. Der Westen trug es in die ganze Welt: bessere Hygiene, bessere Wohnbedingungen, bessere Ernährung, bessere medizinische Versorgung, geregelte Arbeitsverhältnisse, besserer Arbeitsschutz, eine konsistente Infrastruktur, Kanalisation, Wasser, Strom, Gas, Energieversorgung und Erschließung der Ressourcen insbesondere durch Hilfe zur Selbsthilfe.

Straßen, Eisenbahnen, Flugzeuge, Autos, Fabriken, Industrie, moderne Anbaumethoden. Krankenhäuser, Schulen, Bildung überhaupt, Heizung, bessere Baumaterialien, bessere Kleidung, Medien, Film, Kultur, Unterhaltung usw. usw. und die Nothilfe bei Naturkatastrophen, Krankheiten und Milliarden von Entwicklungshilfe.

Und ganz überragend, nicht zu vergessen, ein kontinuierlicher wissenschaftlicher Fortschritt, all das hat die Lebenserwartung und die Lebensqualität der Menschen auf der ganzen Welt enorm ausgeweitet und umgekehrt ermöglicht, dass so viele Menschen da sind, die sich alle am menschengemachten Klimawandel beteiligen. Und entsprechend viele klimatische Fußabdrücke gibt es heute, dicke und weniger dicke.

Es ist der Luxus, nicht von einer kleinen Minderheit, sondern von Millionen von Menschen in Amerika, Europa, in Indien, China, Saudi-Arabien, den Golfstaaten und bis zum Kriegsausbruch auch in Russland und in der Ukraine, und überall, insgesamt also von Milliarden besser gestellten Menschen, überwiegend den Leistungsträgern, der die Erde jetzt vor neue Herausforderungen stellt. Und es sind Milliarden Menschen, die jetzt in einer globalisierten Welt zu diesem Luxus streben und dabei auch ihre eigenen Wurzeln gern vergessen.

Klima ist ein Weltthema, das keine nationalen Grenzen kennt. Gleichwohl gibt es auf absehbare Zeit glücklicherweise keine Weltregierung, auch wenn der Weltklimarat und die UNO und aktuell der IPCC, der immer als Anonymus daher kommt, „Alle Wissenschaftler sagen…“, gern danach greifen würden.

Wir müssen also mit möglichst vernünftigen teamfähigen nationalen Regierungen dazu kommen, das Klima lebbar zu gestalten. Von zwei bis drei Jahresfristen bis zum Weltuntergang mag von Klima-Weltuntergangs-Erleuchteten in Talkshows gebrüllt werden. Die Weltfinanzmärkte, die sich um jeden Schnupfen des US-Präsidenten kümmern und spontan überreagieren, ignorieren die Klima-Alarmisten und setzen auf langfristige Kapitalrenditen aus ihren Geschäften.

Klar, Menschen aus Regionen der Welt, die am globalen Geschehen kaum teilnehmen und deren dünn besiedelte Territorien nur wenige Meter aus dem Meer aufsteigen, sehen ihre Stunde gekommen, Klima-Hilfen einzusammeln und auch Druck zu machen. Was nicht heißt, dass diese pazifistischen Inseln, zum Beispiel Kiribati, nicht auf Klimaveränderungen beobachtet werden sollen und den Menschen geholfen werden müsste.

Die Instrumentalisierung von Milliarden erfundenen Toten

Allerdings: Stimmung mit herbeiphantasierten Toten zu machen, wie es die Klebe-Aktivistin Carla Rochel, die ihre Moralfahne sehr hoch hängt, (schon 40- bis 50-mal auf der Straße festgeklebt, mehrfach im Gefängnis gewesen nach eigener Aussage) in einer Talkshow von Markus Lanz im Herbst 22 sagt, dass auf dem Inselstaat Palao aufgrund des Klimawandelns schon „Milliarden Menschen“ gestorben sind (Markus Lanz, ab Minute 31.20).

Das ist nicht nur lächerlich, sondern offenbart eine aberwitzige Menschenverachtung. Lanz korrigierte die 20-Jährige gnädig und gestand ihr eine Art „Welpenschutz“ zu, sie meine wohl, dass Milliarden Menschen weltweit durch den Klimawandel gefährdet seien. Aber die Klima-Aktivistin nickte nur und ließ sich durch die eigene krasse Fakenews nicht irritieren, im Gegenteil, sie fuhr unbeirrt fort, die Talkrunde moralisch zu belehren, wobei sie sich auf weitere verdrehte und unbewiesene Tatsachen berief.

Fakt ist: Der pazifische Inselstaat Palao hat ca. 18.000 Einwohner, und hatte vor 100 Jahren noch 5000 Einwohner. Dort ist noch kein einziger Mensch am Klimawandel gestorben. Und damit Milliarden Menschen in kurzer Zeit sterben sollen, müssten schon China und Indien zusammen im Meer versinken. Klar, auch Lanz war überfordert und hat unerträglichen Unsinn geredet, aber wer spielt schon mit dem behaupteten, frei erfundenen Tod von Milliarden von Menschen?

Von Milliarden getöteten Menschen zu sprechen, ist, um es klar zu sagen, etwas qualitativ anderes als von Milliarden von Menschen zu sprechen, die unter Umständen gefährdet sein könnten.

Auch Rochel sprach vor einem Millionenpublikum von Klima-Flüchtlingen, die seit 2015 zu uns kämen, als sei das Umlabeln der weltweiten Flüchtlingsbewegungen in Klimafluchten bereits eine ausgemachte Sache: Tatsachen, Historie, Einzelheiten, Redlichkeit in der Diskussion? Egal, Hauptsache „Reichweite“ in letztlich eigener Sache. Und dann die drei Ziele, die allmählich zur Zumutung geworden sind.

  1. Eine intelligente Verkehrslenkung eröffnet enorme Spritersparnisse, ein stupides Tempolimit 100, wie von den Klimalingen jetzt seit einem halben Jahr notorisch gefordert, eher nicht.
  2. Ein 9 Euro-Ticket, wie es letztes Jahr im Sommer schon da war, ist ein inzwischen einfallsloses Spielzeug ohne Klimarelevanz.
  3. Und die dritte Forderung, die Einführung einer neuen staatlichen Institution namens Gesellschaftsrat, ist das Hirngespinst von Verfassungsstürmern und Demokratie-Hassern. Schließlich geht es darum, dem höheren Ziel geschuldet, auch diktatorische Maßnahmen zum Wohl der Menschen durchzupeitschen.

Klimarettung ist ein komplexes Thema und lässt sich nicht mit billigem Kleber bewerkstelligen.

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