Von RA Dirk Schmitz
Man kennt es ja: Donald Trump wird in den Medien mal wieder an den Pranger gestellt, dieses Mal für einen Luxus-Umbau im Weißen Haus. Knapp 300 Millionen Euro soll ein neuer Anbau mit Ballsaal kosten.
Ein gefundenes Fressen für jene, die Trump gerne die Verschwendung von Mitteln vorwerfen. Der Vorwurf gegen Trump wirkt dann auch gewaltig: Weißes Haus mit Hauptgebäude und drei Etagen: Heute 5.100 Quadratmeter (5.900 Quadratmeter samt derzeitiger Nebenbauten), Trumps neuer Ballsaal: 8.360 Quadratmeter. Zum Vergleich: Der Spiegelsaal in Versailles hat 720 Quadratmeter, der St.-Georgs-Saal im Kreml 1.200 Quadratmeter.
Trump plant demnach einen Bau, größer als das gesamte Weiße Haus. Zehnmal so groß wie der Spiegelsaal von Versailles, siebenmal größer als der prächtigste Saal im Kreml. Was der US-Präsident hier bauen lässt, bewegt sich jenseits aller historischen Maßstäbe – im Bereich der architektonischen Megalomanie. Es sei die ultimative Form des Narzissmus.
Allerdings: Trump erklärt, dass „kein einziger Cent Steuergeld“ dafür in Anspruch genommen wird. Er und private Sponsoren zahlen das vollständig. Selbst die Deutsche Telekom spendet über ihre US-Tochter für Trumps Neubau.
Erstaunlich: Während die Ballsaal-Empörung auch hierzulande groß ist, schauen die Staats- und Systemmedien stillschweigend auf deutsche Bauprojekte. Das neue Bundeskanzleramt wird nämlich nicht nur viel riesiger, sondern auch noch dramatisch teurer als der Weiße-Haus-Ballsaal – nur eben ohne Trump’sche Privatschatulle.
Als Kanzler hat Merz das Projekt trotz massiver Kritik an den explodierenden Kosten nicht gestoppt, sondern ausdrücklich fortgesetzt. Er argumentierte etwa, dass mehr Platz und Personal für effiziente Regierungsarbeit unverzichtbar seien, und lehnte Konzepte wie Desksharing oder Clean-Desk-Prinzipien ab, die der Bundesrechnungshof als Kostenersparnis empfiehlt.
Das aktuelle Bundeskanzleramt in Berlin umfasst heute schon rund 25.000 Quadratmeter. Nach dem geplanten Neubau sind wir bei gigantischen 50.000 Quadratmetern für den Schrumpf-Kanzler und die Seinen. Und die Kosten? Die klettern und klettern: Von ursprünglich veranschlagten Summen in Richtung einer Milliarde Euro – und mehr. Schon heute geben die Planer 770 Millionen Euro zu. Die Schätzung stammt aber von 2023.
Aber was sind die Vorbilder des Größenwahns? Vergleiche mit der „Neuen Reichskanzlei“ von Adolf Hitler sind hier ausdrücklich erwünscht: Die lag nämlich in den tatsächlichen Kosten bei umgerechnet etwa 407 Millionen Euro heutiger Kaufkraft und war mit rund 19.000 Quadratmetern Nutzfläche bescheidener als das heutige Kanzleramt. Ironischerweise war die Reichskanzlei als Zentrale für die Herrschaft über „Europa plus“ geplant, während unsere „Neue Reichskanzlei II“ für einen Kanzler bestimmt ist, der zwar auch nach Osten schaut, aber aus ganz anderen Motiven.
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CDU und SPD wollen den Unaussprechlichen demnach nicht nur im Krieg gegen Russland übertrumpfen: Die Idee zum Bau der Neuen Reichskanzlei entstand um die Jahreswende 1937/38. Am 11. 1. 1938 bekam Albert Speer den Auftrag. Nach nur neun Monaten Bauzeit erfolgte am 3. 1. 1939 die Schlüsselübergabe. Der Bau erstreckte sich über eine Baufläche von 16.300 m². Insgesamt kostete der Bau der Reichskanzlei 90 Millionen Reichsmark, was kaufkraftbereinigt den besagten rund 407 Millionen Euro entspricht.
Gegenüber den Plänen von Merz war das damals ein „Fliegenschiss der Geschichte“. Auch der Personalstab explodiert. Mit mittlerweile 873 geplanten Stellen im Hause erreicht das Kanzleramt Dimensionen, vor denen der französische Königshof vor Neid erblasst wäre. Wie viele Vorkoster bekommt Merz? Das neue Bundeskanzleramt bekommt mehr als doppelt so viele Mitarbeiter wie Adolf Hitler 1942 in seiner Residenz auf dem Höhepunkt seiner Macht hatte.
Der Unterschied: Hitler ließ bei besserem Design erheblich kostengünstiger bauen.
Der Élysée-Palast in Frankreich hat etwa 11.000 Quadratmeter. Die Downing Street 10 in London ist absolut bescheiden – nur 550 Quadratmeter. Und die alte Reichskanzlei von Bismarck – ein „Wohnzimmer“ – lag bei etwa 400 Quadratmetern. Und der hatte auf seiner mickrigen Fläche Deutschland geeint und geführt und nebenbei drei Kriege erfolgreich beendet.
Es ist also besonders verlogen, wenn man bei Trump Prunklust kritisiert und übersieht, dass „Kaviar-Merz“ „den Gürtel enger schnallen“ predigt und zugleich ein Kanzleramt hochzieht, das in Sachen Größe und Kosten alles bisher Dagewesene – einschließlich Hitler und Trump – in den Schatten stellt. Ein bisschen mehr Ausgewogenheit in der Berichterstattung wäre da angebracht.
Ein heißer Tipp für Alice Weidel: Es ist an der Zeit, sich nochmals von diesem irren Bauprojekt zu distanzieren, wenn sie als zukünftige Kanzlerin unseres Landes die Alternative sein möchte. Fairerweise hat sie das 2022 getan.
2025 wäre kein schlechter Zeitpunkt für eine Wiederholung. Das Geld ist noch knapper und die Zumutungen an die Bürger noch größer. Und die Hoffnungen auf einen Regierungswechsel sind gestiegen.
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Kommentar von Carl Peter
Der Speer macht in der Hölle die Nazirolle, oder wo immer er grade herum tobt, weil er leibhaftig nicht mehr dabei sein darf.
Kommt da nicht jeder auf die Idee, sein Hab und Gut in Sicherheit zu bringen - oder sogar sein Leben?
Und jetzt glaubt der weisungsgebundene Bürger, er zahlt da nicht mit, da würden doch die Schulden die Rechnungen bezahlen?
Da hat der weisungsgebundene Bürger ausnahmsweise mal recht - solange muss er noch nicht sein ordnungsgemäß versteuertes Geld vor dem Staat verstecken, solange er glaubt, dass der Staat genug Schulden mit Schulden einkauft, um ihn noch zu verschonen.
Leider ist aber der weisungsgebundene Bürger selbst der Schuldtitel - und er wird wieder am endosen Ende den Hals hinhalten müssen, ob zur Gartenbankrettung oder als ausspionierte Russenscheuche auch gerne gegen Vogelgrippen etc., da bleibt nur schuldenbelastetes Arbeiten und schuldenbelasteter Konsum.
Ob da noch ein kleines privates und hoffnungslos überteuertes Goldmünzchen drin ist, unter der Gartenbank vergraben, oder ein so gut wie unsichtbares Bitcoin Fusselstückchen, versteckt im digitalen Nirwana?
Ich würde dem nicht zuraten, bei soviel Demenz beim gesunden Menschenverstand - und mal eben den Louvre ausrauben ist im Großen und Ganzen auch kein für Alle tauglicher Schutz vor digitalem Fiatgeld.
Nichts gegen die braven aussereuropäischen und innereuropäischen Bauarbeiter, die vor und hinter der Brics-Front großartige Auf- und Abrissarbeiten verrichten - wir sind da doch alle in Freud und Leid verbunden.
Und jetzt nicht glauben, unserer Elite geht's auch an den Kragen, der Bolz et al. gehört garnicht zur Elite - von der hört und sieht man als weisungsgebundener Bürger nämlich im Allgemeinen so gut wie garnix.
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Kommentar von Eddy Nova
Die arme SARAH BOSSARD - hoffentlich muss sie sich als hübscheste FIRST LADY demnächst nicht um diesen Monumental Bau kümmern!
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Kommentar von winfried Claus
Es gibt keinen Regenbogen und dieser hat unendlich viele Farben, in seiner Teilansicht. Nicht einmal das, es gibt nie den Einen, sondern Zwei. Nicht einmal das, es gibt nur Milliarden Tropfen, die sich brechen.
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Kommentar von Kai v. Anschütz
Erinnert mich an den Parlamentspalast in Bukarest. Das Bauwerk zeigt in aller Deutlichkeit den Größenwahn des ehemaligen rumänischen Diktators Nicolae Ceaușescu. Man weiß, wie es geendet hat. Ein Menetekel für den Größenwahn der deutschen Politikerkaste.
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Kommentar von Palmström
Die nächste Regierung könnte die missratene Hütte in ein zentrales Bundesministerium umwandeln. Ausgenommen Außen und Verteidigung kommt dann alles darein. Das Kanzleramt kann in das vergrößerte Bevedere und der BiPrä nimmt sein Sitz in Bonn, damit die Immos dort genutzt werden. Im ehemaligen Finanzministerium könnte ein großes IT-Center für die automatische Abwicklung einfacher staatlicher Angelegenheiten entstehen. Wenn ich noch eine Weile rumsitze fällt mir noch mehr ein. Ziel ist ja 50% Senkung der Staatsquote.
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Kommentar von Bert Weise
Als billig und gerecht Denkender, als Zwangs-Wertschöpfender für die gigantische Steuer-Billion erschreckt mich der feudale Popanz, den sich die selbsternannten Eliten errichten lassen.
Noch schlimmer finde ich aber den Aha-Graben um den Reichstag (darf man "Reichstag" noch schreiben?), an dessen Eingang "Dem Deutschen Volke" prangt (darf man "Volk" noch schreiben?). Mit dem sie sich vor dem gemeinen Bürger schützen wollen, der nicht im Öffentlichen Dienst, durch steuerfinanzierte "NGOs" oder durch Bürgergeld korrumpiert ist.
Ein Graben, weil ihnen eine Mauer dann doch irgendwie peinlich wäre an diesem Ort.