„Wir sind im Krieg mit Putin“

Lauterbach und seine Kriegs-Dämonen: Von der Corona-Front direkt in den ukrainischen Schützengraben

von Gaia Louise Vonhof (Kommentare: 2)

Was haben Maßnahmen und Masken mit Energiekrise und Ukrainekrieg zu tun, selbst wenn in Deutschland Kliniken überfüllt oder Intensivstationen ausgelastet wären?© Quelle: Youtube / L1011 / Welt / Bundesgesundheitsministerium I Montage Alexander Wallasch

Karl Lauterbach zündelt mit der nächsten Verbal-Eskalation – dieses Mal kabinettsübergreifend und mit seinem Fettnäpfchen-Huf direkt bei Christine Lambrecht ins Kanonenrohr-Ressort.

„Wir sind im Krieg mit Putin“ vermeldete er auf Twitter in Reaktion auf eine Äußerung von Buchautor Richard David Precht (57), dass die Nato Russland die Garantie geben solle, die Ukraine nicht in das Militärbündnis aufzunehmen.

Das schlug der zum lustigen Friedenonkel mutierte Fernseh-Philosoph als Deeskalationsstrategie vor, um Vorrausetzungen für Verhandlungen zur Beendigung des russischen Angriffskriegs zu schaffen.

Gesundheitsminister Lauterbach wilderte im Schwarzpulver-Ressort bei Madame, als hätte er nicht schon genug mit seinem eigenen Saftladen zu tun, wo die Mitarbeiter nach Auskunft eines Insiders aber sowas von die Schnauze voll haben von Lauterbachs inkompetenter Eigenbrötlerei, dass hier nur noch die Zeit abgesessen wird bis zum Monatsende, um den Scheck nach Hause zu bekommen.

Im Gesundheitsministerium stapeln sich die Aufgaben bei Lauterbach in der Führungsetage. Der aber hat den Finger am Abzug seines Twitter-Accounts und ballert einmal quer über Lambrechts Waffenkiste hinweg:

„Mal ehrlich: Was sollen denn jetzt Kniefälle vor Putin bringen? Wir sind im Krieg mit Putin und nicht seine Psychotherapeuten. Es muss weiter konsequent der Sieg in Form der Befreiung der Ukraine verfolgt werden. Ob das Putins Psyche verkraftet, ist egal.“

Mal davon abgesehen, dass es keinerlei Auftrag dafür gab, ist das inhaltlich eine gefährliche Semmelei. Es kann ja nicht sein, dass sich Lauterbach allein deshalb noch im Amt hält, weil allen klar ist, dass, wenn einer fällt, in dieser Regierung unweigerlich ein Domino-Effekt einsetzt. Begründung: Jeder einzelne der Minister der wichtigeren Ressorts im Kabinett Scholz hat hinreichend Gründe geliefert für seine Abberufung. Gegangen ist indes keiner.

Aber wenn alles erlaubt ist und die fünfte Jahreszeit in Berlin regiert, dann eskaliert Karl Lauterbach eben den Ukraine-Konflikt.

Der Gesundheitsminister macht via Twitter Außenpolitik aus dem Hobbypsychologiebaukasten. Er eröffnet nach zahlreichen nationalen Kommunikationsdesastern jetzt auch noch die internationale Fettnäpfchen-Parade.

Lauterbachs SPD-Parteikollegin, Verteidigungsministerin Lambrecht, fühlte sich daraufhin genötigt, zu äußern, aus Prinzip nicht Kriegspartei zu werden. Das hätte Deutschland „von Anfang an geleitet“, daran hätte sich auch nichts geändert.

Ihre Unterstützung zählt

Mit PayPal

Mit ihrer Beschwichtigung versuchte die Verteidigungsministerin, die Äußerungen ihres Kollegen auf eine parteipolitische Positionierung der SPD herunterzuspielen. Auf dem internationalen Parkett sieht man die deutschen Minister wie Blinde im Mittelalter durchs Stadttor marschieren, einer die Hand auf der Schulter des anderen, damit bloß keiner verloren geht.

Ministerin Lambrecht kommt gerade aus der Ukraine. Dort hat die SPD-Frau zugesichert, dass Deutschland weiteres Kriegsgerät an die Ukraine liefert. Bei den zugesagten Kriegswaffen handelt es sich um 16 modernste Zuzana-Radpanzerhaubitzen-Systeme aus slowakischer Produktion, die gemeinsam mit Dänemark und Norwegen finanziert werden sollen.

Die Kosten für diese Vorzeigeprodukte der slowakischen Rüstungsindustrie belaufen sich auf 92 Millionen und werden durch drei geteilt. Deutschland, sprich die deutschen Steuerzahler, kostet das dann also über 30 Millionen. Aber verglichen damit, was der Amerikaner den Europäern für die Ukraine abnötigt, sind das Peanuts.

Richtig spaßig wird, es wenn die EU kapiert, dass die Milliarden-Geschenke direkt in die Auftragsbücher amerikanischer Rüstungskonzerne wandern. Ja, es klingt nach einem komplizierten Umweg, aber für die Waffenproduzenten der USA ist es ein Geschenk mit Knalleffekt. Aber der Twitter-Militärstratege Lauterbach ist auch nicht vollkommen gaga. Aus der Lauterbach-Perspektive macht dieser gefährliche Unsinn durchaus Sinn:

So hatte er die seit 1. Oktober durch das neue Infektionsschutzgesetz (IfSG) wieder verschärften Corona-Regeln zu Masken, Tests und Impfungen in einem Tweet als „einen Beitrag zur Stabilität“ bezeichnet angesichts der Energiekrise und des russischen Krieges gegen die Ukraine.

Letzte Woche bei Maischberger posaunte er diese nächste Unlogik heraus:

Er wolle es nicht verantworten müssen, unvorbereitet in eine Situation hineinzugehen, in der es eine Energiekrise gebe, der Ukraine-Krieg andauere, und „wo wir dann auch noch die Infrastruktur verlieren, weil plötzlich die Kliniken überfüllt sind, weil die Leute alle krank sind“.

Diesen Zusammenhang muss man erst einmal herstellen – eigentlich geht genau das gar nicht. Denn was haben Maßnahmen und Masken mit Energiekrise und Ukrainekrieg zu tun, selbst wenn in Deutschland Kliniken überfüllt oder Intensivstationen ausgelastet wären?

Egal, was der Gesundheitsminister mit dieser Äußerung meint, er hat den thematischen Sprung von Corona rüber zum Krieg geschafft. Der Verdacht hier liegt nahe, dass beim Drohszenario von Krieg, Inflation und kalten Heizungen dem deutschen Michel Angst und Panik viel glaubhafter zu vermitteln sind als beim „Auslaufmodell Corona“.

Jetzt wird also in das nächste Bedrohungs-Motiv übergeleitet, denn dieser Krieg ist mit all seinen Auswirkungen der nächste große Angst-Flächenbrand, mit dem man die Bevölkerung zum gehorsamen Abnicken von Maßnahmen hintreiben kann.

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen. Aufgrund von zunehmendem SPAM ist eine Anmeldung erforderlich. Wir bitten dies zu entschuldigen.

Kommentare