Toddn Kandzioras Wochenrückblick 26/2021

Leben im Nicht-mehr-Land

von Toddn Kandziora (Kommentare: 4)

Wären wir als Bevölkerung im Denken gespalten, dann hätte es in der letzten Zeit einen Aufstand gegen so vieles gegeben, was diesen gerechtfertigt hätte. Aber es gab keinen Aufstand.© Quelle: Pixabay / ASSY

Nein, wir sind kein gespaltenes Volk. Wären wir als Bevölkerung im Denken gespalten, dann hätte es in der letzten Zeit einen Aufstand gegen so vieles gegeben, was diesen gerechtfertigt hätte. Aber es gab keinen Aufstand. Kein Aufbegehren von den vielen unten gegen die wenigen da oben. Gab es nicht.

Halbzeit. Ich feiere heute Kolumnen Bergfest 2021. Die erste Hälfte dieses Jahres habe ich, haben wir alle, die wir seit achtzehn Monaten gezwungen sind dies eingefädelte Spiel nach ihren Regeln mitzuspielen, geschafft. Jeder so gut oder schlecht, wie es uns eben erlaubt wurde.

Die erste Jahreshälfte, die hat mich persönlich viel Energie gekostet. Ich hoffe, die verbliebene Restenergie wird noch für die zweite Hälfte 2021 ausreichen. Denn kurz- bis mittelfristig sehe ich keine Ladestelle, um meine Tanks aufzufüllen. Für mich nicht und für manch einen der meinen, der wenigen verbliebenen Standhaften ebenfalls nicht.

Einige Bekannte haben sich in düster-dystopischer Zeit anderen Religion zugewandt. In der Hoffnung in diesen seinen Seelenfrieden zu finden. Oder zumindest ein wenig Ablenkung von den täglichen „ich halt mir lieber Augen, Ohren Mund zu“ Zeiten.

Wer will, nein, wer kann all das, was wir tagtäglich von den Qualitätsmedien, ob gebührenfinanziert oder von ein paar Milliardärsfamilien gelenkt und von bezahlten Dusselköppen in unsere Ohren und auf die Augen gedroschen bekommen, überhaupt noch ertragen? Auch hier gebe ich freimütig zu. Ich kann es fast NICHT MEHR.

Es sind in den letzten Jahren zu viele dieser NICHT MEHR in meinem Leben gekommen:

NICHT MEHR meine Kanzlerin!
NICHT MEHR mein Präsident!
NICHT MEHR meine Mannschaft! (Deutsche Fußball Nationalmannschaft)
NICHT MEHR meine Regierung!
NICHT MEHR meine Bundeswehr!
NICHT MEHR meine Medien!
NICHT MEHR meine Kirche!
NICHT MEHR mein Leben!

Ich fühle mich NICHT MEHR verstanden. Als Bürger von Volksvertretern respektiert und vertreten schon seit Jahren nicht mehr. Zu sehr haben mir die regierenden Eliten und Medien zu verstehen gegeben, dass ich im eigenen Land inzwischen überflüssig bin. Ein alter, grauer Mann der sich, mit Verlaub ausgedrückt, aber so fühlt es sich nun einmal an, aus Regenbogenland zu verpissen hat.

Nicht nur aus dem Grund, weil es ihm nicht schmeckt, was seit fast achtzehn Monaten täglich auf den Tisch kommt und was er oder sie gefälligst zu fressen haben. Ist das überhaupt noch mein Land? Oder ist es das inzwischen NICHT MEHR?

Doch. Es ist noch mein Land. Dieses Land ist ja meine Heimat. Hier bin ich geboren. Hier fühle ich mich zugehörig. Trotz der neuen Herr*innen die derzeit im Land den Ton angeben. Die bestimmen, welche Lieder wir hören dürfen und welche wir zu singen haben. Dieses Land soll am besten gar nicht mehr als Heimat gefühlt werden. Schon ein solches Heimatgefühl muss den hier Lebenden ein schlechtes Gewissen ins Mark treiben. Wer bereit ist, für inzwischen oft verpönte Werte einzustehen, diese schätzt und achtet ist von gestern und also schlecht. Nur neue Werte sind gute Werte, für die es heute einzugestehen gilt. Was aber ist heute?

Heute kann, wer überhaupt noch mag, gut erkennen, wie uns eine kleine, kontinuierlich mächtiger werdende wirtschaftliche Elite und ihre willige politische Kaste passend zurecht geschliffen hat. So viele von uns sind schon in Form gebracht worden, dass sie bereit sind das Leben und den Rest so hin zu nehmen, wie es auf sie zu gerollt kommt. Sie letztendlich überrollen wird.

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Nein, wir sind kein gespaltenes Volk. Wären wir als Bevölkerung im Denken gespalten, dann hätte es in der letzten Zeit einen Aufstand gegen so vieles gegeben, was diesen gerechtfertigt hätte. Aber es gab keinen Aufstand. Kein Aufbegehren von den vielen unten gegen die wenigen da oben. Gab es nicht. Es gab ein paar vereinzelte, kleine Zündeleien.

Doch diese reichten nicht einmal aus, um ein paar Ausgaben der Zeitungen vor den Verlagshäusern zu entzünden die uns im Denken auf Linie halten. Der einen Gedankenwelt, von der wir nicht mehr weichen sollen und dürfen. Nein, die Bevölkerung steht wie eine Eins hinter Kanzler*in und Einheitspartei. Fast, so hat es den Anschein, das Hans-Joachim Maaz recht haben sollte, wo er behauptet, fast die gesamte Gesellschaft sei normopathisch erkrankt ist. Und die überwiegende Mehrheit würde sich aus gestörten und überangepassten Menschen zusammensetzen.

Und dann passieren so Sachen, die hätten vor wenigen Jahren noch mehr als nur ein Kopfschütteln verursacht und interessieren heute kaum noch jemanden:

Die Bundeswehr kehrt aus einem völlig nutzlosen Krieg aus Afghanistan zurück. Einem noch unter Rot-Grün abgesegneten, zwanzig Jahre währenden Irrweg, in dem an die sechzig deutsche Soldaten für Wirtschaftsinteressen ihr Leben ließen und nun kommen sie heim ins gelobte Land und niemand empfängt oder begrüßt sie.

Diese Bundeswehr, in der fast nichts mehr fliegt, taucht, schwimmt oder zu rollen in der Lage ist. Eine Bundeswehr die in ihrer jetzigen Pracht und woken Diversität nicht einmal Luxemburg, sagen wir, befreien könnte.

In Würzburg werden mehrere Frauen von einem, wie die Presse schrieb, verwirrten Mann getötet, der das Land, das bereit war ihn aufzunehmen und zu versorgen, sicher nicht als seine Heimat betrachtete.

Weiterhin versuchten mir Qualitätsmedien unterzujubeln, dass an diesen Morden deutsche (in diesem Fall dann wichtig und von Belang) rechtsextreme Mitschuld an den psychischen Problemen des mordenden Somaliers tragen würden. Diese deutschen Ureinwohner hätten ihn vor Jahren in Chemnitz verfolgt und rassistisch misshandelt. Und seine Tat in Würzburg wären daher und irgendwie doch dann schon nachvollziehbar.

Aha. Nun, Ende der siebziger Jahre wurde ich als Jugendlicher mal von einer Horde Berliner Rechtsextremer in der U-Bahn auf dem Weg zu einer 1. Mai Demo mittels Baseballschlägern zusammengefaltet. Vielleicht habe ich an dem Tag vor langer Zeit einen Schlag zu viel auf meinen damals linken Hinterkopf abbekommen um solch interessante Interpretationsgabe heutiger Journalist*innen brav nachvollziehen zu können.

Im Wembley-Stadion, in einem von mir nicht verfolgten Achtelfinalspiel der EM kniet die englische Nationalmannschaft und die M-Schaft aus Regenbogenland gemeinsam vor Spielbeginn auf grünem Rasen zu Ehren des von einem weißen Polizisten getöteten schwarzen Kriminellen George Floyd aus Amerika. Gegen Rassismus und für Toleranz.

Auch Merkels Wunschtrainer Nivea-Löw hat ein Knieproblem und knickt ebenfalls auf dem heiligen Rasen mit ein. Ist ja verständlich. Wer das Spiel gewann ist mir seit der Umbenennung der bunten Truppe völlig wumpe. Der Vorschlag zur Namensänderung soll übrigens, wie die Legende sagt von Frau Dr. Merkel selbst gekommen sein – muss ich mal recherchieren.

Gehen wir von einer Kanzlerin zu einer möglichen neuen vieler gebrochener Herzen. Die allzeit lustige Trampolinspringerin Annalena Baerbock hat eine erste Autobiografie auf den Markt geworfen. Doch Annalena freute sich zu früh über ihr geistiges Elaborat. In ihrem schriftstellerischen Wunderwerk sollen ganze Absätze unter Plagiatsverdacht fallen. Finde ich persönlich auch nicht weiter dramatisch. Es soll ja eine Autobiografie sein und kein schnödes Sachbuch. Da darf, wie im eigenen Lebenslauf dann schon mal auf- und nachgehübscht werden.

Was gab es noch dieser Tage im neuen Land? Das Land vertrocknet und dies nicht nur im Geiste. Zumindest Norddeutschland soll austrocknen laut einer neuen Bodenanalyse. Insbesondere die heimische Scholle im Süden von Niedersachsen zwischen Elm und Asse auf der ich lebe. Doch keine Angst. Ich werde hier jetzt nicht mit Klima und dergleichen kommen. Wärmere Zeiten gab es schon bei den Wikingern. Die konnten damals sogar Wein auf Gotland, Irland und England anpflanzen. Weil das Wetter dafür geeignet war.

Und weil es damals sehr warme Sommer am Stück gab, segelten die Nordmänner zu ihrer Zeit über Island bis Grönland und siedelten sich dort an. Warm genug war es ja. Nebenbei entdeckten sie während eines längeren Segeltörn in Richtung Westen noch Amerika. Da sie sich dort an Land aber nicht zu benehmen wussten, wurden sie von dort ansässigen Natives nach wenigen Sommern des Landes verwiesen und trollten sich auf ihre Boote. Schipperten dorthin zurück, wo sie her kamen. Darüber wollte ich aber gar nicht schreiben. Ich wollte über die hiesige Trockenheit auf dem Land berichten.

In knappen Worten. Unser Hausbrunnen ist das dritte Jahr in Folge nicht mehr durch Grundwasser gefüllt. Das Wasser für Obst, Gemüse, Blumen, Sträucher und Rasen reicht nur noch bis Juni. Noch vor vier Jahren reichte dies ganzjährlich. Die letzten Regentage haben glücklicherweise unsere - zusätzlich herbei geschafften Regentonnen füllen können. Doch lange wird dies Regenwasser nicht reichen. Die Böden sind in den letzten Jahren nicht ausreichend durch Regen "durchgeweicht" worden. Und ob in den kommenden Jahren - in den wasserarmen "Krisenmonaten" Juli und August Leitungswasser eine Option sein kann? Nein. Das wäre keine. Dann könnte ich auch argumentieren, dass solange mein Strom aus der Steckdose kommt, ich mir keine Sorgen um einen Blackout machen muss. Oder so. Oder habe ich Euch das schon beim letzten mal erzählt? Wasser marsch!

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