Von RA Dirk Schmitz
Vor einem Monat wollte Alexander-Wallasch.de vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) wissen, was sich das BAMF von der Teilnahme an einer Veranstaltung verspricht, welche das Bundesamt auf seiner Webseite beworben hatte. Der Text eines Pop-up-Fensters dort lautete:
"Auch dieses Jahr ist das BAMF mit einem eigenen Stand beim ADAN Career Day in Frankfurt vertreten. Europas größte hybride Karrieremesse für Schwarze und People of Color (BPoC) bietet spannende Paneltalks zu Karrierethemen, Networking-Möglichkeiten mit der BPoC-Community und vieles mehr."
Alexander-Wallasch.de wollte dazu vom BAMF wissen:
„Sie haben bereits im Vorjahr teilgenommen, was waren die messbaren Erfolge?
Was waren die (gern aufgeschlüsselten) Kosten dieser Teilnahme für das BAMF mit wie vielen Mitarbeitern?“
Die Antwort ließ dann trotz Nachfrage einen ganzen Monat auf sich warten. Das BAMF antwortet auf Fragen zur Teilnahme des Bundesamtes an einer Messe-Veranstaltung, die sich ausschließlich an Schwarze und Farbige (BPoC) in Deutschland richtet. Eine Sprecherin teilt gegenüber Alexander-Wallasch.de mit:
„Das Bundesamt ist ständig auf der Suche nach neuen Talenten und nimmt daher regelmäßig bei diversen Jobmessen teil. Hierzu gehört auch die Teilnahme am ADAN Career Day in Frankfurt. Durch solche Termine möchten wir potenziellen Bewerbenden Karrieremöglichkeiten beim Bundesamt aufzeigen und ggf. neue Mitarbeitende gewinnen. Beim ADAN Career Day wurde das Bundesamt durch zwei Mitarbeitende vertreten und die Standgebühr hierfür betrug 5.500 € netto.“
Alexander-Wallasch.de hatte bereits ausführlich über diese Messe und die Teilnahme des BAMF berichtet. Der provokante Titel lautete Ende April: „Deutsche Steuergelder für Rassentrennung – Das BAMF und eine Karrieremesse nur für Schwarze“.
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Rassentrennung mit Unterstützung des BAMF? Kann das die Fragestellung sein, wollte Alexander-Wallasch von mir wissen. Hier meine Antwort:
Der Ausschluss ist rechtswidrig, da die Exklusion selbst nach dem AGG rassistisch ist: Diskriminierung nach § 19 AGG.
So wird weißen Menschen – gerade solchen, die z. B. aus ärmeren EU-Ländern stammen oder selbst unter sozialer Ausgrenzung leiden – der Zugang zur Messe verwehrt; insoweit liegt eine Ungleichbehandlung wegen der ethnischen Herkunft oder Hautfarbe vor. Auch diese Gruppen können nach § 19 Abs. 1 Nr. 1 AGG einen Diskriminierungsschutz beanspruchen.
Es entsteht hier der Eindruck, dass Hautfarbe als Ausschlusskriterium verwendet wird – was selbst diskriminierend ist.
Insbesondere erfolgt eine Ungleichbehandlung benachteiligter weißer Ausländer, z. B. weiße Geflüchtete aus der Ukraine, Rumänien, Bulgarien oder Russland sind ebenfalls massiven strukturellen Nachteilen am Arbeitsmarkt ausgesetzt. Die Reduktion von Benachteiligung ausschließlich auf schwarze Menschen wird der komplexen sozialen Wirklichkeit nicht gerecht und vertieft selbst soziale Spaltungen.
Die Anwendung von § 5 AGG https://dejure.org/gesetze/AGG/5.html als positive Maßnahme ist juristisch nicht zutreffend.
a) Fehlende Differenzierung
Positive Maßnahmen nach § 5 AGG müssen sich auf konkrete, belegbare Nachteile beziehen. Eine Veranstaltung z. B. für alle schwarzen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen behandelt diese Gruppe homogen, obwohl innerhalb dieser Gruppe soziale, geschlechtliche oder nationale Unterschiede bestehen. Umgekehrt wird nicht berücksichtigt, dass auch viele nicht-schwarze Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen benachteiligt sind, z. B. weiße Muslime, osteuropäische Juden, Sinti und Roma usw.
b) Verhältnismäßigkeit nicht gegeben.
Ein kompletter Ausschluss anderer Gruppen, selbst wenn dieser „nicht aggressiv“, sondern organisatorisch begründet wird, ist eine rechtswidrig überzogene Maßnahme. Mildere Mittel wie „fokussierte Angebote mit offener Teilnahme“ sind eindeutig besser geeignet, um Ausgleich ohne neue Ausgrenzung zu schaffen.
Gesellschaftspolitische Risiken sind Segregation statt Integration. Denn exklusive Veranstaltungen auf Grundlage von Hautfarbe erwecken den Eindruck von „Parallelwelten“ oder irrer Identitätspolitik in Reinform. Vorurteile werden verstärkt – statt sie abzubauen, insbesondere wenn „weiße Ausländer“ oder „falsch gemischte Menschen“ sich weder zugehörig noch willkommen fühlen.
Es ist eine falsche Symbolpolitik, ohne nachhaltige strukturelle Veränderungen am Arbeitsmarkt oder in Unternehmen zu bewirken.
Darüber hinaus: Gibt es diese wirklich? Gleichzeitig reizen sie gesellschaftliche Debatten über Pseudorassismus und Identität unnötig an. Menschen z. B. aus dem ehemaligen Ostblock, dem Balkan, arabischen Ländern oder Armenien könnten solche Veranstaltungen als Bevorzugung einer Gruppe empfinden, obwohl sie sich selbst ggf. diskriminiert fühlen.
Dies kann zu neuen Spannungen innerhalb von Migrantengruppen oder zwischen Minderheiten führen – also genau das Gegenteil dessen, was Pseudogleichstellungsmaßnahmen beabsichtigen.
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Kommentar von .TS.
"hybride Karrieremesse für Schwarze und People of Color" zu hohen Preisen - früher hieß so etwas schlicht "Sklavenmarkt"!
Aber auch ohne Sarkasmus impliziert das Vorhandensein einer solchen Veranstaltung doch daß deren Erfinder nicht glauben daß deren Besucher auf einer regulären Karrierevermittlung eine angemessene Chance hätten. Die Gutmenschendenblase offenbart damit ihren eigenen "strukturellen Rassismus" selbst.
@Ego Cogito: Reden wir über die Einwohner Afrikas oder über deren mehr oder weniger Verwandte die seit 10 Jahren in großer Zahl hierher kommen? Es gibt da enorme Unterschiede, wenn man früher hierzulande einen Afrikaner gesehen hat waren das meist patente Kichenvertreter, US-GIs oder Geschäftsleute. Heute wechselt man oft lieber die Straßenseite um nicht plump angeschnorrt zu werden.
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Kommentar von F. Lo
sorry; *Application Hacks - Deutsche BUNDESbank
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Kommentar von F. Lo
Karrieremesse für Schwarze und People of Color (BPoC) – da fühle ich mich etwas unwohl. Karrieremesse primär für „Weiße“ wäre schließlich der Gipfel an Rassismus und würde bei Links-Grün einen Aufschrei des Entsetzens auslösen und eine ARD-Sondersendung. Doppelte Standards?
Gut, Karrieremesse im europäischen Raum, die sich gezielt an Black and People of Color (BPoC) richtet, klingt ja erst mal harmlos-nett. Es fragt sich aber doch, ob die Companies that hire with ADAN Careers nicht auch auf allgemeinen Job-Portalen und auf ihren Websites offene Stellen anbieten könnten – auf die sich selbstredend auch „Schwarze und PoCs“ bewerben könnten, klar. Ist die Präsenz bei ADAN von vielen Unternehmensgrößen wie Siemens, Merck, KfW, ING, Europäischer Zentralbank, Deutscher Welle, Bundesbank, Deutscher Bahn, Zalando, BASF, BAMF, Bertelsmann usw. usf. ein Zeichen, dass man gezielt „nicht-weiße“ Angestellte ansprechen möchte? Haltung zeigen, sozusagen? Application Hacks Deutsche Bank: „Gibt es wichtige Merkmale ihrer Unternehmenskultur, die für die Bewerbung von Relevanz sind? Antwort: Ein besonders wichtiges Merkmal unserer Unternehmenskultur ist unsere klare Ausrichtung auf Vielfalt und Inklusion. Wir sind stolz darauf, ein Arbeitsumfeld zu fördern, in dem Mitarbeitende aus allen gesellschaftlichen Gruppen respektiert und wertgeschätzt werden. Die Deutsche Bundesbank sucht aktiv engagierte Talente aus allen Bereichen, und wir heißen Bewerbende aus der BPoC-Community herzlich willkommen!“ (Gegen Letzteres ist natürlich nichts zu sagen.)
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Kommentar von Schwar Zi
Privat wie beruflich sage ich immer, mir ist völlig egal wo jemand herkommt, wer arbeiten kann (und auch will!!) ist in meinen Augen willkommen.
Aber zum Rasissmus möchte ich noch anmerken, im politischen Deutschland gibt es ihn seit Jahrzehnten, gegen Ostdeutsche. Und bevor alle brüllen...schaut mal an die ostdeutschen Hochschulen, schaut auf die Behörden-Leitungen...und auch im Alltag...wenn jemand sagt er ist Bayer oder Schwabe ist das in den Augen der Mehrheit weit mehr akzeptiert als "Ich bin Sachse / Thüringer".
Ich zumindest habe mich seit langer Zeit damit abgefunden. Richtig weh tat es nur einmal, 2012 auf einer beruflichen Veranstaltung in der Nähe von Bad Homburg. Aber was Dich nicht umbringt, macht dich nur härter. So sagte mein Vater (Kriegsgeneration) immer.
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Kommentar von Barbara Blume
Meine Meinung: mehr Rassismus geht nicht !
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Kommentar von Ego Cogito
Afrikaner sind selbstbewusste Menschen, habe ich bei vielen Afrikareisen positiv erlebt. Sie brauchen keine „Regierungsschleimer", die eh nichts von Afrika und nicht mal was von ihrem eigentlichen Auftrag verstehen. Es geht nicht um Bevorzugung von einzelnen Gruppen, sondern um bestmögliche Förderung geeigneter Talente, wo immer sie auch herkommen. Wer die Hautfarbe als Kriterium auswählt und bevorzugt, um Rassismus zu überwinden, steht immer noch vor der Mauer, er wird sie auch nicht überwinden. Die Afrikaner und andere schon. Die Welt ist voller Kreativer. In den Amtsstuben offenbar nicht. Quoten sind das Ende der Leistungsgesellschaft! Hier wie dort!