Trumps Größe ist Europas Niedergang

Mit Absicht: Trump demütigt Europa in Ägypten

von Gregor Leip (Kommentare: 13)

Ein Merz unter Palmen – ganz hinten und außen.© Quelle: Youtube/White House, Screenshot

Trump trotzte den Arabern mit dem Baseballschläger in der Hand einen Frieden mit Israel ab. Und damit das für die Araber nicht so schmerzhaft ist, versprach er ihnen die Demütigung der Europäer auf arabischem Boden.

In den klimatisierten Hallen von Sharm el-Sheikh inszenierte US-Präsident Donald Trump eine Götterdämmerung epischen Ausmaßes. Eine Aufführung, die den Nahen Osten gegenüber Israel disziplinierte und – als wiedergutmachendes Gastgeschenk – die Staatschefs Europas vor der Weltöffentlichkeit auf arabischem Boden demütigte.

Zur Erinnerung: Es waren Briten und Franzosen, die nach dem Ersten Weltkrieg mit ihren willkürlichen Grenzziehungen für viele bis heute anhaltende geografisch und ethnische Verwerfungen verantwortlich sind. So jedenfalls versteht es der Nahe Osten, und Trump machte sich das eiskalt zunutze.

Beim Gipfel zur Unterzeichnung des Gaza-Friedensabkommens – von Anfang bis Ende als Trumps persönlicher Triumphzug angelegt – wurden Europas Staatschefs zu bloßen Statisten degradiert, zu Bettlern am Rande der Bühne.

Trump, der ewige Showman, nutzte die Gelegenheit, um die alte Welt mit seiner brachialen Dealmaker-Diplomatie zu erniedrigen, und unterstrich damit, wie sehr Europa in seiner Abhängigkeit zu den USA gefangen ist. Wenn es in den Tagen vor Sharm el-Sheikh hieß, Ägyptens Präsident as-Sisi habe die Europäer eingeladen, dann ist das nur bedingt wahr. Natürlich war es Trump, der seine Kulisse mit seinen NATO-Verbündeten als Statisten garnierte.

Doch es war nicht nur die politische Marginalisierung, die schmerzte; Trumps Auftritt gegenüber den europäischen Staatsführern – eine Mischung aus übergriffiger Kumpanei, Machismo, Beleidigungen und körperlicher Dominanz – machte die Demütigung maximal.

Will man es in einem Satz zusammenfassen, ginge der wohl so: Trump trotzte den Arabern mit dem Baseballschläger in der Hand einen Frieden mit Israel ab. Und damit das für die Araber nicht so schmerzhaft ist, versprach er ihnen die Demütigung der Europäer auf arabischem Boden.

Zunächst zur Szene selbst: Der Gipfel in Ägypten sollte ein Meilenstein werden, die Unterzeichnung eines Waffenstillstands zwischen Israel und der Hamas, vermittelt durch Trumps „Höllen“-Rhetorik, die Drohungen mit ultimativer Zerstörung, falls die Parteien nicht einlenken. Trump, umgeben von arabischen Führern wie Ägyptens Präsident al-Sisi, posierte als der große Friedensstifter. Europa? Es durfte zuschauen – und wurde dabei lächerlich gemacht.

Der britische Premierminister Keir Starmer, Vertreter eines Landes, das sich einst als Brücke zwischen USA und EU sah, erlebte den Höhepunkt der Bloßstellung: Als Trump die Bühne betrat, glaubte Starmer irrtümlich, er sei eingeladen, mitzusprechen. Trump wies ihn mit einer herrischen Geste ab, schickte ihn förmlich weg wie einen unliebsamen Lakaien.

Die Szene ging viral: Starmer, der Schlange stehen musste, wie alle anderen, symbolisierte die britische Post-Brexit-Isolierung und Europas allgemeine Bedeutungslosigkeit. Es war, als hätte Trump laut gesagt: „Europa? GFY, wer braucht euch schon?“ Und die arabische Welt versteht solche verschlungenen Bilder traditionell besonders gut und steht bewundernd davor.

Aber Starmer war bei Weitem nicht das einzige Opfer. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der sich stets als Europas starken Mann inszeniert, wurde in eine peinliche Umarmung gezwungen: Trump hielt Macrons Hand in einem endlosen, aggressiven Händedruck fest, eine Reminiszenz an ihre früheren Duelle, die immer mit Trumps Dominanz endeten. Dieser übergriffige Akt – weiße Knöchel, langes Festhalten – war keine Geste der Freundschaft, sondern eine Demonstration von Macht.

Macron, der Vertreter der EU-Ideale von Multilateralismus, wirkte wie ein Schuljunge, der vom strengen Herrn Rektor zurechtgewiesen wird und die Hosen runterlassen muss. Jeder erinnert sich an diesen einen gewalttätigen Jungen in der Schule, der immer einen Mitschüler auf dem Kieker hatte. Immer war man froh, nicht dieses Objekt der Begierde zu sein. Macron wirkt mit jedem Treffen mit Trump unglücklicher und bald so, als habe Trump etwas gegen ihn in der Hand. Welche Dossiers über wen fliegen mit in der Air Force One in dem verschlossenen Lederkoffer aus Langley?

Und dann Deutschland: Kanzler Friedrich Merz wurde einfach ignoriert. Zuletzt fragte man sich, ob er wirklich da war oder einfach mit Videotricks eingeblendet wurde. Aber warum hatte das Kanzleramt die Schalte ausgerechnet in die Pflanzenabteilung von Ikea verlegt?

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Trump hob an, Weltgeschichte zu schreiben, und Merz lungerte am Rande der Veranstaltung unter der Yuca-Palme herum und begab sich in den Ringkampf mit seinen Dämonen aus der Schulzeit: Alle machten Blödsinn, nur der Friedrich aus Brilon war schon früh zu hochgeschossen, um nach dem Bubenstreich in der Gruppe unterzutauchen – immer war er es, der den Satz heiße Ohren kassierte.

Und während Merz mutmaßlich von seinen Kindheitserinnerungen eingeholt wurde, lasen Beobachter aus seinen Gesichtszügen die Quintessenz von Europas Niedergang.

Aber Trumps übergriffiger Auftritt ging noch weiter und berührte das Persönliche, ja Sexistische. Italiens Premierministerin Giorgia Meloni, die einzige Frau unter den Regierungschefs, wurde von Trump mit einem Kommentar über ihr Aussehen bedacht – eine plumpe, unangemessene Äußerung, die wie ein Relikt aus den 1960ern wirkte. Bella Italia machte dazu gute Miene zum bösen Spiel. Aber die italienische Staatschefin ist vor allem deshalb so beliebt, weil man in ihrem Gesicht lesen kann. Trump, der sich selbst als „Maschine“ brüstete, während er von seinen Erfolgen prahlte, verkörperte hier den Prototyp des übergriffigen Prolls: Laut, respektlos, körperlich dominant.

Trumps Stil – Drohungen mit „Hölle“ für die Hamas, die offenbar wirkten – mag im Nahen Osten funktionieren, wo Autokraten wie al-Sisi schätzen, was sie kennen. Aber für Europa, das auf Diplomatie, Konsens und Werte setzt, bewegt es sich am Rande der Nötigung.

Und Trump demütigte nicht nur Individuen, sondern das gesamte europäische Projekt: Die EU, die sich als globale Macht sieht, wurde zu Zuschauern reduziert, während Trump den Deal einheimste – einen Deal, der ohne europäische Beteiligung zustande kam und Europas Rolle in der Region weiter marginalisiert.

Das allerdings befreit nicht davon, dass Europa und allen voran Deutschland die Rechnung am Ende bezahlen darf, so wie Deutschland seine Milliarden und Waffen an die Ukraine verschenken muss, während die USA obendrauf für ihre Waffen kassieren – von Deutschland. Die Welt fängt an, sich an diesen Dauersuizid zwischen Rhein und Oder zu gewöhnen, jeder greift zu, der noch in der Lage ist, die Hand auszustrecken und solange sich noch etwas im deutschen Tresor bewegt.

In diesem Licht betrachtet, ist auch die Unterstützung der Konservativen in Europa durch JD Vance oder zuvor Elon Musk auch nur ein kluger Schachzug, der Trump nicht viel Mühe kostet, weil America First ebenfalls ein Projekt zur Stützung der eigenen Nation ist. Trump schlägt auch hier zwei Fliegen mit einer Klappe, indem er intensiv gegen den verkommenen linken Teil Europas insistiert. Was für eine Zwickmühle für die europäischen Konservativen!

Fakt bleibt: Trump feiert in Ägypten Erfolge, die Europa niemals erreichen könnte. Die Demütigung ist maximal, weil sie öffentlich war: Virale Videos, Spott in den Medien, und ein klares Signal, dass Europa ohne USA nichts ist – und gegenüber Präsident Trump unterwürfig sein muss. Das hatte im Übrigen bereits der Ukraine-Gipfel gezeigt.

In Sharm el-Sheikh gelang es Trump, das Treffen so aussehen zu lassen, als säße er wieder in einem Trump-Casino an seiner Lieblingsbar und die europäischen Staatschefs seien allesamt willfähriges Personal, das sich wohl oder übel anhören musste, was der Chef zu erzählen hat – Überstunden inklusive, wenn der Boss wieder diesen Fidel-Castro-Anfall bekommt, wenn sich niemand findet, der es stoppt, und Melania einfach nur froh ist, mal ein paar Tage durchzuatmen.

Fraglos hat Trump den größten Coup seiner bisherigen Amtszeit abgeliefert, der Präsident der Knesset hatte ihm dafür eine – kein Witz – tausendjährige Erinnerung an seine Heldentat prognostiziert. Aber für Trump europäische Partner des Wertewestens wurde es zum Desaster – und es geschah mit voller Absicht.

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