Von Toddn Kandziora
Der letzte Tag des alten Jahres ist angebrochen. Morgen beginnt ein neues Jahr. Was es bringen mag? Ich denke wenig Gutes. Eher Ungemach und noch schlechtere Stimmung. 2025 war ja schon nicht so toll. Gesundheitlich? Ab sechzig kracht es im Gebälk, die Balken werden morsch und der eine oder andere Ziegel fällt mal vom Dach. Da kann man wenig machen.
Anderen ging es eindeutig schlechter. In der Familie und im Freundeskreis. Der dunkle Anzug wurde in diesem Jahr mehrmals aus dem Schrank geholt. Der andere, der für die frohen Feiern, er blieb drin. Woran mag es gelegen haben, dass es so viele gesundheitlich hart traf? Ich habe da eine Vermutung. Aber es wird keine Erklärung geben dürfen und keine Aufarbeitung zugelassen werden.
Hinzu kommt meine Sichtweise auf die Dinge im Allgemeinen: Das veränderte Stadtbild zum Beispiel. Da wird die Fahrt in die Kreisstadt zum Kurzurlaub in fremden Ländern. Zum erlebnisorientierten Kulturaustausch. Oder mein neuer Blick aus dem Garten Richtung Westen und Süden. Allein in diesem Jahr entstanden mehrere Windparks in nächster Umgebung. Der neueste, bestehend aus neunzehn der ganz großen Ungetüme, liegt keine zwei Kilometer entfernt.
Vom hundertfachen Geblinke im Dunkeln mal abgesehen: Die Geräusche, die ich in der Nacht, unruhig werdend, im Bett höre, sind kein Bienensummen. Der kommende Windpark im nächsten Jahr wird bis auf einen Kilometer an unser Dorf herankommen, um die Energiesicherheit im Land zu sichern und uns unabhängig von bösen Mächten zu machen. Ach herrje. Was nicht alles heutzutage gern geglaubt wird.
Die Rente ist sicher? Daran glauben selbst Tagesschau- und Moma-Abhängige nicht länger. Dass nur ein hunderttausendfacher, jährlicher Zuzug von Menschen, bevorzugt muslimischen Glaubens, aus Ländern „hunderttausend Kilometer entfernt“ das Abendland vor dem Untergang bewahrt? Wieder nein. Auch diese Phrase, sei sie noch so oft erzählt, wird nur noch von tiefgläubigen Wokisten angenommen.
Woran wurde 2025 noch geglaubt? Daran, dass wir „hier schon länger Lebenden“ in der besten Demokratie aller Zeiten leben und Meinungsfreiheit herrscht. Daran, dass an der Ostfront westliche Werte und „unsere“ Freiheit verteidigt werden müssen. Wie in Afghanistan. Wenn nötig mit allen Mitteln? Daran, dass im kommenden Jahr ein Wahlsieg der AfD in Sachsen-Anhalt ein faschistisches System in Deutschland wiederauferstehen ließe.
Mag an all das glauben, wer will. Die Realität frisst ihre Kinder. Was aber bedeutet Realität, wenn ein Kanzler zweiter Wahl diese in seiner heutigen Neujahrsansprache der Bevölkerung verweigert? Merz den Bürgern weismacht, dass für ihre Sicherheit gesorgt sei. Wir alle miteinander in einem sicheren Land leben würden. Aber wie soll das gehen? Mit einer Armlänge Abstand?
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In von Betonsperren abgesicherten Innenstädten, in denen ihre neue Wunschbevölkerung lauthals die Scharia und die Vernichtung Israels verlangt? Mittels KI-unterstützter Totalüberwachung? Oder von einer entmannten Bundeswehr beschützt, die sich verbliebener, kampffähiger Einheiten wegen Frauendiskriminierung und nationaler Nähe entledigt?
In seiner ersten Neujahrsansprache appelliert Kanzler Merz an unser aller Vertrauen. An unsere Tatkraft in heutiger Krisenzeit. Ja, du meine Güte. Wer hat denn diese Krisenzeiten erst ermöglicht und unser Vertrauen missbraucht? Der Kanzler kündigt im kommenden Jahr schwere Entscheidungen für wichtige Reformen an.
Ich habe ein paar Vorschläge, die ihm und den Seinen wohl gefallen. Ein AfD-Verbot. Den Ausnahmezustand erklären und die Aussetzung von Neuwahlen. Den NATO-Einsatz der willigen europäischen Länder, um das Reich des Bösen zu vernichten, bevor es uns vernichtet. Mir fallen da viele Dinge ein, die ihre Macht aufrechterhalten. Aber ich bin schon still. Ich will Ihnen keine Angst für 2026 machen. Ich darf nicht zu schwarz in die Zukunft sehen. Denn, wie Merz in seiner Neujahrsansprache sagte: „Hören wir nicht auf die Angstmacher und auf die Schwarzmaler.“
Sehen wir dem neuen Jahr einfach mit Hoffnung entgegen. Vertrauen wir den Qualitätsmedien. Schenken wir unserer, der besten Regierung aller Zeiten Glauben. Die Energieversorgung ist gesichert. Die Wirtschaft wird im nächsten Jahr erstaunliche Gewinne erzielen und das Bruttosozialprodukt wird steigen. Die Rente ist sicher. Das Gesundheitssystem stabil und unsere Sicherheit allerorten gewährleistet. Viele tausend gut ausgebildete Arbeiter werden nach Deutschland kommen und der Fachkräftemangel wird beseitigt. Die willigen europäischen Länder und die neue Bundeswehr werden an der Ostfront einen glorreichen Sieg gegen Putinrussland erringen. Dann wird endlich wieder Frieden in Europa sein.
Und dann? Dann werden wir uns um die anderen kümmern. Mit denen beschäftigen, die wir heute schon nicht mehr mögen. Um China. Die USA. Und dann, im übernächsten Jahr … dann sehen wir weiter.
Ich wünsche Ihnen ein gesundes, friedliches und selbstbestimmtes neues Jahr.
PS: Und glauben Sie nicht alles, was Ihnen den lieben langen Tag erzählt wird. Ich glaube mir ja selbst nicht immer.
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Kommentar von Isolde Koschitzki
Mein Rezept: Bratapfel. Boskop, Mandelsplitter, Rosinen, Honig, Zimt, Margarine, Speisestärke, Eigelb, Milch, Zucker, Vanillezucker. Guten Appetit. Bommerlunder..