Das Atomkraftwerk Saporischschja ist russischer Bauart, es handelt sich um das größte AKW in Europa. Seine sechs Reaktorblöcke stehen aufgereiht am Ufer des Dnjepr, sie haben zusammen eine Leistung von 6.000 Megawatt.
Der Chef der International Atomic Energy Agency (IAEA), Rafael Grossi, fordert am 2. August 2022 auf einer Pressekonferenz am UNO-Sitz in New York eine dringende Inspektion des AKW zur Prüfung der technischen Sicherheit.
Der Stern berichtet am 5. August, dass die Ukraine sich gegen eine IAEA-Mission wehrt, weil diese nach Meinung Kiews die Anerkennung der russischen Besatzung bedeuten würde.
In der ersten Augustwoche hatte US-Außenminister Antony Blinken erklärt, es gebe glaubhafte Berichte, dass Russland das AKW als Schutzschild benutzen würde, um auf ukrainische Kräfte zu schießen.
Die Ukrainer würden nicht zurückschießen können, weil es dadurch zu einem schrecklichen atomaren Unfall kommen könnte.
Russland wies die Anschuldigungen zurück. Deren UN-Mission erklärte, der einzige Zweck der Übernahme von Saporischschja sei es, eine nukleare Provokation mit höchst unvorhersehbaren Folgen zu verhindern.
Auch das Bundesamt für Strahlenschutz (BFS) weist in dem Stern-Bericht darauf hin, dass für Russland eine beträchtliche Gefahr bestehe, sollte das AKW in Kampfhandlungen verwickelt werden.
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Einen Monat später und nach einer Inspektion des Atomkraftwerks Saporischschja zieht der Chef der IAEA Grossi auf einer Pressekonferenz ein teils positives Fazit. Nur: Sorge bereite ihm der andauernde Beschuss der Anlage.
Außerdem berichtet Grossi, dass er nicht den Eindruck habe, dass die russischen Besatzer etwas zu verbergen hätten. „Wir haben alles gesehen, was ich sehen wollte.“
Russland und die Ukraine machen sich gegenseitig für Angriffe auf das Gebiet rund um das AKW verantwortlich. Allerdings drängt sich die Frage auf, warum Russland hier Angriffe ausführen sollte?
Greenpeace-Experte Heinz Smital sagte zum Thema im Tagesthemen-Interview, dass sich die IAEA hier auf eine rein technische Bewertung zurückziehe. Dabei würde es sich um den Raub eines Atomkraftwerkes handeln, den es so noch nicht gegeben habe. Es käme eine schwierige Zeit auf die IAEA zu, sollte Russland den Strom aus Saporischschja von der Ukraine abziehen und auf die Krim umleiten.
Hier stellt sich die Frage: Wurde von den IAEA-Inspektoren mehr erwartet als nur eine technische Bewertung der Sicherheit des Kraftwerks? Und warum droht gerade ein Greenpeace-Experte der IAEA? Denn nicht anders als eine Drohung kann man diese vage Ankündigung „schwieriger Zeiten“ durch Greenpeace für die Atomenergie-Agentur verstehen. Das ist erstaunlich, denn das bedeutet, dass die NGO Greenpeace über ihr Engagement für die Umwelt hinaus sich politisch positioniert.
Am 2. September beschoss dann die Ukraine unweit des von Moskaus Truppen besetzten Atomkraftwerks Saporischschja russische Artilleriepositionen.
Der ukrainische Generalstab gab in seinem Bericht über Facebook bekannt, dass der Gegner mit präzisen Schlägen vernichtet wurde. Ebenfalls seien ein Munitionslager und mindestens eine russische Kompanie vernichtet worden.
Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu warf in diesem Zuge der Ukraine vor, das AKW zu beschießen und beschuldigte die Ukraine des „nuklearen Terrorismus“.
Enerhoatom, der ukrainische Betreiber des Kraftwerkes, äußerte sogar Zweifel an einer neutralen Begutachtung des Kraftwerks durch die internationale Behörde IAEA: „Die Besatzer lügen, verzerren die Fakten und Beweise, die bezeugen, dass sie das Kraftwerk beschießen …"
In einem Interview mit der Welt am 9. September 2022 sagt der Chef der Atomenergie-Organisation Rafael Grossi: „Die Ukraine braucht keine weitere Stimme auf ihrer Seite, ich habe eine andere Aufgabe."
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Zeitgleich zu Grossis Äußerung berichtet tagesschau.de von anhaltendem Beschuss des Atomkraftwerks.
Grossi erklärt: „Der Beschuss gefährdet die Betreiber. Das macht es schwierig, das Kraftwerk noch ausreichend mit Personal zu bestücken. All das hat das Risiko eines nuklearen Unfalls signifikant erhöht.“
Halten wir fest: Die internationale Atomenergieagentur IAEA hat seit voriger Woche zwei Experten dauerhaft und mit russischer Genehmigung in Saporischschja, die die Organisation mit Informationen aus dem AKW versorgen dürfen.
Rafael Grossi, Chef der Atombehörde, fordert erneut, den Beschuss von Saporischschja zu beenden und eine entmilitarisierte Zone rund um das Kraftwerk und den Ort Enerhodar (wo das Personal des AKW wohnt) einzurichten:
„Lassen sie mich klar werden: Der Beschuss von Saporischschja muss enden. Eine nukleare Sicherheits- und Schutzzone muss sofort vereinbart werden. Ein Atomkraftwerk darf nie Spielball eines Krieges sein.“
Zurzeit weilt die deutsche Außenministerin Baerbock zum zweiten Mal in Kiew. Dort sagt sie der Ukraine weitere Hilfen zu und versichert, dass sich das Land auch weiter auf die Unterstützung Deutschlands verlassen könne.
Während dieses erneuten Überraschungsbesuchs warnte die Grüne auch vor Kriegsmüdigkeit in Europa.
Ob die Außenministerin auch die kritische Lage am AKW Saporischschja und die Forderung der Inspektoren nach einer entmilitarisierten Zone angesprochen oder diese sogar als Bedingung für weitere Unterstützung angemahnt hat, ist nicht bekannt.
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Kommentar von Alfonso Kerner
".......berichtet tagesschau.de von anhaltendem Beschuss des Atomkraftwerks."
Selenskyj meldet und die ARD und die übrigen deutschen staatstragenden Medien übernehmen das gerne ohne den Wahrheitsgehalt dieser Meldungen zu prüfen und sie machen dnn daraus einen "Wahrheitsbericht".
Es ist doch äußerst unwahrscheinlich, dass die Russen ein Kraftwerk, dass sie eingenommen haben, anschließend beschießen, sich also selbst beschießen.
Genauso unglaubwürdig ist die ukrainische Darstellung, die ebenfalls engagiert von den deutschen politisch linientreuen Medien übernommen wurde, dass die Russen ukrainische Häfen vermint hätten.
Wieso hat man dann bei der Vereinbarung über die Öffnung der Häfen, die in Zusammenhang mit der UNO erfolgte vereinbart, dass ukrainische Lotsen die Getreideschiffe durch den Minengürtel leiten sollen? Das ist doch wohl der beste Beweis dafür, dass die Ukrainer genau wissen, wo die Minen liegen. Und wer weiß das besser als derjenige, der sie gelegt hat.
Keinen Nachrichten aus Kriegsgebieten, die nicht aus erster Hand kommt, kann man glauben, erst recht nicht solchen Nachrichten, die die Kriegsherren selber verbreiten.