Toddn Kandzioras Wochenrückblick 01/2022

Spaziergänger versus unbescholtene Otto Mitlaufbürger

von Toddn Kandziora

Unser Kolumnist Toddn Kandziora sieht immer noch keinen Silberstreif am Horizont. Aber er hadert nicht mehr: Letztendlich, so Toddn, zählt nur, „wie lange wir es weiterhin mit uns machen lassen.“© Quelle: Screenshot: ARD Tagesschau

Ein aufmunterndes Hallo an meine Leser und Leserinnen. Willkommen im Jahr 3 nach Corona. Schauen wir mal, wie es in diesem dritten Jahr ihrer Herrschaft über Ungeimpfte wie Geimpfte, wie es in diesem vergehenden Land und auf der Welt an sich weiter gehen wird.

Die Zeichen stehen auf Sturm. Wieder spaziert ein Teil des Volkes durch die Städte und versucht sich Luft zu machen, Missfallen gegenüber neuen Zwangsgesetzen auszudrücken, die unser aller Leben so arm gemacht haben. Schlagkräftig begleitet von den ausführenden Truppen einer der Bevölkerung abgewandten Regierung, die dies mit irrationalen Verordnungen und eigensinnigen Notstandsgesetzen zu verhindern versucht.

Viele wissen längst das eine erklärte Pandemie mit monatlich hunderttausenden von Toten fachlich wie praktisch nicht existiert. Jedem mit Medienkompetenz, der seine Holschuld betreffs vielfältiger Informationssuche erfüllt hat, ist dies bewusst. Doch eine uns alle bedrohende, tödliche Pandemie wird im täglichen Bewusstsein aufrechterhalten. Auch um der lieben Posten willen. Der politischen der medialen, der Posten in Wirtschaft, Ämtern und Behörden.

Die große Bedrohung darf nicht sterben. Sie muss bestehen bleiben, damit „Politiker*innen“ nicht zurücktreten und die ihnen zuarbeitenden „Expert*innen“ nicht zugeben müssen, gelogen oder sich mindestens absolut geirrt zu haben.

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Nein, die Bedrohung darf nicht sterben. Würde sie offiziell wegfallen, so wäre dies der Super-GAU für zu viele wichtige Personen im neuen Normal.

Damit ein Super-GAU für diese hohen Leute in weiter Ferne liegt, müssen die Zügel an der Coronakutsche gestraft werden und die galoppierenden Pferde die Peitsche zu spüren bekommen, bevor sie vom einmal eingeschlagenen Weg geraten. Ist klar.

Daher und ungeachtet der Zahlen, Werte und tatsächlich erkrankten Personen ist ein weiterer Lockdown über Wochen wohl unvermeidlich. Damit verbunden werden Spaziergänge in unseren Städten der Vergangenheit angehören. Zumindest solche mit mehr als zwei Personen auf dem Gehweg.

Was sie sich wohl noch an perfiden Grausamkeiten ausdenken werden, um uns von den Straßen zu bekommen, uns daran zu hindern uns zu treffen, miteinander zu reden, den zwischenmenschlichen Kontakt aufrecht zu erhalten – dazu fällt mir vieles ein.

Die Zeiten werden härter. Und sie werden neue „gute“ Gründe finden, uns auf Trab zu halten und uns täglich aufs Neue in Angst und Schrecken zu versetzen, bis der letzte Ungeimpfte im Land nicht mehr weiß, ob er Männlein oder Weiblein ist.

Oder so lange, bis manch einer von uns still und stumm allein im Wald mit einer purpurroten FFP2-Schutzmaske herumsteht, um niemanden in seiner Nähe gefährden zu können.

Ebenso nebenbei lese ich einen Bericht über die enorm gestiegene Übersterblichkeit in den USA. Ähnliches wird aus England in einem Artikel berichtet. In Deutschland kommen erste Zahlen über eine bedenklich angestiegene Suizidrate und der dramatischen Zunahme verschiedener Angst und Depressionserkrankungen innerhalb der Bevölkerung an die Öffentlichkeit.

Auch unter Jugendlichen und Kindern ist der freiwillige Austritt aus dem Leben derart en vogue wie zu Goethes Werther Zeiten geworden. Ob die Ungeimpften für diese Negativstatistik Mitschuld zu tragen haben, das wird noch evaluiert werden müssen. Aber möglich ist dies sicherlich, wie wir aus fast dreijähriger Erfahrung mit dem Unmöglichen wissen sollten.

Gegen Depressionen soll ja bekanntlich Sport helfen. Sport ist gut für die Gesundheit. Am besten jedoch alleine in den eigenen vier Wänden. Dort ist Sport dann am sichersten. Nur nicht unter Leuten. Besser nicht. Und insbesondere als aktiver, ungeimpfter Berufssportler nicht in der breiten Öffentlichkeit. Wenn doch, kann es tragisch enden.

Ein Beispiel von vielen ist dieser Tage der Schweizer Skiprofi Urs Kryenbühl, der von der ARD-Moderation vorgeführt wurde, wie etwas Unanständiges und schlimmer.

Es gibt Sportler, die leben in Zeiten wie diesen nicht nur wegen der von ihnen ausgeübten Sportart gefährlicher als ein unbescholtener Otto Mitlaufbürger. So manch Berufssportler könnte ein böses Lied der schlechten Erfahrung singen, wenn er (oder sie) denn gehört werden würde, es denn überhaupt wollte.

So manch Berufssportler als Person des öffentlichen Lebens wird nicht allein wegen seiner Einstellung zum eigenen Körper von Medien und Politik verrissen und entmenschlicht. So manch einer erhält auch Morddrohungen. Warum? Weil sie es ablehnen, sich mit nicht ausreichend erforschten Substanzen mehrmals impfen zu lassen. Kommt dann noch Verhöhnung hinzu, wird widerwärtiger Boshaftigkeit der Weg bereitet. Wie am 29. Dezember 2021 geschehen während der Übertragung des Super-Riesenslalom aus dem italienischen Bormio.

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Denn an Boshaftigkeit nicht zu überbieten war, was die zwei Live-Reporter Bernd Schmelzer und Felix Neureuther an diesem Tag in ihr Mikrophon lästerten als der ungeimpfte Schweizer Ski-Alpin-Spitzensportler Urs Kryenbühl den steilen Abhang hinunter raste.

Bernd Schmelzer: „Jetzt kommt ein interessanter Mann, Urs Kryenbühl, Das ist einer der wenigen Läufer, die im Weltcup fahren, nicht geimpft sind. Man hat Morddrohungen erhalten. Da schießt dann doch der eine oder andere ein bisschen über das Ziel hinaus.“

Felix Neureuther: „Aber gut, ich meine, er hätte sich ja auch impfen lassen können. Aber mit Morddrohungen ist natürlich nicht getan.“

Genau. Mit Morddrohungen allein ist es nicht getan. Wenn schon, denn schon und dann gleich richtig oder wie jetzt? Und er hätte sich eben impfen lassen können. Dann hätte er auch keine Morddrohungen erhalten. Ist klar.

Wer so argumentiert, der könnte zu den vielen unglücklich Ertrinkenden im Mittelmeer auch sagen: „Aber gut, ich meine, sie hätten ja daheim in Afrika bleiben können. Dann wären sie nicht im Mittelmeer ertrunken.“

Oder: „Aber gut, ich meine, er hätte halt nicht so viel Trinken sollen, dann wäre er nicht an Leberzirrhose gestorben“. Möglich auch: „Aber gut, ich meine, er hätte ja konvertieren können. Dann wäre er wegen seines alten Glaubens nicht verfolgt und umgebracht worden.“

Letztendlich aber und das verdeutlicht mir, wie weit wir inzwischen gesellschaftlich verkommen sind, behält ein Felix Neureuther mit all seiner Boshaftigkeit und der Verhöhnung über den ungeimpften Sportler Urs Kryenbühl in dieser Unzeit Oberwasser. „Er hätte sich ja auch impfen lassen können.“

Urs erhielt Morddrohungen. Doch er hätte sich ja impfen lassen können. Wie so viele andere dies auch hätten, tun können. Im Grunde, so hat es den Anschein, ist das Unrecht in dieser Zeit den Aufreger nicht mehr wert. Da es doch so einfach sein kann, ein gutes, von geimpften Mitmenschen geschätztes und sicheres Leben zu führen. Denn es ist ja nur ein Piks. Oder zwei. Oder drei. Oder vier. Oder wie viele Piks es immer für einen jeden von uns brauchen wird, um an einem wie auch immer gearteten gesellschaftlichen Leben teilhaben zu dürfen.

Doch ein Leben, in dem nur der aktualisierte Impfstatus zählt, ist möglicherweise keines mehr. Heute, im Januar 2022 zählen doppelt Geimpfte ohne Auffrischungsimpfung wieder als ungeimpfte Personen mit all den Einschränkungen, die sich daraus ergeben. Heute, im Januar 2022 braucht es vielerorts mindesten die erste Auffrischung (Boosterung) und ein negatives Testergebnis, um ein Restaurant besuchen zu können.

Wie immer es noch auf uns zukommt. Wir dürfen weiterhin gespannt sein, wie jeden Tag wieder neu über unser Leben entschieden wird. Was sie sich Neues einfallen lassen, damit die Bedrohung, die uns in religiös-ideologischen Ketten hält, nicht stirbt.

Aber, und das ist eine zentrale Botschaft dieser Tage: Letztendlich zählt nur, wie lange wir es weiterhin mit uns machen lassen und ab welchem Zeitpunkt wir nicht mehr dazu bereit sein werden, es mit uns machen zu lassen.

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