Deutschland präsentierte sich dem grauen König wie eine eilig zusammengewürfelte Revolutionsarmee eines namenlosen neugegründeten afrikanischen Staates kurz nach Ende der kolonialen Besatzung. Uniformen, ausgestattet wie aus der Theaterrequisite eines Brandenburger Provinztheaters.
Beim englischen König mögen Erinnerungen hochgekommen sein, Bilder, aufgesammelt auf seinen Reisen noch als Kronprinz in den vergangenen Kolonien des englischen Empires.
Aber auf Staatsbesuch in Deutschland vor einem der bedeutendsten Gebäude Europas an einer in sackähnlich sitzenden Flecktarnjacken tragenden Formation vorbeizuschreiten, muss selbst dem frisch gekrönten englischen Biokeks-König den letzten Rest von Respekt genommen haben gegenüber irgendeiner Form von Stolz auf seine adligen Vorfahren und Verwandten aus diesem komischen Deutschland.
Aber bleiben wir bei uns Deutschen im eigenen Land. Wie konnte es soweit kommen? Beim Anblick dieser Ehrenformation, der gesamten Präsentation unseres Landes während des königlichen Besuchs aus London schweifen die Gedanken des Autors fast vierzig Jahre zurück.
Grundausbildung bei Aachen Mitte der 1980er Jahre in einer Instandsetzungs-Ausbildungskompanie in Eschweiler. Wieder und wieder mussten wir in den ersten Wochen ohne die Chance auf eine Fahrt nach Hause ins ferne Braunschweig am Ausbilder grüßend vorbeimarschieren, bis der dann den Tag gekommen sah, uns an einem Wochenende in Uniform nachhause fahren zu lassen.
Und auch nach vierzig Jahren kann ich, ohne lange zu überlegen, sagen, dass wir bis auf wenige Ausnahmen vom Punker bis zum Volkswagen-Azubi im zivilen Leben stolz darauf waren, uns denen da draußen in Uniform zu präsentieren.
Schon die Fahrt im Zug von Aachen kommend über Köln Richtung Braunschweig war – zumindest für mich – ein erhebender Moment und gerne beantwortete ich die wohlwollenden Fragen der mitfahrenden „Zivilisten“ im Abteil zu Einheit und Funktion. Ältere Mitreisende erzählten auf der vierstündigen Fahrt immer wieder Geschichten aus einer noch viel früheren leidvollen Zeit.
Zuhause angekommen, ging der Weg in das verdiente Wochenende nicht direkt in die elterliche Wohnung, sondern ich machte erst einmal einen Abstecher zum Großvater. Ich stand vor dem Haus und grüßte in Ausgehuniform den Wehrmachtsgefreiten. Natürlich hatte er uns von den Schrecken des Krieges erzählt, aber es war eben auch ein Teil seiner Geschichte.
Daran musste ich denken, angesichts dieser erbärmlichen Präsentation und Darstellung Deutschlands gegenüber einem hohen Repräsentanten eines anderen Staates. Ach, eigentlich ist jeder internationale Auftritt jedes Ampelpolitikers in diesen Monaten eine einzige große Peinlichkeit.
Aber zurück zum Großvater. In der Erinnerung und beim Kramen in alten Fotokisten sehe ich den alten Herrn im Hochsommer neben mir in der Kleingarten-Hollywoodschaukel sitzen, über sein bequemes Garten-Unterhemd habe ich ihm die viel zu kleine Uniformjacke übergehangen und das Schiffchen auf dem Kopf platziert, während ich bei Omas schlesischem Streuselkuchen nach Breslauer Rezept in Knobelbechern gemütlich neben ihm sitze.
Großvater war Antifaschist und leidgeprüft durch zwei Kriege. Trotzdem hat er, so habe ich es zumindest empfunden, dadurch niemals seine Liebe und den Stolz auf seine Heimat verloren. Auch bildete ich mir ein, ein wenig Stolz zu spüren in ihm, als sein Enkel mit militärischem Gruß an seiner Haustür stand.
Beim Aufschreiben und über den Großvater nachdenkend überkommt mich ein Gefühl der Rührung.
Vertretern dieses Staates, welche diese tragischen Gestalten am Brandenburger Tor haben antreten lassen, irgendwo zwischen Habecks „Deutschland fand ich schon immer zum Kotzen“ und Lambrechts „Stöckelschuhen“ sind solche Gefühle aber sicherlich vollkommen fremd.
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Kommentar von SchwarZi
Nicht ohne Stolz verweise ich hier auf die NVA. Wer die Bilder einer NVA Wachablösung nicht kennt, sollte dies nachholen. Hier sieht man den Stolz und die gelebte preussische Tradition. Die NVA war damit absolut auf Augenhöhe mit dem was der britische Monarch aus dem eigenen Land kennt.
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Kommentar von Miriam rechner
@Leip, Ich leg eigentlich nicht viel Wert auf das britische Königshaus, aber bei dieser „Uniform“ wollte ich dann doch mal wissen was die britischen Medien so darüber schreiben.
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Kommentar von Leip
@Miriam Dank für ihre Einschätzungen.
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Kommentar von Miriam Rechner
@Leip, wow, haben sie sich ganz schnell umgezogen? Oder wie soll man die unterschiedlichen Uniformen verstehen? Die jeweiligen Journalisten von der Berliner Zeitung und die der Augsburger scheinen auf jeden Fall unterschiedliche Eindrücke zu haben, zumal bei der Augsburger Zeitung auch noch andere Fotos zu sehen sind. Wie auch immer – ich glaube nicht, dass die britishen Journalisten den Auftrag erhalten haben positiv über den Besuch zu berichten. Negative Schlagzeilen sind dort nicht zu finden.
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Kommentar von Leip
@Miriam/Zb.hier :
https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/armes-deutschland-der-staatsbesuch-von-koenig-charles-zeigt-wir-sind-abgehaengt-li.333712
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Kommentar von Miriam rechner
Das ist das Original: https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/royals-charles-iii-in-deutschland-cheers-auf-die-freundschaft-id66003136.html
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Kommentar von Miriam Rechner
Kann es sein, dass hier das dämlichste Bild aller Bilder ausgesucht wurde? In den britishen Medien wie z.B. Guardian, Telegraph, Independent sind ganz andere Aufnahmen zu sehen, auch wurden keine peinlichen Berichte geschrieben. Spätestens die englische Variante von der BILD, the mirror, hätte das höhnisch erwähnt und als Großformat abgebildet.
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Kommentar von Johannes Schumann
Noch eine Überlegung. Kann das vielleicht schon Ausdruck sein, dass die Truppe nicht mehr hinter der Führung steht? Also eine ungenaue Anordnung/Vorschrift bewusst auf blödeste Art und Weise interpretiert, um denen da oben eines reinzuwürgen. Wäre das bei Stalin passiert, da wären doch die verantwortlichen Offiziere längt im Gulag verschwunden, wenn nicht sogar die Soldaten selbst und Zeugen, weil Stalin das als Affront gewertet hätte.
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Kommentar von Andrea
@ Kommentar von Seeber
02.04.2023 um 12:30 Uhr
.....Meine Hoffnung besteht trotzdem darin, dass das Deutsche Volk sich jedes Mal und Heute wieder vom Leid befreien kann......
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Frage an Seeber: wann hat sich das D Volk befreit?
ps: nur mal so: der beste Sklave ist der der nicht weiss das er einer ist.
pps: z.B. liegt der Deutsche in der Eu mit seiner Rente im untersten Bereich. Lediglich Länder wie Rumänien und Co bekommen weniger. Nur mal mal so am Rande erwähnt...
ppps: sämtliche Luxusautos hier in der Strasse haben kein Deutsches Nummerschild bzw keinen Biodeutschen Besitzer. Einige sogar ein UA Nummernschild. Also Ukraine.
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Kommentar von Andrea
Das einzige was ich nicht begreife, warum müssen Menschen diesem Kallehans aus Battenberg huldigen?
Hat der irgendwas Gutes für die Menschheit getan?
Oder hat er schonmal etwas gegen böse Menschen getan?
Bitte um Hinweise, damit ich auch ehrfürchtig werden kann.
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Kommentar von Palmström
.. die „Uniform“ war wegen der Einsatzbereitschaft geschuldet, im Fall das Reichsbürger mit wehenden kaiserlichen Fahnen um die Ecke gerolatort währen, um den König der Angelsachsen zu huldigen.
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Kommentar von Johannes Schumann
In der Tat, ist das eine riesige Peinlichkeit, dass da unsere Soldaten im Flecktarn herumstehen. Ich finde den großen Dienstanzug in Grau auch nicht so dolle, aber der wäre hier wohl angemessen gewesen.
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Kommentar von Leip
Lieber peter struwwel
Verständnis ist leider nicht immer eine Brücke im Austausch.So sehe ich es wünschte kann ich ihnen nicht folgen
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Kommentar von Dorito
Ich finde Nörgeln nicht angebracht. Herr Pretorius ist doch bestrebt, das Ruder herumzureißen, und Versorgungslücken zu füllen. Auch hat zumindest unser "Team Luftwaffe" den "grünen" König im Deutschen Luftraum standesgemäß empfangen und eskortiert. Selbstverständlich unter Einsatz modernster Technologie, damit wir das 1,5 Grad Ziel erreichen. Die Armbanduhren der tadellos gekleideten Piloten sollen mutmaßlich zu 100 Prozent solarstrombetrieben gewesen sein, wie mir eine Kameradin erzählte. https://twitter.com/Team_Luftwaffe/status/1641150220934184991
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Kommentar von peter struwwel
Haben die Jungs dem Charles auch eine geblasen, lieber Herr Leip? Das wäre doch
bestimmt angemessen gewesen, denn nach einer mir vorliegenden Definition unter-
liegt die Hymne keiner strengen formalen Anforderung, und inhaltlich lobpreist sie
und thematisiert lediglich einen Gott, einen Ort und eine Person - Voraussetzungen
also, die der Charles und Berlin doch allesamt erfüllen. Kein Grund also, zu klagen.
Und warum eigentlich "Stillgestanden"? Das riecht verdächtig nach Disziplin. Ich bin
da eher für "Rührt euch, Brust rein, Bauch raus!" Deutschland hängt im Schacht.
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Kommentar von Seneca
Das ist ein guter und völlig zutreffender Beitrag, Herr Leip. Danke dafür! Ja, ich habe ähnliche persönliche Erfahrungen gesammelt. Die Zeit in der Bundeswehr war keineswegs perfekt, manchmal sogar sehr ‚kurios‘ (ich werde das Buch darüber doch irgendwann schreiben!), aber ich habe sehr viel für meinen weiteren Lebensweg gelernt. Und das ging weit über das Militärische hinaus!
Zum aktuellen Status: das Wort ‚traurig‘ ist zu schwach, um den desolaten Zustand zu beschreiben. Aber es ist ein Zustand, der die gänzlich sinnbefreite Politik von ahnungslosen Vollidioten gut repräsentiert.
Sie meinen vielleicht, dass meine Worte evtl. zu hart seien? Nein! Ich versuche, es metaphorisch zu erklären: Ein 80-jähriger Mann, der wegen eines bedauerlichen Unfalls im Rollstuhl sitzt, will unbedingt Olympiasieger im 100m Freistil-Schwimmen werden. Er wird aber nicht ‚zugelassen‘. Er kann sich damit nicht abfinden und sucht viele ‚Argumente‘, warum er nicht Olympiasieger werden kann: 1) das Wasser ist zu heiß, oder doch zu kalt, 2) der PF-Wert schadet dem Teint, 3) der Rollstuhlhersteller hat ihn zu ‚gemütlich‘ werden lassen, 4) ….
Kurzum: wer würde ernsthaft den Herrn bei seinem Ansinnen unterstützen? Niemand?! Aber das machen wir doch gerade mit den Damen und Herren, die unsere Politik ‚steuern‘. Sie wissen nichts, können in ihrem Resort nichts und sind menschlich ebenfalls verhaltensauffällig.
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Kommentar von Dagmar
Ich verstehe das gar nicht, wurden denn mit den tausenden Stahlhelmen auch sämtliche Ausgeh- und Fest- Uniformen unserer Armee mit in die Ukraine gespendet ?
Oder haben unsere Spitzenpolitiker all' ihre Verwandten in wichtige Funktionsposten der Armee entsendet, dass dort Niemand mehr für Tradition und Stolz zumindestens im äußeren Erscheinungsbild sorgt ?
Es passt ja schon gar nicht mehr zur Außenpolitik von Deutschland, überhaupt noch Monarchen einzuladen. Wenn nun aber doch, dann könnte man im äußeren Erscheinungsbild Diesen jedoch die gleiche Würde zukommen lassen, wie wenn unsere eigene Bundeskanzlerin verabschiedet wird.
Unsere Außenwirkung wird eben täglich nicht nur durch Beobachter weltweit-, sondern durch eigenes Handeln unserer "Eliten" immer mehr beschädigt.
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Kommentar von Seeber
Wir sind am Arsch. Mal wieder und mal wieder wegen einer katastrophalen Führung.
Nun zum dritten Mal, die DDR dazugezählt, zum vierten Mal in hundert Jahren.
Meine Hoffnung besteht trotzdem darin, dass das Deutsche Volk sich jedes Mal und Heute wieder vom Leid befreien kann.
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Kommentar von Aro61
„Ach, eigentlich ist jeder internationale Auftritt jedes Ampelpolitikers in diesen Monaten eine einzige große Peinlichkeit. „
Eigentlich hilft nur es noch, die ganze Laienspielerschar bei all ihren Auftritten auszulachen. Ein grölendes, laut jubelndes, frenetisch applaudierendes Publikum in jeder Talkshow, Pressekonferenz, bei jedem Interview, um bei ihnen noch ein letztes Fünkchen an vorhandenem Schamgefühl herauszukitzeln. Wie würde es wirken, wenn ein Kinderbuchautor, eine Trampolinspringerin, eine Küchenhilfe oder eine Ernährungsberaterin die Reaktion erhalten, welche sie mit ihrem hohlen Geschwätz eigentlich verdienen ?