Steinmeier präsentiert: Militärische Ehren für König Charles am Brandenburger Tor

Stillgestanden im Stillstandland

von Gregor Leip (Kommentare: 19)

Ach, eigentlich ist jeder internationale Auftritt jedes Ampelpolitikers in diesen Monaten eine einzige große Peinlichkeit.© Quelle: Youtube / Tagesschau, privat

Das Ehrenspalier der deutschen Soldaten für König Charles am Brandenburger Tor war perfekt geeignet, den Zustand des Landes abzubilden.

Deutschland präsentierte sich dem grauen König wie eine eilig zusammengewürfelte Revolutionsarmee eines namenlosen neugegründeten afrikanischen Staates kurz nach Ende der kolonialen Besatzung. Uniformen, ausgestattet wie aus der Theaterrequisite eines Brandenburger Provinztheaters.

Beim englischen König mögen Erinnerungen hochgekommen sein, Bilder, aufgesammelt auf seinen Reisen noch als Kronprinz in den vergangenen Kolonien des englischen Empires.

Aber auf Staatsbesuch in Deutschland vor einem der bedeutendsten Gebäude Europas an einer in sackähnlich sitzenden Flecktarnjacken tragenden Formation vorbeizuschreiten, muss selbst dem frisch gekrönten englischen Biokeks-König den letzten Rest von Respekt genommen haben gegenüber irgendeiner Form von Stolz auf seine adligen Vorfahren und Verwandten aus diesem komischen Deutschland.

Aber bleiben wir bei uns Deutschen im eigenen Land. Wie konnte es soweit kommen? Beim Anblick dieser Ehrenformation, der gesamten Präsentation unseres Landes während des königlichen Besuchs aus London schweifen die Gedanken des Autors fast vierzig Jahre zurück.

Grundausbildung bei Aachen Mitte der 1980er Jahre in einer Instandsetzungs-Ausbildungskompanie in Eschweiler. Wieder und wieder mussten wir in den ersten Wochen ohne die Chance auf eine Fahrt nach Hause ins ferne Braunschweig am Ausbilder grüßend vorbeimarschieren, bis der dann den Tag gekommen sah, uns an einem Wochenende in Uniform nachhause fahren zu lassen.

Und auch nach vierzig Jahren kann ich, ohne lange zu überlegen, sagen, dass wir bis auf wenige Ausnahmen vom Punker bis zum Volkswagen-Azubi im zivilen Leben stolz darauf waren, uns denen da draußen in Uniform zu präsentieren.

Schon die Fahrt im Zug von Aachen kommend über Köln Richtung Braunschweig war – zumindest für mich – ein erhebender Moment und gerne beantwortete ich die wohlwollenden Fragen der mitfahrenden „Zivilisten“ im Abteil zu Einheit und Funktion. Ältere Mitreisende erzählten auf der vierstündigen Fahrt immer wieder Geschichten aus einer noch viel früheren leidvollen Zeit.

Zuhause angekommen, ging der Weg in das verdiente Wochenende nicht direkt in die elterliche Wohnung, sondern ich machte erst einmal einen Abstecher zum Großvater. Ich stand vor dem Haus und grüßte in Ausgehuniform den Wehrmachtsgefreiten. Natürlich hatte er uns von den Schrecken des Krieges erzählt, aber es war eben auch ein Teil seiner Geschichte.

Daran musste ich denken, angesichts dieser erbärmlichen Präsentation und Darstellung Deutschlands gegenüber einem hohen Repräsentanten eines anderen Staates. Ach, eigentlich ist jeder internationale Auftritt jedes Ampelpolitikers in diesen Monaten eine einzige große Peinlichkeit.

Aber zurück zum Großvater. In der Erinnerung und beim Kramen in alten Fotokisten sehe ich den alten Herrn im Hochsommer neben mir in der Kleingarten-Hollywoodschaukel sitzen, über sein bequemes Garten-Unterhemd habe ich ihm die viel zu kleine Uniformjacke übergehangen und das Schiffchen auf dem Kopf platziert, während ich bei Omas schlesischem Streuselkuchen nach Breslauer Rezept in Knobelbechern gemütlich neben ihm sitze.

Großvater war Antifaschist und leidgeprüft durch zwei Kriege. Trotzdem hat er, so habe ich es zumindest empfunden, dadurch niemals seine Liebe und den Stolz auf seine Heimat verloren. Auch bildete ich mir ein, ein wenig Stolz zu spüren in ihm, als sein Enkel mit militärischem Gruß an seiner Haustür stand.

Beim Aufschreiben und über den Großvater nachdenkend überkommt mich ein Gefühl der Rührung.

Vertretern dieses Staates, welche diese tragischen Gestalten am Brandenburger Tor haben antreten lassen, irgendwo zwischen Habecks „Deutschland fand ich schon immer zum Kotzen“ und Lambrechts „Stöckelschuhen“ sind solche Gefühle aber sicherlich vollkommen fremd.

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