Militär & Geschichte – Stellen Sie Ihre Fragen direkt nach dem Lagebericht

Torsten Heinrich heute live ab 20 Uhr – Frontbericht Ukraine im Vorabgespräch

von Torsten Heinrich (Kommentare: 4)

„Die Ukraine hat mehr Panzerabwehrwaffen bekommen, als weltweit Panzer in Dienst treten.“© Quelle: Youtube / Militär & Geschichte mit Torsten Heinrich

Der Militärhistoriker Torsten Heinrich sendet live zur Lage im Ukrainekrieg. Anschließend bleibt Zeit, Fragen an den Experten zu stellen – live dabei über alexander-wallasch.de

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Hier unser Vorabgespräch zur letzten Sendung und eine Vorschau, was Sie ab 20 Uhr erwartet:

Alexander Wallasch: Einige Leser waren zögerlich mit Ihrer Sendung, weil Sie sich pro Ukraine positioniert haben. Was antworten Sie ihnen?

Torsten Heinrich: Das entbindet mich nicht davon, jede einzelne meiner Thesen ordentlich zu belegen. Ich will allerdings, dass der Leser von Anfang an weiß, wie er mich einzuordnen hat, damit er meine Aussagen entsprechend bewerten kann. Das entspricht aber meinem Verständnis von Qualität, dass ich mit offenem Visier kämpfe.

Meine Aussagen sollen sich an Fakten messen. Meine Meinung ist irrelevant in Bezug zu Fakten, aber eine Interpretation der Fakten ist immer möglich.

Alexander Wallasch: Das, was Sie auf Youtube tun, ist in dem Umfang relativ selten. Es gibt wenige bis keine vergleichbaren deutschsprachigen Angebote. Und der Leser ist natürlich kein Fachmann. Er ist darauf angewiesen, dass Sie als Fachmann ausgewogen bleiben.

Der Leser kann aber ihre Fakten nicht überprüfen, weil er selber gar kein Fachmann ist. Er müsste fünf sechs andere Experten daneben stellen, dann hätte er vielleicht eine Antwort darauf, ob sie ordentlich ausgewertet haben. Woran kann der Leser bei Ihnen erkennen, dass es wirklich so ist, wie Sie es gerade gesagt haben?

Torsten Heinrich: Ich glaube die Leser sind schlicht und ergreifend Ehrlichkeit und Transparenz von den Medien nicht mehr gewohnt. Aber eine vollständige Neutralität gibt es bei wichtigen Themen auch nicht. Kernenergie, Migrationskrise, Ukraine-Krieg – die Wahrscheinlichkeit, dass derjenige, der sich darüber äußert, gleichzeitig eine völlig neutrale Haltung hat, wäre allenfalls damit zu begründen ist, dass es ihm egal ist.

Ich lasse die Hosen runter und sage, wo ich stehe. Und unter diesem Licht muss der Leser meine Aussagen bewerten.

Alexander Wallasch: Ich glaube, das hat es früher einmal gegeben. Früher wusste ich genau, wenn ich mir eine Information beim Spiegel anhöre, dann bin ich bei einem tendenziell linken Portal. Wenn ich mir eine Information bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hole, bin ich eher im konservativen Milieu angesiedelt.

Entsprechend haben sich die Journalisten zugeordnet, ohne dass sie vor jedem Artikel ihre Haltung noch erklären mussten. Kann das sein, dass das heute alles durcheinandergewirbelt ist?

Torsten Heinrich: Für mich als Historiker ist es essenziell, die Person zu verstehen, die eine Quelle hinterlässt. Beispiel: Wenn eine Quelle im Gefolge eines bestimmten Fürsten war, kann ich seine Aussagen über andere Fürsten in den richtigen Kontext setzen. Das heißt, die Kenntnis des persönlichen Hintergrundes einer Quelle ist absolut essenziell. Und ich aus dieser Sicht heraus biete meinen Zuschauern diese Kenntnis über meine innere Haltung an.

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Alexander Wallasch: Sie senden heute wieder live ab 20 Uhr. Was dürfen die Leser erwarten? Und wie ist Ihre Nachlese der vergangenen Sendung?

Torsten Heinrich: In der letzten Sendung hatte ich gesagt, dass wir von der Ukraine möglicherweise relativ wenig von tatsächlichen Vorstößen hören, weil diese erkannt hat, dass die Situation zu verlustreich ist. Da lag ich ganz offensichtlich falsch. Die Angriffe, von denen wir gehört haben, die Gefechte, die stattfanden, das waren offensichtlich Aufklärungsvorstöße und der Versuch, russische Truppen zu binden entlang weitestgehend des gesamten Frontbereichs und damit entlang der erkannten Schwachstelle.

Heute Abend haben wir neue Informationen dazu. Wie weit sind sie vorangekommen, was für eine Bedeutung hat das für die gesamte Front? Außerdem spreche ich über neue Informationen aus Lyman und den russischen Rückzug dort.

Alexander Wallasch: Die Vereinigten Staaten haben jahrzehntelang Russland studiert und eingeschätzt. Kann es sein, dass die Amerikaner irgendetwas über die mutmaßlich schwache Aufstellung Russlands bereits wussten und vielleicht aus dem Grunde die Ukraine so massiv unterstützten? War man da von Anfang an selbstsicher, dass das Ding zu gewinnen ist? Deutsche Generäle waren schnell nach dem 24. Februar von einer Art Blitzkrieg-Sieg der Russen ausgegangen.

Torsten Heinrich: Moment, die ersten deutschen Generale haben nach drei Wochen im Fernsehen erklärt, dass die Ukraine gewinnen werde. Ich habe die Namen aufgeschrieben, Kather fällt mir ein. Und noch ein oder zwei weitere. Also es war keineswegs einhellig. Es war sehr früh zu erkennen, wie der Kampf laufen kann.

Alexander Wallasch: Aber es hieß doch von Anfang an, dass die Ukrainer kaum Material haben, kaum etwas entgegenzuwerfen haben. Es baute doch von Anfang an alles darauf, dass der Westen da massiv Waffen liefert, massiv ausbildet usw. Es steht und fällt doch mit dem Material, der Ausbildung und dem Kram, was man aus dem Westen reingeschoben hat, oder?

Torsten Heinrich: Da ist auf jeden Fall ein sehr großer Brocken Wahrheit mit drin. Das ist eindeutig, dass die Ukraine mehr Panzerabwehrwaffen bekommen hat, als weltweit Panzer in Dienst treten. Das bedeutet schon eine Veränderung.

Das sind Zahlen, die man sich mal bildlich vorstellen muss. Das bedeutet, jeder Hanswurst an der Front hat eine Panzer-Lenkwaffe im Prinzip zur Verfügung gehabt, die teilweise auch noch hoch modern war. Und das sind Dinge, die eine Wirkung entfalten, die dann auch wieder bei der Moral helfen. Und Russland hat alles falsch gemacht, was es falsch machen konnte.

Putin hat gewartet, bis die Schlamm-Periode eingesetzt hat, um den Krieg nicht während der olympischen Spiele zu beginnen. Schlammig ist es im Frühjahr durch die Schneeschmelze und im Winter durch den Herbstregen.

Putin hat die Mobilität seiner Truppen unnötig eingeschränkt und er hat sie nicht auf den Kampf direkt vorbereitet. All das sind Dinge, die eine katastrophale moralische Wirkung hatten. Die Leute gingen dorthin und wussten überhaupt nicht, wieso sie beschossen werden. Die Fehler waren fundamental und haben sich bis in die Basis des russischen Heeres gefressen.

Alexander Wallasch: Ich habe noch eine Frage, die eine ganz andere Richtung zieht. Vielleicht haben Sie da noch eine Antwort. Was können Sie denn deutschen Eltern sagen, die zu Hause einen 16-jährigen Jungen haben, der sich aus Telegram diese ganzen furchtbarsten Videos vom Krieg herauszieht. Was können Sie den Eltern raten oder irgendwie empfehlen, wie sie damit umgehen sollen?

Torsten Heinrich: Das ist nichts, was ein junger Mensch unnötig sehen muss.

Alexander Wallasch: Und was können die Eltern tun?

Torsten Heinrich: Man muss offen mit den Kindern reden. Denn was sonst kann man machen, als den Kindern klar zu machen, dass sie das nicht anschauen sollen, weil man daran Schaden nehmen kann, wenn man so furchtbare Sachen sieht. Und es ist kein Mehrwert dabei, sich furchtbare Todesfälle, Verstümmelungen, Folter oder ähnliches anzusehen.

Alexander Wallasch: Sie haben in ihrer letzten Sendung gesagt, dass Sie ganz bewusst diese Filme aussparen. Würden Sie den Eltern denn empfehlen, wenn der Junge Interesse daran hat, ihre Livestreams zu verfolgen? Regelmäßig. Und das vielleicht als Ersatz für diese ganzen Filme? Können Sie das einem 16-Jährigen mit gutem Gewissen empfehlen?

Torsten Heinrich: Bei mir kann sogar ein 14-Jähriger zuschauen, ohne davon traumatisiert zu sein, und gleichzeitig erfahren, was passiert.

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