Toddn Kandzioras Wochenrückblick 30/2021

Traumhafte Nachrichten aus Andersdeutschland

von Toddn Kandziora

Kolumnist Toddn Kandziora hat in seiner dreißigsten Ausgabe einen Traum von einem Land jenseits der Maske. Selten noch endete eine seiner Kolumne so positiv.© Quelle: Pixabay / analogicus

Aus einem Traum: Meine Kanzlerin hieß nicht mehr Merkel, sondern Wagenknecht. Auch der Vizekanzler war eine Frau und sie hieß Petry. Die Frauke war in dieser Stadt geboren. Na, die musste sich vor Ort auch auskennen. Gut kannte sich auch der Innenminister aus. Der hieß Maaßen. Der stammte zwar nicht von hier, wurde aber wegen seines Sachverstandes von den hier lebenden Bürgern sehr geschätzt.

Im Januar bin ich angetreten hier ein Jahr lang jeden Samstag eine Kolumne abzuliefern. Das fällt mir in dieser Zeit, im neuen Normal nicht leicht. Ach, was schreib ich nur. Das fällt mir von Woche zu Woche schwerer. Das treibt den Puls nach oben und lässt den Bauch anschwellen, was zu vieler, zuckrig oder salziger Nervennahrung geschuldet ist. Und beides, nun beides zusammen ist der Gesundheit im Allgemeinen nicht förderlich. Von anderen zusätzlichen Belastungen aus dem normalen Leben, dem verbliebenen privaten in dieser Endzeit, davon berichte ich erst gar nicht.

Heute gibt es so viele Sachen und Dinge, die uns nicht guttun, die uns belasten. Hinzu kommen noch die Dinge, die uns aus Kalkül genommen wurden. Dinge wie Freiheitsrechte. Bürger- und Grundrechte. Diese nicht mehr zeitgemäßen Dinge, die vor wenigen Jahren noch Sinn ergaben, die Eindruck auf mich, einen kleinen Mann von der Straße machten. Dinge, auf die sich die Gesellschaft stützte, die ihre Grundfesten trug. Doch wurden diesen Dingen in weniger als zwei Jahren Bedeutung und Sinn genommen.

Es wird behauptet, dass, wer nicht für seine Freiheit bereit zu kämpfen ist, sich diese auch nicht verdient hätte. Zu vielen scheint, betrachte ich heute unser Land, ihre Freiheit, wenig bis nichts wert zu sein. So konnte es dann geschehen, dass uns die Freiheit genommen wurde. Weil so viele eben nicht bereit waren, für diese zu kämpfen. Auf den Straßen und in den Städten für seine, ihre und unser aller Freiheit und Grundrechte einzustehen. Und bitte niemals vergessen. Es waren von den vielen gewählte Politiker, die uns die Freiheit und unsere Grundrechte und unsere Rechte nahmen.

Wir haben uns nicht dagegen gewehrt. Vielleicht konnten wir uns nicht mehr wehren. Die Menschen wurden mittels psychologischer Taschenspielertricks traumatisiert, derart verängstigt, dass sie - ihrem alten, angestammten Leben entrissen - in ihrem neuen kaum die Möglichkeit hatten, sich behaupten zu können.

Jetzt und heute im neuen Normal, wo eine traumatisierte, verängstigte wie normopathisch erkrankte Bevölkerungsmehrheit sich von rechts nach links, von oben nach unten, vom vermeintlich alten Bösen in das neue Gute mit Erfolg hinübergeleiten lässt, jetzt wird versucht, uns das letzte verbliebene Menschenrecht zu nehmen. Das Recht auf den eigenen Körper.

Nun, die Betrachtungsweise des Rechtes auf den eigenen Körper ist sicherlich inzwischen ähnlich gespaltet wie diese Gesellschaft an sich. Es kommt eben immer darauf an, von welcher Seite aus ein solches, individuelle Recht betrachtet wird. Von der Seite aus, die einem Staat nicht gefährlich werden kann, weil es den Ablauf im System nicht beeinträchtigt oder von einer anderen Seite aus. Der heutigen falschen Seite. Einer Betrachtung der Dinge, die einem Staat weniger gefallen kann, da sie sein Systemablauf stört.

Betrachten wir einmal die staatlich subventionierten Bilder der Christopher-Street-Day-Demo der letzten Woche. Da feiern, schunkeln und lieben sich zwischen sechzig- bis achtzigtausend Teilnehmer:*innen (hier sind Doppelpunkt, Sternchen und das angehängte Innen einmal durchaus berechtigt) durch die bunten Straßen Berlins. Freudestrahlend begleitet von der beliebten ANTIFA-Esken, diversen Politiker:*innen, der strammen Polizei und einer absegnenden Kirche. Ja und? Ich habe da nichts gegen. Sollen sie feiern, ihre bunten Fahnen schwenken und sich ihres Lebens freuen. Das Demonstrationsrecht ist für alle da. (Heißt es.) Das wäre ein Grundrecht. (Heißt es.) Doch halt. Hier hat sich ein Fehler in das installierte System eingehackt, oder nicht? Denn das war nämlich einmal ein Grundrecht für alle Bürger im Land!

Die Berliner Polizei hat zwölf für dieses Wochenende geplante Demonstrationen mal ebenso verboten. Am Donnerstagabend veröffentlichte diese folgende Liste der verbotenen Demonstrationen.

  • „Das Jahr der Freiheit! und des Friedens - Das Leben nach der Pandemie“ (1. August 2021)
  • „Die Wiedererlangung unserer Grundrechte“ (31. Juli 2021)
  • „Wir für die Abschaffung der GEZ“ (31. Juli 2021)
  • „Berlin-Club-Demo- Demonstrations-Umzug für die vollständige Öffnung von Kultur, Clubs und Veranstaltungen aller Art“ (31. Juli 2021)
  • „Freischaffende Künstler für künstlerische Freiheit“ (31. Juli 2021)
  • „Musikalische Versammlung für Freiheit und Demokratie“ (31. Juli 2021)
  • „Friede, Freiheit, Wahrheit“ (1. August 2021)
  • „Unser Weg zum friedlichen Wohlstand für alle“ (1. August 2021)
  • „Mahnwache für das Grundgesetz“ (1. August 2021)
  • „Deutschland hat die Wahl“ (1. August 2021)
  • „Heimat und Weltfrieden“ (31. Juli 2021)
  • „Wir brauchen kompetente, ehrliche, anständige, zuverlässige, gemeinwohlorientierte und von den etablierten Parteien unabhängige Abgeordnete im Deutschen Bundestag“ (1. August 2021)

Verboten wurden von der Polizei nach eigenen Aussagen nur die Veranstaltungen, deren Teilnehmer im letzten Jahr unter Beweis gestellt hätten, dass sie die Regeln des Infektionsschutzes nicht einzuhalten in der Lage wären. Die Verantwortlichen dieser Veranstaltungen seien, hört hört, nicht willens "bei entsprechenden Verstößen ihre Verantwortung wahrzunehmen und regulierend gegenzusteuern."

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Die sogenannten «Querdenker» wollen dennoch gegen Corona-Politik und Zwangsmaßnahmen auf die Straße gehen und das Demonstrationsverbot gerichtlich prüfen lassen. Wenn ich bedenke, wer in Berlin Senatorenposten besetzt, dann wird diese „Prüfung“ eher im Sinne der herrschenden Politik ausfallen. Nehmen wir nur mal den Innensenator Andreas Geisel. Der war vor seinem Eintritt in die Berliner SPD 1990 vier Jahre lang Mitglied der SED. Wie auch immer. Wer sich über derartige Jugendsünden echauffiert und glaubt hier wird mit zweierlei Maß Demokratie gemessen, der glaubt sicherlich auch, dass die Kanzlerin aller Herzen, Frau Dr. Merkel als FDJ-Sekretärin für Kultur mehrere Semester in Moskau Agitation und Propaganda studiert hatte, bevor sie ihren Doktor in Physik machte. Also wirklich. Frechheit.

Egal und gehupft wie gesprungen. Ich fasse einmal zusammen. Eine CSD-Demo ist in Berlin erlaubt. Mit zehntausenden „Teilnehmer:*Innen“. Für diese gilt das tödliche Virus dann mal eben nicht und Regeln betreffs des sogenannten „Infektionsschutzes“ sind völlig belanglos. Also „gute Demo“. Dann gibt es diese „bösen Demos“. Und die... ach scheiß doch der Hund drauf, ich erspare mir weitere Worte. Wozu auch, wenn eine sogenannte Demokratie zur Absurdität verkommen ist.

Kommen wir zu etwas Schönem. Kommen wir zu meinem Traum. Denn ich habe schön geträumt in der letzten Nacht. Endlich einmal wieder. Und nein, ich war nicht am Abend zuvor in einer dörflichen Garage und habe der regionalen Braukunst zugesprochen. Einfach nur schön geträumt.

In meinem Traum war ich der alte, graue Kulturleiter eines großen, altehrwürdigen Theaters einer, an einem großen Fluss gelegenen Stadt in Andersdeutschland. So hieß das Land dessen Bürger ich in meinem Traum sein durfte. Andersdeutschland. Das Land schien in naher Zukunft zu bestehen. Der Kalender in meinem Büro datierte auf das Jahr 2023.

Der Ausblick aus mehreren großen Fenstern meines Büros über einen großen, sich durch das Tal windenden Fluss und den nicht weit entfernten Berghöhen war schön wie atemberaubend. Die Sonne schien prächtig und viele lebenslustige Kinder spielten unterhalb meines Fensters vor dem Theater. Auf den Straßen war richtig was los. Ungewohnt viel los. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite saßen die Menschen in Trauben vor unzähligen Lokalen, Kneipen und Cafés. Auf dem Fluss sah ich einen Vergnügungsdampfer entgegenkommen, auf dem eine große Musikkapelle in Trachtenanzügen laut aufspielte. Es schien fast, als ob alle Passagiere an Bord gemeinsam eine alte, deutsche Weise sangen. Es hörte sich irgendwie schön und vertraut an.

Irgendetwas schien doch aber hier nicht zu stimmen!? Mit meiner bekannten Normalität übereinzustimmen. Niemand den ich sah trug die Maske. All diese vielen Kinder wirkten fröhlich. Sie spielten miteinander und lachten sogar dabei. Niemand von den Kleinen hielt sich ein Smartphone vor sein Gesicht. Was war hier eigentlich los? Das ist doch völlig falsch. Es ist ungesund. Und verboten. Auf meinem Schreibtisch lag eine Tageszeitung. Ich setzte mich und begann in dieser zu lesen. Von der ersten Seite, über die politischen Inhalte, die Kommentare bis zu den Sportergebnissen. Was ich in dieser Zeitung las, das war zuerst irritierend. Je mehr in blätterte und las, umso erfreulicher kam mir alles vor.

Hier nur ein paar wenige Dinge, die ich über dies neue Land erfuhr. In diesem Land, in dem ich im Traum lebte, war so vieles ganz anders als in meinem alten, das nicht mehr das meine war, nicht mehr das meine sein durfte.

Meine Kanzlerin hieß nicht mehr Merkel, sondern Wagenknecht. Auch der Vizekanzler war eine Frau und sie hieß Petry. Die Frauke war in dieser Stadt geboren. Na, die musste sich vor Ort auch auskennen. Gut kannte sich auch der Innenminister aus. Der hieß Maaßen. Der stammte zwar nicht von hier, wurde aber wegen seines Sachverstandes von den hier lebenden Bürgern sehr geschätzt. So war es einem Sonderbericht meiner Zeitung zu entnehmen. Des Weiteren erfuhr ich, dass der Rektor der hiesigen Universität, Daniele Ganser am heutigen Abend die neuen Studenten begrüßen wird. Als weitere Gäste werden unter anderen die ebenfalls an der Universität forschenden Professoren Sucharit Bhakdi, Wolfgang Wodarg und Hans-Joachim Maaz Rede und Antwort zu neuesten Forschungsergebnissen geben. Die Veranstaltung wird vom regionalen TV-Team von NUVISO, dem frei zu empfangenen Staatssender aufgezeichnet.

Als ich zum Sportteil kam erfuhr ich, dass unsere Fußballnationalmannschaft die Mannschaft Regenbogenlands gestern vier zu zwei besiegt hatte. Was daran lag, so schrieben jedenfalls kostenpflichtige Qualitätsmedien Regenbogenlands, dass die Andersdeutschen darauf verzichtet hätten, während eines Spiels die Maske zu tragen. Daher solle geprüft werden, ob Ungeimpfte Spieler überhaupt zugelassen werden dürfen, da ein nicht angegriffenes Immunsystem dem von Geimpften im Vorteil wäre. Dieser Umstand also im Grunde Doping sei. Was für ein Unfug, haha. Ich blätterte weiter und kam zum städtischen Kulturteil.

Am Wochenende findet das erste große Open-Air-Konzert auf dem Marktplatz statt. Nena, Xavier Naidoo und Nina Proll mit Band freuen sich schon mächtig gewaltig auf ihren Auftritt. Der Eintritt ist natürlich frei und, wie Oberbürgermeister Boris Palmer vermeldet, jeder der mag, der darf auch kommen. Ob mit oder ohne die Maske. Geimpft oder ungeimpft. In Andersdeutschland dürfe nun einmal jeder nach seiner Façon leben. Doch sollten sich die Maskenträger und Maskenträgerinnen bitte von Kindern und Kleinkindern fernhalten, da das Verdecken von Gesichtern die frühkindliche Entwicklung nun einmal gefährdet.

Auf der letzten Seite gab es dann einen im Grunde überflüssigen Nachruf auf die erst neulich auf ihrer Pferdefarm in Paraguay verstorbene Altkanzlerin des ehemaligen Deutschlands, heute Regenbogenland, Frau Dr. Merkel. Dieser Nachruf war von ihrer Nachfolgerin, der Weltenretter und Biokanzlerin Frau Dr. Baerbock verfasst und ist nicht die Rede wert und las sich, wie irgendwo abgeschrieben.

Ich hätte der Traumzeitung sicher noch, dass ein und andere Interessante entnehmen können, doch wurde ich unvermittelt und alptraumhaft von den absurden Frühnachrichten meines Radioweckers in diese Welt zurückgeholt. Einer Welt ohne Andersdeutschland.

Das letzte Wort diesmal kommt von der guten Nena und hat das Zeug der Satz dieses irrationalen Jahrzehnts zu werden. In diesem traurigen, vergehenden Land, in dem wohl möglich sogar das Träumen bald schon verboten ist:

„Die Frage ist nicht, was wir dürfen,
sondern was wir mit uns machen lassen!”

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