2010 strahlten die Öffentlich-Rechtlichen eine Doku-Serie über Trigema Chef Wolfgang Grupp aus. In vier Folgen á dreißig Minuten gewährte das Format den Zuschauern Einblick in Leben und Arbeit des Unternehmers.
Im SWR-Fernsehen wurden Grupps Privatleben und seine Fertigungsstätten gezeigt. Die Macher der Serie besuchten außerdem die Familien der Angestellten, die seit Generationen in Burladingen für Grupp arbeiten. Vorgestellt wurde so eine Art Burladingener Mikrokosmos rund um Trigema und die Reste einer traditionellen deutschen Textilproduktion. Grupp ist im Ort geboren und hier auch zur Grundschule gegangen.
Grupp ist ein streitbarer Mensch in Talkshows und Interviews. In der SWR-Serie wurde der Trigema-Boss zum König von Burladingen gemacht, einem Ort mit kaum mehr als zehntausend Untertanen.
Jetzt hat sich der Hemdenkönig aus dem Schwabenland erneut aus seinem Trigema-Palast gemeldet und zum Volk gesprochen. In einem Interview mit einem Online-Portal bezieht Grupp explizit Stellung zum Ukraine-Krieg.
Er hätte noch nie erlebt, so der seit 4. April dieses Jahres 80-Jährige, „dass man einen Streit beendet, indem man dem einen ein größeres Messer und dem anderen eine größere Axt gibt“.
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Grupp fordert stattdessen Verhandlungen mit Russland. Er verstehe nicht, erzählt er, warum die Deutschen plötzlich Wladimir Putin als Todfeind betrachten. Er glaubt, dass die USA im Hintergrund alles steuern und die einzigen Gewinner dieses Krieges sind.
„Ich verstehe nicht, dass man 20 Jahre mit Herrn Putin bestens befreundet ist, sich 100 Prozent abhängig macht und innerhalb von zwei Monaten ist man Todfeind! Das gibt es nicht. Da müsse schon länger etwas geschehen sein.“
Im Interview wird deutlich, dass der Trigema-Boss wie viele Unternehmen in dieser Zeit mit großen Problemen zu kämpfen hat.
Eine Lösung des Ukraine-Krieges ist ein elementares Interesse seines Unternehmens. Grupps Botschaft der letzten Jahre – vor Corona und Ukraine-Krieg – war es, den Standort Deutschland als Hochlohnland zu halten.
Nie wollte Grupp seine Produktionen ins Ausland verlagern. Er wagte sich immer wieder aus der Deckung und sagte unverblümt, was er denkt. Geschäftlich sei Trigema erst einmal gut durch die Corona-Lockdown-Zeit gekommen, so Grupp:
"Wir sind sehr schnell in unseren Entscheidungen. Im ersten Pandemie-Jahr haben wir, als die Geschäfte geschlossen waren, 2,3 Millionen Masken gefertigt. Im zweiten Jahr haben wir den Ausfall durch einen stark gestiegenen Online-Umsatz und durch Produktion auf Lager ersetzt.“
Trigema hat früh die regierungssubventionierte Umstellung auf Kraft-Wärme-Kopplung betrieben. Hierbei wird beispielsweise statt Öl Gas über ein Heizkraftwerk zur Stromproduktion eingesetzt und die Abgase werden zur Wärmegewinnung über Wärmetauscher für Heizung und Warmwasser im Betrieb genutzt.
Aber ausgerechnet diese Innovation wird auch Trigema nun möglicherweise zum Verhängnis. Und Grupp nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, Schuldige an dem Desaster zu benennen:
"Heute werde ich dafür bestraft, dass ich den Gesamtbetrieb auf Gas umgestellt habe. (…) Ich behaupte, dass der Amerikaner im Hintergrund alles steuert, damit er alleine eine Weltmacht bleibt. Man kann lesen, dass schon während der Regierungszeit von Bush Junior Vereinbarungen mit Putin nicht eingehalten wurden. Die einzigen Gewinner an diesem Krieg sind die Amerikaner!“
Dass der Krieg diplomatisch schon längst hätte gelöst werden müssen, so Grupp, „das sehen viele so. Deshalb erhalte ich dazu eine große Zustimmung.“
Ob und wie die Leitmedien mit Wolfgang Grupp in Zukunft umgehen, bleibt abzuwarten. Die SWR-Serien-Krone auf seinem Haupt scheint allerdings mit seinem Vorpreschen medial nicht mehr sicher zu ruhen. Es riecht nach einem baldigen „Königsmord“ im öffentlich-rechtlichen Sendebereich.
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Kommentar von Matthias P.
Wenn Grupp sagt, der Krieg hätte diplomatisch verhindert werden sollen oder sollte durch Verhandlungen beendet werden, so wird ihm wohl jeder zustimmen. Das Problem ist nur, dass das nicht möglich war/ist: Die Verhinderung des Krieges auf dipl. Wege wurde doch insbes. von D und F versucht, war aber nicht erfolgreich. Auch ein Ende des Krieges dipl. herbeizuführen, wird versucht (zB wird regelmäßig über "Telefonate" berichtet), aber es funktioniert eben nicht.
Dass die USA die einzigen Gewinner des Krieges sind, ist bedauerlich, aber auch Grupp hat keine Idee, wie man dies ändern kann.
Es mag sein, dass ein Stopp von Waffenlieferungen des Westens den Krieg beenden könnte, weil die Ukraine dann kapitulieren müsste; nur hat D keine Möglichkeit, einen Stopp herbeizuführen. Ein einseitiges Ende dt. Lieferungen würde den schnellen Sieg Russlands kaum befördern.
Wir brauchen eine nationale Handlungsstrategie und ich hoffe, dass sie in den dt. Verwaltungen ausgearbeitet wurde/wird. Wichtig wird sein, zu unterscheiden, ob man einen Sieg der Ukraine für möglich hält oder nicht.
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Kommentar von Hildegard Hardt
Herr Grupp sieht das völlig richtig! Bereits 2001 wurde der heutige Krieg in der Ukraine angedacht und 2013 begann die von den USA und G. Soros finanzierte harte Phase. Die schwächte sich dann etwas ab, bis man W. Selenskyj als willigen Vollstrecker der US-Interessen aufgebaut hatte und gleichzeitig die Provokationen gegen Russland verstärkte.
Die USA - und damit auch der "Wertewesten" - waren übrigens noch NIE gut Freund mit Russland. Sie fürchteten schon immer die Dominanz des größten Landes der Erde und neideten ihm vor allem seine immensen Bodenschätze. Unter dem Alkoholiker Jelzin gab es zwar eine Annäherung von Seiten der USA, aber nur weil Jelzin bereit war, das fast bankrotte Land für Kredite quasi an die USA zu verscherbeln.
W. Putin machte dem Treiben bei Amtsübernahme ein Ende und wurde damit zum erklärten Feind der USA. Jede Bitte um eine Partnerschaft auf Augenhöhe wurde strikt abgelehnt und das "Feindbild Putin" konsequent aufgebaut. Vor allem wurde eine Annäherung Russlands an Europa und vorrangig an Deutschland mit allen Mitteln verhindert, denn US-Präsidenten-Berater Z. Brzezinski sah darin die größte Gefahr für die Dominanz der USA.
Das Ergebnis dieses perfiden Plans der USA erleben wir heute mit dem ersten Krieg in Europa nach 1945. Er wird zum Flächenbrand ausarten, wenn nicht UMGEHEND Verhandlungen mit Russland aufgenommen werden.
Viele Unternehmen haben schon zu Beginn von Corona ihren Sitz ins Ausland verlagert und es werden immer mehr; allein schon aufgrund der desaströsen politischen Situation in Deutschland. Ich glaube, daß auch Trigema-Chef Grupp so verfahren würde, wenn er noch jünger wäre. Einen "alten Baum verpflanzt man nicht", weil er an einem anderen Platz nie mehr Wurzeln fassen wird.