Von Brüdern zu Feinden: Die Chronik eines hässlichen Zerwürfnisses

Trump versus Musk – wer ist Engel, wer ist Teufel?

von Gregor Leip (Kommentare: 11)

Gute alte Zeiten© Quelle: CBS News Screenshot

Gestern noch Freunde, heute erbitterte Gegner: Trump und Musk liefern sich eine öffentliche Schlammschlacht. Während Kanzler Merz im Oval Office zuschaut, fliegen die Fetzen. Wer trägt die Schuld am Ende der mächtigsten Männerfreundschaft unserer Zeit?

Von Gregor Leip

Die Nachrichten von gestern sind verwirrend. Und ausgerechnet beim Besuch von Kanzler Merz im Oval Office eskaliert die Situation öffentlich. Möglicherweise ist Merz der versehentliche Nutznießer, da Trump sich nicht mit der Meinungsfreiheit in Deutschland beschäftigt, sondern mit dem Ende der prominentesten Männerfreundschaft der Gegenwart.

Wir beginnen mit der Frage, welche Schuld Trump trifft und stellen anschließend dieselbe Frage in Bezug auf Musk. Stimmt der Spruch, dass zu so einem Streit am Ende immer zwei gehören?

Die Freundschaft zwischen Donald Trump und Elon Musk wurde geprägt von einer Mischung aus politischen, wirtschaftlichen und persönlichen Interessen. War diese Gemengelage am Ende eine zu explosive Mischung?

Ein zentraler Streitpunkt war Trumps Steuer- und Ausgabengesetz, das als "Big Beautiful Bill" bezeichnet wurde. Musk kritisierte dieses Gesetz scharf, da es die Förderung von Elektroautos kürzte, was direkt die Interessen von Musks Unternehmen Tesla betraf. Trump hingegen warf Musk vor, die Hintergründe des Gesetzes gekannt zu haben und erst nach der Kürzung der E-Auto-Subventionen „verrückt geworden“ zu sein.

Diese öffentliche Auseinandersetzung, bei der Trump Musk persönlich angriff und seine Motive in Frage stellte, eskalierte den Konflikt zweifellos.
Während des gestrigen Treffens mit Bundeskanzler Friedrich Merz äußerte Trump öffentlich, er sei „sehr enttäuscht“ von Musk, und insinuierte, Musks Kritik am Gesetz sei von persönlichen Interessen getrieben.

Solche Äußerungen, kombiniert mit Trumps späterem Post auf Truth Social, in dem er behauptete, Musk sei „am Ende“ gewesen und er habe ihn gebeten zu gehen, wurden von Musk als „offensichtliche Lüge“ bezeichnet. Diese öffentliche Demütigung und die Androhung, Musks staatliche Verträge (z. B. mit SpaceX) zu kündigen, verschärften die Spannungen.

Zuletzt postete der Präsident ebenfalls auf Truth Social:

„Als Elon Musk ins Weiße Haus kam und mich um Hilfe für all seine zahlreichen subventionierten Projekte bat, seien es Elektroautos, die nicht lange genug fahren, fahrerlose Autos, die abstürzen, oder Raketenschiffe ins Nirgendwo, ohne deren Subventionen er wertlos wäre, und mir erzählte, er sei ein großer Trump-Fan und Republikaner, hätte ich sagen können: ‚Auf die Knie fallen und betteln‘, und er hätte es getan...“

Trumps Zollpolitik, insbesondere die Einführung von Strafzöllen, belastete Musks Geschäftsinteressen, da Tesla stark vom chinesischen Markt abhängig ist. Musk äußerte sich öffentlich gegen diese Zölle, was Trump als Illoyalität aufgefasst haben könnte. Diese wirtschaftlichen Differenzen trugen dazu bei, dass Musk sich zunehmend von Trumps Agenda distanzierte.

In einem Interview mit dem Sender CBS behauptete er, das Paket untergrabe die Kürzungen, die das von ihm mitgeleitete Gremium DOGE erreicht habe.

Tagesschau schrieb dazu:

„Nach seinem Weggang aus Washington verschärft Musk den Ton und nannte es in einer erneuten Salve von X-Posts eine ‚widerliche Abscheulichkeit‘, da es das bereits gigantische Haushaltsdefizit und die Staatsverschuldung in die Höhe treiben werde.“

Trump war Berichten zufolge verärgert über Musks Verhalten, insbesondere über dessen eigenmächtige Aktionen und mangelnde Abstimmung. Ein Beispiel ist ein geplantes Pentagon-Briefing über geheime China-Kriegspläne, das Trump absagen ließ, da er Interessenkonflikte aufgrund von Musks Geschäftsbeziehungen zu China befürchtete. Solche Vorfälle zeigen, dass Trump Musk als unkontrollierbar und potenziell problematisch wahrnahm, was die Spannungen verstärkte.

Das Medieninteresse war groß. Etwa der Westfälische Anzeiger schrieb dazu bereits Ende März: „Könnte eine Spaltung zwischen dem Technik-Tycoon Elon Musk und Präsident Donald Trump drohen? Trump gibt jedenfalls Musks Interessenkonflikte zu.“

Musk investierte mindestens 250 Millionen Dollar in Trumps Wahlkampf und behauptete, ohne seine Unterstützung hätte Trump die Wahl verloren. Trumps Weigerung, Musks Beitrag angemessen anzuerkennen, und seine Tendenz, Musk öffentlich zu kritisieren, wurden von Musk als Undankbarkeit empfunden. Dies gipfelte in Musks drastischem Schritt, Trump in Verbindung mit den Epstein-Dokumenten zu bringen und sogar ein Amtsenthebungsverfahren zu fordern.

Trump-Gegner wie das deutsche Portal T-Online schrieben dazu (offenbar nicht ohne Schadenfreude):

Der reichste Mann der Welt, der mehr als 250 Millionen Dollar in Trumps Wiederwahlkampagne 2024 gesteckt hatte, warf Trump vor, jene Hand abzubeißen, die ihn fütterte: ‚Ohne mich hätte Trump die Wahl verloren‘, schrieb Musk auf X. Und hinterher: ‚So viel Undank‘, begleitet von einer ganzen Tirade gegen Trumps neues Steuer- und Ausgabengesetz, das er eine ‚widerwärtige Abscheulichkeit‘ nannte.“

Trumps Schuld am Ende der Freundschaft liegt vor allem in seiner öffentlichen Kritik an Musk, seiner kompromisslosen Verfolgung einer Wirtschaftspolitik, die Musks Interessen schadete, und einem Unvermögen oder Unwillen, Musks Ego und Eigenständigkeit in seiner Regierung zu integrieren.

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Von außen betrachtet kann man Trumps Drohung mit der Kündigung von Musks Verträgen und die Abwertung von Musks Beiträgen als treibenden Keil in die Beziehung werten. Gleichzeitig gehört zur Wahrheit, dass Musk selbst durch seine provokanten Aktionen und öffentlichen Angriffe auf Trump (z. B. die Epstein-Vorwürfe) erheblich zur finalen Eskalation beitrug. Die „Schuld“ ist daher nicht einseitig, aber Trumps Handlungen als Präsident und sein Umgang mit Musk können als Initial für das Scheitern der Beziehung verstanden werden.

Kommen wir zu Elon Musk. Welche Schuld trägt er am Ende der Freundschaft mit Donald Trump?

Musk eskalierte den Konflikt in den letzten 24 Stunden durch extrem provokante Äußerungen. Sein Post auf X, in dem er Trump in Verbindung mit den Epstein-Dokumenten brachte und ein Amtsenthebungsverfahren forderte, kann von Trump nur als direkter und persönlicher Angriff gewertet werden. Die behauptete Verbindung zu Epstein diskreditiert den Präsidenten maximal. Wenn Trump der Auslöser gewesen ist, dann ist Musk zweifellos derjenige, der mit dem Versuch, Trump maximal zu schaden, eine Versöhnung praktisch unmöglich gemacht hat.

Musk kritisierte Trumps Steuer- und Ausgabengesetz, insbesondere die Kürzung der Elektroauto-Subventionen, öffentlich und scharf. Aus diplomatischer Sicht kann man ihm vorwerfen, dass er kaum Bereitschaft gezeigt hat, mit Trump hinter verschlossenen Türen zu verhandeln oder Kompromisse zu suchen. Stattdessen nutzte Musk seine Plattform auf X, um die Regierung seines Freundes direkt anzugreifen. Öffentlich wurde das vielfach als Illoyalität wahrgenommen. Musk erklärte via X unter anderem, das „unverschämte, mit Schweinefleisch gefüllte“ Ausgabengesetz werde „das ohnehin schon gigantische Haushaltsdefizit massiv auf 2,5 Billionen Dollar (!!!) erhöhen und die Bürger Amerikas mit erdrückenden, unhaltbaren Schulden belasten“.

Ein weiterer Vorwurf könnte sein, dass Musk in Trumps Regierung oft eigenmächtig agierte, ohne seine Aktionen ausreichend abzustimmen. Ein Beispiel ist seine geplante Teilnahme am erwähnten Pentagon-Briefing über geheime China-Kriegspläne, das Trump absagte, da er Musks Geschäftsinteressen in China als Interessenkonflikt ansah. Musks Unfähigkeit oder mangelnder Wille, sich in die Strukturen der Regierung einzufügen, wurde von Trump und weiteren Kabinettsmitgliedern zunehmend als Belastung empfunden. Oder einfacher ausgedrückt: Der Mann war schwer einzuordnen, noch schwerer unterzuordnen und am Ende nicht kompatibel.

Im Leben der einfachen Leute heißt es im Volksmund, Geld verderbe die Freundschaft. Auf der Ebene Musk-Trump scheint das ebenfalls zu gelten. Musk investierte mindestens 250 Millionen Dollar in Trumps Wahlkampf und erwartete dafür offenbar erheblichen Einfluss in der Regierung, einschließlich eines Postens in der Regierung. Eskalierte hier eine Frustration über die letztlich doch begrenzten Möglichkeiten der Einflussnahme? Betrachtete Musk seinen Freund Trump am Ende gar als Bremsklotz?

Musks starke Geschäftsinteressen in China, insbesondere durch Teslas Produktion in Shanghai, waren letztlich nicht vereinbar mit Trumps Zollpolitik, die Strafzölle gegen China vorsah. Musk maulte öffentlich und Trump wiederum verstand das als mangelnde Unterstützung seiner „America First“-Agenda. Der Präsident sah hier Musks globale Geschäftsinteressen über seine nationale Politik gestellt. Aber wie unerwartet war das? Was hatte Trump erwartet? Haben die „Freunde“ am Ende zu wenig miteinander gesprochen und sich allein von der Welle des Wahlsieges tragen lassen?

Musks Schuld am Ende der Freundschaft lässt sich in den letzten 24 Stunden verorten, in seinen provokanten und öffentlichen Angriffen auf Trump, insbesondere durch die Epstein-Vorwürfe, seiner eigenmächtigen und egozentrischen Art, die in Trumps Regierung Misstrauen schuf, sowie seiner kompromisslosen Kritik an Trumps Politik, ohne Bereitschaft zu diplomatischen Lösungen.

Seine Erwartung, als externer Akteur weitreichende Kontrolle über Regierungsentscheidungen zu haben, und seine Priorisierung von Teslas Interessen über Trumps Agenda trugen maßgeblich zur Eskalation bei. Gleichzeitig verschärfte Trump durch seine Reaktionen den Konflikt, sodass die „Schuld“ nicht allein bei Musk liegt.

Da bewahrheitet sich am Ende eine Weisheit, die jeder gute Eheberater kennt: Beide trugen zur Zerstörung der Beziehung bei.

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