Rücklings in zwei Minuten zum Höhepunkt

Und wie masturbieren Sie?

von KIA (Kommentare: 2)

KIA: Masturbation ist ein sehr intimes Thema. Das ist unser eigenes kleines Ritual, unser eigener kleiner Moment. Druck ablassen, Fantasien freien Lauf lassen und mit erstaunlicher Leichtigkeit einschlafen.© Quelle: Pexels / Deon Black

KIA sinniert über ihre eigenen Masturbationspraktiken sowie erste Erfahrungen, und stößt dabei auf die Frage, ob Andere wohl auch ihre Lust manchmal ganz gezielt steuern, um unterschiedliche Alltagsaufgaben zu meistern.

Wie schlaft ihr denn so ein? Engumschlungen an eure Partner? In gemütlichen Abstand, nur die Zehen berühren sich? Auf dem Bauch, auf dem Rücken? Schlaft ihr blitzschnell ein, oder dauert es Ewigkeiten? Plagen euch des Nachts, im Dunkeln, die meisten Gedanken?

Ich kenne das. Manchmal kommt es mir so vor, als würde die plötzliche Stille gleichzeitig das plötzliche Auftauchen der Gedanken begünstigen. Auf einem Mal liegt man da, und Schwups, fällt einem alles ein, was so ganz und gar nichts mit abendlicher Ruhe zu tun hat. Was man kochen will, was noch zu tun ist, was der eine gesagt hat und wie man eigentlich hätte antworten sollen und wie ich am liebsten mein Leben leben wollen würde. Der Konjunktiv liebt die späten Stunden. Hätte, hätte, der liegt im Bette – ach, daher rührt der Spruch!

Verzeihung, ich bin in Portugal aufgewachsen und sowohl deutsche als auch portugiesische Redewendungen gehen bei mir oftmals unbemerkt und ungefragt ineinander über. Ich deutsche dann portugiesische Redewendungen ein, oder umgekehrt, und verwende sie mit aller Selbstverständlichkeit im Alltag – dann sage ich Dinge wie z.B., „jahrelang die Hühner wenden“ oder „Äffchen im Kopf haben“ und merke erst, dass mich keiner versteht wenn ich das lieb gemeinte Grinsen meiner Freunde sehe (die mich ja schon kennen) oder ich manchmal selbst intuitiv an meiner Wortwahl zweifle und dann hektisch in meinem akustischen Sprachgedächtnis forsche, um dann nochmals eine andere Version auszuprobieren.

Vielleicht heißt es ja „jahrelang die Hühner drehen“, ich bin mir sicher, das heißt so irgendwie, aber richtig sicher bin ich auch wieder nicht. Wenn ich in Gegenwart Fremder diese bilingualen Sprachjuwelen raushaue, gucken diese dann nur so, als würden sie mich verstehen, ihr Blick wird aber eigenartig leer, und der Kopf wird leicht schräg gehalten, vielleicht forschen sie selbst gerade angestrengt in ihrem Redewendungen-Sprachgedächtnis und sagen dann natürlich nichts, man will sich ja nicht blamieren.

Redewendungen können ja tückischer Weise auch regional entstehen, wer weiß – auf die kurze Stille folgt ein seltsam peinlicher Moment, und dann ist das Gespräch auch bald beendet.

Ich schlafe meist alleine ein. Vor dem Einschlafen sitze ich noch bis spät in meinem Bett und arbeite am Rechner, ich schreibe oder übersetze oder fummle ein bisschen an meinem Online-Shop rum und so gegen null Uhr mache ich dann das Licht aus.

Ich glaube, so langsam bin ich den hyper-sensiblen Mutterschlaf los, denn ich schlafe in letzter Zeit mit erstaunlicher Leichtigkeit ein und schlafe manchmal sogar ganze 7-8 Stunden tief und fest durch – das habe ich seit der Geburt meiner 14-jährgen Tochter eigentlich nie mehr mit solcher Leichtigkeit geschafft.

Es mag auch sein, dass mich die Probleme des Erwachsenenalltags in letzter Zeit so überwältigen, dass ich meinen Kopf einfach ausschalte, wenn ich schlafen gehe, damit ich auch wirklich mal zur Ruhe komme. Oder es liegt an meinem optimalen Einschlafritual, das mag natürlich auch sein.

Wenn ich alleine bin, was ja meistens der Fall ist, mache ich das Licht aus, drehe mich auf den Rücken, lecke meine Finger und lege kurz Hand an. Besser geht’s nicht, ich greife kurz auf meine altbewährte, bereits tausendfach verwendete Fantasie und dann dauert das bei mir ca. zwei Minuten bis zum Höhepunkt, und keine Minute danach drehe ich mich bäuchlings, in meine gewohnte halsverdreherische Schlafposition und schlafe wie ein Stein ein. (Sagt man das auf Deutsch, „wie ein Stein schlafen“, vielleicht war das Portugiesisch, ich weiß es gerade nicht).

Masturbation ist wirklich das allerbeste Einschlafmittel. Wirklich. Auf portugiesisch würde man sagen „Schuss und umfallen“ (sowas wie absolut sicher, funktioniert immer) und ja, ich könnte mir jetzt den Mund wund faseln vor lauter positiven Eigenschaften, es stärkt das Immunsystem, baut Stress ab, regt die abstrakte Vorstellungskraft an, stärkt (leider nur einseitige, aber immerhin) Arm- und Handmuskeln, produziert Glückshormone, fördert den Schlaf. Wenn man(n) manchen Studien Glauben schenkt, geht es bei Männern sogar so weit, das regelmäßige Masturbation dafür sorgt, dass immer frische Spermien da sind, und sogar auch dabei hilft, dass Mann länger hart bleibt.

Ich weiß nicht genau, wann das bei mir so anfing, aber ich weiß, dass ich bereits als Kind, noch lange bevor ich überhaupt masturbierte, immer Bäuchlings einschlief, mit einem Bein angewinkelt, und den einen Arm unterm Körper, mit meiner Hand muschelförmig über meinem kleinen Venushügel gelegt. So hat es sich schon seit jeher am gemütlichsten angefühlt, schützend und erregend irgendwie zugleich, und so mache ich es auch heute noch am liebsten. Das ist schon verrückt, ich kann mich genau an den Moment erinnern, als es mir, mit fünf oder sechs oder sieben, auffiel, dass ich in dieser Position einschlief und oftmals, wenn ich heutzutage dann so liege, werde ich in Sekundenschnelle, wie als ob ein Triggerpunkt betätigt wird, augenblicklich zu diesem Moment zurück katapultiert.

Da ich nun schon öfter mal mit jemanden darüber gesprochen habe, und ich doch schon oft merke, dass ich anscheinend vergleichsmäßig früh damit anfing, sexuelle Empfindungen wahrzunehmen, habe ich mich dann mal ausgiebiger mit dem Thema befasst.

Es ist bekannt, dass bereits Neugeborene ihre Genitalien berühren und dabei angenehme Gefühle erleben. Beim männlichen Fötus kann im Ultraschall gut beobachtet werden, wie sich das kleine Glied bereits ab und zu versteift. Die Voraussetzung für sexuelle Erregung hat ein Säugling also schon vor Geburt, sogar schon im Mutterleib lernen sie, Empfindungen zu spüren, zu unterscheiden und zu genießen - „sie wippen, und schaukeln, sie reiben oder pressen ihren Körper gegen etwas“ und durch die Muskelbewegung, kann es passieren, dass der Erregungsreflex ausgelöst wird – und wenn es sich angenehm anfühlt, kann es sein, dass ein Baby diese Erregung immer wieder sucht.

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Wann habt ihr denn eure ersten sexuellen Empfindungen gespürt? Ich weiß noch, wie ich einmal mit Freunden einen Film schaute, irgendwann Anfang der 80er, ich war vielleicht sechs oder so, wir saßen alle in einem winzigen kleinen Wohnzimmer, in einem alten muffigen Lehmhaus. Das Zimmer hatte keine Fenster, nur eine Tür, und von draußen strömte gnadenlos die glühende Hitze hinein.

Es war draußen so hell, dass wir selbst in dem fensterlosen Raum, bei geöffneter Tür, die Augen zusammenkneifen mussten, um überhaupt irgendetwas auf dem winzigen Bildschirm zu erkennen, der natürlich so befestigt war, dass man nicht anders konnte als gen Tür gedreht zu sein und gleichzeitig geblendet zu werden. Der Fernseher, ein mickriger kleiner Apparat, hing auf so einer an der Wand befestigten Ausrüstung und war viel zu weit oben montiert, wahrscheinlich, damit keiner auch bloß nur drankommt und das wertvolle Teil dann auf den Boden fällt und kaputt geht.

Ich weiß noch, wie wir mit unseren Kindsköpfen schwer im Nacken liegend, Kinn quasi gen Himmel, einen Film schauten, in dem plötzlich eine Kussszene kam. Ohhhhhh – uhhhh - ein ganz neues, ungewohntes Gefühl machte sich da bei mir bemerkbar, ein leichtes Kitzeln, ein Ächzen zwischen meinen Beinen. Es war so neu und ungewöhnlich, dass ich sofort die anderen fragte, ob sie auch etwas im Schritt gespürt hätten. Sie drehten ihre Köpfe schräg und träge zu mir, schauten mich kurz regungslos an und wunderten sich, sagten nichts und drehten ihre Köpfe wieder dem Bildschirm entgegen.

Ich fühlte mich kurz benommen, wollte es aber wissen und fragte nochmals. Keine Antwort. Ich frage mich bis heute, warum vielleicht nur ich eine Regung spürte, oder ob sie es nur nicht sagen wollten, schließlich war ich sogar die zweitjüngste der kleinen Gruppe.

Noch bis tief ins 19. Jahrhundert hinein galt der Irrglaube, Masturbieren sei unzüchtig, unanständig und ungesund. Ein absolutes Tabu. Um zu verhindern, dass seine Söhne des Nachts masturbierten, schliefen Moritz Schrebers Kinder, Mitte des 19. Jahrhunderts, in selbsterfundenen Geräten, welche die Kinder ans Bett fesselten und ihnen jegliche Bewegungsfreiheit raubten. Diese Geräte verkaufte er damals sogar, so beliebt waren sie.

Noch früher, im Mittelalter, galt Masturbation als Auslöser für zahlreiche, tödliche Krankheiten und 1000 Mythen kursierten herum, dass Masturbation nicht nur blind und dumm mache, man bekomme davon auch unreine Haut, der Schwanz fällt ab, der Himmel kann sofort gestrichen werden, usw.

Die Liste ist endlos. Selbst heutzutage ist Masturbation noch ein sehr intimes Thema, und oft auch missverstanden, so kommt es mir vor. Klar, das ist unser eigenes kleines Ritual, unser eigener kleiner Moment. Druck ablassen, Fantasien freien Lauf lassen, selbst kennt man sich dann doch am besten, doch wie steht es mit der Masturbation, wenn man in einer Beziehung ist?

Meines Erachtens passen Masturbation und Partnerschaft auf jeden Fall gut zusammen, das eine schließt das andere keineswegs aus. Regelmäßiger Sex bedeutet bei mir nicht unbedingt, dass ich mich seltener selbst befriedige, manchmal macht es mich sogar noch aktiver, je nachdem.

Viele der Paare, mit denen ich im Laufe der Jahre über das Masturbieren gesprochen habe, haben noch nie voreinander masturbiert. Sich so richtig gehen gelassen, dem anderen seine intimste Lusterfahrung offenbaren. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Mehrheit es noch nie getan hat. Frauen kommen ja eher selten nur durch reine Penetration zum Höhepunkt und bei mir ist es auch nicht anders, daher helfe ich auch während des horizontalen Tanzrituals etwas nach, und so ist für mich das Masturbieren, oder sogar das gemeinsame Masturbieren, zu einem festen Bestandteil des erotischen Beisammenseins geworden.

Dieses ganze Thema wurde mir gestern erst so richtig bewusst, bzw., habe ich gestern erst daran gedacht, darüber zu schreiben. Gestern lag ich dann also noch kurz wach im Bett, und überlegte, ob ich mich nun kurz berühren sollte, oder nicht. Heute Morgen hatte ich etwas Wichtiges vor, was nicht nur Konzentration und Fokus, sondern auch körperliche Energie abverlangte. Ich lag also da und überlegte, was ich tun sollte. Lust hatte ich, der Druck war genau richtig, würde bestimmt nicht länger als 2 Minuten dauern – doch zögerte ich kurz, weil ich es manchmal antörnend finde, wenn ich diesen Druck etwas anstauen lasse, und ich mir dann einbilde, die Energie bewusst und fokussiert einsetzen zu können.

Und so habe ich es dann auch getan. Ich habe gestern Nacht extra nicht masturbiert, nur damit ich heute vollgepumpt mit angestauter Libido meine langersehnte Aufgabe bewältige. Ich habe gelesen, dass es bei rein mentalen Aktivitäten doch sehr von Vorteil sein kann, wenn vorher masturbiert wird. Klingt ja auch irgendwie logisch, der Kopf soll frei von hormonellen Ablenkungen sein, die ganze Energie soll sich im Denken und weniger im Fühlen konzentrieren. Doch wenn die bevorstehende Tätigkeit von körperlicher Natur ist, so glaube ich, dass es sinnvoll sein kann, diese Energie zu stauen um sie dann gezielt zu nutzen. Ist jetzt aber nur meine Meinung, keine wissenschaftlich belegte Tatsache. Versuchen kann man es ja mal.

Die Frage, die diesen Text auslöst, ist, ob andere das auch manchmal machen? Lasst ihr eure Lust je nach Tagesaufgabe anstauen, oder lasst ihr manchmal ganz gezielt Druck ab, vor einem Date vielleicht, oder vor einem wichtigen Termin? Und wenn man seinen Partner lange nicht gesehen hat, und sich dann extra ein paar Tage nicht selbstbefriedigt, nur damit die bevorstehende Kollision der Körper sich in ein wahres Spektakel der Lüste verwandelt?

Noch kurz abschließend, da wir gerade über Masturbation sprechen, ich habe vor einer Weile einen dieser neuen Klitorissauger geschenkt bekommen. Mein lieber Himmel (oder wie sagt man das nochmals auf Deutsch?), das nenne ich mal Revolution der Masturbation! Wie traurig es gewesen sein muss, als es nur normale Dildos zum Einführen gab! Sollten die Frauen, die diese Zeilen lesen, so einen Sauger noch nicht ausprobiert haben, ich bitte nun ausdrücklich darum, und würde mich auch über Kommentare und Erfahrungsberichte freuen – diskret natürlich. Eine meiner Freundinnen berichtete, sie käme sich so vor wie ein Pubertierender mit vorzeitiger Ejakulation, eine andere meinte, der Orgasmus würde sich über 3 Minuten erstrecken.

Also, und jetzt an die Männer, die diese Zeilen lesen und ihrer Partnerin ein Erlebnis der besonderen Art schenken wollen, vertraut mir, bestellt eurer Göttin so ein Teil. Ihr könnt mir dann später danken. Und nein, das ist keine bezahlte Werbung!

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