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Wenn der Russe kommt – Der Bayerische Rundfunk gibt Tipps für das Überleben im Häuserkampf

von Gregor Leip (Kommentare: 8)

Öffentlich-rechtlicher Journalismus aus der Gosse?© Quelle: BR24/ Screenshot

Der Bayerische Rundfunk fragt seine Zuschauer: „Der Staat bestimmt, wo man arbeitet. Was nach Dystopie klingt, könnte im Ernstfall Realität werden. Doch wie gut sind wir darauf vorbereitet?“

Der Beitrag „Was passiert, wenn Deutschland im Krieg ist?“ von BR24, ausgestrahlt am 2. Oktober 2025, ist ein Paradebeispiel für verantwortungslosen Journalismus, der unter dem Deckmantel der Aufklärung Angst schürt und eine gefährliche Normalisierung von Kriegsszenarien betreibt.

Zur Erinnerung: Öffentlich-rechtliche Medien sind gemäß Rundfunkstaatsvertrag verpflichtet, objektiv zu informieren, gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern und nicht zu manipulieren. Dieser Beitrag verfehlt diese Vorgaben eklatant. Er zeichnet ein dystopisches Bild von Stromausfällen, leeren Supermarktregalen, Zwangsverpflichtungen und einer „Isolationsphase“, in der Bürger auf sich gestellt sind.

Das Irrste aus dieser Sendung zuerst: Der Beitrag gesteht ohne Umscheife ein, dass das Corona-Regime nur so etwas wie die Vorbereitung für den Kriegsfall gegen Russland war:

„Resilienzforscher Raffael Kalisch sieht Grund zur Zuversicht: ,Wir haben Corona verdammt gut gemeistert. Wir sollten uns klarmachen, was wir in riesigen Krisensituationen geleistet haben und wieviel Kräfte in unserer Gesellschaft stecken.'“

Solche Inhalte sind nicht nur alarmistisch, sondern auch ethisch verwerflich, da sie Kriegsvorbereitung als unvermeidlich darstellen, ohne Alternativen wie Diplomatie oder Friedenspolitik zu thematisieren. Der Sender will der Regierung anreichen und verrät damit auf dem Nebengleis, dass diese Bundesregierung an der bedingungslosen Bindung an die Ukraine festhält – bis dass der Tod uns scheidet.

Der Beitrag des Bayrischen Rundfunks beginnt mit apokalyptischen Szenarien: Stromausfälle, gesperrte Straßen, eingezogene Wehrpflicht für Männer bis 60, verpflichtete Frauen in Pflegeeinrichtungen. Experten wie Martin Voss werden zitiert, um zu untermauern: „Wir sind nicht vorbereitet.“ Diese Botschaft wird durch drastische Bilder verstärkt – Drohnenangriffe, kollabierende Müllabfuhr, leere Wasserspeicher.

Originalton:

„In Krisen gibt es immer eine ,Isolationsphase' – die Zeit, in der die Bevölkerung auf sich gestellt ist, bevor staatliche Hilfe kommt. ,Je größer das Ereignis, desto länger ist die Isolationsphase', erklärt Goersch.“

Der Rat, „hochkalorische Lebensmittel“ zu lagern, mutet wie aus einem Prepper-Handbuch an, nicht wie seriöse Berichterstattung – der Corona-Wahn lässt grüßen. Solche Inhalte fördern keine Resilienz, sondern erzeugen eine Kultur der Angst. Psychologische Studien, etwa zur Medienwirkung von Katastrophenszenarien, zeigen, dass wiederholte Exposition gegenüber solchen Narrativen zu Misstrauen, Burnout oder sogar radikalen Einstellungen führen kann.

Begriffe wie „Ernstfall“, „Spannungsfall“ oder „Verteidigungsfall“ werden ohne Kontext verwendet, um NATO-Logistik, Wehrpflicht und Zwangsarbeit zu rechtfertigen.

Das Grundgesetz wird herangezogen, um zu betonen, dass „Totalverweigerung unmöglich“ sei, und der Staat jeden zu jeder Tätigkeit verdonnern kann. Diese Darstellung impliziert, dass Widerstand zwecklos ist und Krieg akzeptiert werden muss.

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Wo bleibt die Diskussion über Friedenspolitik, Abrüstung oder diplomatische Konfliktlösung? Indem der Beitrag ausschließlich auf Vorbereitung für den Krieg fokussiert, normalisiert er ihn als Option und versäumt es, präventive Maßnahmen zu beleuchten. Das ist nicht nur einseitig, sondern auch gefährlich, da es die öffentliche Meinung in eine militaristische Richtung lenkt. Schon unnötig zu erwähnen, dass das ein klarer Verstoß gegen die Pflicht zur ausgewogenen Berichterstattung ist.

Die vorgestellten Szenarien – von leeren Regalen bis hin zur Zwangsverpflichtung – treffen besonders vulnerable Gruppen wie ältere Menschen, sozial Schwache oder Familien mit Kindern hart. Der Beitrag ignoriert, wie solche Inhalte auf Menschen wirken, die bereits unter wirtschaftlichem oder psychologischem Druck stehen.

Die Empfehlung, Vorräte für zehn Tage anzulegen: Für wieviele Haushalte ist das finanziell realistisch? Und wenn man schon am Panikmachen ist: Statt praktikable Lösungen für Krisenvorsorge zu bieten, wie etwa staatliche Unterstützung oder Gemeinschaftsinitiativen, wird die Verantwortung hier auf das Individuum abgewälzt.

Die Auswahl der zitierten Experten – Katastrophenforscher, sicherheitspolitische Berater, Resilienzforscher – ist auffällig einseitig. Sie verstärken die Botschaft der Unvorbereitetheit und Dringlichkeit, ohne gegensätzliche Perspektiven einzubeziehen. Friedensforscher oder Experten für internationale Kooperation fehlen komplett. Wo sind die Vertreter der alten Linken, wenn man sie man braucht?

Zudem wird die Wahrscheinlichkeit eines Krieges nicht hinterfragt. Stattdessen wird ein hypothetisches Szenario als realistische Bedrohung präsentiert. Das ist unverschämt manipulativ und zwingt den Zuschauer in eine Denkweise, die Krieg als unausweichlich akzeptiert.

Meilenweiter kann man sich kaum vom seriösen Journalismus entfernen. Der wiegt nämlich Wahrscheinlichkeiten, bezieht historische Kontexte ein und diskutiert die Rolle Deutschlands in einer globalen Friedensordnung. Aber die Kollegen dieses Machwerks wollen nicht diskutieren. Sie sehnen sich offenbar nach dem Kriegserlebnis aus Blut, Rotz und Scheiße ihrer Großeltern.

Öffentlich-rechtliche Medien fungieren als Sprachrohr politischer oder militärischer Interessen. Dieser Beitrag will die Bevölkerung auf eine militärische Mobilisierung einzustimmen. Hier wird Propaganda verbreitet, die Akzeptanz für eine Kriegslogik schaffen soll. Wäre es nur aus Sensationsgier – aber was die Öffentlich-Rechtlichen hier der Regierung anreichen, ist brandgefährlich.

Es gibt nur zwei Lesarten: Sendungen wie „Was passiert, wenn Deutschland im Krieg ist?“ sind der Beleg für den journalistischen Hirntod oder übelste Kriegstreiberei. Nein, es ist beides. Menschen werden in Panik getrieben und in Angst versetzt. Sie werden kriegsreif geschossen.

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