Eltern wehren sich – „n-tv“- macht daraus ein Nazi-Zensurdrama

Woke-Zensur? Trumps Amerika schlägt jetzt zurück

von Gregor Leip (Kommentare: 1)

Kinderschutz ist keine Bücherverbrennung© Quelle: Pixabay/Life-of-Pix

Ein „n-tv“-Artikel suggeriert Nazi-ähnliche Bücherverbote in den USA. Doch die Realität? Eine Reaktion auf woke Ideologie und Cancel Culture. Der politische „n-tv“-Artikel will Emotionen gegen Trump und seine Anti-Woke-Bewegung schüren.

Kurze Version

Sabine Oelmanns n-tv-Artikel über „Verbotene Bücher“ in den USA suggeriert Nazi-ähnliche Zensur und fragt: „Das hatten wir doch schon mal?“ Sie zitiert Daniel Kehlmann, der die USA unter Trump „faschistisch“ nennt. Doch viele Amerikaner wählten Trump, um gegen „woke“ Ideologie und Zensur zu kämpfen.

Oelmanns „Verbote“ sind Reaktionen auf ideologische Entwicklungen. PEN America zählt 10.046 Fälle, doch es geht meist um die Entfernung von Büchern wie „The Handmaid’s Tale“ aus Schulbibliotheken oder Pflichtlektüren, nicht um flächendeckende Zensur wie in der DDR. Diese bleiben in Buchhandlungen und online zugänglich. Eltern lehnen Inhalte wegen expliziter Sprache oder Ideologie ab – keine klassische Zensur, sondern Lehrplankuratierung, wie zuvor von „Woken“ gefordert.

Oelmann stellt dies als Angriff auf Meinungsfreiheit dar, verschweigt aber, dass „Wokeness“ Klassiker wie „Huckleberry Finn“ verbannte. Ihre Zahlen (44 Prozent Bücher über Schwarze, 39 Prozent  über LGBTQ+) suggerieren Rassismus, doch es geht um altersgerechte Inhalte, wie in Deutschland bei Debatten um Trans-Lesungen.

Der Vergleich mit DDR- oder Nazi-Zensur ist falsch: In der DDR gab es Strafen für Bücher; in den USA nur schulische Einschränkungen. Oelmanns Verweis auf 1933 trivialisiert NS-Verbrechen. Ihr Artikel stützt sich einseitig auf PEN America, ohne Elternperspektiven.

Oelmanns Darstellung ist politisch motiviert, ignoriert den Kontext und verzerrt die Realität. Beide Seiten – konservative und „woke“ – haben Verbote versucht. Die Frage ist, wer entscheidet.

Sabine Oelmann – eine Art Klatschreporterin bei „n-tv“ – behauptet in einem Artikel über „Verbotene Bücher“, dass es solche in den USA gebe, und fragt ihre Leser suggestiv: „Das hatten wir alles doch schon mal, oder?“

Es soll hier in Richtung Bücherverbrennung der Nazis gehen. Dazu zitiert Oelmann aus der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, in der der Bestsellerautor Daniel Kehlmann erklärte, das Wort „Faschismus“ sei für die Vereinigten Staaten unter Trump „mittlerweile nicht mehr übertrieben“. Das macht es etwas kompliziert, denn die Amerikaner, die Trump gewählt haben, wählten ihn vor allem auch deshalb, weil sie dem woken Faschismus etwas entgegensetzen und dem Zensur-Sturm der woken Ideologie Paroli bieten wollten.

Der n-tv-Artikel von Frau Oelmann zeichnet ein alarmierendes Bild von Zensur und kultureller Unterdrückung. Er suggeriert, dass Bücher, die „aufklären“, „Visionen zeigen“ oder „unbequem“ sind, verboten wurden und systematisch aus Schulen und Bibliotheken verbannt werden. Aber Oelmann verzerrt die Realität. Ihre sogenannten „Verbote“ sind vielmehr eine in einen größeren gesellschaftlichen Kontext eingebettete Reaktion auf fatale ideologische Entwicklungen der letzten Jahre.

Der n-tv-Artikel spricht von „Bücherverboten“ und zitiert PEN America mit einer Zahl von 10.046 Fällen in 29 Bundesstaaten. Aber schauen wir doch mal, was „Verbot“ in diesem Kontext überhaupt bedeutet. Der Artikel will den irrigen Eindruck erwecken, dass Bücher flächendeckend aus dem öffentlichen Raum entfernt werden, was tatsächlich an historische Zensurmaßnahmen wie in der DDR oder im Nationalsozialismus erinnern würde.

Tatsächlich handelt es sich jedoch meist um Entscheidungen, bestimmte Bücher nicht mehr als Pflichtlektüre im Schulunterricht zu verwenden oder sie aus Schulbibliotheken zu entfernen. Diese Maßnahmen betreffen nicht den freien Buchhandel, Online-Plattformen oder private Bibliotheken. Bücher wie „The Handmaid’s Tale“ oder „To Kill a Mockingbird“ sind weiterhin in Buchhandlungen, öffentlichen Bibliotheken und digital frei zugänglich.

Jetzt könnte man unken: Wehret den Anfängen. Aber hätte man das dann nicht auch bei der woken Zensurwelle der letzten Jahre mit ihrem erzieherischen Habitus tun müssen?

Mit Blick auf die neuesten Entwicklungen in einigen US-Bundesstaaten ist die Unterscheidung zwischen einem Verbot und einer Einschränkung im schulischen Kontext entscheidend. Denn Schulen haben – übrigens in den USA wie in Deutschland – seit jeher die Aufgabe, Lektüren auszuwählen, die den pädagogischen Zielen und dem Alter der Schüler entsprechen.

Wenn nun Eltern oder Schulbehörden entscheiden, dass bestimmte Inhalte – sei es aufgrund expliziter Sprache, sexualisierter Darstellungen oder ideologischer Ausrichtung – nicht für den Unterricht geeignet sind, ist dies keine Zensur im klassischen Sinne, sondern eine Kuratierung des Lehrplans. So wollten das übrigens zuvor auch die Vertreter der woken Ideologie verstanden wissen.

Der n-tv-Artikel ignoriert diese Nuance und präsentiert die Maßnahmen als Angriff auf die Meinungsfreiheit, was die Komplexität der Debatte verzerrt.
Ebenfalls wichtig: Die im Artikel beschriebenen Maßnahmen in den USA sind nicht aus dem Nichts entstanden. Sie sind vielmehr eine Reaktion auf Entwicklungen, die in den letzten Jahren unter dem Schlagwort „Wokeness“ oder „Cancel Culture“ diskutiert wurden.

In den USA, aber auch in Deutschland, gab es in den vergangenen Jahren zahlreiche Fälle, in denen Bücher oder Autoren aufgrund ihrer vermeintlichen politischen Unkorrektheit aus dem Kanon entfernt oder öffentlich angeprangert wurden. Klassiker wie „Huckleberry Finn“ von Mark Twain wurden in einigen Kontexten als rassistisch oder kolonialistisch kritisiert und aus Schulen oder Bibliotheken genommen.

Der „Spiegel“ berichtete 2006 von einer solchen Index-Bewegung und schrieb:

„Vor einigen Jahren haben zum Beispiel sämtliche Schulen der Stadt Renton im Bundesstaat Washington ‚Huckleberry Finn‘ vorläufig von den Leselisten gestrichen. Grund dafür war der Protest einer schwarzen Schülerin, die sich vom Ausdruck ‚Nigger‘ in dem bereits 1885 erschienenen Buch beleidigt fühlte. Mark Twains Klassiker gehört in etlichen US-Schulen zum Lehrplan und ist eines der ersten Bücher, in dem ein schwarzer Amerikaner als Protagonist auftritt (neben etwa dem 1852 veröffentlichten Sklaverei-Roman ‚Onkel Toms Hütte‘, der in Illinois ebenfalls schon einmal auf dem Index landete – ausgerechnet wegen ‚rassistischer Sprache‘).“

Damals hielten sich puritanische Bücherstürmer und die woken ausgerichteten die Waage. Einer reagierte hier offenbar auf den anderen. Tatsache bleibt, dass traditionell konservative Zeitschriften und Bücher auf den Index setzten, die dann unterm Ladentisch verkauft werden mussten. In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass sich niemand daran stört, dass Filme eine Altersempfehlung bekommen, die etwa in Kinos von den Betreibern auch verbindlich durchgesetzt wird.

In Deutschland sorgten in jüngerer Zeit Debatten über die Verwendung von Begriffen wie dem „N-Wort“ in Kinderbüchern wie „Pippi Langstrumpf“ oder „Jim Knopf“ für Diskussionen, die teilweise zu überarbeiteten Ausgaben führten. Diese Entwicklung wurde als ideologische Überformung angeprangert, insbesondere dann, wenn sie mit der Forderung nach „Trigger-Warnungen“ oder der Einführung von Gender- und Diversitätskonzepten einherging.

In den USA führte die zunehmende Präsenz von LGBTQ+-Themen in Schulbüchern und die Einführung von Geschlechterideologie in den Lehrplan – etwa durch Bücher, die Transgender-Identitäten für Grundschulkinder thematisieren – zu einer Gegenbewegung.

Anfang 2023 schrieb das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) die Schlagzeile: „Kulturkampf in den USA – ‚Die Wokeness stirbt‘: LGBTQ wird zum politischen Kampfbegriff“.
Hier passiert etwas Spannendes: Betrachtet man nur diese Schlagzeile, kann man sie von beiden Seiten lesen. Der Kulturkampf gegen oder für diese Bewegung (fast unnötig zu erwähnen, dass der Artikel sich für letztere Sichtweise entschieden hat).

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Amerikanische Eltern in einigen konservativen Bundesstaaten fühlen sich schon seit Jahren von einer als „progressiv“ wahrgenommenen Agenda überrumpelt, die sie als unangemessen oder indoktrinierend empfanden. Auch hier hat Donald Trump viele Wähler gewonnen.

Die im n-tv-Artikel beschriebenen „Verbote“ sind daher weniger ein Angriff auf die Meinungsfreiheit als vielmehr ein Versuch, den Einfluss einer bestimmten ideologischen Richtung im Bildungswesen einzudämmen. Dies wird im Artikel jedoch nicht erwähnt, was die Darstellung einseitig macht. Stattdessen wird suggeriert, dass es sich um eine einseitige Unterdrückung „unbequemer“ Literatur handelt, ohne den historischen und gesellschaftlichen Kontext zu beleuchten.

Die Autorin hebt hervor, dass 44 Prozent der betroffenen Bücher von schwarzen Charakteren und 39 Prozent von LGBTQ+-Personen handeln. Dies wird als Beweis für eine rassistische und homophobe Agenda dargestellt. Doch diese Zahlen verdienen eine differenzierte Betrachtung. Viele der betroffenen Bücher, wie „Gender Queer“ oder „All Boys Aren’t Blue“, enthalten explizite Darstellungen von Sexualität oder Geschlechtertransitionen, die von Eltern als ungeeignet für Schüler, insbesondere jüngere Kinder, angesehen werden. Es geht hier nicht primär um die Identität der Charaktere, sondern um die Frage, ob bestimmte Inhalte altersgerecht sind.

In Deutschland gab es ähnliche Debatten, etwa um Lesungen von Trans- bzw. Drag-Personen vor Kindern oder um Bücher, die Geschlechtervielfalt in Grundschulen – Stichwort „Medienkoffer“ – thematisieren.

Kritiker wollten verhindern, dass Kinder mit bestimmten Themen konfrontiert werden. Die Reaktion in den USA ist insofern vergleichbar, als dass viele Eltern und Schulbehörden nicht die Themen an sich ablehnen, sondern deren Präsentation in einem schulischen Kontext. Der n-tv-Artikel erweckt jedoch den Eindruck, dass jede Kritik an solchen Inhalten automatisch diskriminierend sei – „n-tv“ wird hier politisch und verletzt zudem massiv die journalistische Sorgfaltspflicht, muss aber Kritik der Landesmedienanstalten nicht fürchten, weil man sich dem Presserat unterworfen hat, der wiederum von den linken Journalistenverbänden kontrolliert wird.

Ein besonders problematischer Aspekt des Artikels von Reporterin Oelmann ist der Vergleich mit historischen Zensurmaßnahmen, etwa in der DDR oder im Nationalsozialismus. Daniel Kehlmanns Aussage, dass das Wort „Faschismus“ für die USA unter Trump „nicht mehr übertrieben“ sei, wird unkommentiert übernommen, obwohl sie historisch und politisch einfach falsch ist.

Die DDR verbot Bücher wie „1984“ oder „Animal Farm“ flächendeckend, mit strafrechtlichen Konsequenzen für deren Besitz. Im Gegensatz dazu sind die Maßnahmen in den USA auf den schulischen Bereich beschränkt und betreffen nicht den freien Zugang zu Literatur. Der Vergleich trivialisiert die Repression in totalitären Regimen und überzeichnet die Situation in den USA. Und das geschieht bei „n-tv“ nicht aus Schlampigkeit, sondern ist politisch motiviert.
Ebenso ist der Verweis auf die Situation der Juden 1933 eine Relativierung. Die systematische Entrechtung, Verfolgung und Ermordung von Juden im Nationalsozialismus lässt sich nicht mit der Einschränkung bestimmter Schullektüren vergleichen. Hier geht’s darum, Emotionen gegen Trump und seine Anti-Woke-Bewegung zu schüren.

Der Artikel stützt sich stark auf Berichte von PEN America und der American Library Association, die als neutrale Kämpfer für Meinungsfreiheit dargestellt werden. Doch auch diese Organisationen agieren in einem ideologischen Kontext. PEN America hat sich in den letzten Jahren wiederholt gegen konservative Bildungsreformen ausgesprochen und die Entfernung von Büchern als Angriff auf Minderheitenrechte kritisiert, ohne die Perspektive der Eltern oder Schulbehörden ausreichend zu berücksichtigen. Dies macht ihre Berichte zwar nicht unglaubwürdig, aber einseitig.

Der n-tv-Artikel blendet das alles aus und präsentiert die Situation in den USA als einseitigen Angriff auf das, was man unter „kultureller Vielfalt“ versteht.
Es ist eigentlich ganz einfach: Verbote sind immer schlecht. Und beide Seiten haben hier reichlich versucht, Verbote auszusprechen. Die Konservativen traditionell und die Woken zunächst als Reaktion darauf. Verbote sind aber dann vertretbar – komplizierter Satz: – wo sie neue Verbote verbieten wollen. Die Frage ist nur immer, wer es entscheidet.

So gesehen liefert der „n-tv“-Artikel eine politische Darstellung der sogenannten Bücherverbote in den USA. Er ignoriert den gesellschaftlichen Kontext, in dem diese Maßnahmen entstanden, nämlich als Reaktion auf eine als ideologisch wahrgenommene Überformung des Bildungswesens durch den Wokismus.
Autorin Sabine Oelmann ist – so beschreibt es ihre Vita bei „n-tv“ – seit über 25 Jahren dort beschäftigt. Es war also keine Gedankenlosigkeit oder nur Dummheit, sondern Absicht.

Frau Oelmann hätte es besser machen können, aber sie wollte nicht. So ist es ein Propagandaartikel geworden, der zudem merkwürdig aus der Zeit gefallen ist. „Welt“-Herausgeber Ulf Poschardt würde Oelmann heute wohl eine Shitbürgerin nennen.

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