Für die Ukraine frieren und Klappe halten – Hauptsache Notstrom reicht für die Tagesthemen

Wut-Winter: MDR-Chefredakteurin diffamiert ein ganzes Volk

von Gaia Louise Vonhof (Kommentare: 4)

Natürlich sind es Rechte und Querdenker, die sich schon auf den Wut-Winter vorbereiten, heißt es bei Krittian.© Quelle: Tagesthemen, Pixabay / 0fjd125gk87, Kaffee I Montage Alexander Wallasch

Wenn es nach MDR-Chefredakteurin Julia Krittian geht, ist spätestens im Herbst jeder Bürger, der hohe Gaspreise moniert und bei der Regierung nach den Verantwortlichen für leere Konten und kalte Wohnzimmer nachfragt, ein Delegitimierer des Staates.

Ein Diffamierungsrundumschlag zur besten Sendezeit. Und er meint ausnahmslos jeden von uns. Der kurze Tagesthemen-Kommentar von Krittian hatte es in sich: Zwei Minuten Ungeheuerlichkeiten aus dem Munde einer mit Zwangsgebühren alimentierten MDR-Chefin, direkt nach den Tagesthemen hingerotzt gegen den Gebührenzahler, so wie jemand ein Gewitter über einen ausschüttet, der sich nicht wehren kann, der nichts erwidern darf.

Wobei gleich als Erstes die Frage aufploppt, warum eine „Nachrichtensendung“, die längst Pressestelle der Regierung geworden ist, wozu so ein journalismusferner Platz noch einen zusätzlichen Kommentar braucht.

Aber vielleicht genau dafür, um all diejenigen, die durch ihre zwangsweise eingezogenen Gebühren Sendungen wie diese überhaupt nur möglich machen, pauschal in den braunen Staatsfeind-Nummer-1-Sack zu stopfen und wahllos draufzukloppen. Als Warnung. Jeder potenzielle Abweichler soll vorab wissen, was ihm blüht, sollte seine Meinung von morgen oder übermorgen von Staat und Staatsfunk abweichen.

Die zweite Frage ist, ob jene, die abends noch vor den öffentlich-rechtlichen „Nachrichten“ sitzen, überhaupt mitbekommen, wie sie von den Pauschalisierungen und Diffamierungen der ARD-Journalistin kriminalisiert und verhöhnt werden.

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Wahrscheinlicher ist eine Art Trance anzunehmen oder ein Dauerhalbschlaf, der alles abnickt, was einem vorgeflimmert wird: Wer sonst würde zur Nachrichtenzeit vor der Glotze sitzen und diese Sternstunde der öffentlich-rechtlichen Selbstdelegitimierung so stoisch ertragen, wenn er nicht auf irgendeine Weise sediert ist?

Worum geht’s im Detail? Erst einmal macht die MDR-Chefredakteurin Krittian klar, dass jeder Mensch, der es wagt, im von den Politikern und Medien jetzt schon vorgeframten „heißen Herbst“ oder, wie Krittian sagt, „Wut-Winter“ sein Recht auf demokratische Meinungsäußerung wahrzunehmen, sich zum „Delegitimierer“ mache.

Damit greift sie auf, was Bundesaußenministerin Baerbock fürchtet, nämlich „Volksaufstände“ wegen steigender Gaspreise, und führt medial weiter, was Innenministerin Nancy Faeser (SPD) begann, die im ersten Schritt prophylaktisch bald fünfzig Prozent der Bevölkerung als Rechtsextreme und Querdenker geframt hatte, weil so viele in einer INSA-Umfrage ihre Bereitschaft angegeben hatten, wegen der Gaspreispolitik und deren Folgen sich auch Protest-Demos anschließen zu wollen.

Für diesen Generalverdacht wurde in weiser Voraussicht schon ein rechtlicher Rahmen zusammengezimmert inklusive einer eigenen Kategorie, den Phänomenbereich „Verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates“. Kurz, wer anderer Meinung ist als der Staat, wird vom Verfassungsschutz beobachtet.

Aber präzise zu Ende gedacht ist dieser unsägliche Kommentar nichts anderes als die Selbstdelegitimierung einer hofberichterstattenden Journalistenschar mit einer wie Krittian im Chefsessel, die vor lauter Privilegien wohl ihre Funktion als Vierte Gewalt vergessen haben. Und die mit solchen Kommentaren einmal mehr aufgezeigt haben, auf welch hohem Ross ihre Kaste sitzt, um von da aus ungeniert die Bedürfnisse derer zu verhöhnen, die sie bezahlen.

Natürlich sind es Rechte und Querdenker, die sich schon auf den Wut-Winter vorbereiten, heißt es bei Krittian:

„Die Querdenker-Szene kann eine breite Mobilisierungsstruktur nutzen – aufgebaut während der Corona-Proteste und jederzeit reaktivierbar. Das Thema ist längst egal.“

Frau Krittian weiß also jetzt schon, dass es Unruhen gibt. Und damit nicht genug: Sie weiß sogar um Proteste, die noch gar nicht stattgefunden haben, und auch schon, wer sie durchführt, wer die bösen Unruhestifter sind: Die Rechtsextremen und Querdenker, die jede Gelegenheit nutzen würden, „um die Demokratie und unseren Zusammenhalt an sich zu hinterfragen – und ja: anzugreifen“.

Was Frau Krittian aber allen prophylaktisch abspricht, die sich irgendwann demokratisch organisieren sollten, um „der Regierung Feedback zu geben“, ist, dass sie ein legitimes Anliegen haben. Und dass sie in dem Moment, wo sie mit ihrem Anliegen auf die Straße gehen, Demokratie im besten Sinne erst ein Gesicht geben.

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Denn Demokratie bedeutet, den Herrschenden aufs Maul zu schauen und selbst dasselbe aufzumachen. So einfach.

Die Menschen wollen Antworten von den Verantwortlichen, warum die Geldbörsen leer und die Heizungen kalt bleiben sollen.

Was aber will die Regierung, was will der polit-mediale Komplex in Gestalt der MDR-Chefin? Sie will unbequeme Fragen wegradieren.

Ganz konkret: Wer die Symbolpolitik der Bundesregierung kritisiert, weil sie Menschen in Verelendung und Verarmung treibt, delegitimiert jetzt den Staat.

Aber die Wahrheit ist eine ganz andere: Der gute Deutsche legitimiert sich als solcher, indem er den Staat legitimiert, indem er zu Hause in der kalten Stube gefügig für die Ukraine friert und die Klappe hält. Hauptsache, der Notstrom reicht für die Tagesthemen.

Der Bürger wird hier pauschal zum Feind erklärt – und bezahlt es selbst.

Kennen Sie den Kälbermarsch von Bertold Brecht? Der fängt so an:

Hinter der Trommel her
Trotten die Kälber
Das Fell für die Trommel
Liefern sie selber.

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