Der grüne Landrat sagt bei Lanz, dass er große Schwierigkeiten hat, noch Flüchtlinge unterzubringen

ZDF-Zuwanderungsgipfel: Diese gelebte Penetranz von Markus Lanz

von Jan-Heie Erchinger (Kommentare: 11)

„Es ist ethisch nicht verwerflich, dass wir eine Kontrolle darüber haben wollen, wer in die Europäische Union hineinkommt.“© Quelle: Youtube / ZDF

Eigentlich schaue ich aus Gründen maximaler Desillusionierung und zum Selbstschutz seit Jahren keine Talkshows mehr. Eigentlich.

Die immer gleichen Moderatoren in den öffentlich-rechtlichen Talkshows. Auch Studio-Einrichtung und Sitzordnung erscheinen optisch seit Dekaden unverändert und austauschbar. Dieses inszeniert wirkende, immer wieder mit den gleichen Protagonisten durchgespielte, vermeintlich faire und ergebnisoffene Diskutieren bestätigt immer wieder aufs Neue negative Erfahrungen und Schlussfolgerungen zum Polit-Zirkus im ÖR-Fernsehen.

Ich habe es mir trotzdem angetan. Ich gestehe: Zuletzt habe ich Markus Lanz (ZDF) und sogar zweimal Maischberger (ARD) angeschaut. Spannend fand ich, dass ein grüner Landrat, Marco Scherf, sich bei Lanz traut, deutlich anzusagen, dass er große Schwierigkeiten hat, weitere Flüchtlinge unterzubringen.

Markus Lanz fragte ihn sinngemäß, ob ihm klar wäre, was er sich damit antue. Und Lanz meinte wohl die zu erwartende Resonanz der Partei. Der grüne Landrat bejahte.

Es wirkt bald so, als finge Marco Scherf zu weinen an, so emotional angepackt war er offensichtlich von zweierlei:

Erstens von den Problemen, die Unterbringung bis Beschulung der vielen Flüchtlinge mit sich bringen. Und zweitens, für ihn persönlich vielleicht noch viel erheblicher, sich als Grüner, als Mitglied der Partei Katrin Göring-Eckardts („Ich freu mich drauf“) dazu entschlossen zu haben, Klartext zu sprechen und vor Millionen Zuschauern ein Zeichen auszusenden, dass es mit den hohen Flüchtlingszahlen so nicht weitergehen kann.

Landrat Marco Scherfs Botschaft ist eindeutig: Wir schaffen es einfach nicht.

Serap Güler von der nordrhein-westfälischen CDU wirkte bei dieser Lanz-Sendung wohltuend bodenständig, normal und fair. Sie kritisierte, dass die Ampel offensichtlich im Begriff sei, beispielsweise durch Lockerungen beim Familiennachzug noch höhere Flüchtlingszahlen zu bekommen.

Dann fragte Lanz besagten Landrat, ob er sich für Zäune an den europäischen Außengrenzen aussprechen will. Im Gesicht von Marco Scherf arbeitete es, dass er einem leidtun konnte.

Letztlich hat es Scherf nicht geschafft, einfach zu sagen „Ja, wir brauchen auch Zäune.“ Aber immerhin sagte er, dass „es doch nicht ethisch verwerflich ist, dass wir eine Kontrolle darüber haben wollen, wer in die Europäische Union hineinkommt.“

Laut Bild-Zeitung sagte Scherf nach der ZDF-Sendung, „ein Partei-Kollege hätte ihm sofort nahegelegt, die Partei freiwillig zu verlassen.“ Nein, die Grünen sind keine Partei der Toleranz und Meinungsfreiheit.

Die ebenfalls eingeladene Schriftstellerin Juli Zeh (SPD) kritisierte Lanz bezüglich der Zäune-Frage dahingehend, dass er so ein Statement überhaupt haben wolle. Das Ganze sei ja viel differenzierter zu sehen.

Juli Zeh wirkt bei Lanz wie ein Künstliche-Intelligenz-Avatar, der dann entsteht, wenn das ÖR bei Chat-GPT eine deutsche Schriftstellerin mit SPD-Mitgliedschaft und verrücktem Schuhwerk bestellt

Frau Zeh weiß genau, wie man sein muss, um heute gute Kritiken, Interviews oder überhaupt Medien-Präsenz zu bekommen. Einzig Regungen in ihrem Gesicht machen deutlich, dass sie ein Mensch ist, der die ganze Zeit getrieben und korrekt das Richtige sagen will.

Überdeutlich präsent war in der Runde die Angst, Wahrheiten auszusprechen. Insofern war diese gelebte Penetranz von Markus Lanz der Aufheller des Abends.

Auffallend unangenehm war der Auftritt von Martin Machowecz vom Wochenblatt „Zeit“: Ein typisch karrieristischer, sich selbst pfiffig und klug vorkommender Besserwisser und Wichtigtuer, der nichts weiter vorträgt als die üblichen längst dem gesunden Menschenverstand sich entziehenden grünen Argumente pro Massenzuwanderung.

Denn wenn man den Flüchtlingsdruck auf Europa in den Griff bekommen will, müsste man doch konsequent die europäischen Außengrenzen dichtmachen, abschotten, da wo es geht, auch Zäune oder Mauern bauen und auf dem Meer engmaschig kontrollieren und gegebenenfalls zurückschicken.

Wir müssen als Europäer einfach sehen, wer hier reinkommen will und wir müssen schon an den Außengrenzen auch entscheiden können, wer kommen darf.

Letztlich hat sogar die EU gerade „Infrastruktur“ an den Grenzen beschlossen. Und wenn irgendetwas Infrastruktur an Grenzen ist, dann doch wohl ein Zaun. Klar, dass ist bei einer so großen Grenze nicht so ganz leicht. Es ist aber international eine stinknormale Situation. Es gibt Grenzen und man kommt nicht überall hin.

Die USA haben auch eine bewachte Grenze und Zäune zu Mexiko, es geht doch auch gar nicht anders. Wer so etwas behauptet, lügt vor allem sich selbst in die Tasche.

Aber an so einer Selbstverständlichkeit kann man sich bei Lanz stundenlang abarbeiten, rhetorisch winden und wichtig herumschwurbeln.

Auch bei diesem Thema wohltuend ehrlich: Serap Güler, die Zäune in Kombination mit Transitzentren machten durchaus Sinn.

Gleiche Nacht: Maischberger. Thema Ukraine und Manifest für den Frieden (Schwarzer/Wagenknecht). Mittlerweile sind fast 500.000 Unterschriften zusammengekommen. Eindrucksvoll. Erschütternd bei Maischberger, was Helene Bubrowski von der FAZ oder der Militär-Experte Carlo Masala so von sich gaben.

Es wird so brutal diffamiert, als wären Schwarzer und Wagenknecht eine Art fünfte Kolonne Putins. Das zu kommentieren findet sich für den Moment keine zivilisierte Sprache. Bubrowski macht im Vorübergehen mal eben Dr. Maaßen nieder und will gleich noch den ebenfalls anwesenden Stefan Aust zum Thema belehren, besagtes Friedensmanifest sei „russische Propaganda pur“.

Wohltuend war, dass Marius Müller-Westernhagen, der zu bestimmten Themen in den letzten Jahren eher intolerant agierte, hier im „Krieg & Frieden"-Kontext engagiert argumentierte und sich nicht einreihte in den Tenor, das Friedensbewegte automatisch gegen die Ukraine wären.

In Maischbergers Gesicht konnte man direkt so etwas wie Panik ablesen, als Westernhagen von den Narrativen abwich, die sie und ihre Redaktion offenbar für die Sendung vorgesehen hatten. Lächerlich – erst duzte sie ihn – dann siezte sie ihn.

Und ich habe mal wieder „fertig“ mit diesen Talkshows, die jeder Bürger Monat für Monat mit Zwangsgebühren finanzieren muss, die aber viele nicht mehr sehen können.

(Quelle: privat)

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