Wolfram Weimer und kein Ende. Nachdem es die Affäre Weimer mit einer aktuellen Stunde bis in den Bundestag gebracht hatte, kommen immer noch neue Fakten ans Licht. Zuletzt haben die Berliner Zeitung und Apollo News nachgeschaut, was Unternehmen denn eigentlich geboten bekommen, die sich mit bis zu 80.000 Euro zum Ludwig-Erhard-Gipfel einkaufen.
Konkret geht es darum, dass die Nähe zu Politikern hier besonders offensiv verhökert wird. Waldemar Hartmann verglich es bei Nius-Live gar mit Prostitution und Julian Reichelt sah lupenreine „Korruption“.
Und Anwalt Ralf Höcker schreibt:
„Die ‚halbe Bundesregierung‘ sei bei dem Abendessen, das man sich bei Wolfram Weimer kaufen kann. Klingt toll, aber welche Hälfte kommt denn? Wenn man am Ende 80.000 € bezahlt hat, um mit Stefanie Hubig, Karsten Wildberger, Alois Rainer, Reem Alabali-Radovan, Verena Hubertz, Christiane Schenderlein und Michael Meister zu speisen, wird man sich womöglich schon die Frage stellen, die ich mir gerade stelle: Wer sind die denn? Und werde ich eigentlich alt, weil ich das halbe Kabinett nicht mehr kenne oder geht das auch anderen so? Na, mal ehrlich: Wer kann diesen aktuellen Ministern ihre Ressorts zuordnen? Wie viele habt ihr richtig? Kleiner Tipp: Bei der Landwirtschaft hilft der Vorname.“
AfD-Chefin Alice Weidel kommentiert mit einem Link zur Berliner Zeitung:
„Einen Termin kaufen, um den Bundeskanzler zu treffen? Die ‚Weimer Media Group‘ macht es möglich – über seine Firma verkauft Minister Weimer mutmaßlich Events mit führenden Köpfen der Bundesregierung.“
Alexander-Wallasch.de hatte sich bereits vor zwei Wochen gefragt, welchen Vorteil eigentlich die Politiker von diesen Zusammentreffen haben. Wo ist das Quid pro quo, die Win-win-Situation? Also schrieben wir am 5. November an Bundeskanzler Friedrich Merz, ans Bundespresseamt und an die CDU und hier an den und Sprecher des Parteivorsitzenden Friedrich Merz.
Alexander-Wallasch.de wollte wissen:
„Hat Friedrich Merz jemals Honorare oder geldwerte Leistungen für die Teilnahme an einer Veranstaltung der Weimer Media Group erhalten?
Wolfram Weimer hat als Kolumnist bei ‚n-tv‘ und in weiteren Publikationen im Bundestagswahlkampf Dutzende Artikel veröffentlicht, die sich positiv mit Kanzlerkandidat Friedrich Merz befassen. War Wolfram Weimer jemals in irgendeiner Weise Teil des Wahlkampfteams ‚Merz‘, gab es damals Treffen zwischen Weimer und Merz oder dem Team Merz mit Bezug zum Wahlkampf?
Hatte der Bundeskanzler Kenntnis davon, dass er beim Online-Medium ‚TheEuropean‘ als Autor geführt wurde?
Friedrich Merz wurde bei ‚TheEuropean‘ als Autor geführt; welche Honorare oder geldwerte Leistungen wurden hier verabredet bzw. erzielt?“
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Zunächst antwortete ein Regierungssprecher, er sei nicht zuständig:
„Vielen Dank für Ihre Anfrage. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns nur zu Angelegenheiten des Bundeskanzleramtes äußern können.“
Am selben Tag kam Antwort aus dem Konrad-Adenauer-Haus vom Sprecher des Parteivorsitzenden Friedrich Merz:
„Vielen Dank für Ihre Nachricht. Gerne bestätigen wir, dass der Abdruck von Friedrich Merz’ Texten beim Online-Medium ‚TheEuropean‘ mit seinem Einverständnis erfolgt ist.“
Wir fragten nach und baten um Beantwortung aller Fragen, speziell der Honorarfragen.
Die Antwort kam schon nach einer Stunde:
„Bei der ‚MerzMail‘ handelte es sich um einen Newsletter, der einmal wöchentlich von Friedrich Merz exklusiv an Abonnenten verschickt wurde. Spätere Zweitverwertungen der Texte waren nach Absprache honorarfrei mit Quellenangabe möglich. Auch andere Medien als ‚The European‘ haben davon immer wieder Gebrauch gemacht, zum Beispiel FOCUS online.
Herr Weimer war nicht Teil des ‚Team Merz‘. Sie werden aus dieser Zeit sicherlich noch eine ganze Reihe Artikel anderer Journalisten finden, die positiv über Friedrich Merz geschrieben haben. Um weitere Nachfragen gleich vorwegzunehmen: Auch diese Journalisten waren nicht Teil unseres Teams.“
Was hier zunächst zu kurz kommt, ist die Tatsache, dass Weimer Dutzende enthusiastische Artikel über seinen guten Freund Merz schrieb, ohne diese enge persönliche Beziehung stringent deutlich zu machen. Man kann sogar behaupten, dass kein anderer Journalist auch nur annähernd so intensiv positiv und so quantitativ berichtet hat.
Deshalb nochmal nachgeschaut: Hatte Friedrich Merz hier alle Fragen beantwortet? Leider nicht. Denn weiter fehlte die wichtigste Antwort auf die Frage nach dem Honorar, die auch im Kontext mit den nachbohrenden Recherchen von „Berliner Zeitung“ und „Apollo News“ von herausragender Bedeutung ist – auch für alle anderen Teilnehmer der Bundesregierung:
Hat Friedrich Merz jemals Honorare oder geldwerte Leistungen für die Teilnahme an einer Veranstaltung der Weimer Media Group erhalten? Sind es die parteiischen Artikel von Weimer im Wahlkampf gewesen?
Alexander-Wallasch.de hat heute noch einmal im Konrad-Adenauer-Haus nachgefragt und um dringende Beantwortung gebeten. Die Antwort wird hier nachgereicht.
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Kommentar von Eugen Karl
"Wenn man am Ende 80.000 € bezahlt hat,...." - "Am Ende" wird man noch viel mehr bezahlt haben; denn soweit ich nachgelesen habe, versteht sich diese Summe "zzgl. MwSt".
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Kommentar von Carl Peter
Da ist nichts mehr zu häuten, baut Rolex eigentlich auch vergoldete Schuldenuhren - im Bruchteil einer Sekunde würden da mal kurz 80.000 Euro durchzucken und alle liegen dann fast unterm Tisch vor Lachen.
Aber Achtung vor den eigenen Hunden unterm Tisch - das schwarze Jagd-Rudel schnappt da nach allem, was runter fällt.
Eigentlich dreht sichs darum, ob Melania sich von Donald scheiden lässt, weil er doch auf der Insel war - das kommt raus und vielleicht hat er sichs ja verkniffen, dann wird er nur Denunziant, und das wird ihm übel bekommen, die endgültigen Clubs der Elite kennen bei sowas kein Erbarmen.
Das ist nun mal so, gelüftet wird nur kurz, wenns zu sehr zu stinken anfängt - die einen wollen ihre Geldmacht erhalten, die anderen ihre Jobs.
Und wir hier unten glauben fest an den Gott des Gemetzels - wir sind insoweit keine Gefahr, und kuschen außer wenn keine Brosamen mehr runterfallen, dann gibt's Krieg, Anarchie, Revolution mit Ende Gelände.
Auch wenn ich mir noch so oft entsetzt die alten deutschen Wochenschauen reinziehe, die leuchtenden Augenpaare der kriegsbegeisterten Massen lassen mich nicht los und mir fällt nichts ein, wie sich das heute verhindern lässt.
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Kommentar von Thomin Weller
Je mehr ich mich mit der Vita des deutschen Kulturstaatsminister Wolfram Weimer befasse, desto gruseliger wird es.
Er bezeichnet sich selbst als Wirtschaftshistoriker.
Gruseliges Buch Wolfram Weimer „Sehnsucht nach Gott: Warum die Rückkehr der Religion gut für unsere Gesellschaft ist“"
Weimer: »Das 21. Jahrhundert wird ein Zeitalter der Religion. Gott kehrt zurück, und zwar mit Macht.«
In einer der wenigen Rezensionen meinte der evangelische Theologe Tilman Asmus Fischer, in Weimers Programmschrift »eine problematische Vereinnahmung der Religion« zu erkennen, die das Christentum in den »Dienst nationaler Sinnstiftung« stelle.
https://politikkultur.de/kulturelles-leben/die-gretchen-frage/
Als selbsternannter Wirtschaftshistoriker, Rubrik Wissenschaft >
„Sehnsucht nach Gott“ Warum die Rückkehr der Religion gut für unsere Gesellschaft ist. Es wird eine Renaissance der Religion geben.
https://www.theeuropean.de/wissenschaft/sehnsucht-nach-gott-warum-die-rueckkehr-der-religion-gut-fuer-unsere-gesellschaft-ist
Extrem erschreckend ist sein "Freiheitspreis"
"Der Freiheitspreis der Medien wird seit 2017 auf dem seit 2014 stattfindenden Ludwig-Erhard-Gipfel der Weimer Media Group in Gmund am Tegernsee vergeben."
dpa Bayern, 21. April 2022
"Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja und die russische Journalistin Marina Owsjannikowa erhalten in diesem Jahr den "Freiheitspreis der Medien". Die Auszeichnung sei in diesem Jahr dem Freiheitskampf in Osteuropa gewidmet, teilte die Weimer Media Group (WMG) mit."
Laudatoren: Ilse Aigner und Manfred Weber
https://www.zeit.de/news/2022-04/21/selenskyj-tichanowskaja-und-owsjannikowa-ausgezeichnet
https://de.wikipedia.org/wiki/Freiheitspreis_der_Medien
Max Amman, Vorgesetzter von A. H. im 1. WK, leitete den weltweit mächtigsten Pressetrust den Franz Eher Verlag.
Max Amann hat Gelder schon früh in die Schweiz verbracht.
Und nun die Firma Ringier die in ihrer Historie eine merkwürdige Lücke zwischen 1916 und 1959 hat und Kontakte zu Weimer hat.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ringier#Aufstieg_zum_Druck-_und_Verlagshaus_(1899_bis_1984)
Pssetrust ca. 1933, Rezension
Thomas Tavernaro: Der Verlag Hitlers und der NSDAP.
Die Franz Eher Nachfolger GmbH. Wien: Edition Praesens 2004.
Die gute Rezension in der LMU ist gelöscht!
Hier als ersatz.
https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-6449
https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&url=https://www.iaslonline.lmu.de/index.php%3Fvorgang_id%3D1049
Weimer halte ich für ein ganz übles U-Boot.
Die Renazifizierung im Verlagswesen nebst Aussenpolitik sieht man rund um Selensky.
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Kommentar von Marco B.
Danke für die Recherche! Pardon, aber für zartbesaitete Seelen mag hier bei Zutreffen vielleicht eine "Welt" zusammenbrechen. Das größere Problem das ich sehe und erlebe ist, dass diese Vorgehensweisen bis in die kleinsten Kommunen "durchgeschlagen" sind. Da geht es dann um zigtausend Mal solche Dinge, und das Demokratievertrauen der Leute ist beim ...
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Kommentar von T S
Natürlich haben Kanzler & Ko kenen geldwerten Vorteil erhalten, wir sind schließlich nicht in der BananenReplikDeuschland *hust*.
Fragt sich wo dann die locker an die Million gehenden Einnahmen abgeblieben sind - auch wenn es wohl privatwirtschaftlich organisiert hat besteht aufgrund der Regierungsnähe der Teilnehmer als auch des Veranstalters ein übergeordnetes öffentliches Interesse.
Generell gilt jedoch, wer zahlt ist der Kunde - was bekommt man denn für derart stattliche Preise an Gegenleistung? Ein paar schnieke Häppchen in gediegenem Ambiente bekommt man schließlich schon für erheblich weniger als ein doppeltes mittleres Medianjahreseinkommen.
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Kommentar von winfried Claus
Die goldenen Löffel, dürfen mit verschluckt werden, sie gehören zum Nachtisch.
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Kommentar von Eddy Nova
80.000 ist eindeutig zu teuer - da muss es doch eine Art Happy hour geben , vielleicht noch 3 'Verbrauchte' von der zwangsverrenteten FDP dabei !
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ALLES ist Kick back Verfahren - interessant wäre die Frage ob die 80.000 als Betriebskosten für Companys absetzbar wären. Falls ja , würde sich automatisch die Frage nach dem Mehrwert für Companys stellen. Ein Hand shake mit z.b. 'Saumagen Kohl' gab's gratis - sogar mit Bild für's Büro wenn man den Fotografen mitgebracht hatte.
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Was die von WALLASCH.de angesprochenen Honorare betrifft - ich schätze die Liste der zahlungskräftigen Kundschaft könnte sofern verfügbar hilfreich für die Beantwortung der Frage sein- Rückschlüsse müßten da ja möglich sein ...
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Umgekehrt dito - Weimer muss ja eine Art Buchführung parat haben , der Gewinnanteil der ggf. verteilt werden kann müßte bezüglich der E 80.000 berechenbar sein. Ob Nebeneinkünfte auch Einnahmen von Ehefrauen & Schwuchtelbrüdern mit einbeziehen glaube ich allerdings nicht.
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Letztendlich dürfte kaum ein Kick Back Verfahren nachweisbar sein - letztendlich dürften Rückschlüsse anhand der Liste zahlungskräftiger Kick Back williger Kundschaft das Maximo Ergebnis sein.
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Kommentar von Schwar Zi
Richter am Bundesverfassungsgericht müsste man sein, da gibt es das Abendessen vermutlich kostenlos und der Flug dahin ist ebenfalls inklusive ;) Ironie aus...