Ordnungsverfahren gegen Rüdiger Lucassen: AfD-Spitze setzt Friedenskurs durch

AfD diszipliniert ihren Militaristen: Rüdiger Lucassen in kurzer Hose mit Holzgewehr

von Alexander Wallasch (Kommentare: 1)

Ordnungsverfahren gegen MdB Lucassen© Quelle: Grok

Die AfD-Führung zieht die Reißleine: Nach Lucassens Angriff auf Höcke und seiner Nähe zu Kriegstreibern wie Strack-Zimmermann droht dem verteidigungspolitischen Sprecher Ungemach in den eigenen Reihen. Es geht um mehr als eine Rede – es geht um die Deutungshoheit in der Ukrainefrage.

Alexander-Wallasch.de wirkt. Nachdem wir zuletzt mehrfach die Friedensferne des AfD-Bundestagsabgeordneten Rüdiger Lucassen thematisiert haben, droht dem Militaristen und verteidigungspolitischen Sprecher der AfD jetzt Ungemach in seiner eigenen Fraktion. Die Parteispitze hat ein Ordnungsverfahren gegen Lucassen eingeleitet.

Auslöser soll eine Rede im Bundestag zur Wiedereinführung der Wehrpflicht sein, in welcher der Abgeordnete dem thüringischen AfD-Landeschef Björn Höcke so etwas wie fehlenden Patriotismus vorgeworfen hatte, weil der nicht mit Blick auf die Ukraine so wie Lucassen selbst lauthals „zu den Waffen!“ geschrien und die sofortige Wiedereinführung des Wehrdienstes gefordert habe.

Das ist die Oberfläche. Aber es geht tiefer. Die AfD-Parteispitze wollte das Fass offenbar nur nicht noch größer aufmachen. Denn offenbar geht es im Kern darum, dass Rüdiger Lucassen Front macht gegen den Friedenskurs der AfD in der Ukrainefrage und sich damit an die etablierten Kriegstreiber heranwanzt.

Aber Chrupalla, Weidel und Co. wollen offensichtlich nicht in einem Boot sitzen mit solchen Hasardeuren wie Strack-Zimmermann, Kiesewetter, Röttgen und Hofreiter.

Alexander-Wallasch.de hatte unter anderem darauf aufmerksam gemacht, dass Oberst a. D. Lucassen für seine Kampagne innerhalb der AfD auch Mitstreiter in Schnellroda gesichtet hat. Dort hatte Verlagschef Götz Kubitschek eine Ode geschrieben an das erzieherisch für ihn so wertvoll erachtete Leben beim Barras. Andere mussten kotzen, Lucassen schrieb begeistert:

„Welche Kraft die deutsche Sprache entfalten kann, wenn sie von Männern verwendet wird, die das Leben kennen.“

Zur Erklärung: Kubitschek soll laut einer Online-Enzyklopädie Ende der 1990er Jahre als Reserveoffizier des Heeres freiwillig im Rahmen des SFOR-Mandats am Auslandseinsatz der Bundeswehr in Bosnien teilgenommen haben. Er soll als Leutnant der Reserve in Sarajevo stationiert worden sein. Lucassen selbst war während seiner Militärkarriere nach Quellenlage nie im operativen Einsatz.

Später stieß noch der aus einer Berufssoldatenfamilie stammende Dieter Stein, Chef der Jungen Freiheit, zum Duo dazu. Jener Stein, der sein Trauma aus den friedensbewegten 1980er Jahren bis heute nicht überwunden hat und ausgerechnet mit Blick auf die Ukraine erklärt:

„Deutschland muß nach Jahrzehnten sicherheitspolitischer Naivität endlich echte Wehrbereitschaft wiederherstellen.“

Und damit war dann schon das nächste Problem auf der Platte: Die „Junge Freiheit“ als inoffizielle Hauspostille der AfD fährt den Kriegskurs der Etablierten, der auch der Kurs von Lucassen ist. Damit ist die Front breit aufgemacht vom radikalen Vorfeld bis zum Hausblatt.

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Dieser Entwicklung wollte die AfD-Spitze jetzt einen Riegel vorschieben. Es geht um wesentlich mehr als nur einen Angriff auf den umstrittenen thüringischen Co-Landeschef Höcke, das wäre verschmerzbar. Aber Chrupalla und Weidel sehen, dass da jemand nach der Deutungshoheit greift. Und das geht vor allem gegen Tino Chrupalla, der im AfD-Führungsduo jenen Part übernommen hat, der in Richtung Moskau auf Diplomatie und Friedensverhandlungen drängt, während Alice Weidel die Flanke Richtung USA offenhält.

Hier wird der Sinn eines solchen Führungsduos deutlich. Die Grünen hatten diese Chance mit Baerbock und Habeck vergeben. Weidel und Chrupalla machen es besser. Auch das sicherlich ein Grund dafür, dass die AfD mittlerweile als einzige Partei im Deutschen Bundestag für sich behaupten kann, so etwas wie die Volkspartei zu sein.

Zu einer Volkspartei gehören dann selbstverständlich auch interne Flügelkämpfe, darüber scheint sich das AfD-Führungsduo im Klaren. Umso bemerkenswerter die Formulierungen des Fraktionsvorstands im Ordnungsverfahren, wenn es da beispielsweise heißt Lucassen habe „eine aktuell intensiv geführte innerfraktionelle Debatte in einer Plenarrede zur öffentlichen Kritik der auch innerfraktionell vertretenen Gegenposition gemacht und damit absehbar erhebliche negative Presse ausgelöst“.

Das ist merkwürdig zu dünn, um damit öffentlich zu werden gegen Lucassen. Es muss also deutlich mehr dahinterstecken. Die AfD-Führung diszipliniert jetzt einen unverbesserlichen Militaristen in den eigenen Reihen.

Was wir dazu bisher neben weiteren Texten veröffentlicht haben:

https://www.alexander-wallasch.de/gesellschaft/die-rechte-verraet-den-frieden-sie-stehen-stramm-und-koennen-nicht-anders

https://www.alexander-wallasch.de/gesellschaft/kriegstreiber-oder-vaterlandloser-lump-groteske-entgleisung-des-flecktarn-afd-abgeordneten-lucassen

https://www.alexander-wallasch.de/gesellschaft/wehrpflicht-wahn-afd-und-altparteien-steuern-auf-gefaehrlichen-irrweg

https://www.alexander-wallasch.de/gesellschaft/der-russe-kommt-handwerkskammer-jagt-mitgliedern-schrecken-ein-vorbereitung-auf-krieg-und-requisitionen

https://www.alexander-wallasch.de/politik/afd-aufgepasst-wehrpflicht-und-aufruestung-ist-kriegsgeschrei

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