Correctiv: Grottenschlechter Journalismus und trotzdem gewonnen?

AfD nennt Identitäre Bewegung “rechtsextrem” – und beschäftigt trotzdem Aktivisten

von Alexander Wallasch (Kommentare: 7)

Die AfD hat ein paar Kommunikationsprobleme© Quelle: Youtube / HeuteJournal, Screenshot

Die Correctiv-Kampagne gegen die AfD ist durchsichtig und will vernichten. Trotzdem sind Teile der Mitte der Gesellschaft heilfroh, dass sie ihre Bauchschmerz-Sympathien für die AfD jetzt beerdigen können. Und ein bisschen Demokratie gleich mit. Eine Analyse.

Die von den Alt-Medien mit großen Erwartungen begleitete Aufführung der Correctiv-Affäre am Berliner Ensemble geriet zum Flop. Selbst die mittlerweile nach jedem rechtsgeknickten Strohhalm greifenden ampelnahen Medien fanden nichts Gescheites, die Lesung für die laufende Anti-AfD-Kampagne weiter zu nutzen. Somit kommt zu dem, was Correctiv da mit billigen – möglicherweise justiziablen – Geheimdienstmethoden ausgegraben hat, nichts Relevantes hinzu.

Das weiß auch Correctiv, also geht man ans Eingemachte und bedient sich aus der Ablage, jenem Ort, wo jene Artikel landen, die selbst für Correctiv zu dünn sind. Die aber in einer als „Wannseekonferenz 2.0“ geframten Atmosphäre das Feuer am Lodern halten können. Hauptsache, es brennt irgendwie lichterloh.

Auf der Straße fragt eine Mutter die andere: „Kommst Du auch morgen zur Anti-AfD-Demo?“ Es sei auch was für die Kinder dabei, es gebe Aufführungen und Musik. Ein Happening also. Jetzt gibt es mindestens zwei Gründe, warum überhaupt jemand dahin geht. Denn zuletzt liefen solche regierungsnahen Demos nicht mehr besonders gut, etwa wenn die Ampel zum Brandenburger Tor rief. Hier musste gedroht, gebeten und gebettelt werden, um überhaupt jemanden dort zu haben.

Woher kommt also bei diesen potentiellen Anti-AfD-Demonstranten diese große Erleichterung? Die sind nämlich auch unzufrieden mit der desaströsen Ampelpolitik und sehen weit und breit niemandem, der dem Paroli bietet – außer der AfD. Das ist übrigens auch jene Lücke, die Sahra Wagenknecht so geschickt zu füllen weiß.

Die Diffamierung als „Wannseekonferenz 2.0“ und die direkte Projektion auf die AfD wurde jetzt als Erleichterung empfunden. Als klärender Wumms gewissermaßen. Jedenfalls von Teilen der Mitte der Gesellschaft, die innerlich immer zerrissener waren und begonnenen hatten, fairer über die AfD nachzudenken. Was für eine Erleichterung jetzt, diese heimlichen Sympathien für die AfD unter Deportations- und Vertreibungsplänen zu beerdigen.

Und zweitens darf man nicht vergessen, wie groß mittlerweile die Gruppe jener geworden ist, die auf irgendeine Weise mit dem Staat verbunden sind, verbeamtet sind, subventioniert werden oder für eine Nichtregierungsorganisation tätig sind, die subventioniert wird, oder einen Arbeitgeber haben, der öffentlich angedeutet hat, AfD-nahe Mitarbeiter nicht zu dulden.

Menschen dieser Gruppe können jetzt wieder reinen Gewissens sein: Ja verdammt, die AfD sind die Wiedergänger der NSDAP – Wannseekonferenz 2.0!

Wie verhält sich die AfD bei alle dem? Parteichefin Alice Weidel entlässt ihren persönlichen Referenten, der Gast auf der Veranstaltung aus der Correctiv-Affäre war. Als Begründung wird auch eine Unvereinbarkeitserklärung gegenüber der Identitären Bewegung genannt.

Diese Unvereinbarkeitserklärung bezieht sich auf die Mitgliedschaft in der AfD. Die Unvereinbarkeitsliste vom 18.12.2023 ist besonders lang. Hier sind islamistische, linksextremistische und rechtsextremistische Gruppen aufgeführt und sie werden entsprechend sortiert. Die „Bürgerbewegung Pro Chemnitz“ ist ebenso darunter wie die „Identitäre Bewegung Deutschland e.V.“ Und die hat vor ihrer Nennung unübersehbar ein „RE“ stehen, womit die AfD die Identitäre Bewegung als „rechtsextrem“ ausweist.

Für die staatlich subventionierten Correctivisten ist das ein gefundenes Fressen und sie werden fündig ausgerechnet im Büro eines AfD-Bundestagsabgeordneten, der Mario Müller beschäftigt. Über Müller und weitere Identitäre schrieb der Journalist Matthias Matussek für die Weltwoche und titelte dazu: „Die mutigen Einzelnen“.

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Müller begleitete Matussek auf einer wagemutigen Reise nach Syrien. Der Ex-Chef des Spiegel-Feuilletons brachte aufregende, bildgewaltige Reportagen mit. Fotos lieferte damals auch sein Begleiter Mario Müller. Bekannt wurde diese Beziehung allerdings nicht durch die magischen Reiseberichte von Matussek, sondern weil Müller auf einer Geburtstagsparty von Matussek in Hamburg zum Fotobomber wurde.

Danach war Matusseks Freundeskreis kleiner. Leute wie Fleischhauer und Beckmann nahmen es ihm übel, dass er sie mit Müller gemeinsam abgelichtet hatte und diese Bilder auch noch geburtstagsstolz auf Facebook veröffentlichte. Da flatterten kurze Hosen und klapperten die weggeworfenen Holzgewehre.

Eines muss man Matussek lassen: Gegenüber Mario Müller bleibt er weiter loyal, auf Facebook veröffentlicht er aus gegebenem Anlass seine Hymne auf die Identitären und lässt Correctiv damit an sich abperlen wie Spucke von einem Lotusblatt.

Aber zurück zu Mario Müller. Der wird nach dem inhaltlichen Scheitern der Correctiv-Affäre jetzt als Brandbeschleuniger weitergereicht. Müller soll nicht nur auf dem „Geheimtreffen“ anwesend gewesen sein, sondern dort auch Bitterböses gesagt haben. Und Müller ist im Bundestag beim einem AfD-Abgeordneten im Büro beschäftigt.

Correctiv beißt sich hier fest. Aber wer so verbissen ist, dem entgeht das Pikanteste an der Geschichte:

Wenn nämlich Alice Weidel die Trennung von Roland Hartwig als persönlichem Referenten mit der Unvereinbarkeitserklärung der AfD zur Identitären Bewegung begründet, dann muss man zunächst fragen, ob Hartwig denn Mitglied dieses Vereins ist. Nein, ist er nicht, aber er war auf besagtem Treffen, auf dem Martin Sellner als Gründer der Bewegung eine Rede hielt und auch Müller anwesend war.

Aber wie passt das mit zwei Dingen zusammen: Der AfD-Bundestagsabgeordnete Jan Wenzel-Schmidt beschäftigt Mario Müller in seinem Büro, obwohl es diese Unvereinbarkeitserklärung gibt? Gibt's da keinen innerparteilichen Ärger? Und die AfD bezeichnet die Identitäre Bewegung auf einer Liste als unvereinbar „rechtsextrem“.

Hier könnte man sich mit folgender Headline sogar auf die AfD berufen: „Rechtsextremist im Büro eines AfD-Bundestagsabgeordneten angestellt“.

Aus der AfD-Fraktion heißt es gegenüber alexander-wallasch.de bald kleinlaut, dass diese Zuordnungen auf der Liste möglicherweise denen des Verfassungsschutzes (VS) entsprechen könnten. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Die AfD nutzt – „sicher nur aus Bequemlichkeit“, heißt es – Extremismuszuordnungen des VS für ihre ellenlange Unvereinbarkeitserklärung?

Ein inoffizielles Gespräch von alexander-wallasch.de mit Identitären führt zur Frage, ob denn Müller überhaupt Mitglied der Identitären sei. Hat er was mit dem Verein zu tun? Ja, er hat irgendwann einmal an Projekten und Aktionen teilgenommen. Seine Vorstrafen, heißt es, rühren eher daher, dass er sich gegenüber Linksextremisten zur Wehr setzen musste und zur Wehr zu setzen wusste.

Noch eine wichtige Frage: Gilt denn diese Unvereinbarkeitserklärung überhaupt für Büroangestellte oder nur für AfD-Mitglieder oder solche, die es noch werden wollen? Mario Müller war auch als Journalist für Elsässers Compact-Magazin tätig. Die Angelegenheit bleibt weiter verworren. Und nur wer sich tief in diese Gemengelage hineinbohrt, so wie es echte Journalisten machen, bekommt ein paar Antworten.

Und damit ist definitiv nicht Correctiv gemeint, denn mit Journalismus hat das alles nichts zu tun, es geht Correctiv mutmaßlich nur um eine Kampagne, um der AfD zu schaden und die „drohenden“ Erfolge der Partei bei kommenden Wahlen zu unterdrücken.

Wie eingangs erwähnt, ist die Correctiv-Affäre für Unentschlossene und für in Sachen AfD-Bashing zögerlich Gewordene ein Segen. Endlich können sie sich wider besseren Gewissens gegen die AfD entscheiden, der Spuk hat ein Ende, die Ampel soll in Gottes Namen weitermachen. Wirklich?

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