EX-Pressesprecher von Heckler & Koch wird auf Ex-Nato-General angesetzt

Als die NZZ mit einer Diffamierungskampagne Harald Kujat abschießen wollte

von Alexander Wallasch (Kommentare: 8)

„Die Produktion läuft am Anschlag. In den nächsten fünf bis sieben Jahren wird eine Vollauslastung erwartet.“© Quelle: Heckler & Koch / Neue Zürcher Zeitung

Die NZZ schickt ausgerechnet einen Ex-Pressesprecher von Heckler & Koch ins Rennen, um eine Schmutzkampagne gegen Ex-General Kujat zu inszenieren. Harald Kujat setzt seine fachliche Expertise dafür ein, das Töten in der Ukraine zu beenden. Heckler & Koch plant indes eine Ausweitung der Waffenproduktion für die kommenden 5 bis 7 Jahre.

„Vom ranghöchsten Nato-Offizier zum ,Sowjet-General'? Der unerklärliche Wandel des Harald Kujat“ So lautete gestern eine Schlagzeile der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ). Den Artikel schrieb Autor Marco Seliger. Zu ihm kommen wir gleich. Denn Seliger steht hier im Mittelpunkt eines Skandals, der schon bald nach Erscheinen seines Artikels in den sozialen Medien für Aufregung sorgte.

Diese Schlagzeile der NZZ ist diffamierend und respektlos Ex-General Harald Kujat gegenüber. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie in einer Frage mündet. Wer das Lebenswerk des ehemals höchsten Offiziers der Bundeswehr und der Nato auf diese Weise beschädigen will, der braucht dafür triftige Gründe. Seliger und die NZZ liefern keinen einzigen.

Im Gegenteil: Wer Seligers Artikel liest, der muss sich fragen, wie so eine Schmutzkampagne gegen Kujat überhaupt den Weg hin zu einer Veröffentlichung gefunden hat. Warum riskiert es eine grundsätzlich angesehene und seriöse Zeitung mit so einem Artikel – die Details folgen gleich – ihren Ruf zu ruinieren?

Hier muss mehr dahinterstecken als nur die beleidigte Haltung eines Marco Seligers, der – auch das erfährt man in seinem Artikel – von Kujat schon nach den ersten Übergriffen gegen Kujat in seine natürlichen Schranken gewiesen wurde, bevor der Ex-Nato-General das Gespräch endgültig abbrach.

Übrigens: Wer in der Vergangenheit – so wie mehrfach Alexander-Wallasch.de – Interviews mit Harald Kujat geführt hat, der weiß um die Stärke des 82-Jährigen, keiner einzigen Frage auszuweichen. Zudem hat General Kujat ein erstaunliches Gedächtnis und ist immer diskussionsbereit, was grundsätzlich jedem Journalisten entgegenkommt. Hier aneinanderzugeraten, das muss man erst einmal hinbekommen. Oder hinbekommen wollen!

Marco Seliger stand also unvermittelt und zu Recht ganz allein da in Neuruppin. Den Ort soll, so Seliger in seinem Artikel, Harald Kujat für ein Gespräch über seine Person vorgeschlagen haben. Kujat soll ihm im Weggehen zudem untersagt haben, zu zitieren, was bereits besprochen war.

Bemerkenswert an dem NZZ-Artikel ist vor allem, dass man von der ersten Zeile an großes Verständnis dafür hat, dass Kujat dem Fragenden die kalte Schulter gezeigt hat. Dem Journalisten gelingt es an keiner Stelle, seine persönlichen Befindlichkeiten und seine immer wieder durchstechende politische Agenda außen vor zu lassen.

Gleich zu Beginn heißt es da, Kujat lebe noch von einem Ruf, „den er sich in diesen Ämtern erwarb“. So etwas schreibt man vielleicht über legendäre Hotels, die mittlerweile arg heruntergekommen sind. Und so will es Seliger auch klingen lassen.

Die Diffamierungskampagne des Sitzengelassenen gegen Kujat nimmt ihren Lauf. Kujat erwecke in Talkshows immer den Eindruck „eines allzu verständlichen Russland-Erklärers, der es mit Fakten und Details mitunter nicht so genau nimmt“.

Belege? Natürlich Fehlanzeige. Hier geht es lediglich darum, General Kujat nachhaltig zu beschädigen, ihn zu diffamieren. Aber wer hat diese Diffamierungen mutmaßlich beauftragt? Wie kommt Marco Seliger dazu? Auch dazu gleich mehr.

Seliger weiter: Mit seinen Aussagen „zum Krieg des Putin-Regimes in der Ukraine polarisiert Kujat so sehr, dass es manchmal wirkt, als bediene er bewusst Kreml-Narrative“. Es „wirkt“ so? Der Journalist als solcher hat sich an der Stelle längst verabschiedet. Wieder kein einziger Beleg für irgendetwas.

Es geht Seliger ausschließlich darum, Stimmung zu machen. Die NZZ gibt ihrem Autor Gelegenheit, ein Tribunal gegen den Ex-General zu veranstalten.

Der Autor schreibt: „In dem Gespräch in Neuruppin soll er Gelegenheit haben, sich dazu zu erklären.“ Die Liste der Fragen sei lang, schreibt Seliger hintendran, und will damit den Eindruck erwecken, es sei nicht etwa sein diffamierendes unjournalistisches Auftreten gewesen, das Kujat zum Abbruch des Gesprächs zwang, sondern seine „Liste der Fragen“.

Seliger ist damit aber noch lange nicht fertig. Mitunter wirke Kujat wie einer, schreibt Seliger weiter, der „seine Gedanken nicht mehr ganz zusammenbekomme“, habe er irgendwo von irgendwem mal gehört. Aber der Jemand habe dann auch gesagt, Kujat spiele nur den Senilen: „Aber das sei Täuschung. Der 82-Jährige wisse genau, was er sage.“ Geht es eigentlich noch respektloser?

Geht bei Seliger. Er sucht sich angebliche ehemalige Kollegen von Kujat, die er aber nicht namentlich nennt und die hätten ihm gesagt, Kujat sei auch „durchtrieben, mitunter arrogant und rücksichtslos“ gewesen. Und diese Gesprächspartner von Seliger hätten angeblich über Kujat auch gesagt, dieser habe schon früh „seinen Platz in nichts Geringerem als dem Posten des ranghöchsten Nato-Soldaten gesehen und darauf systematisch hingearbeitet“.

Das ist deshalb schlimm in seiner Diffamierungstiefe, weil es die besondere Eignung von General Kujat für das höchste Amt in Frage stellt und ihn zu einem miesen Karriereristen und sogar zu einem Kameradenschwein machen will. Seliger ist jetzt schon drei Etagen unterm Gully angekommen.

Über das Interview von Roger Köppel mit General Kujat in der „Weltwoche“ schreibt Seliger in der NZZ: „Es findet sich kaum Empathie, kaum Mitgefühl für die Ukrainer. Stattdessen gibt Kujat einseitige, auslassende und ungenaue Antworten.“

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Immer klarer wird im Verlauf dieses fachlich desaströsen Artikels, dass Marco Seliger und die NZZ – die diesen journalistischen Offenbarungseid veröffentlichte – in der Ukrainefrage keine zwei Auffassungen gelten lassen. Seliger fährt Zeugen gegen Kujat auf, die vor allem eines haben: Eine andere Sicht der Dinge als Kujat. Oder präziser: Eine für Seliger und die NZZ einzig zulässige Sicht der Dinge.

Der Artikel geht absatzweise so weiter. Viele Leser werden ob dieser umfänglichen Diffamierungskampagne gegen Harald Kujat längst abgebrochen haben. Aber es lohnt sich hier, wenigsten noch den Schlussabsatz zu lesen. Denn den hat Seliger nicht selbst geschrieben, sondern die NZZ angehängt. Mutmaßlich auch deshalb, weil sie ahnten, dass dieser Artikel für Empörung sorgen und den Fokus auf den beruflichen Werdegang des Autors lenken könnte. Nach dem letzten Seliger-Satz heißt es dann von der NZZ:

„Transparenzhinweis: Der Autor hat von Januar 2020 bis August 2022 für die Firma Heckler & Koch gearbeitet.“

Entlang des Inhalts des Artikels ist das skandalös. Und so muss man es lesen: Die NZZ fordert ihre Leser damit nämlich zu nichts anderem auf, als diesen Artikel mit besonderem Blick auf die Tätigkeit ihres Autors zu lesen. Aber warum steht dieser Hinweis dann nicht am Beginn des Artikels?

Zudem bleibt die Frage offen, ob so ein Hinweis jeden Hintergrund des Autors entschuldigt oder relativiert. Es bleibt ja nur ein Hinweis, der den Sachverhalt selbst nicht verändert.

Und es kommt noch besser: Die NZZ hat ihrem „Transparenzhinweis“ angefügt, dass ja auch Harald Kujat von Juli 2019 bis August 2020 Vorsitzender des Aufsichtsrats von Heckler & Koch gewesen sei. Das hat viel mit der Tätigkeit von Kujat zu tun. Aber was hat das mit der journalistischen Aufgabe von Seliger zu tun? Was kann es an dieser Diffamierungskampagne relativieren?

Harald Kujat plädiert dafür, diesen Krieg zu beenden. Und ein beendeter Krieg ist für waffenproduzierende Unternehmen eben genau das nicht mehr: Ein gutes Geschäft. Anschaffungen für die Landesverteidigung sind das eine, ein Krieg ist, was den Materialverbrauch angeht, eine weitaus höhere Hausnummer.

Marco Seliger war zweieinhalb Jahre lang Pressesprecher des Waffenproduzenten Heckler & Koch. Die NZZ veröffentlicht eine Diffamierungskampagne gegen Ex-Nato-General Harald Kujat, der ein Ende des Krieges fordert und behauptet, der Krieg hätte schon viel früher beendet werden können.

Laut Heckler & Koch kommt mittlerweile fast die komplette Produktpalette des Unternehmens in der Ukraine zum Einsatz. Das Nachrichtenportal n-tv hat einmal ausführlich darüber berichtet, welche Pläne Heckler & Koch in der Ukraine haben. Ein schnelles Ende des Krieges macht diese Pläne zunichte:

„Der deutsche Waffenhersteller Heckler & Koch plant einem Medienbericht zufolge die Ausweitung der Produktpalette auf Sturm- und Maschinengewehre für Kalaschnikow-Munition und andere Kaliber des ehemaligen Warschauer Paktes.“

Die NZZ erwähnt die Tätigkeit von Seliger im kleingedruckten Nachspann und schreibt von einem „Transparenzhinweis“. Heckler & Koch schrieb im Herbst 2019 von einer „Transparenzoffensive“ – man drückt es nur militärischer aus. Und auch damals ging es um Marco Seliger und die Ankündigung, dass Seliger neuer Leiter der Kommunikation wird. Heckler & Koch erwähnen hier auch, dass Seliger auch schon für die NZZ gearbeitet habe.

Der Vizepräsident von Heckler & Koch sagte im bei Heckler & Koch erschienen „Gespräch“ unter anderem:

„Als Demokraten und Rechtsstaatler ist es uns eine ethische Verpflichtung und Ehre, unter anderem so unseren Beitrag für den ukrainischen Freiheitskampf leisten zu dürfen. Heckler & Koch hat in Abstimmung mit der Bundesregierung Waffen wie beispielsweise SFP9 und das MG5 ausschließlich an die Ukraine geliefert. Es ist davon auszugehen, dass zukünftig auch weitere HK-Produkte in der Ukraine im Einsatz sein werden.“

Der Vorstandsvorsitzende von Heckler & Koch sagte zuletzt:

„Die Produktion läuft am Anschlag. In den nächsten ,fünf bis sieben Jahren wird eine Vollauslastung erwartet', erklärt Koch. Zudem rechnet er mit einer weiter steigenden Nachfrage.“

Marco Seliger soll übrigens nach Informationen aus Hildburghausen heute und morgen in der thüringischen Stadt unterwegs sein, um für die NZZ Bürger der AfD-Hochburg zu befragen. Möglicherweise haben ein paar der Befragten den Artikel von Seliger über Kujat gelesen und haben auch ein paar Gegenfragen an Marco Seliger, den ehemaligen Pressesprecher von Heckler & Koch.

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