In Braunschweig wurde vorgestern einem regional beliebten und bekannten Musiker der Auftritt auf einem Stadtteilfest untersagt, weil er zuvor via Facebook eine Rede von Alice Weidel geteilt und mit „100 Prozent“ seine Zustimmung signalisiert hatte.
Besagter Musiker stellt seine Kunst dort seit fast zwei Jahrzehnten unentgeltlich zur Verfügung und teilt auf Anfrage von Alexander-Wallasch.de mit, dass ihm diese Veranstaltung immer sehr am Herzen gelegen habe.
Die Organisatoren des Festes trafen sich wohl zu einer Art außerordentlicher Sitzung und hatten das Auftrittsverbot beschlossen und dem Musiker folgende E-Mail geschickt (hier in Auszügen):
„Ich möchte dir mitteilen, dass unser Ortsverein beschlossen hat, dass du leider nicht (...) auftreten kannst. Wir sind bestürzt darüber, dass du auf Facebook einen Beitrag von Alice Weidel geteilt hast. Man kann unterschiedlicher Meinung zu politischen Sachverhalten sein, natürlich auch zur Migrationspolitik. Dass wir da unterschiedlich denken, ist mir seit langem klar. (...) Wir können aber nicht tolerieren, wenn du Posts einer mindestens in Teilen gesichert rechtsextremen Partei teilst. Da ist für uns, auch für mich persönlich, eine Grenze überschritten. Daher kannst du dann nicht auf (...) auftreten. Ich bedauere diese Entwicklung außerordentlich, weil ich deine Musik mag, ich dich als offenen freundlichen Menschen kennengelernt habe und du bei vielen (Veranstaltungen) zum Gelingen beigetragen hast. Mit freundlichen Grüßen.“
Teilweise musste ich diese Nachricht kürzen, damit nicht unmittelbar erkennbar wird, um welche Veranstaltung und um welchen Musiker es sich handelt. Denn der Betroffene befürchtet weitere gravierende Nachteile, wenn dieser Fall offen diskutiert wird.
Kontaktschuld und Cancel Culture. Der „Spiegel“ schrieb im August 2022, es gäbe keine Cancel Culture:
„Häufig wird beklagt, man dürfe nicht mehr alles sagen. Eine Generation von Tugendterroristen habe die Redefreiheit abgeschafft. Stimmt nicht. Wieso wir besser von einer Ächtungskultur sprechen sollten.“
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Der ehemalige Kulturstaatsminister im Kabinett Schröder, Julian Nida-Rümelin, schrieb zuletzt für den NDR:
„Die 'Harry Potter'-Autorin J.K. Rowling sorgt mit Tweets über Trans-Menschen immer wieder für Kontroversen. Mit 'RIP J.K. Rowling'-Tweets wird dazu aufgerufen, sie zu Grabe zu tragen und ihre Bücher nicht mehr zu lesen. Kritiker werfen der Kabarettistin Lisa Eckhart vor, in einem Auftritt 2018 antisemitische Klischees bedient zu haben. Daraufhin wird sie vom Harbour Front Festival in Hamburg ausgeladen. Schauspieler werden aus Filmen, Gedichte von Hauswänden, Autoren aus Verlagsprogrammen und Autorinnen aus Debütanten-Salons entfernt. Auch in Deutschland taucht in den Diskussionen über diese Vorgänge verstärkt der Begriff 'Cancel Culture' auf, was Streich- oder Abbruchkultur bedeutet.“
Besonders widerlich ist mir dieses „leider“ im Schreiben der Veranstalter an den Musiker aufgestoßen. Dieses „leider“ ist auch deshalb besonders abstoßend, weil es die ganze Heuchelei dieser Menschen spiegelt. Und es darf als naheliegend angenommen werden, dass es die gleichen Mitbürger sind, die auch mit Schwung und Begeisterung die Impfpflicht eingefordert, Menschen ausgegrenzt und verfolgt haben, wenn sie in „ihrem“ Stadtteil auf der Straße keine Maske trugen oder wenn eine Maske im Supermarkt etwas verrutscht war.
Zudem gilt: Wer ein Minimum an Geschichtskenntnis besitzt, der darf diese E-Mail als Geschichtslektion verstehen, warum 1933 überhaupt möglich war. Es waren Menschen, die es ermöglicht haben. Nazi-Charaktere. Leute, die immer das Gefühl brauchen, auf der richtigen, auf der guten Seite zu stehen, koste es, was es wolle. Und die dann in einem Totalitarismus aufwachen, den sie selbst zu verantworten haben. Widerlich, abstoßend, verabscheuungswürdig und doch sehr weit verbreitet, wie hier in Braunschweig.
Eine Beruhigung allerdings gibt es doch zu diesem Braunschweiger Fall. Als ich diese Geschichte via X mitteilte, nahm eine besonders große Anzahl an Nutzern Anteil, die Empörung über die Ausladung war riesengroß.
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Kommentar von Thomin Weller
Es ist einfach nur noch widerlich was im Kirchenstaat Deutschland passiert.
Vorab, die Kirche ist der größte Großgrundbesitzer auch in sämtlichen Großstädte und zahlt Null Steuern und hat viel Macht innerhalb der Städte.
Cancel Culture!
Ratzinger hat als erster mit der Enzyklika "Deus caritas est" den bedingungslosen Corpsgeist der christlichen Einrichtungen gefordert und deren Überprüfung angeordnet.
Die in Ungnade gefallenen wurden ausgestoßen.
Wie tief die Kirche in städtischen Belangen steckt, siehe z.B. Bremen.
"Eine kurze Betrachtung zu Macht und Einfluss von Kapital und Kirche in Bremen. Das christliche Netz der Bremer Bourgeoisie"
https://hpd.de/artikel/christliche-netz-bremer-bourgeoisie-16384
Und selbstverständlich sind die GEZ ÖRR direkt involviert weil sie der Meinung sind "Wir sind die Kultur" und bestimmen wer auf die Bühne darf.
Der Orstverein, den Tucholsky in der Weltbühne schon damals beschrieb:
Wenn du mal gar nicht weiter weißt,
dann sag: Mythos.
Wenn dir der Faden der Logik reißt,
dann sag: Logos.
Und hast du nichts in deiner Tasse,
dann erzähl was vom tiefen Geheimnis der Rasse.
So erreichst du, dass keiner, wie er auch giert,
dich je kontrolliert.
Machs wie die Literatur-Attachés:
nimm ein Diarium.
...
Entlarvende Email
"dass unser Ortsverein beschlossen hat,".. "Wir sind bestürzt darüber,.."
"Dass wir da unterschiedlich denken, ist mir seit langem klar. "
Da haben wir den stalkenden Denunziant nach Paul Weber.
Paul Webers Zeichnungen wurde schon von den Klerofaschisten perfide instrumentalisiert.
"Heute die, morgen du"
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Kommentar von Max Meier
Ich würde dem betroffenen Musiker raten, sofort an die Öffentlichkeit zu gehen und den Spieß umzudrehen. Was hat er zu verlieren? Er hat sich nichts vorzuwerfen. Er würde viele Sympathien und neue Unterstützer gewinnen.
Die AfD ist zweitstärkste Partei in Deutschland. Kein Grund mehr, sich wegzuducken. Unsere Gegner zielen ja gerade darauf ab, dass er sich verschämt duckt, künftig schweigt und still leidet. Die werden doch sowieso nicht locker lassen ... Geht doch endlich mal in die Offensive, steht ein für das, was Ihr denkt, Ihr Künstler.
Es gab doch auch einen Autor dieses Blogs, der sich ebenfalls aus Angst zurückgezogen hat, weil er wegen seiner Artikel bei Ihnen angefeindet wurde. Was ist aus dem eigentlich geworden? Wurde er wieder aufgenommen in den Schoß der linken Gesellschaft?
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Kommentar von .TS.
Bezeichnend dieser kumpelhaft-aufdringliche Duzigkeit mit der die Verbannung hervorgebracht wird.
Leider scheint der Musiker noch nicht erkannt zu haben daß die Gesinnungsblase auch für ihn keine Gnade haben wird - -anders kann ich mir die Aussage "der Betroffene befürchtet weitere gravierende Nachteile" nicht erklären.
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Kommentar von Felix Diller
"Denn der Betroffene befürchtet weitere gravierende Nachteile, wenn dieser Fall offen diskutiert wird."
Schade.
Warum geht der betroffene Musiker nicht in die Öffentlichkeit bzw warum lässt er diese nicht zumindest zu?
So duckt er sich weg und unterwirft sich die Gegenseite.
Denn die wird sein nachgiebiges Verhalten als ihren "Erfolg" verbuchen und sich bestätigt fühlen wie gehabt weiter zu machen.
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Kommentar von Walter Moor
Bei uns im Haus hängt an mehreren Briefkästen ein Aufkleber "Die AfD kommt mir nicht in den Kasten". Dass die ihr Gutmenschentum immer so zur Schau stellen müssen.
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Kommentar von Farg Alucard
Ich zitiere Herrn Wallasch:
Zudem gilt: Wer ein Minimum an Geschichtskenntnis besitzt, der darf diese E-Mail als Geschichtslektion verstehen, warum 1933 überhaupt möglich war. Es waren Menschen, die es ermöglicht haben. Nazi-Charaktere.
Warum muss stets der Nationalsozialismus bei schlimmen bzw. schlimmsten Verfehlungen für eine ultimative Beurteilung herhalten? Als wenn es nicht vor 1933 und nach 1945 keine charakterlichen Abgründe gab. Unter dem ultimativen Bösen geht es nicht mehr. Prangere ich übrigens bei allen Diskutanten und Berichterstattern an - egal von oben, unten, rechts oder links. Sich der Mehrheit,dem Meinungsdiktat und dem Denunziantentum zu unterwerfen, ist ein Phänomen, das schon seit Menschengedenken existiert. Widerwärtig allemal...
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Kommentar von StephanU
Schrecklich. Fast jeden Tag erleben wir die Auswirkungen von Haß und Hetze, die die AfD verbreitet. Nun musste sogar dieser arme Musiker ausgeladen werden. Hoffentlich gibt Braunschweig die einzig richtige Antwort darauf: eine Demo gegen Rechts. Für Vielfalt.
;-)