Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) äußerte sich gestern im ARD-Sommerinterview unter anderem zum Scheitern von Frauke Brosius-Gersdorf als Kandidatin der SPD zur Verfassungsrichterin. Aufhorchen ließ dabei, mit welchen unterschwelligen Drohungen und Anschuldigungen sich Bas im Kontext gegenüber kritischen Medien äußerte.
Ministerin Bas meinte allen Ernstes, rund um die Personalie Brosius-Gersdorf habe es eine Art Verschwörung gegeben: „Dahinter steckt ja eine ganz andere Dimension.“ Das Thema liege viel tiefer.
Sie habe wenig Lust, so Bas weiter, „jetzt neue Kandidatinnen vorzuschlagen, die am Ende genauso wieder durchs Land getrieben werden von rechten Netzwerken.“ Und die Ministerin verlangt eine Klärung, wie in der Koalition zukünftig damit umzugehen sei (mit den von ihr behaupteten „Netzwerken“).
Aber so eine Diffamierung von regierungskritischen Medien ist keine Kleinigkeit oder etwa nur eine parteipolitisch zu verortende Lautäußerung. Was Bas hier macht, knüpft nahtlos an die Arbeit ihrer Genossin Nancy Faeser, der ehemaligen Bundesinnenministerin, an, die mehr als einmal in etwa gesagt hatte, sie werde diese rechten Medien bekämpfen und auch finanziell austrocknen.
Werden an anderer Stelle immer wieder Morddrohungen als Verstärker der Opferrolle behauptet, die aber selten zur Anzeige kommen, zieht Bas die feministische Karte, es gehe hier generell gegen Frauen. Vergessen gemacht werden soll so, dass es gewichtige Kritik an Brosius-Gersdorf gab von Corona bis zum AfD-Verbot, die mit dem Geschlecht der Frau nichts zu tun hat. Warum auch?
Vergessen gemacht werden soll von Frau Bas zudem, dass es durchaus auch unter den neuen Medien eine Debatte um die Aussagen von Brosius-Gersdorf etwa zum Schwangerschaftsabbruch gab.
Arbeitsministerin Bas will Netzwerke austrocknen. Das allerdings sollte Journalisten und Medienschaffende vereint in Aufruhr versetzen. Die Vertreter etablierter und regierungsnaher Medien sollten sich überlegen, ob sie zulassen wollen, was ihren regierungskritischen Kollegen widerfährt und ihnen morgen genauso passieren kann: Bankkonten werden gekündigt, ihr Ruf öffentlich ruiniert („Nazis“), sie werden auf dem Arbeitsmarkt massiv diskreditiert, von regierungsnahen Linksextremisten bedroht und ihre Arbeit von den Landesmedienanstalten unmöglich gemacht, die diesen Journalisten mit immer neuen Zensurmaßnahmen nachstellen.
Wer die neuen Medien als „Netzwerke“ diffamiert, wie Bärbel Bas das macht, der hat im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst. Denn das ist in Deutschland nicht neu: Auch die Nazis strebten eine „Gleichschaltung“ aller gesellschaftlichen Bereiche an, einschließlich der Presse, des Rundfunks und anderer Medien, um die Bevölkerung ideologisch zu indoktrinieren und Opposition zu unterdrücken. Die Propaganda der Nazis sprach von der Presse als „jüdisch verseucht“ und Teil eines „internationalen Netzwerks“ gegen das Reich. Und Zeitungen wie „Der Stürmer“ veröffentlichten Karikaturen und Artikel über „jüdische Mediennetzwerke“, die angeblich Verschwörungen schmiedeten.
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Das sollte jedem deutschen Journalisten Mahnung sein: Der Umgang mit Medien in der NS-Zeit war repressiv und propagandistisch, und abfällige Rede über „Netzwerke“ oder Verschwörungen – insbesondere jüdische – war ein Kernbestandteil der Ideologie, die bis in Schulen und Alltagsmedien hineinreichte.
In der NS-Zeit waren die Netzwerk-Vorwürfe nicht nur rhetorisch, sondern rechtfertigten Verfolgungen! Die NS-Propaganda nutzte diese „Verschwörungstheorien“ systematisch, um die eigene Medienmanipulation zu legitimieren und Hass zu schüren.
Auch Nius-Chef Julian Reichelt hat sich heute in seiner Sendung zum Auftritt von Bärbel Bas und ihren Drohungen gegen die freie Presse geäußert. Wenn Bas von rechten Netzwerken spreche, sei vollkommen klar, „sie meint Medien, die sich nicht mehr einfach der Regierung anschließen, sondern kritisch das berichten, was sie erkennen.“
Was Bas sagt, sei „brandgefährlich“, meint auch Julian Reichelt:
„Sie sagt: Das sind rechte Netzwerke, da haben wir ein Demokratieproblem, um die müssen wir uns kümmern.“
Reichelt spricht weiter von einem „autoritären und totalitären Gedröhne“ dieser Leute und vergleicht deren Bestreben mit dem Vorgehen von Erdogan gegen die Medien:
„Wenn diese Leute tatsächlich an der Macht wären (…), dann wäre das das Ende von Presse- und Meinungsfreiheit in Deutschland. Dann würden wir Gesetze erleben, wie wir sie zum Beispiel bei Erdogan erleben (…), mit denen Journalisten wie wir ins Fadenkreuz dieser Leute gelangen würden.“
Das, was Bärbel Bas im Sommerinterview gesagt bzw. angedeutet hat, ist für Reichelt die Ankündigung eines ganz massiven Vorgehens gegen die freien Medien:
„Sobald diese Leute können, wie sie wollen, werden sie sich uns widmen. Und wir werden Repression in einer Art erleben, wie wir uns das in diesem freien, demokratischen Land niemals hätten vorstellen können.“
Das sei, was Bärbel Bas und was diese ganze autoritär bis teilweise totalitär tickende Bubble wolle, so Reichelts Alarmruf am heutigen Morgen.
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Kommentar von christian krull
Weil hier das Wort "Geschichtsunterricht" fällt: Wer in diesem Lande wirklich "rechts" oder "Nazi" ist, wird dadurch sonnenklar, wenn man die Ära Adenauer (CDU) in den 50er Jahren betrachtet. Alle Nazis, auch die von der übelsten Sorte wie KZ-Arzt Mengele, wurden über verschiedene Wege (z.B. Rattenlinie unter Mitwirkung des Vatikans mit christlichem Segen und Halleluja) ausser Landes geschafft und der Aburteilung entzogen. Soweit einige doch in den Knast kamen, waren sie nach kurzer "Abkühlzeit" wieder draussen und konnten dort weitermachen, wo sie bis 1945 "gewirkt" hatten.
Beispielsweise wurde Hans Globke wurde Chef des Bundeskanzleramts. Vordem war er federführend bei der NS-Rassengesetzgebung tätig.
Dazu folgende Ergänzung: "Das Bundesverfassungsgericht hat in ständiger Rechtsprechung festgestellt, dass das Völkerrechtssubjekt „Deutsches Reich“ nicht untergegangen und die Bundesrepublik Deutschland nicht sein Rechtsnachfolger, sondern mit ihm als Völkerrechtssubjekt identisch ist."
Da schau her, wir sind tatsächlich alle noch Reichsbürger. Wers nicht glaubt, höre Theo Waigel genau zu: https://www.youtube.com/watch?v=AL9KKVlcDEk
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Kommentar von Karina Kaiser
Unsere Vergangenheit ist eine einzige Mahnung an die Gegenwart.
Pressefreiheit stirbt nicht von heute auf morgen – sie wird Stück für Stück abgebaut: erst durch das Verbot von Begriffen, dann durch den Ausschluss, schließlich durch Gesetze.
Die Gleichschaltung in der NS-Zeit wirkte anfangs nicht nur durch offene Verbote, sondern durch ein Klima der Angst, in dem gezielt bestimmte Begriffe eingesetzt wurden, um Menschen sozial und existenziell auszuschalten.
Sprache wurde so geformt, dass am Ende nur zwei Reaktionen möglich waren – Zustimmung oder Verdammung.
Heute sehen wir ähnliche Muster – nur in anderem Gewand und mit anderen Schlagworten.
Begriffe wie „rechte Netzwerke“ sind in einem Regierungskontext alles andere als neutral. Sie dienen dazu, Personen oder Medien moralisch zu brandmarken und damit den Boden für Zensur oder wirtschaftliche Ausschaltung zu bereiten – so wie damals Worte wie „zersetzend“ oder „volksfeindlich“.
Und wieder beginnt etwas, das wir längst überwunden glaubten: Menschen ziehen sich in die Angst zurück, sagen nicht mehr, was sie sehen, denken, wahrnehmen. Es wird geflüstert, als könnte jedes Wort belauscht werden – nicht aus Paranoia, sondern weil die Drohung real ist.
Die eigentliche Frage ist: Tun wir etwas dagegen – oder schauen wir wieder zu, bis es unumkehrbar ist?
Einige Dinge passieren ja schon – und sie könnten viel mehr verbreitet werden, zum Beispiel:
– Manipulative Begriffe entlarven und öffentlich hinterfragen.
– Unabhängige Medien lesen, teilen und unterstützen.
– Aussagen und Entwicklungen dokumentieren, bevor sie verschwinden.
– Auch unter Klarnamen sichtbar Position beziehen, damit kritische Stimmen nicht vereinzelt werden.
Denn jede Stimme, die sich erhebt, ist ein Stück Freiheit, das wir uns nicht nehmen lassen
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Kommentar von in memoriam Bärbel Bohley
„Alle diese Untersuchungen, die gründliche Erforschung der Stasi-Strukturen, der Methoden, mit denen sie gearbeitet haben und immer noch arbeiten, all das wird in die falschen Hände geraten. Man wird diese Strukturen genauestens untersuchen – und sie dann übernehmen. Man wird sie ein wenig adaptieren, damit sie zu einer freien westlichen Gesellschaft passen. Man wird die Störer auch nicht unbedingt verhaften. Es gibt feinere Möglichkeiten, jemand unschädlich zu machen. Aber die geheimen Verbote, das Beobachten, der Argwohn, die Angst, das Isolieren und Ausgrenzen, das Brandmarken und Mundtotmachen, derer die sich nicht anpassen – das wird wiederkommen, glaubt mir. Man wird Einrichtungen schaffen, die viel effektiver arbeiten, viel feiner als die Stasi. Auch das ständige Lügen wird wiederkommen, die Desinformation, der Nebel, in dem alles seine Kontur verliert.“
(Bärbel Bohley 1990 Bürgerrechtlerin der DDR)
Die Geisterfahrer und Lügner der Macht, kurz bevor sie vom Podest ihres "anti" Faschismus fallen.