„saum chuoy puok yeung phng“ – Khmer für „Helfen Sie uns bitte!“

BAMF sucht dringend Dolmetscher für vorzugsweise Khmer-Kambodschanisch

von Alexander Wallasch (Kommentare: 4)

Es gibt keine Erwartungshaltung in Bezug auf die künftige Entwicklung von Zugangszahlen© Quelle: Pixabay/Sasint

In Deutschland haben weniger als zehn Kambodschaner Asyl beantragt. Das BAMF sucht trotzdem mit hoher Dringlichkeit Dolmetscher. Was weiß das BAMF, was die deutschen Bürger noch nicht wissen?

Schon seit Jahren wird eine moderne Form von Journalismus gefordert. Wer bisher dachte, es sei erste Pflicht und Aufgabe der Medien, den Herrschenden kritisch auf die Finger zu schauen, der wird eines Besseren belehrt.

Der Monitor-Moderator Georg Restle hatte irgendwann die Nase voll, dass ihm sein Haltungsjournalismus immer wieder um die Ohren flog, dass er den Spieß umdreht und jammerte, Journalismus sei im „Neutralitätswahn“ und „Warum wir endlich damit aufhören sollten, nur abbilden zu wollen, 'was ist'.“

Alexander-Wallasch.de will es hier mit einem konstruktiven Ansatz hinüber zur Bundesregierung versuchen – konkret hinüber zum Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, kurz BAMF. Die Behörde ist im Moment nämlich händeringend auf der Suche nach Dolmetschern. Diesem Aufruf will sich Alexander-Wallasch.de gern anschließen.

Denn was dem BAMF nutzt, das nutzt auch dem deutschen Bürger, schließlich werden so jene Asylverfahren beschleunigt, von denen immer noch eine knappe halbe Million anhängt, während weiter Anträge wie am Fließband gestellt werden.

Beim BAMF arbeiten weit über 8.000 Mitarbeiter in 9 Abteilungen, 22 Gruppen und über 143 Referaten. Und die Dolmetscher werden hier aufgrund einer oft nur sporadischen Beauftragung noch gar nicht mitgezählt. Weiter Jobs bis hin zum Security-Bereich sind hier ebenfalls exklusive.

Wer aktuell die Webseite des BAMF aufruft, der bekommt zunächst aus Dringlichkeitsgründen ein Pop-up-Fenster präsentiert, auf dem händeringend Mitarbeiter als Dolmetscher gesucht werden.

Aber welche Sprachen soll man neben Deutsch sprechen können, um eine Chance auf ein Zubrot zu erhalten? Gesucht werden aktuell und zur Stunde Übersetzer für folgende Sprachen – und wer diese Sprache spricht, der melde sich bitte umgehend beim BAMF:

Khmer/Kambodschanisch, Dagbani, Dendi, Dinka, Gonja, Koniake, Kpelle, Mano, Rundi, Rwanda/Kinyarwanda, Taschelhit, Arabisch (Golf-Arabisch und Levantinisch), Belutschisch, Burmesisch, Dari, Kurdisch, Badinani, Kurmandschi und Sorani, Lingala, Paschto, Romani, Russisch, Spanisch (Lateinamerika), Somali, Tigrinya, Igbo, Fula, Edo/Bini, Kirundi, Oromo, Malinke, Mandingo, Telugu und Türkisch.

Was ist in diesem Babylon besonders dringlich? Das BAMF erwähnt es auf dem Pop-Up-Fenster auf seiner Webseite an erster Stelle:

„Sie wohnen im Bundesgebiet und beherrschen neben Deutsch eine weitere Sprache, vorzugsweise Khmer/Kambodschanisch.“

Vorzugsweise soll es also Khmer/Kambodschanisch sein. Aber warum? Gibt es so viele Kambodschaner, die 10.000 Kilometer Fluchtroute auf sich nehmen um in Deutschland endlich den ersehnten Schutz zu finden?

Verwirrend. Eine Recherche ergab, dass es in Deutschland eigentlich gar keine kambodschanischen Asylbewerber gibt. Was weiß das BAMF, was sonst noch keiner weiß? Wird in naher Zukunft eine größer Anzahl Kambodschaner erwartet? Vielleicht die ersehnten Fachkräfte, die der Einfachheit halber über einen Asylantrag ins Land geholt werden?

Explizite Reisewarnungen für Deutsche hält das Auswärtige Amt nicht vor. Dort heißt es lediglich an einer Stelle: „Vereinzelt wurden Ausländerinnen Opfer sexueller Übergriffe, vor allem bei einsamen nächtlichen Strandspaziergängen im Badeort Sihanoukville.“

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Vielleicht hat der Bundeskanzler Ambitionen? Im September 2023 gratulierte Scholz dem Ministerpräsidenten des Königreichs Kambodscha, Herrn Dr. Hun Manet, zu dessen Wahl und schrieb dazu:

„Bei der Erreichung Ihrer erklärten Ziele, Kambodscha weiter in seiner sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung voranzubringen, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu stärken und im Rahmen der ASEAN zu Frieden und Sicherheit in der Region beizutragen, können Sie auch weiterhin auf Deutschland zählen.“

Eine Einladung klingt freilich anders. Also fragt Alexander-Wallasch.de im BAMF an und bekommt postwendend eine Antwort:

Dass freiberuflich tätige Dolmetschende gesucht werden, sei nicht Ausdruck einer Erwartungshaltung in Bezug auf die künftige Entwicklung von Zugangszahlen.

Und weiter:

„So lag die Zahl der Asylantragsteller aus Kambodscha, um bei dem von Ihnen gewählten Beispiel zu bleiben, im vergangenem und diesem Jahr insgesamt im einstelligen Bereich.“

Also nochmal zusammengefasst: Das BAMF bittet via Pop-up-Fenster auf der Startseite gleich im ersten Satz darum, dass sich „vorzugsweise“ Menschen melden sollen, die neben Deutsch vorzugsweise Khmer/Kambodschanisch sprechen. Betroffen von deren Dolmetscherei wären dann 1-9 Personen. Jedenfalls eine einstellige Zahl, wie das BAMF mitteilt. Aber wie viele kambodschanische Dolmetscher will man dafür vorhalten? Reiseerstattungen sind übrigens inbegriffen, das BAMF zahlt Fahrt und Unterbringung.

Oder ist es ganz anders gemeint? Will man am Ende Kambodschaner aus Kambodscha einfliegen lassen, die deutsch sprechen? Aber für wen sollten die dann wiederum dolmetschen?

Wenn diese zwei bis neun anwesenden Kambodschaner auf das gesamte Bundesgebiet verteilt wurden, dann fährt man ihnen vielleicht hinterher. Und den vielen anderen Menschen auch. Beim BAMF wird Vielfalt wirklich noch gelebt, soviel ist sicher. Und hier die Antwort de BAMF ungekürzt:


Sehr geehrter Herr Wallasch,

vielen Dank für Ihre Anfrage, zu der ich Ihnen als eine Sprecherin des Bundesamts Folgendes mitteilen kann:

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ist gesetzlich verpflichtet, Sprachmittelnde heranzuziehen, wenn Antragstellende der deutschen Sprache nicht hinreichend kundig sind (§ 17 AsylG). Daher beauftragt das Bundesamt die Verdolmetschung insbesondere der Anhörung als Kernstück des Asylverfahrens. Ebenso gedolmetscht wird bei allen anderen Verfahrensschritten und Gesprächen im Rahmen des Asylverfahrens.

Um eine Verdolmetschung sicherstellen zu können, hält das Bundesamt eine Vielzahl geeigneter Sprachmittlerinnen und Sprachmittler vor und sucht kontinuierlich neue. Insbesondere für selten gesprochene Sprachen wie beispielsweise Khmer ist aber die Auswahl an Sprachmittelnden per se begrenzt.

Dass freiberuflich tätige Dolmetschende gesucht werden, ist somit nicht Ausdruck einer Erwartungshaltung in Bezug auf die künftige Entwicklung von Zugangszahlen. So lag die Zahl der Asylantragsteller aus Kambodscha, um bei dem von Ihnen gewählten Beispiel zu bleiben, im vergangenem und diesem Jahr insgesamt im einstelligen Bereich.

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