Mit perfiden Studien und Denunziantenfragen zielt die Stiftung auf die Kontrolle freier Gaming-Communitys

Bertelsmanns Kontrollwahn: Gamer im Visier der „Unsere Demokratie“-Mission

von Alexander Wallasch (Kommentare: 1)

Ins Visier genommen – Woke Missionare versus Gamer© Quelle: Pixabay/DavidGallie, Bertelsmann Stiftung, Screenshot, Montage: Wallasch

Unter dem Vorwand, „demokratisches Potenzial“ zu fördern, fragt die Bertelsmann Stiftung Gamer nach Denunziation und fordert ihre ideologische Erziehung. Ein empörender Angriff auf die letzten Freiräume der Gaming-Welt.  

Es darf offenbar keinen einzigen privaten Raum und keine Gemeinschaft mehr geben, die nicht von Politik, NGO-Vorfeld und Medien durchdrungen ist. Die Bertelsmann Stiftung, die sich schon bis ins Schloss Bellevue vorgetastet hat, nimmt jetzt verstärkt die Gamer-Szene ins Visier, um sicherzugehen, dass dort keine Bewegung entsteht, die gegenüber der umfassenden woken Ideologie und Propaganda eine Immunität entwickelt.

Der Stiftung war es eine Studie wert, die über die üblichen Kanäle verteilt wird und den politischen Akteuren als Anstoß dienen soll. Die Überschrift der Zusammenfassung auf der Webseite der Stiftung vom 19. August 2025 beschreibt schon ganz selbstbewusst, wo es hingehen soll: „Das demokratische Potenzial von Gaming-Communitys besser nutzen“. Im Intro dazu heißt es:

„Gaming wird in Deutschland zumeist als Wirtschaftsfaktor oder Unterhaltungsform betrachtet. Dabei kommt viel zu kurz, wie politisch die Spieler:innen denken und handeln.“

Hier will man propagandistisch ansetzen. Die Studie entsendet ihre Späher und sucht die Möglichkeiten. Es sei wichtig, „Gaming-Communitys endlich zu verstehen, ernst zu nehmen und einzubinden.“ Oder kürzer: Es geht um Kontrolle. Jeder Raum, wo Menschen zusammentreffen, muss unterworfen werden. Grundsätzlich ist jeder verdächtig, Freigeist zu sein, querzudenken, auszuscheren. Also müssen noch die letzten oppositionellen Fluchträume rasch erschlossen werden, dort, wo sich Freiheit zusammenbrauen könnte – so könnte man es zugespitzt formulieren.

Oder tut man den Machern der Stiftung damit unrecht? Die Befragung jedenfalls lässt an Deutlichkeit nicht fehlen, wovor man Angst hat, was man abstellen will. Die Befragten sollen kommentieren, was sie von solchen Aussagen halten: „Die Bevölkerung in Deutschland wird von den Medien systematisch belogen.“ Oder: „Alles in allem funktioniert das demokratische System in Deutschland gut.“

Die von Bertelsmann beauftragte Studie fragt unter anderem auch:

„Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich für etwas einzusetzen. Haben Sie im Verlauf der letzten zwölf Monate ...… sich an einer Demonstration beteiligt?… sich online oder offline bei einer Unterschriftensammlung, Petitionen und/oder Bürgerbeteiligung beteiligt?… einen Beitrag oder Kommentar auf einer Plattform direkt oder bei der Polizei gemeldet?… in sozialen Medien politisch Stellung bezogen, z. B. bei Twitter/X, Facebook, Instagram, Discord oder Reddit?“

Das muss man sich zweimal durchlesen: Die Bertelsmann Stiftung fragt Gamer, ob sie sich in den letzten Monaten für etwas eingesetzt haben. Sie will dann wissen, ob die Gamer Beiträge und Kommentare anderer Gamer auf einer Plattform oder gleich bei der Polizei angezeigt haben. Oder zugespitzt: Denunziantentum für „unsere Demokratie“, als wäre es das Normalste der Welt! Aber nicht nur Denunzieren ist erwünscht, nach der Anzeige soll der Gamer andere Gamer erziehen, indem er – natürlich für die richtige Sache – Position bezieht.

Und die Stiftung ist optimistisch, dass da etwas geht, man muss es nur in die richtige Richtung drehen:

„Nutzer:innen digitaler Spiele weisen eine ähnliche Bereitschaft zu gesellschaftspolitischem Engagement auf wie der Durchschnitt aller Befragten.“

Ja, Bertelsmann leistet sich sogar einen „Experten für Gaming und Demokratie“. Und der sagt ziemlich offen, was das Ziel der Studie ist und wo man den Hebel ansetzen kann: Gaming-Communitys seien alles andere als unpolitisch:

„Für viele junge Menschen sind sie wichtige Kanäle der politischen Meinungsbildung und helfen beim Erlernen demokratischer Spielregeln. Bislang werden sie von Politik und Öffentlichkeit aber zu wenig ernst genommen oder übersehen. Es ist an der Zeit, das demokratische Potenzial der Gaming-Communitys zu nutzen.“

Es ist so übergriffig, wie es klingt. Freizeiträume der Bürger sollen für Indoktrination genutzt werden. Das, was man selbst als „demokratische Spielregeln“ definiert, soll bis in den letzten Winkel gelten. Überall, wo man etwas mitteilen kann, sollen die Lautsprecher aufgestellt werden.

Offen bleibt hier nur eine Frage: Wie kann man so etwas befürworten? Was muss bei den Verantwortlichen passiert sein, dass sie solche Vorgehensweisen gutheißen? Welche Schulungen durchläuft man, um hier immun zu werden gegenüber einem Gerechtigkeitsgefühl oder schlicht gegenüber der Meinungsfreiheit?

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Zwar zeigt sich Bertelsmann überrascht über eine vergleichsweise hohe Wertung der Demokratie, gleichzeitig gibt man sich alarmiert darüber, dass in der Gruppe der „Gaming-Enthusiast:innen“ auch antisemitische, sexistische und queerfeindliche Einstellungen deutlich häufiger verbreitet seien als im Durchschnitt aller Befragten.

„Diese ambivalenten Befunde machen laut Bertelsmann Stiftung“, schreibt man über sich selbst, „weitere Forschung sowie Vergleiche zu anderen Online-Räumen erforderlich.“

Nichts darf im Dunkeln bleiben, „unsere Demokratie“ muss bis in den letzten Winkel des analogen und digitalen Raumes missioniert werden. Die Stiftungsmacher sind die „Unsere Demokratie“-Jesuiten des 21. Jahrhunderts.

Diese neuen Jesuiten haben auch eine Jugendbeauftragte. Jugendexpertin der Bertelsmann Stiftung ist Jessica Gerke. Auch was sie zu sagen hat, ist in seiner Offenheit alarmierend:

„Frauenfeindliche oder homophobe Haltungen finden sich besonders häufig bei jungen Männern, die drei Viertel der ‚Gaming-Enthusiast:innen‘ ausmachen. Auch deshalb ist es wichtig, Gaming-Communitys stärker in den Blick zu nehmen. Denn damit steigt die Chance, betroffenen jungen Menschen zu helfen und antidemokratischen Tendenzen zu begegnen.“

Und es ist deshalb alarmierend, weil es auch hier einzig und allein um Kontrolle geht. Die Opposition von morgen soll schon in der Kinderstube plattgekloppt werden. Klar: alarmierend ist das hohe Potenzial der AfD bei jungen Leuten. Um nichts anderes geht es den Bertelsmännern hier. Da will man mit der Unsere-Demokratie-Sense ansetzen.

Und im Literaturnachweis zur Studie trifft man dann wieder unweigerlich auf die üblichen Verdächtigen. Mit dabei auch Andreas Zick von der Uni Bielefeld (auch mal Amadeu Antonio Stiftung), einer der intensiven Ideologieschmieden von „unsere Demokratie“, der einst den Begriff „gruppenspezifische Menschenfeindlichkeit“ als Geheimwaffe gegen die Opposition in diversen „Mitte-Studien“ gegen die Bürger in Stellung brachte.

Es war ausgerechnet der Sozialdemokrat Sigmar Gabriel, der damals die Mitte-Studien „verantwortungslos“ nannte. Die Stiftung hat jetzt den Alarmknopf gedrückt, man will den Gamern an den Kragen. Die Zwischentöne sind entscheidend:

„Um die demokratischen Potenziale sichtbar und nutzbar zu machen, muss Gaming als kulturelle Praxis und gesellschaftspolitischer Diskursraum anerkannt werden.“

Ein Satz, besonders fies, wenn man sich nur bewusst macht, was die eigentliche Intention ist: Kontrolle über die Deutungshoheit. Oder die Kolonialisierung der letzten weißen Debattenräume durch „unsere Demokratie“. Auch hier ist das Unverhohlene das Abstoßende:

„Diese Gruppe bietet eine vielversprechende Grundlage für faktenbasierte, partizipative Angebote und könnte als Adressaten- wie Multiplikator:innengruppe gleichermaßen angesprochen werden – auch, um problematische Einstellungen wie Antisemitismus oder Queerfeindlichkeit dort gezielt zu thematisieren.“

Abstoßend bis unredlich auch, wie hier immer wieder das Phänomen „Einsamkeit“ ins Spiel gebracht wird. Über die Einsamkeit mancher Gamer will man in den freien Raum vordringen, um dort seine Propagandaplakate aufzustellen. Der Missionar auf dem Amazonas kommt als Zahnarzt, die Bertelsmann Stiftung will Therapeut gegen die Einsamkeit sein. Hier findet die Stiftung zurück zur Gründungsgeschichte von Bertelsmann, dem Bibelverkäufer der minden-ravensbergischen Erweckungsbewegung.

In eigener Sache: Ein kurzes Telefongespräch mit einem der Verantwortlichen schließt sich der Recherche ebenfalls noch an. Daraus kann aber nichts abgeleitet werden, wei der Mann von Bertelsmann nicht einmal die Frage versteht und auch das Gendern bei „Gaming-Enthusiast:innen“ doch eigentlich ganz prima findet.

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