Die Kirche biedert sich einer vorherrschenden Ideologie an

Brandbrief an die EKD: Waffenlieferungen oder Impfungen sind kein Akt der Nächstenliebe!

von Alexander Wallasch (Kommentare: 20)

Die Kirche überlässt sich dem derzeit herrschenden Zeitgeist, ist ganz vorne dabei, wenn es ums Gendern, um die Impfungen, um Waffenlieferungen oder den Kampf gegen den Klimawandel geht.© Quelle: Pixabay/ jplenio

Eine umfassende Anklage an die Kirchenführung, die bisher unbeantwortet blieb. Alexander-wallasch.de erhielt die Erlaubnis, sie anonym zu veröffentlichen.

Zuletzt hat alexander-wallasch.de über eine Umfrage berichtet, die INSA für Kontrafunk gemacht hatte. Es gärt in den Kirchen, viele Mitglieder sind auf dem Sprung. Und das hat viel mit der Politisierung der Kirchen zu tun, die sich – so vielfach die Kritik – zu so etwas, wie einem Erfüllungsgehilfen der totalitären woke-grünen Ideologie gemacht hat.

Nach der Veröffentlichung erreichte uns ein Brief, den wir den Lesern nicht vorenthalten wollen. Die Autorin möchte gerne anonym bleiben. Das Schreiben richtet sich an Annette Kurschus. Sie ist Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen und seit November 2021 zugleich Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland.

„Sehr geehrte Frau Dr. Kurschus,

wie Sie wissen, ist die Zahl der Kirchenaustritte auch bei der evangelischen Kirche in letzter Zeit stark gestiegen. Auch ich trage mich mittlerweile mit diesen Gedanken, obwohl ich das noch vor einigen Jahren für ausgeschlossen gehalten hätte. Ich habe selbst Theologie studiert und wurde im Fach Kirchengeschichte promoviert. Ich habe auch eine zeitlang ehrenamtlich als Pfarrerin gearbeitet, habe mich dann allerdings aus verschiedenen Gründen für einen anderen Berufsweg entschieden.

Ich möchte Ihnen gerne mitteilen, weshalb ich mittlerweile mit meiner Mitgliedschaft in der evangelischen Kirche hadere:

Es begann in der Corona-Zeit, als die Kirchen kritiklos ihre Pforten geschlossen haben – das ist selbst während der Pest nicht passiert. Gerade in Krisenzeiten sollten Kirchen offen sein – wer Angst vor Ansteckung hat, kann ja zuhause bleiben, soviel Eigenverantwortung und Selbstbestimmung sollte man mündigen Bürgern und Christen zutrauen. Auch mit den 2G-Regeln hatte die Kirche offensichtlich keine Probleme – trotz der Jahreslosung 2022 „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ Oder glauben Sie, Jesus hätte Menschen abgewiesen, weil sie eine bestimmte Impfung nicht hatten? Ein Menschenbild, bei dem jeder einzelne primär als potentielle „Virenschleuder“ gesehen wird, ist definitiv kein christliches Menschenbild – wo blieb hier der Einspruch der Kirche?

Ende 2021 habe ich dann vernommen, dass Sie der Meinung sind, die Impfung gegen Corona sei eine Pflicht für jeden Christenmenschen. Haben Sie wirklich geglaubt, diese sogenannte „Impfung“ sei „sicher, nebenwirkungsfrei und wirksam“? Was sagen Sie Menschen, die aufgrund dieser Impfung bleibende Schäden erlitten oder Angehörige verloren haben – vielleicht gar, weil sie sich aufgrund Ihrer Aufforderung darauf eingelassen haben? Kennen Sie den Nürnberger Kodex aus dem Jahr 1947? Darin heißt es zu Beginn:

„Die freiwillige Zustimmung der Versuchsperson ist unbedingt erforderlich. Das heißt, dass die betreffende Person im juristischen Sinne fähig sein muss, ihre Einwilligung zu geben; dass sie in der Lage sein muss, unbeeinflusst durch Gewalt, Betrug, List, Druck, Vortäuschung oder irgendeine andere Form der Überredung oder des Zwanges, von ihrem Urteilsvermögen Gebrauch zu machen; dass sie das betreffende Gebiet in seinen Einzelheiten hinreichend kennen und verstehen muss, um eine verständige und informierte Entscheidung treffen zu können.“

Auch als Ratsvorsitzende der EKD, die sich anmaßt, den Christen zu sagen, was ihre Pflicht sei, sollte man „das betreffende Gebiet in seinen Einzelheiten hinreichend kennen“. Es war bereits Anfang 2021 bekannt, dass bei dieser „Impfung“ viele sonst übliche Sicherheitsprüfungen, z.B. hinsichtlich Karzinogenität oder Toxikologie, nie durchgeführt wurden, der Stoff hatte auch deshalb nur eine „bedingte Zulassung“, und mittlerweile haben führende Vertreter von Pfizer wie Janine Small vor dem EU-Parlament offen gesagt, dass der Impfstoff aus Zeitgründen nie darauf getestet wurde, die Übertragung einer Infektion zu verhindern.

Inzwischen ist es allgemein bekannt, dass diese Impfung nicht einmal vor Ansteckung schützt – aber auch das konnte bereits 2021 jeder wissen, der sich eingehender und vor allem unvoreingenommen damit beschäftigt hat und nicht nur auf das vertraute, was Politiker und etablierte Medien behauptet haben.
Leider habe ich von Ihnen und „der Kirche“ nichts gehört gegen die Ausgrenzung und Diffamierung nicht geimpfter Menschen oder dagegen, dass Menschen in Heimen und Krankenhäusern allein und ungetröstet sterben mussten und Angehörige nicht zu ihnen durften. Dies hat zu unermesslichem Leid geführt – wo war da die Kirche?

Aber nicht nur der kirchliche Umgang mit dem Corona-Thema sorgte bei mir und vielen anderen für, vorsichtig ausgedrückt, Irritationen - noch erschreckender finde ich Ihre Aussage etwa ein Jahr später, Waffenlieferungen an die Ukraine seien ein Zeichen christlicher Nächstenliebe. Wie bitte? Wir reden ja nicht über humanitäre Hilfe oder schützende Helme, sondern über Waffen, die den Zweck haben, andere Menschen zu töten. Waffen in Kriegsgebiete zu schicken ist so wie Holz in ein Feuer zu legen – es brennt dadurch länger. Waffenlieferungen verlängern das Sterben auf beiden Seiten.

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Nein – Waffenlieferungen in ein Kriegsgebiet sind ganz bestimmt kein Zeichen von Nächstenliebe, sondern von Empathielosigkeit. Meinen Sie wirklich, mit mehr westlichen Waffen könnten die Ukrainer die Russen, immerhin eine Atommacht, von ihrem Territorium vertreiben und dann wäre Frieden? Haben Sie sich eigentlich mal damit beschäftigt, was in der Ukraine seit 2014 passiert ist? Wo haben Sie Ihre Stimme erhoben, als die ukrainische Regierung anfing, den Donbass zu bombardieren – ihre eigenen Landsleute?

In den acht Jahren Bürgerkrieg starben über 10 000 Menschen – durch die Regierung, der Sie jetzt noch weitere Waffen liefern wollen. Und diese deutschen Waffen sollen Russen töten – haben Sie vergessen, dass im 2. Weltkrieg aufgrund des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion über 20 Millionen Sowjetbürger (die meisten Russen und Ukrainer) starben?

Wir haben diesen beiden Völkern gegenüber genauso eine historische Verantwortung wie gegenüber den Juden. Jeder, der sich unvoreingenommen mit der Vorgeschichte des Krieges in der Ukraine beschäftigt, kann wissen, dass die Realität sehr viel komplexer ist als das in unseren Medien vermittelte Narrativ, dass der böse Russe rein aus imperialistischen Motiven einen „verbrecherischen Angriffskrieg“ gegen die unschuldige Ukraine führt, die jetzt westliche Werte wie Freiheit und Demokratie verteidigt und dabei unterstützt werden muss.

Ja, die russische Invasion ist völkerrechtswidrig und scharf zu verurteilen –aber ebenso vieles, was seit dem Putsch im Februar 2014 in der Ukraine geschah. Aber selbst wenn man die Schuld für diesen furchtbaren Krieg allein bei Putin sieht, so gilt doch das Gebot „Du sollst nicht töten!“ Wäre es nicht – neben humanitärer Hilfe für die Opfer auf beiden Seiten - vielmehr ein Zeichen christlicher Nächstenliebe, sich für einen baldmöglichsten Waffenstillstand und für Gespräche auf allen diplomatischen Kanälen einzusetzen?

Auch wenn die derzeit im Netz kursierende Behauptung, Sie hätten nun auch Wärmepumpen zur Christenpflicht erklärt, vermutlich ein Fake ist – dass Sie auf der letzten Synode das Klima zur „wichtigsten Frage“ der Zeit erklärt haben, ist wohl richtig. Wenn ich ehrlich bin, klingen Ihre Aussagen eher so, als seien Sie die Parteivorsitzende der Grünen und nicht die Ratvorsitzende der EKD (ja, das sollte tatsächlich ein Unterschied sein!). Meiner Meinung nach machen Sie gerade genau das, wovor die Barmer Theologische Erklärung bereits 1934 eindrücklich gewarnt hat. Ich empfehle Ihnen, Sie noch einmal ganz durchzulesen und will hier nur den 3. Artikel zitieren:

„III. Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus, von dem aus der ganze Leib zusammengefügt ist." (Eph 4, l5. 16)

Die christliche Kirche ist die Gemeinde von Brüdern, in der Jesus Christus in Wort und Sakrament durch den Heiligen Geist als der Herr gegenwärtig handelt. Sie hat mit ihrem Glauben wie mit ihrem Gehorsam, mit ihrer Botschaft wie mit ihrer Ordnung mitten in der Welt der Sünde als die Kirche der begnadigten Sünder zu bezeugen, dass sie allein sein Eigentum ist, allein von seinem Trost und von seiner Weisung in Erwartung seiner Erscheinung lebt und leben möchte.
Wir verwerfen die falsche Lehre, als dürfe die Kirche die Gestalt ihrer Botschaft und ihrer Ordnung ihrem Belieben oder dem Wechsel der jeweils herrschenden weltanschaulichen und politischen Überzeugungen überlassen.“

Gerade das beobachte ich aber in den letzten Jahren zunehmend: Die Kirche überlässt sich dem derzeit herrschenden Zeitgeist, ist ganz vorne dabei, wenn es ums Gendern, um die Impfungen, um Waffenlieferungen oder den Kampf gegen den Klimawandel geht. Ja, sie verbündet sich teilweise sogar mit linksradikalen Gruppierungen wie der „Letzten Generation“ (van Baalen auf der EKD-Synode, Pressekonferenz der „Letzen Generation“ in einer Kirche) oder der Antifa (Stichwort "Seenotrettung").

Sie dürfen gerne privat diesem rotgrünwoken Zeitgeist anhängen – aber dies ist nicht Aufgabe der Kirche! Zu all diesen Themen gibt es in unseren Medien leider einen sehr engen Meinungskorridor, in dem abweichende Meinungen schnell diffamiert werden. Eine Demokratie lebt aber vom Austausch der Argumente unterschiedlicher Positionen.

Wenn Sie sich als Ratvorsitzende der EKD zu solchen politischen Themen äußern wollen, dann sollten Sie das sehr abgewogen und gut informiert tun, statt sich zum Sprachrohr einseitiger medialer Regierungspropaganda machen zu lassen.

Ich bin nicht der Ansicht, dass die Kirche sich gar nicht zu politischen Themen äußern sollte – aber es stünde ihr besser an, Debattenräume zu öffnen und darauf zu achten oder gar zu drängen, dass verschiedene Positionen zur Geltung kommen und bei allen Debatten die Menschen nicht aus dem Blick geraten. Christliche Nächstenliebe meint, Menschen, die Hilfe brauchen und Not leiden, zum Nächsten zu werden – es bedeutet aber nicht, sich politisch auf eine Seite zu schlagen und ständig zeigen zu wollen, dass man die derzeit vorherrschende „politisch korrekte Haltung“ hat!

Wenn man in die Geschichte zurückblickt, kann man sehen, dass die Kirche immer Schaden genommen hat, wenn sie sich einer bestimmten, gerade vorherrschenden Ideologie angebiedert hat – und das ist auch diesmal so. Möchten Sie dafür maßgebend mitverantwortlich sein?

Ich jedenfalls möchte nicht Mitglied einer Organisation sein, die Waffenlieferungen oder Impfungen als Akt der Nächstenliebe hinstellt, ungeachtet der Tatsache, dass mit beidem andere Menschen verletzt oder getötet werden. Sie brauchen sich nicht zu wundern, dass viele Menschen einer solchen Kirche, der es offenbar nicht mehr primär um die Orientierung am Evangelium geht, sondern darum, dem Zeitgeist hinterher zu rennen (oder ihm am besten gleich noch gehorsam vorauszueilen) den Rücken kehren – weil sie eine Mitgliedschaft nicht mehr mit ihrem Gewissen und ihren Überzeugungen vereinbaren können.

Und es macht keinen Sinn, diese zahlreichen Austritte (allein im Jahr 2022 cirka 380 000, so viele wie noch nie!) primär auf die Kirchensteuer und eine „Kosten-Nutzen-Rechnung“ zu schieben – das ist Augenwischerei. Wer überzeugt ist, dass die Kirche mit seinem Geld Gutes tut und sie als eine gesellschaftlich wichtige Institution ansieht, ist auch bereit, die Kirchensteuer zu zahlen.

Aber wer braucht eine Kirche, die ihr Proprium aus den Augen verloren hat und klingt wie eine politische Partei? Es stünde der Kirche weit besser an, auf die Gefahren des deutlich verengten Meinungskorridors, des derzeitigen moralischen Narzissmus und der Abwertung anderer Meinungen für unsere Demokratie und die Gesellschaft hinzuweisen und bei allen Krisen und Konflikten das Leid der Menschen im Blick zu behalten.“

Nachtrag der Redaktion: Annette Kurschus wird, auch von der Autorin dieses Briefes, zugeschrieben, sie habe kurz nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine von einem Akt christlicher Nächstenliebe im Zusammenhang mit Waffenlieferungen an das Land gesprochen. Ein Beleg für eine Aussage findet sich allenfalls in einem Twitter-Tweet der WAZ. Ihre Haltung zum Recht auf Verteidigung mit Waffenhilfe hat die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ausführlich Anfang Juli 2022 dargelegt.

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