Wir lassen uns von einer kleinen Online-Bank nicht den Schneid abkaufen

Danke für Ihre spontane und überwältigende Unterstützung

von Alexander Wallasch (Kommentare: 3)

Ich bin nicht der Erste, der diese Erfahrung gemacht hat. Ich habe es bei Kollegen schon gesehen. Der Überraschungseffekt der Maßnahme gegen mich war also überschaubar. Ich bin wütend, ja. Aber sattelfest.© Quelle: Pixabay / 8385

Was ich gestern erlebt habe, hat mich sehr berührt. Aber schon während ich diesen Satz aufschreibe, bilde ich mir ein, ihn in einem ähnlichen Kontext schon bei Mitbewerbern gelesen zu haben.

Nämlich immer dann, wenn eine institutionelle Übergriffigkeit unsere Arbeit boykottiert und sabotiert, und unsere Leser uns auf besonders herzliche Art und Weise zeigen, dass sie diese Art der journalistischen Arbeit schätzen und erhalten wissen wollen.

Ich sage es von Herzen noch einmal: Was ich gestern erlebt habe, hat mich sehr berührt. Nachdem ich auf meiner Webseite veröffentlichte, dass meine Bank mir die Konten gesperrt/blockiert hat, erreichten mich in kürzester Zeit Unmengen von virtueller Post und Unterstützung. Die meisten von Ihnen kenne ich leider nicht persönlich. Umso erstaunlicher Ihre spontane Herzlichkeit und ihre Hilfsangebote. Danke dafür.

Überrascht war ich auch von der einen oder anderen prominenten Stimme, die mir ihre Solidarität bekundete. Dabei auch Kollegen, die meine Arbeit ansonsten eher nicht positiv wahrnehmen. Auch das hat mich gefreut.

Ich wartete ein paar Tage, bis ich die Sperre der Bank veröffentlichte. Ich habe es mir damit weiß Gott nicht leicht gemacht. Ich sprach jeden Tag mit der Bank. Leider ohne jedes Ergebnis. Nicht einmal einen konkreten Grund war man bereit, mir zu nennen.

Ihre Unterstützung zählt

Mit PayPal

Gesprochen habe ich aber wohl nur mit einem Call-Center der Bank, das meine dringenden Beschwerden nur weiterreichte. Ohne jedes Echo. Ein Geldbetrag ist dort weiterhin eingefroren. Bis heute habe ich keine Nachricht von der Bank bekommen.

Keine Nachricht bekam ich leider auch von einigen früheren journalistischen Weggefährten. Das hat mich allerdings überrascht. Zwar ist mir der raue Umgang und der teilweise bizarre Konkurrenzkampf in diesem Gewerbe durchaus bewusst. Aber wenn ich von mir selbst ausgehe, wie ich hoffentlich reagieren würde, dann staune ich mit hochgezogener Augenbraue über diese Leerstellen.

Und weil so viele von Ihnen so freundlich nachfragten: Ich befinde mich mit dieser Kontoblockade in einer gewissen emotionalen Komfortzone. Warum? Weil ich nicht der Erste bin, der diese Erfahrung gemacht hat. Ich habe es ja bei einigen Kollegen schon gesehen, der Überraschungseffekt der Maßnahme gegen mich war also überschaubar.

Ich darf das vielleicht erzählen: Gestern habe ich mir eine Auszeit genommen und bin mit meinem Bruder nach Frankfurt gefahren. Von dort aus haben wir uns in Offenbach eine Show mit Jeff Beck und Johnny Depp angeschaut. Vorher, nachher und währenddessen erreichte uns im Minutentakt Post von Lesern, die wir noch bis in die späte Nacht gelesen haben. Herzlichen Dank dafür.

Waren Sie schon einmal in Offenbach? Eine Art Zeitreise. Diese turnhallenartige Stadthalle muss für die prominenten Amerikaner ein kleiner Schock gewesen sein. Was da immer noch als „multifunktionales Kongress- und Veranstaltungszentrum“ angepriesen wird, hat etwas von Avon-Beratung und Tupperware-Party. Und man schaut instinktiv öfter Mal an die Decke, weil man fürchten muss, der Bau aus den 1960er Jahren würde womöglich bei zu lauten Drums & Bass-Attacken auf der Bühne in sich zusammenstürzen.

Also nein: Nur, weil eine Bank sich willfährig mit faschistischen Trollen gemein macht, weil man sich davon womöglich irgendwelche wie auch immer gearteten Vorteile erhofft, bricht die Welt nicht zusammen. Es fühlt sich allenfalls für den Moment so an, weil man so wütend darüber ist. Und natürlich noch einmal mehr, wenn man selbst betroffen ist.

Meine Schlagzeile: „Meine Existenz soll vernichtet werden“ war sicher auch der Erregung geschuldet. Denn dazu gehört sicher mehr als nur die Blockade eines Kontos.

Vielen Dank für Ihre großzügige Unterstützung, Ihre herzliche Aufmunterung und ihre umfassende Solidarität.

Ihre Unterstützung zählt

Mit PayPal


Auf eine Nachricht will ich zum Schluss noch näher eingehen, über die ich noch etwas länger nachgedacht habe: Ein prominenter kritischer Geist bekundete mir seine Solidarität und teilte meine Empörung über „diese antidemokratische Verhaltensweise“. Allerdings beschwerte sich die Person auch darüber, dass der Begriff „Linke“ öfter abwertend in meinem Text vorgekommen sei.

Dass das einen echten Linken empört, kann ich sehr gut verstehen. Nichtsdestotrotz aber definieren sich viele Trolle, Faschisten und Menschen mit totalitärem Gestus heute links. Möglicherweise tut es hier Not, dass sich Herzenslinke noch energischer gegen ihre falschen Schwestern und Brüder abgrenzen? Derjenige, der mir diese aufmunternden Zeilen schrieb, macht das übrigens regelmäßig auf seinem Portal. Was ihm zur Ehre gereicht.

Also: Weiter geht’s. Nicht in Offenbach, sondern nach wie vor hier im Harz- und Heideland. Wofür ich – nichts für ungut, liebe Offenbacher – sehr dankbar bin. Danke also auch dafür, zu sein, wo man ist. Zu stehen, wo man steht. Fest und erdverbunden, wie es in unserem Niedersachsenlied heißt.

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