Wie ein hochsubventionierter Medien-Hochstapler zum Staatsrisiko wurde – und Merz trotzdem nicht wagt, ihn fallenzulassen

Das Tegernsee-Netzwerk: Weimer muss auf Teufel komm raus gehalten werden

von Alexander Wallasch (Kommentare: 5)

Merz kann Wolfram Weimer nicht entlassen, weil er sich damit selbst belasten würde.© Quelle: YouTube/Bundestag, Screenshot

700.000 Euro bayerische Fördergelder, nachträglich geschönte Bilanzen, massenweise gelöschte Artikel, ein Treuhänder als Warteschleife für künftige Gewinne und ein exklusiver Gipfel, auf dem Söder, Klingbeil und die Wirtschaftsministerin seit einem Jahrzehnt den nächsten Machtblock zusammenschweißen. Wolfram Weimer ist nicht mehr nur Kulturstaatsminister. Er ist der Preis, den Friedrich Merz für sein Tegernsee-Netzwerk bezahlt – und den er sich nicht leisten kann, aufzugeben.

Ich habe gewettet, dass Kulturstaatsminister Wolfram Weimer bis Silvester nicht mehr im Amt ist. Mittlerweile glaube ich, dass ich diese Wette verlieren werde. Das soll aber alles andere sein, als ein Beleg dafür, dass die Anschuldigungen gegen Wolfram Weimer schwach oder schwächer wären als ursprünglich gedacht. Das Gegenteil ist der Fall.

Die Unterlassungsklagen, die Urheberrechtsverletzungen, die nächtlichen Löschorgien der Weimer Group, die gefakten Lebensläufe, die gefakte Unternehmensvita, das Geschäftsgebahren innerhalb der Familie Weimer, die vielen gefakten Partner, die alle nach und nach gelöscht wurden, die Bilanzfälschungsvorwürfe und viele mehr – das alles sind multiple Ereignisse, die einen Rücktritt bzw. eine Entlassung von Wolfram Weimer sogar zwingend machen.

Was hier mittlerweile passiert und warum Wolfram Weimer nicht entlassen wird, ist hochpolitisch. Der Bundeskanzler – und damit die Bundesregierung – befürchten offenbar, dass mit der Entlassung auch sein eigener Stuhl wackelt. Aber wie kann das sein, bei einem so unbedeutenden Posten wie dem des Kulturstaatsministers?

Offensichtlich gibt es hier langjährige Verbindungen und Abhängigkeiten zwischen Merz und Weimer, die dem Kanzler gefährlich werden können. Umso länger Weimer im Amt bleibt, desto kritischer muss man auf den Kanzler schauen, der ihn nicht entlässt.

Merz muss jetzt Gründe anführen, warum er das nicht tut. Sein Auftritt in Südafrika reicht dafür nicht aus, als er pauschal jeden Vorwurf gegen Weimer vom Tisch gewischt hatte. Und jetzt rächt sich zudem, dass man die Affäre Weimer zu Beginn deutlich unterschätzt und eine falsche Strategie geführt hat, der man hinterherlaufen musste bis hin zur aktuellen Stunde Weimer/Wallasch im Deutschen Bundestag am 12. November 2025.

Im Plenum der nächste kapitale Bock mit der Strategie, dass die AfD hinter diesem Komplott stecke. Das wurde allerdings schon damit ad absurdum geführt, dass Mitte Oktober nach den Enthüllungen von Alexander-Wallasch.de weitere Folgeberichte zur Causa Weimer auch bei „Spiegel“ und „T-Online“ erschienen, die regelmäßig regierungsnah eingeordnet werden.

Entlarvend ist zudem, dass der Kanzler im Südafrika-Interview erklärt hatte, alle Anschuldigungen seien falsch, sich dabei aber gezielt nur auf die Behauptung fokussiert hatte, Weimer habe Einfluss auf Politiker vermarktet und dafür Geld genommen.

Das hielt Merz offenbar für angreifbar genug, dass er ein Interesse daran hatte, dass der große Karren an Hochstapelei, Anschuldigungen, Vorwürfen, Verfehlungen, Betrügereien und Tricksereien in Summe zur aktuellen Stunde führten, in einem Abwasch vom Tisch geräumt werden sollte.

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Merz hat sich festgelegt: „alles falsch“. Dabei bezog er sich jedoch ausschließlich auf den Vorwurf, Weimer habe Einfluss auf Politiker verkauft. Genau da steht und fällt die Causa Weimer: Profitiert er weiterhin vom Unternehmen oder nicht? Die Antwort ist eindeutig ja. Ein Treuhänder ist nichts als eine aufgeschobene Sparbüchse – ein bequemer Wartesaal, bis man wieder unbehelligt an die Gewinne kann.

Friedrich Merz hat sich angreifbar gemacht und kann es jetzt nicht mit einer ihn selbst schützenden Entlassung bewenden lassen. Er stünde anschließend automatisch selbst im Fokus der Ermittlungen und Recherchen der Medien. Die Affäre Weimer ist die Staatsaffäre Merz.

Zudem ist längst offenbar geworden, dass am Tegernsee auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel tatsächlich seit einem Jahrzehnt eine Art Kaderschmiede „Machterhalt“ im Halbverborgenen gepflegt, vorbereitet und vorangetrieben wird.

Man muss hier zwingend mitdenken, wer alles zum engeren Kreis des Ludwig-Erhard-Gipfels gehört. Da ist nicht nur die Wirtschaftsministerin, da ist nicht nur der grundsätzlich unbedeutende Posten des Kulturstaatsministers. Es ist vor allen Dingen auch Lars Klingbeil, der nicht erst seit gestern ebenfalls immer wieder am Tegernsee präsent ist – und der mittlerweile Vizekanzler und Finanzminister geworden ist.

Hier geht es auch nicht darum, dass man sich zufällig auf irgendwelchen Events getroffen hat. Dieser Gipfel ist offensichtlich auch zur Schnittstelle geworden zwischen CDU und CSU. Hier wird der Unionskitt geschmiedet, der in der Vergangenheit immer wieder brüchig war – siehe die Paarung Merkel und Seehofer und die Probleme, die Helmut Kohl mit dem Partner in München hatte.

Merz kann Wolfram Weimer nicht entlassen, weil er sich damit selbst belasten würde. Und Weimer sieht im Ludwig-Erhard-Gipfel mittlerweile so etwas wie sein Vermächtnis. Aus der Hochstapler-Familie soll eine Weimer-Dynastie der Königsmacher werden. Sohn Wim Weimer steht schon auf der Rednerliste des Gipfels in einer Reihe mit den großen Unternehmensleitern und Politikern wie Markus Söder, Karolin Reiche und Thorsten Frei.

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